Im Test: Ein gezeichnetes God of War?
Unehrenhaft gefallen
Schon auf der Wii U erschien vor zwei Jahren die leicht überarbeitete Valhalla Edition des nordischen Action-Adventures. Den Hype um God of War wollte sich Entwickler-Neuling ThunderLotus Games offenbar nicht entgehen lassen und lieferte vor kurzem auch eine Switch-Umsetzung. Neu dabei ist auf beiden Plattformen ein fordernderer Valhalla-Modus mit mächtigeren Bossgegnern: Zu dem freischaltbaren Kampfmodus gehört ein Timer sowie die Aufzeichnung diverser Statistiken. Auch Grafik und Handhabung sollen minimal an das System angepasst worden sein, was uns in Aktion aber nicht wirklich auffiel. Die Geschichte hat sich natürlich nicht geändert: Da Thora ruhmlos im Kampf gefallen ist, landet sie im nordischen Fegefeuer – dem so genannten Ginnungagap. Dort muss sie den Göttern mit einer Reihe von Prüfungen beweisen, dass sie doch würdig ist, Valhalla zu betreten. Ab und zu sinniert sie über ihre Jugend, ihren Werdegang und andere Erlebnisse aus der Vergangenheit - davon abgesehen bleibt die Geschichte aber leider recht minimalistisch.
Schwankendes Art-Design
Bevor ich das heilende Wasser erreiche, muss ich aber erst einmal im richtigen Rhythmus über glühende Lavarisse sprinten. Das Ziel eines Areals ist meist eine magische Rune, der beschwerliche Weg dorthin führt aber über zahlreiche kleine Inseln und Fjorde. Wer nicht in der halboffenen Welt herumirren möchte, sollte ab und zu einen Blick auf die Karte werfen, die allerdings nicht den aktuellen Standort anzeigt. Mal stoße ich mich auf Flößen übers Wasser, anderswo funktioniere ich mit der Axt ein paar Bäume zur Brücke um. Oder ich provoziere einen Steinriesen dazu, mich mit Felsbrocken zu bewerfen, damit sie sich in der brodelnden Lava zu einer rettenden Brücke formieren. Solche in die Umgebung eingebundenen Wegfindungs-Puzzles lassen sich aber oft schnell durchschauen und sind daher nur mäßig unterhaltsam. Die größte Herausforderung besteht meist darin, sich nicht zu verlaufen oder unbedacht in eine Falle zu tappen.
Attack on Titan
Als stattliche Wikingerin muss sich Thora natürlich auch mit der Axt durch zahlreiche Monster pflügen. Passend zur langsamen Lauf- und Schlaggeschwindigkeit gestalten sich die Gefechte aber eher behäbig. An versteckten Orten kann ich zwar einige Attacken dazulernen und meine Energieleiste aufpäppeln – trotzdem bleiben die Kämpfe meist zu simpel. Die massenhaft durch die Goldmine wuselnden Zwerge z.B. greifen nur im Rudel an und lassen sich dann leicht austricksen. Meist locke ich sie einfach auf eine Treppe oder in einen schmalen Durchgang und schon kann ich sie gemütlich „abernten“. An den trägen Steinriesen dagegen laufe ich oft einfach im Slalom vorbei. Deutlich mehr Spaß machen die knackigen Bosskämpfe, die besser choreographiert und ausbalanciert wurden. Eine Baumgigantin z.B. hält mich effektiv mit aus dem Boden sprießenden Wurzelfallen und Gasattacken auf Abstand, so dass ich nur mit Geduld an ihren Bauch gelange, um dort eine Blume mit der Axt zu malträtieren.
Fazit
Jotun hinterlässt bei mir nach wie vor einen halbgaren Eindruck. Die surreale Vorhölle und die eingestreuten Mythen machen Lust auf mehr, doch die Geschichte konzentriert sich zu selten auf die Heldin. Auch spielerisch bietet der Mix aus Axtkampf und Umgebungsrätseln zu wenig Fleisch. Die simpel gestrickten Gefechte gegen Steinriesen, Zwerghorden und anderen Wesen aus der nordischen Vorhölle fühlen sich eher wie eine lästige Notwendigkeit an. Die Wegfindungsrätsel konnten mich ebenfalls nur manchmal motivieren. Deutlich spannender wird es in den knackigen Bosskämpfen, in denen man Geduld beweisen, Taktiken ausknobeln und gelernte Kräfte einsetzen muss, während man unaufhörlich von einem Giganten und seinen Helfern unter Druck gesetzt wird. Wer sich von der oft dominierenden Monotonie nicht aus der Ruhe bringen lässt, kann die Reise wagen: Der Ausflug nach Ginnungagap verströmt schließlich eine ganz eigene mystische Atmosphäre.
Pro
Kontra
Wertung
Switch
Die surreale Welt besitzt Potenzial, doch Kämpfe und Rätsel bleiben oft zu simpel und monoton.
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