Mario Kart 827.04.2017, Jan Wöbbeking

Im Test: Der Partyspaß für fast überall

Spielt wo und wie ihr wollt: Mario Kart 8 (ab 114,99€ bei kaufen) Deluxe soll zu einem der ersten großen Verkaufsargumente für die Mehrspieler-Möglichkeiten der Switch werden. Der ultimative Partyspaß oder ein bloßes Inhalts-Update? Diese Frage beantworten wir im Test des für Switch aufgemotzten Wii-U-Rennspiels.

Bloßes Update oder üppige Deluxe-Fassung?

Um es kurz zu machen: Ja, im Grunde handelt es sich nur um ein Inhalts-Update der Wii-U-Version mit Grafik-Verbesserungen. Allerdings eines, das sich gewaschen hat: Statt den seinerzeit schon umfangreichen 32 Kursen sind diesmal satte 48 Stück dabei. Die „gewöhnlichen“ Rennstrecken stammen allerdings allesamt aus damaligen DLC-Paketen. Zurückgekehrt sind die auf Wii U fehlenden Arenen: Endlich jagt man sich bei Ballonkampf & Co. wieder gegenseitig über geräumige Schlachtfelder statt ungeeigente Standard-Rennstrecken. Diesmal sind acht Schauplätze dafür enthalten. Am meisten Spaß machen aber wieder die klassischen Rennen und Rennserien auf der Piste. Wie gehabt düst man mit wilden Positionswechseln um die Bestplatzierung, startet Drifts und kleine Sprung-Stunts für den Boost. Des Weiteren attackiert man natürlich die Konkurrenz mit vielen fiesen Extras wie Bananenschalen, verschiedenen Panzern oder Hilfmitteln, die Einsteigern auf die Sprünge helfen. Dazu gehören z.B. der blaue Panzer oder Kugelwilli, welche offenbar ein wenig entschärft wurden, so dass sich Nachzügler bei unserem Test nicht mehr ganz so oft zurück ins Feld mogeln konnten. Für Anfänger wie kleine Familienmitglieder gibt es zudem eine „Schlau-Steuerung“, die automatisch Gas gibt oder dafür sorgt, dass man nicht von hohen Pfaden purzelt. Achtet darauf, diese Optionen vorm Spielstart nicht aus Versehen zu aktivieren – auch eine Bewegungssteuerung steht dort zur Wahl.

Video: Exklusive Szenen aus dem Triforce-Cup.

Wer mehr über die Spielmechanik und kombinierbaren Fahrzeuge der gewöhnlichen Rennen erfahren möchte, sollte einen Blick auf den Test des Wii-U-Originals werfen. Dort gehen wir auf die Feinheiten des nach wie vor richtig schön turbulenten Party-Rennspiels ein. In diesem Nachtest konzentrieren wir uns auf die Besonderheiten in der Deluxe-Fassung für Switch. Neu dabei sind etwa die Feder und der Geist Buu Huu, mit deren Hilfe man Kollisionen mit Bananen und Panzern vermeidet oder sogar anderen Spielern ihre Extras stibitzt. Zudem darf man jetzt gleich zwei Extras gleichzeitig einsammeln, so dass man im Notfall besser gerüstet ist.

Hübsch und flüssig

Dank der etwas potenteren Technik laufen die kunterbunten Rennen auf dem Fernseher in 1080p, im Handheld-Mode in den nativen 720p des Bildschirms. Bei bis zu zwei Teilnehmern läuft die Grafik grundsätzlich mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde, im Splitscreen für drei bis vier Spieler bleibt es immerhin bei durchgehend stabilen 30 Bildern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ansehnlich war der Fun-Racer schon auf Wii U, doch jetzt flutscht das Gewusel noch etwas detailreicher über einen Full-HD-Schirm, zumal die Entwickler auch bei Beleuchtung und Effekten einen Deut zugelegt haben. Am besten passt die kunterbunte Welt mit ihren klaren Linien aber zum Schirm des Handhelds, auf dem die knalligen Farben besonders gut zur Geltung kommen. Im Mobilbetrieb bietet Mario Kart 8 Deluxe eine der bislang beeindruckendsten Kulissen auf Nintendos neuer Konsole – und die mit Abstand sauberste.

