Diablo 3: Reaper of Souls01.11.2018, Marcel Kleffmann
Diablo 3: Reaper of Souls

Im Test: Der Teufel auf Reisen

Ab dem 2. November 2018 dürfen die diabolischen, dämonischen Horden in der Diablo 3: Eternal Collection auch auf Nintendo Switch weggeschnetzelt werden. Für unseren Test haben wir große und kleine Nephalemportale durchschritten, Abertausende von Gegnern erschlagen und legendäre Gegenstände gesucht, die natürlich partout nicht als Beute erscheinen wollen.

Das diabolische Komplettpaket

Nach mehrjähriger Pause erobert Diablo 3 nun auch die Nintendo-Welt auf der Switch. Die sogenannte Eternal Collection beinhaltet das Grundspiel Diablo 3, die Erweiterung Reaper of Souls, das Zusatzpaket Rückkehr des Totenbeschwörers und alle Patches (Stand Version 2.6.0). Sieben Klassen, fünf Akte, der Abenteuermodus (von Anfang an verfünbar) als freie Alternative zur Story-Kampagne und die Seasons sind dabei. Zusätzlich gibt es einige kosmetische Boni, wie Cucco als Gefährten, einen Triforce-Porträtrahmen, dekorative Flügel und ein Transmogrifikationsset auf Basis von Ganondorfs Phantomrüstung. Sogar amiibos werden unterstützt.

Diablo für Neulinge

Für alle, die das Spiel nicht von PC, PS3, PS4, Xbox 360 oder Xbox One kennen: Diablo 3 ist ein Hack-&-Slay bzw. ein Action-Rollenspiel mit Fokus auf Action und steter Charakterverbesserung durch das Sammeln von Gegenständen; Unmengen von Gegenständen.

Der Kamera-Winkel auf den Konsolen ist etwas flacher als auf dem PC. Dadurch gibt es manchmal Probleme mit der Übersichtlichkeit und der Sichtbarkeit bei großen Bossgegnern.
Aus isometrischer Kamera-Perspektive kämpft man sich als übermenschlicher Nephalem durch Dämonenhorden, steigt im Level auf, schaltet neue Fertigkeiten frei und sammelt Gegenstände, welche die Kampfkraft erhöhen - wobei die stärksten Verbesserungseffekte meist neue Waffen, Amulette, legendäre Zusatztexte und Setboni versprechen. Das Spielprinzip geht schnell in Fleisch und Blut über und profitiert hauptsächlich von einem hervorragenden Spieltempo und sehr intensiven, brachialen Kämpfen. Während Diablo 3 in Sachen Charakterentwicklung locker durch andere Spiele (z.B. Path of Exile) in die Tasche gesteckt wird, kommt aktuell kein anderer Titel an die Intensität und Wucht der Kämpfe heran. Story und Co sind dabei eher sekundär. Es geht um das Sammeln von Gegenständen, die Verbesserung des Charakters, die vielfältigen Kampfstile je nach Klasse (modifiziert durch Items) und den actionbetonten Kampf, der im vor allem im Mehrspieler-Modus ungleich mehr Spaß macht.

Wie bei den anderen Konsolen-Fassungen wird der eigene Charakter direkt mit dem linken Stick gesteuert, was im Vergleich zur Mausklick-Steuerung auf dem PC zwar ungewohnt, aber erstaunlich gut funktioniert. Gleiches gilt für die Ausweichrolle, mit der man gegnerischen Attacken aus dem Weg rollen kann, sofern man nicht von Gegnern umzingelt wurde. Beide Änderungen sorgen dafür, dass sich das Spiel auf Konsolen direkter, kontrollierter und actionreicher anfühlt, wobei ich in über fünfzehn Stunden die Ausweichrolle kaum eingesetzt habe. Schließlich haben die meisten Klassen eigene Mobilitätsfähigkeiten. Wer braucht schon eine Ausweichrolle, wenn man als Barbar quer über den Bildschirm springen kann. Das Inventar-, Ausrüstungs- und Beute-Management via Radialmenü geht nach kurzer Eingewöhnungszeit gut von der Hand und profitiert vom großen Inventar (60 Plätze) sowie der praktischen Schnell-Ausrüsten-Funktion inklusive Schnellvergleich mit dem jeweiligen Gegenstand, den man angelegt hat.

Wenn die Kämpfe zu lange dauern, dann muss entweder eine neue Waffe oder andere Ausrüstung mit Synergie-Effekten her oder man senkt den Schwierigkeitsgrad.

