Brettspiel-Test: Star Wars: Das Kartenspiel (Sammelkartenspiel / Living Card Game)

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Fähigkeiten und Verstärkungen

Das Artdesign ist stimmungsvoll, die Auswahl an Motiven groß. Schön ist, dass es thematisch zusammen hängende Reihen gibt.
Das Artdesign ist stimmungsvoll, die Auswahl an Motiven groß. Schön ist, dass es thematisch zusammen hängende Reihen gibt.
Wie in vielen anderen Kartenspielen gibt es limitierte, schützende sowie Elite-Einheiten, zig Ereignisse und auch Verstärkungen, die einzelne Helden schlagfertiger machen: Das Jedi-Lichtschwert bringt seinem Träger zusätzliche Angriffe, das Shii-Cho-Training erlaubt multiple Schadensverteilung, das uralte Monument verleiht einem mehr Macht. Apropos: Diese übersinnliche Fähigkeit spielt auch eine Rolle, denn man kann drei seiner Einheiten gezielt in der Macht ausbilden, so dass man im Wettstreit zwischen dunkler und heller Seite die Oberhand behält.

Das wird wiederum durch den Gleichgewicht-Marker symbolisiert und bringt direkte Vorteile: Jedi dürfen einem Ziel einen Schaden zuführen, Sith dürfen den Todessternanzeiger weiter drehen. Scheint es in den ersten Spielen noch so, dass die Jedi einen Vorteil haben, gleicht sich das im weiteren Verlauf immer mehr aus und es kommt zu einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen: Zwar müssen die Jedi nur drei Ziele zerstören, aber die Sith drehen den Todesstern immer für alle bereits erledigten Ziele vorwärts – also die alten mitgerechnet.

Zusammenhängende Kartenreihen

Jede Karte kostet beim Ausspielen Rohstoffe, die man über Länder/Einsatzziele erntet.
Jede Karte kostet beim Ausspielen Rohstoffe, die man über Länder/Einsatzziele erntet. Hier ein klassischer Konter: Der Gegenschlag.
Das Besondere an Star Wars: Das Kartenspiel ist, dass man sein Deck aus 48 Karten nicht willkürlich aus allen, sondern aus acht thematisch zusammen hängenden Kartenreihen erstellt: Die sind nummeriert und bestehen aus Orten, Helden, Ereignissen oder Verstärkungen. Im Set 1 der Jedi ist z.B. neben Luke Skywalker auch das Lichtschwert, die Fertigkeit „Vertraue deinen Gefühlen“ oder das Trainingsgelände von Dagobah enthalten. Leider gehen die Verbindungen der Karten nicht so weit, dass sie auch im Spiel für effiziente Kombos sorgen, zumal sie ja alle mit den anderen Reihen gemischt werden.

Ihr seid nicht zufrieden mit Jedi oder Sith? Kein Problem: Im Grundspiel sind noch weitere Fraktionen enthalten, darunter die Rebellenallianz sowie die Schmuggler und Spione für die helle Seite, die imperiale Flotte sowie der Abschaum und die Kriminellen für die dunkle Seite – insgesamt befinden sich 240 ansehnlich designte Karten im Spiel. Zu Beginn empfiehlt es sich jedoch, eines der vier vorgefertigten Decks zu wählen, die man später nach eigenen Wünschen anpassen kann. Regeln dafür sowie für offizielle Turniere sind in der angenehm illustrierten und leicht verständlichen Anleitung enthalten. Wie bei anderen
Was ist ein "Living Card Game"?

Eigentlich dasselbe wie ein "Trading Card Game" à la Magic: the Gathering mit anderem Vertriebsmodell: In einer Grundbox findet man bereits viele Karten vor und braucht später keine Booster oder gar einzelne Karten kaufen, sondern Themendecks, die das Spiel bzw. eigene Deck "lebendig" halten - und man weiß immer genau, was drin ist. Wir werden uns demnächst andere Vertreter wie "Game of Thrones" oder "Android: Netrunner" anschauen.
„Living Card Games“ sind bereits weitere Themendecks erschienen bzw. angekündigt.