Splatoon lässt grüßen.

Auch einige DLC-Kurse sind eine echte Augenweide. Der „Wilde Wipfelweg“ weckt schöne Erinnerungen an die Zauberbaum-Kinderbücher von Enid Blyton: Er schlängelt sich durch einen Wald voller gigantischer Baumkronen, zwischen denen man auch schon mal durch eine Wasserrutsche schliddert. Ähnlich stimmungsvoll wirkt die einsteigerfreundliche Hyrule-Piste mit ihrem guten Rhymthmus aus Kurven, Geraden und idyllischen Burgzinnen. Für Abwechslung sorgen auch die überarbeiteten Kurse anderer Nintendo-Klassiker, z.B. das schlichte „eckige“ Excitebike-Stadion mit seinen vielen kleinen Hügeln oder das F-Zero-Exemplar Mute City, auf dem man die neue dritte Turbo-Stufe und den Anti-Schwerkraft-Drive richtig schön ausfahren kann. Nach wie vor gibt es nämlich Streckenabschnitte, auf denen man an Wänden oder sogar der Decke entlang düst: Dann werden die Räder zur Seite geklappt und man schwebt wie ein Wipeout-Gleiter sanft über die Oberfläche von Steilkurven und Schrauben. Die Handhabung der Fahrzeuge ändert sich dabei leider kaum – dadurch wird aber immerhin sichergestellt, dass Einsteiger nicht überfordert werden. Auch die gespiegelten Strecken und die flotte 200-ccm-Klasse sind diesmal von Anfang an mit dabei.

Controller-Vielfalt

Eine Klasse für sich sind auch die mannigfaltigen lokalen Mehrspielermöglichkeiten: Die Details zu allen Verbindungs- und Controller-Optionen findet ihr auf Seite 3. Zusammengefasst gibt es erfreulich viele Möglichkeiten, sich im Wohnzimmer mit zwei bis acht Teilnehmern zusammenzufinden. Egal ob man Pro-Controller einsetzt, die abgezogenen kleinen Joy-Cons benutzt oder sie mit dem "Joy-Con Grip" zu einem Gamepad zusammensteckt: Mit allen Varianten kamen wir gut zurecht. Es gibt allerdings eine kleine Ausnahme: Der "Joy-Con Grip" darf nicht benutzt werden, wenn man bis zu vier Konsolen drahtlos für LAN-Parties miteinander verbindet und jeweils zwei der Teilnehmer auf die geteilten Switch-Bildschirme schauen. Das einfache Steuerungskonzept passt sogar erstaunlich gut zu den etwas fummeligen kleinen Joy-Cons, so dass man selbst damit keinen großen Nachteil in Kauf nehmen muss. Wenn der Switch-Screen vierfach geteilt wird, müssen jedoch alle ziemlich nah zusammenrücken, um genug erkennen zu können. Die knalligen Farben und klaren Linien fördern allerdings die Übersicht, so dass es deutlich übersichtlicher bleibt als bei Super Bomberman R oder beim blitzschnellen Fast RMX.

Neu in der Deluxe-Version auf Switch: Die Schlacht-Modi!

Je mehr Mitspieler, desto lustiger werden natürlich auch die Arena-Kämpfe: Neben der Ballonjagd und drei anderen bekannten Kampfmodi ist auch eine neue Variante dabei, welche zu den lustigsten Disziplinen zählt: In Räuber und Gendarm halten die Polizisten ununterbrochen die coole Pyranha-Pflanze in der Hand, mit der sie das Räuber-Team jagen. Auf der weitläufigen Mondoberfläche oder einem offen gehaltenen Labyrinth vom Super Nintendo ergab sich ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Jäger ihre Opfer erst einmal mit gewöhlichen Zufalls-Extras ausbremsten oder sie auch mal direkt mit der schnappfreudigen Pflanze verfolgten. Unübersichtlicher wurde es wieder auf der verwinkelten Splatoon-Strecke. Landet ein Bandit im Knast, kann er von seinen Mitspielern ähnlich wie im Völkerball befreit werfen: Einfach über einen fetten Knopf fahren und weiter geht es. Auch mit Extras wie Panzern können sich die Verfolgten wehren. Weniger Spaß gemacht haben mir wieder die altbekannte Ballonjagd oder der ermüdende Bob-Omb-Wurf, bei dem man ununterbrochen Bomben auf seine Gegner schleudert, statt andere Extras nutzen zu können. Zudem kehren unter den fünf Kampfmodi ein paar alte Bekannte zurück, darunter das Goldsammeln in „Münzjäger“. Beim „Insignien-Diebstahl“ muss der Stern geschnappt und eine Weile gehalten werden.