Spieler ohne Diablo-3-Erfahrung sollten am besten mit dem Storymodus bzw. der Kampagne beginnen, denn dort werden viele Spielsysteme der Reihe nach eingeführt. Startet man als Neuling im Abenteuermodus könnten die zahlreichen Optionen, wie die großen und kleinen Nephalemportale, Herausforderungen, Nemesis-Kreaturen, sämtliche Handwerker, Kanais Würfel, Saisonreise, infernale Maschine, die Blutsplitter oder die vielen Schwierigkeitsgrade etwas überfordernd wirken. Ansonsten verweise ich auf den Test von Diablo 3: Reaper of Souls (ab 19,98€ bei kaufen) auf PC und Konsolen.

Grafische Abstriche

Die wichtigste Frage ist und bleibt aber, wie spielt sich Diablo 3 auf der Switch bzw. wie gut haben Blizzard Entertainment und das externe Studio Iron Galaxy (Skyrim-Switch) es auf die Nintendo-Konsole gebracht? Die Antwort fällt erfreulich aus: Die Eternal Collection von Diablo 3 spielt sich auf der Switch richtig gut, jedoch muss man einige optische Abstriche in Kauf nehmen. Gerade die Qualität der Texturen (siehe Rüstungsdetails bei der Charakter-Auswahl) und der Effekte leidet deutlich im Vergleich zu den maximalen Grafikeinstellungen auf dem PC. Aber schlecht sieht es keinesfalls auf der Nintendo-Konsole aus, was hauptsächlich dem markanten Artdesign zu verdanken ist.

Eine Frage der Auflösung

Im gedockten Modus läuft Diablo 3 auf der Switch in 960p. Geht man nah an den Bildschirm heran, sind leicht verschwommene oder verwaschene Texturen zu sehen. Wirklich schlimm ist das allerdings nicht. Im Handheld-Modus wird 720p geboten, wobei in diesem Modus die Schriftgröße auf dem Display hart an der Grenze ist. Abgesehen von der Auflösung gibt es keine Unterschiede zwischen dem Handheld- und dem TV-Modus. Der Touchscreen im Handheld-Modus wird nicht verwendet, was bedauerlich ist, da solch eine Funktion das Inventar- und Fertigkeiten-Management deutlich vereinfacht hätte.

Hohes Tempo und stabile Bildwiederholrate

Trotz optischer Abstriche ist das Spieltempo auf der Switch hervorragend. Das Metzelgeschehen läuft butterweich mit weitgehend 60 Bildern pro Sekunde. Nur bei hohem Gegner- und Effektaufkommen wurden sehr leichte fps-Absacker bemerkt, aber die Bildrate ist niemals in nur annährend problematische Bereiche gefallen - und insgesamt gab es nur einen Ruckler.

Viel los und trotzdem bleibt die Bildwiederholrate stabil.
Selbst wenn mehrere Champions und seltene Monster auf der Bildfläche waren und der halbe Bildschirm voll mit Giftflächen, Blitzen, Arkanzauberdrehlasern sowie Mörserbeschuss war, blieb alles reibungslos kontrollier- und spielbar; obgleich es mit der Übersicht nicht immer so einfach ist, vor allem wenn zwei Spieler gleichzeitig im lokalen Ko-op-Modus spielen.

Für den Test wurden zwei Charaktere auf Stufe 70 gebracht. Gespielt wurde hauptsächlich im Abenteuermodus (saisonal) und selbst in kleinen und großen Nephalemportalen (bis Qual V) gab es keine Performance-Macken. Auch nicht, als sich zwei Charaktere mit erhöhter Bewegungsgeschwindigkeit (Pylon) und einer Dauerblitzerei (Pylon der Verbindung) durch das Level brutzelten - alles einwandfrei spielbar.

Lokale Diablo-Schnetzelrunde

Die Switch-Version kann man vollständig offline spielen, hat dann aber keinen Zugriff auf die "Seasons". Dahinter verbergen sich zeitlich begrenzte Events mit leichten Anpassungen, bei denen man neue Charaktere erstellen und um Bestenlisten-Plätze kämpfen kann - jeweils mit neu erstellten, saisonalen Charakteren. Saisonale Charaktere sind nur online verfügbar, da Account und Spieldaten synchronisiert werden müssen. Eine Mitgliedschaft bei Nintendo Switch Online ist hierfür nicht erforderlich.

