Brettspiel-Test: 7 Wonders (Kartentaktik & Aufbau)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Asmodee
Release:
10.08.2010
Spielinfo Bilder  
Verzahnung von Gebäuden und Boni

Wer z.B. im ersten Zeitalter die Bäder für einen Stein errichtet hat, kann das Aquädukt im zweiten Zeitalter umsonst auslegen – alle anderen müssten satte drei Steine zahlen! Neben diesen Zweier- gibt es auch Dreierketten wie Theater, Statue und Gärten, so dass sich gezieltes Spezialisieren in den farblich klar markierten Bereichen Forschung (grün), Profanbauten (blau), Handel (gelb) oder Militär (rot) lohnt. Hinzu kommen die Gilden, die spezielle Boni für jede vorhandene Farbe bei den Nachbarn verleihen. Wenn die vor allem rote Militärgebäude errichtet haben, lohnt sich z.B. die Gilde der Spione.

Das Mausoleum von Halikarnassos: Oben links die produzierende Gebäude, unten links der erste Teil des Weltwunders, oben zwei Profanbauten.
Das Mausoleum von Halikarnassos: Oben links die produzierende Gebäude, unten links der erste Teil des Weltwunders, oben zwei Profanbauten.
Ihr wollt eine Revanche? Okay, los geht‘s! Im Gegensatz zu den meisten historischen Aufbauspielen ist 7 Wonders angenehm knackig. Man kann mit vier Personen in einer guten halben Stunde mit den drei Zeitaltern fertig sein. Und trotz dieses Tempos ist das Spiel angenehm taktisch, vielfältig und interaktiv. Mit seinen direkten Nachbarn, links und rechts am Tisch, kann man während der Zeitalter handeln, indem man für Produkte zwei Münzen übergibt. Baut man z.B. einen Markt, muss man nur noch eine Münze zahlen.

Für Einsteiger und Experten

Aber Vorsicht: Am Ende jedes Zeitalters wird auch die Militärstärke mit den Nachbarn einfach numerisch verglichen, wobei der Verlierer einen Minuspunkt, der Gewinner je nach Zeitalter einen, drei oder gar fünf Pluspunkte bekommt. Schön ist, dass die edel illustrierten Weltwunderbögen zweifach bedruckt sind; quasi für Einsteiger und Experten.

Wer sich für letztere Variante entscheidet, wird z.B. die Pyramiden nicht in drei, sondern vier Schritten ausbauen oder darf mit den Hängenden Gärten auch die siebte Karte eines Zeitalters einsetzen – ansonsten wird diese abgelegt.

Jede der sieben Karten miT Weltwunder hat zwei Seiten mit unterschiedlichen Boni.
Jede der sieben Karten mit Weltwunder hat zwei Seiten mit unterschiedlichen Boni.
Es lohnt sich also, mit den unterschiedlichen Startbedingungen der sieben Zivilisationen bzw. Weltwunder zu experimentieren.

Was gefällt nicht so gut?

Da gibt es nicht viel. Das ist ein Spiel, das in sich gut funktioniert und sehr ansprechend illustriert wurde. Einsame Nörgler könnten bemängeln, dass es keine Solovariante gibt. Und zu zweit muss man sich etwas umstellen: Die Regeln sind etwas komplexer, es fehlt natürlich die Interaktivität und man muss zwei zusätzliche Karten für Grenze sowie eine freie Stadt managen - aber daran gewöhnt man sich.