Mageres Einzelspielerprogramm

Der Online-Modus für bis zu zwölf Teilnehmer bleibt nach wie vor überschaubar: Hier gibt es einfach gestrickte Rennen, zwischen denen man für kommende Karten abstimmt und in der Chat-Lobby lediglich mit vorgefertigten Text-Kommandos kommuniziert. Zusätzlich lassen sich wieder private und öffentliche Turniere mit weltweiter Bestenliste erstellen, in denen man eine Reihe von Details wie Startzeit, Modi oder das das Spielerlevel bestimmt. Unsere Testmatches liefen ohne sichtbare Lags ab, zumal sich auf Wunsch wieder die Region festlegen lässt.

Man kann nie genug Yoshis haben: Manche Figuren stehen in diversen Farbvarianten zur Wahl.

Oder man fährt in Solo-Zeitrennen gegen die Geister anderer Spieler – auch einfache Einzelrennen sind natürlich wieder enthalten. Im Solo-Bereich hat Nintendo aber die Chance vertan, die Deluxe-Fassung mit einer vollwertigen Karriere auszustatten. Wie auf Wii U werden einem lediglich klassische Grand-Prix-Cups in unterschiedlich schnellen Klassen vorgesetzt, die man für Freischaltungen von Fahrern oder Kart-Teilen abklappert. In Zeiten von abwechslungsreichen Arcade-Rennspielen wie Forza Horizon 3 wirkt das beinahe schon archaisch. Es befinden sich übrigens auch Miis und Figuren aus Splatoon unter den Piloten; Amiibos werden ebenfalls unterstützt. Ein wenig schade ist allerdings, dass es kein abgespecktes lokales „Download-Spiel“ wie auf dem 3DS gibt und daher zwingend pro Konsole eine Kopie des Spiels benötigt wird. Zudem lassen sich die Highlight-Videos vergangener Rennen nicht mehr teilen; auf Wii U war das per Youtube oder Miiverse möglich. Der Voice-Chat in den Lobbies wurde übrigens gestrichen, weil das Chat-System für Nintendos neue Konsole noch nicht fertig ist. Stattdessen kommuniziert man in Mario Kart 8 Deluxe lediglich mit einfachen Chat-Kommandos.

Spielerzahl und Steuerungs-Optionen:

- Lokal, eine Konsole am TV: Bis zu vier Spieler (Splitscreen)

- Lokal, eine Konsole im Tisch-Modus: Bis zu vier Spieler (Splitscreen)

- Lokal, Handheld-Modus, drahtlose Verbindung: Bis zu acht Spieler können sich mit ihrer Konsole verbinden

- Auch gemischte Kombinationen sind lokal möglich. Zwei Spieler können z.B. im Splitscreen auf den TV schauen und ein weiterer Teilnehmer nutzt den Handheld-Schirm seiner drahtlos verbundenen Konsole. Bis zu vier Personen dürfen in diesen Mix-Konstellationen maximal mitmischen.

- Online: Bis zu zwölf Mitspieler. Zwei davon können auch per Splitscreen die gleiche Konsole benutzen.

- LAN-Modus: Bis zu zwölf Teilnehmer, nur möglich mit einem LAN-Adapter für jede Konsole (ab drei Spielern ist natürlich zusätzlich ein Router oder Netzwerk-Switch nötig). Dabei können pro Konsole ein oder zwei Spieler mitmachen. Die Pressemitteilung spricht hierbei explizit vom TV-Modus, wir konnten den umständlich versteckten Modus allerdings auch im Handheldbetrieb erreichen. Wechselt dazu im Hauptmenü auf die Option „Lokales Spiel“, haltet L und R gedrückt (also die vorderen, schmalen Schultertasten) und klickt gleichzeitig den linken Stick.