Beute, Beute, Beute: Ein Besuch im Reich der Schätze und die meisten Gold-Sorgen sind passé.
Ansonsten sind viele Kleinigkeiten gut durchdacht (z. B.  eine Person reicht beim Stadtportal). Nervig ist lediglich, dass die anderen Spieler bei der bildschirmfüllenden Inventar- und Fähigkeitenverwaltung zum Zuschauen verdammt sind. Mehrere Personen können im lokalen Ko-op nur der Reihe nach im Inventar wühlen. Zum Glück gibt es die Schnell-Anlegen-Funktion, die allerdings spätestens beim Erreichen der Maximalstufe und dem Austauschen von legendären Gegenständen durch andere legendäre oder Set-Gegenstände nicht mehr ausreicht. Eine Alternative wäre zum Beispiel ein geteilter Bildschirm (mit Auto-Folgen-Funktion), wenn ein Spieler das Inventar aufmacht, wie es zum Beispiel Warhammer: Chaosbane in diesem Fall anbietet.

Die Eternal Edition kann sogar mit geteilten Joy-Con-Controllern zu zweit an einer Konsole gespielt werden. Die meisten Aktionen funktionieren in diesem Modus ganz gut, solange man nicht die Ausweichrolle nutzen möchte, die mit Bewegungssteuerung (schnelles Bewegen des Controllers) ausgelöst wird.

Weitere Multiplayer-Möglichkeiten

Ansonsten gibt es einen lokalen Mehrspieler-Modus für bis zu vier Spieler - entweder auf einem Bildschirm an einer Konsole oder mit bis zu vier Switch-Konsolen im lokalen Mehrspielermodus. TV- und Handheld-Modus sind miteinander kombinierbar. Für die Nutzung des Online-Mehrspielermodus wird Nintendo Switch Online benötigt.

Fazit

Die Diablo 3: Eternal Collection spielt sich auf Nintendo Switch wirklich hervorragend. Abgesehen von leichten grafischen Abstrichen läuft das dämonische Schnetzelabenteuer von Blizzard Entertainment butterweich und stabil - selbst bei hohem Gegneraufkommen und mit mehreren Personen im lokalen Mehrspieler-Modus. Damit haben die wuchtigen Kämpfe, das erstklassige Spieltempo und die fast endlose Suche nach besserer Ausrüstung und Spielstil-verändernden Synergieeffekten auf der Nintendo-Konsole kaum an ihrer ursprünglichen Faszination eingebüßt hat. Die direkte Steuerung der Charaktere im Vergleich zur PC-Version sorgt auf den Konsolen für etwas mehr Action, wobei das Inventar- und Fähigkeitenmanagement mit dem Ringmenü gut umgesetzt wurde, aber nicht an die Leichtigkeit der PC-Steuerung herankommt; seltsam warum hier der Touchscreen nicht benutzt wird. Ansonsten darf man auch auf der Switch ein kampfbetontes Gemetzel mit eher oberflächlicher Charakter-Entwicklung und wenig Rätseln erwarten, aber im kooperativen Mehrspieler-Modus ist Diablo 3 weiterhin ein Spaßgarant. Blöd ist nur, dass im lokalen Co-Op immer nur ein Spieler der Reihe nach das Inventar verwalten darf. Hier wäre eine Split-Screen-Lösung sicher besser gewesen. Als inhaltliches Gesamtpaket dürfte die Diablo 3: Eternal Collection vor allem Nicht-Kenner des Hack-&-Slay-Titels ansprechen und diejenigen, die es gerade im lokalen Co-Op-Modus spielen möchten ...

Pro

hervorragende und stabile Spielbarkeit auf Switch (~ 60 fps)
inhaltliches Diablo-Komplettpaket inkl. Totenbeschwörer
wuchtige Kämpfe und weitgehend akkurate Kampf-Steuerung
sehr motivierende Jagd nach Beute und Monstern
Sets und legendäre Gegenstände verändern die Spielstile der Klassen
Abenteuermodus mit allerlei Portalen und Co.
Abenteuermodus muss nicht freigespielt werden
direkte Charakter-Kontrolle fördert den Spielfluss
viele kleine Verbesserungen
Eigenschaften und Aussehen von Gegenständen veränderbar
gut angepasster lokaler Co-Op-Modus
vier Spieler möglich - auch online
übersichtliche Inventarführung
teils manipulierbare Umgebungen

Kontra

grafische Abstriche: Texturen, Details und Effekte
lokaler Co-Op: Inventar-Nutzung nur der Reihe nach
lokaler Co-Op: schwierigere Übersicht, weil kein Charakter zentriert ist
lokaler Co-Op: leichte Steuerungsmacken
eher oberflächliche Charakter-Entwicklung und kaum Rätsel
flachere Kamera-Perspektive fördert die Übersicht nicht
Handheld: Touchscreen wird nicht unterstützt
Inventarverwaltung: manchmal hakeliges Radialmenü

Wertung

Switch

Überaus gelungene Umsetzung des dämonischen Schnetzelabenteuers für Nintendo Switch.

Echtgeldtransaktionen

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