Fazit

Endlich bin ich dazu gekommen, 7 Wonders vorzustellen. Ihr kennt es noch nicht? Aber ihr mögt Kartentaktik und historische Aufbauspiele? Dann solltet ihr unbedingt zuschlagen! Die offiziellen Spiele des Jahres sind ja selten mein Fall: Weder Dixit, Qwirkle noch Hanabi haben mich überzeugt. Aber bei den Kennerspielen des Jahres sieht es anders aus. Schon Village war klasse und auch 7 Wonders hat sich diese nationale Auszeichnung 2011 sowie zig weitere aus aller Welt redlich verdient. Es vereint taktische Vielfalt mit edler Präsentation, einfache Regeln mit viel Spieltiefe. Aufgrund der stets rochierenden Karten läuft jede Partie anders, das Artdesign erinnert an Civilization, die Spannung bei der finalen Abrechnung an Agricola. Während man anlegt, kombiniert und handelt, merkt man gar nicht, dass das Spiel schon wieder um ist. Hier muss man nicht zwei, drei Stunden entwickeln, sondern düst in einer halben bis dreiviertel Stunde durch drei Zeitalter – das ist Aufbau und Kartentaktik par excellence! Ein knackiges, aber gleichzeitig anspruchsvolles Spiel, das man auch nach Jahren noch auf den Tisch bringt. Und das ab jetzt auch in unserer Bestenliste vertreten ist.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Oynox schrieb am
Bin über die Weihnachtstage an ein neues Exemplar für 20? herangekommen (Glücksgriff bei ebay kleinanzeigen) und habe mich schon riesig darauf gefreut es mit meiner Familie zu spielen, da man es ja zu siebt spielen kann.
Die erste Runde war sehr anstrengend, weil meine Eltern nicht richtig wussten, wie sie spielen sollten, obwohl ich dachte, dass die Spielmechanik doch recht simpel ist. Lag aber vielleicht auch an der späten Stunde und dem Alkohol...
Als wir es am nächsten Tag dann nach dem Mittag gespielt haben, lief es rund und hat ordentlich Spaß gemacht. Habe zwar von Rund 6 Runden bisher nur eine gewonnen, aber Spaß machen tut es trotzdem.
Bin ehrlich gesagt erst wirklich heiß darauf geworden, weil ich in der Spielewiese 7 Wonders Duel gespielt habe, eine speziell für 2-Spieler durchdachte Version des Spiels und direkt begeistert war. Habe es dann dort gleich mitgenommen und jetzt schon viele, viele Runden mit verschiedensten Spielern gespielt. 7 Wonders kommt in der "2-Spieler-Expertenversion" nicht annähernd an die Tiefe von Duel. Der Spielablauf ist noch fixer, vor allem ein richtiger schlagabtausch. Hinzu kommt eine teilweise Strategische Komponente, wie man den Gegner TATSÄCHLICH durch die Wahl der Karten in die Enge und somit sein Spiel beeinflussen kann. Das fällt mir im Hauptspiel doch recht schwer, weil ja immer nur 1 aus 7, bzw. weniger Karten weggenommen werden kann.
Kann es nur empfehlen mal anzuschauen, schreibe vielleicht nochmal etwas dazu.
Farbenfroh77 schrieb am
Ich habe mittlerweile einige Partien hinter mir. Meist zwischen 3 und 6 Spielern, mal mit, mal ohne Erweiterungen. Ich finde allerdings, dass meist derjenige gewinnt, der sich auf die grünen Karten spezialisiert hat. Die Ballance zwischen den verschiedenen Farben stimmt nicht ganz, zumindest kommt es mir so vor. Geht euch das auch so? Mit den Erweiterungen (Leader) wird dieser Effekt etwas abgeschwächt. Evtl. liegt es auch daran, dass in unserer Gruppe die Spieler meist damit beschäftigt sind, sich um ihren eigenen Aufbau zu kümmern und selten darauf geachtet wird, welche Karte man dem Gegner zukommen lässt.
mekk schrieb am
Wahrlich ein tolles Spiel.
Wundert mich schon ein wenig, dass der Test erst jetzt kommt. :D
Renegade02 schrieb am
Ich habe es auch schon seit Ewigkeiten, ebenso wie Leaders, Cities und das Wonders Pack.
Ohne die Erweiterungen wäre es aber etwas eintönig geworden, weil es in meiner Gruppe
sehr oft gespielt wurde.
Ich freue mich aber auf die Babel Erweiterung.
Nil0 schrieb am
golgi hat geschrieben:Mal sehen: Pyramiden, Koloss, hängende Gärten, Leuchtturm, irgend ne Zeus Statue und ne krypta. Immerhin 6 :Hüpf:
Nicht schlecht, bloß eine Bibliothek vergessen. Ich weiß es aber ehrlich gesagt auch nur durch das Spiel. xD
7 Wonders ist toll und Jörgs Brettspielempfehlung ist auch mal wieder gut gelungen. Lediglich den letzten Abschnitt finde ich überflüssig und auch für zwei Personen würde ich 7 Wonders nicht unbedingt hervorkramen. Da gibt es schönere Titel.
Auf jeden Fall ein Super-Titel, ich finde es umso schöner, je mehr Teilnehmer am Tisch sind. Allein dem Wettbewerb wegen.
schrieb am