- Pro Konsole wird grundsätzlich eine Kopie des Spiels benötigt, das wahlweise als Download oder Modul erhältlich ist

In beinahe allen Mehrspieler-Kombinationen dürfen jegliche Controller genutzt werden – also:

- Joy-Cons am Handheld

- Pro-Controller

- einzelne abgezogene Joy-Cons

- zusammengesteckte Joy-Cons an der „Joy-Con Grip“-Halterung, die der Konsole beiliegt

- zusammengesteckte Joy-Cons an der „Joy-Con-Aufladehalterung“.

Eine Ausnahme ist der Tischmodus: Will man drahtlos mit mehreren Konsolen loslegen, bei dem zwei der Teilnehmer auf den geteilten Switch-Screen schauen, dürfen „Comfort Grip“ und „Joy-Con-Aufladehalterung“ nicht benutzt werden. Alle anderen Möglichkeiten sind aber auch hier erlaubt.

Fazit

Mario Kart 8 Deluxe ist das bisher beste Argument für die Möglichkeiten der Switch: Lokal sind die hektischen Rennen das ideale Party-Material! Sobald man sich mit auf der Piste mit Panzern, Banenschalen und anderen albernen Extras bombardiert, werden aus Freunden erstaunlich schnell erbitterte Feinde, die bis zu den letzten Zentimetern nicht locker lassen. Dank mannigfaltiger Controller-Optionen kann man fast überall mit einigen Teilnehmern loslegen. Mit seiner erhöhten Auflösung und der sauberen, leicht aufpolierten Grafik sieht das bunte Treiben noch etwas besser aus als das Wii-U-Original – vor allem auf dem mobilen Screen kommen die knalligen Farben toll zur Geltung. Auch der gestiegene Umfang sowie die Rückkehr des Arena-Modus sind ein klares Plus. Einzelspieler und Internet-Raser sollten sich allerdings gut überlegen, ob die Neuerungen den Kauf der Switch-Fassung rechtfertigen: Das ideenlose Abklappern der simpel strukturierten Solo-Cups wirkt nach wie vor ziemlich altbacken und auch online wären abwechslungsreichere Modi und Herausforderungen drin gewesen. Wer turbulente Rennen mit ein paar Freunden einlegen will, bekommt aber den bislang besten Fun-Racer dafür!

Pro

fantastisch designte, fantasievolle neue Kurse
abenteuerliche Schrauben, Loopings und Steilkurven...
auch alte Strecken wurden toll angepasst
üppiger Umfang mit 48 Pisten
im Mehrspieler eine Riesengaudi mit bis zu acht (lokal) bzw. zwölf Teilnehmern (online)
ausgefeilter Mix aus Fahrkönnen, Streckenkenntnis und Waffeneinsatz
gut ausbalancierte Extras und Boost-Mechaniken
intuitive und flüssige Steuerung
mannigfaltige Controller-Möglichkeiten
beschwingte Orchestermusik und coole Neuinterpretationen
spannende Online-Rennen und -Turniere (inkl. Splitscreen-Einbindung)
Geister aus weltweiten Bestenlisten zum Herunterladen
saubere, stets flüssige Grafik mit 60 bzw. 30 Bildern (bei 3-4 Spielern)
detailreiche, hübsch beleuchtete Kulissen im 1080p bzw. 720p (mobil)
dezent eingebundenes Feintuning durch Mix von Kart-Teilen
zurückgekehrte Arenen sind eine schöne Ergänzung
überschaubare aber sinnvolle Spielmechanik-Neuerungen gegenüber der Wii-U-Fassung

Kontra

wenige Rennmodi
keine vollwertige Einzelspieler-Karriere
...Fahren an Decke oder durchs Wasser nimmt nur leichten Einfluss aufs Handling
statt Voice-Chat nur simple Chat-Kommandos in der Lobby
Highlight-Videos lassen sich nicht mehr teilen (auf Wii U per Youtube oder Miiverse)

Wertung

Switch

Hübscher, umfangreicher und das ideale Partymaterial: Mario Kart 8 Deluxe ist das bisher beste Argument für die Möglichkeiten der Switch!

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