Fazit

Nachdem ich jahrelang viel zu viel Geld in Magic: The Gathering versenkt habe, wollte ich eigentlich die Finger von „Trading Card Games“ lassen – auch von den neuerdings so beliebten „Living Card Cames“. Aber wer sich diese Box kauft, bekommt mit 240 Karten verteilt auf sechs Fraktionen genug Raum für Experimente, so dass man lange Zeit ohne Nachkäufe stimmungsvollen Star-Wars-Spaß haben kann. Das Spielprinzip setzt zwar auf klassische Elemente wie Erschöpfung, Verstärkung, Konter und Ereignisse, aber bietet einige interessante Kniffe wie das Bluffen um den Vorteil, das Ringen um die Macht sowie unterschiedliche Spielziele. Das klassische Artdesign im Stil der alten Filme und das flotte Kampfsystem sorgen für kurzweilige und trotz des unvermeidlichen Zugglücks angenehm taktische Unterhaltung.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

Kommentare

=paradoX= schrieb am
Eigentlich könnte man durchaus alle Fantasy Flight LCGs testen. Wobei Call of Chthulu wohl nicht mehr aktuell ist, aber AGoT ist auch exzellent.
danibua schrieb am
Vegan Gamer hat geschrieben:@danibua: Also ich empfinde den Deckbau bei Star Wars alles andere als angenehm :) Also theoretisch ist es ja eher einfach: 10 Einsatzziele wählen (bzw. 5 und dann jedes 2 mal, wenn man zwei Grundspiele hat) und fertig. Praktisch braucht man aber für ein gutes Deck immer den Überblick über alles was die Karten im Set können, und muss immer 5 Karten gegeneinander abwägen. Okay, ich hab' auch noch nicht besonders viel Deckbau betrieben in SW, aber ich fand es eher schwierig den Überblick zu behalten.
Auf Mage Wars freue ich mich aber auch schon :)

Wirklich? durch diese 6er Kartensets finde ich das ganze wirklich relativ leicht zu handhaben und nach einigen Partien kann man sich doch recht schnell einen Überblick über den Kartenpool verschaffen. Das ganze ist bei anderen LCGs/TCGs ja auch nicht anders mit dem Unterschied das ich hier halt einzelne Karten austauschen kann und bei SW halt ein komplettes 6er Set hinzufüge.
Leichter (von den LCGs die ich kenne) finde ich den Deckbau eigentlich nur beim Herr der Ringe LCG weil der wählbare Kartenpool halt relativ klein ist (nachdem mehr als die Hälfte der Karten in den Packs für das Abenteuerdeck bestimmt ist) und man dadurch relativ leicht den Überblick behält.
Bei Mage Wars hoffe ich halt ein paar Mitspieler zu finden, in der ländlichen Gegend in der ich wohne ist das halt oft nicht so einfach und ob mans via OCTGN spielen kann wird sich noch zeigen, aber das Spielprinzip mit den Zauberbüchern gefällt mir äusserst gut!
@enesty
Also meine Kleine verweigert sich bei Netrunner bisher komplett - ist ihr mit den ganzen Begriffen etwas zu "strange" und irgendwie gar nicht ihr Szenario - zumal sich das ganze durch die asynchrone Spielweise ganz und gar nicht einfach spielt - ich würde jedenfalls nicht darauf spekulieren das sich deine Freundin dafür begeistern lässt :-) - vor allem wenn sie mit komplexeren Spielen ansonsten nix am Hut hat
A propos - ich finds generell toll das auf 4players immer wieder...
Enesty schrieb am
danke für eure Antworten. Werd mir mühe geben Netrunner bei mir daheim gespielt zu kriegen ;)
Ooipooi schrieb am
Gut, da hast du natürlich auch wieder recht :)
=paradoX= schrieb am
Jo, das ist mir klar. Dafür ist bei Magic Turnieren aber auch wesentlich mehr Geld im Spiel. Bei Netrunner bekommt Promokarten und Spielmatten, bei Magic halt Bares. Gleicht sich irgendwie aus, wenn man denn gut genug ist um auch zu gewinnen :)
schrieb am