Skylanders: Imaginators03.03.2017, Mathias Oertel
Skylanders: Imaginators

Im Test: Mehr Freiheit, mehr Spaß?

Skylanders, der Urahn der "Toys-to-Life"-Spiele ging bereits letztes Jahr mit Imaginators in eine neue Runde. Mit der Rückbesinnung auf die Ursprünge als kindgerechtes Action-Adventure. Und man gibt dem Spieler mehr kreative Freiheit als je zuvor: Man darf seine eigenen Figuren erstellen. Ob dem Konzept dadurch neues Leben eingehaucht wird und wie die Figurenwechsel auf einem Mobilsystem gelöst werden, klären wir im Test.

NFC statt Portalflut

Nach fünf Jahren Skylanders und entsprechenden Portalen geht man auf Switch mit dem mobilen Ansatz einen etwas anderen Weg: Öffnet man die Packung des Starter-Sets, findet man nur die Figuren von Golden Queen und Master King Pen sowie einen Imaginator-Kristall - die Portalhardware sucht man vergebens. Zugegeben: Es wäre unhandlich, wenn man unterwegs ist, auch noch ein Portal mitschleppen zu müssen. Stattdessen nutzt man die NFC-Reader, die im Stick des rechten Joy-Con bzw. an der Oberseite des Pro-Controllers verbaut sind, um die Informationen der Skylander abzurufen und sie in Imaginators verfügbar zu machen. Alle so registrierten Figuren lassen sich über ein Menü austauschen, wenn es im Spiel vonnöten ist. Zwar vermisse ich das haptische Auswechseln ein wenig, doch die Möglichkeit, mit den Skylandern auch unterwegs gegen Kaos und seine Schergen antreten zu können, macht dies wieder wett. Bedauerlicher ist da schon, dass die Daten nicht wieder auf den Figuren abgelegt werden, sondern im Speicher der Switch bleiben. Denn letztlich lebte Skylanders auch davon, dass man seine Figuren auch zu einem Freund mitnehmen, dort ins Spiel einlesen und seinen Fortschritt kontinuierlich ausbauen kann. Doch hier hat der Crash Bandicoot, den ich im Spiel z.B. auf Level 10 habe, bei einem Rückexport in die Xbox-One- oder PlayStation-4-Version weiterhin die Stufe 8, mit der ich ihn auf Switch importiert hatte.

Auf Switch lassen sich alle Figuren auch ohne Portal komfortabel importieren und auswählen.
So bekommt die Switch als Zweitsystem, auf dem man seine Figuren auch unterwegs ständig verbessern kann und dann auf einem "großen" System weiterführt, eine leichte Delle. Darüber hinaus muss man hier mit Einschränkungen leben, da sich nicht alle Elemente verwenden lassen. Bei den grundsätzlichen Figuren geht alles: Giants, SwapForce (allerdings nur die Basisform, nicht eventuelle Kombos), TrapTeam-Charaktere, SuperChargers-Fahrer und auch Skylander der ersten Generation werden problemlos mit ihrem gegenwärtigen Personalisierungsstand erkannt. Und während manche Ergänzugsspielzeuge und die Fahrzeuge aus SuperChargers hier immerhin ein paar prall gefüllte Kisten mit Boni und Bauteilen für die Imaginators freischalten, sind die Fallen aus TrapTeam hier wertlos und werden nicht eingelesen. Fahrzeuge lassen sich aber nicht ins eigentliche Spiel importieren und alle Minigame-Bezüge wie Rennen etc. wurden entfernt. Immerhin sind die Inhalte, die sich hier hinter Bezahlschranken verstecken, relativ gering gehalten - vor allem, wenn man bereits ein paar Figuren der anderen Editionen im Regal hat. Da zusätzliche Anschaffungen immer noch zum erweiterten Spiel gehören, ist man auch hier nicht davor gefeit. Die Kristalle, die für die Kreation benötigt sind (dazu gleich mehr) gehören ebenso in diese Kategorie wie die Sensei-Figuren. Doch wenn man bedenkt, mit welchen Bezahlschranken das Ur-Skylanders Inhalte versperrte, sind die Anforderungen hier vergleichsweise minimal.

Altes Kaos-Leid und neue Figuren

Erzählerisch bleibt man konservativ: Kaos als Erzfeind ist einfach nicht kleinzukriegen und hat erneut die Skylands im Visier, um für Unruhe zu sorgen. Dieses Mal ist er auf ein Buch gestoßen, mit dem er die so genannten  "Doomlander" erschaffen kann - merkwürdige Monster, die es in dieser Form noch nicht in den Himmelslanden zu sehen gab. Und als Portalmeister muss man Feuer mit Feuer bekämpfen. Sprich: Man muss seine eigenen Skylander-Kreationen in den Kampf gegen die Kaos-Schergen schicken. Doch sie sind nicht auf sich allein gestellt. Ihnen zur Seite stehen die "Sensei", Kampf-Großmeister, von denen lernen können. Die Sensei, zu denen in einer besonderen PS4-Edition auch Crash Bandicoot und Dr. Neo Cortex gehören, die allerdings auch hier eingesetzt werden können und ein

Beim Design der eigenen Skylander sind auch solche farbenfrohen sowie skurrilen Figuren möglich.
entsprechendes Level frischalten, haben in etwa die Größe der SwapForce-Figuren und werden nach klassischen Skylanders-Prinzipien aufgewertet: Durch Zerstören von Gegenständen bekommt man Geld, das man bei entsprechender Erfahrung und dem Aufstieg in höhere Stufen ausgeben kann, um sich neue Fähigkeiten anzueignen.

Das viel interessantere Konzept ist jedoch die Eigenkreation von Figuren. Hierfür werden allerdings Kristalle benötigt, die das Element der Figur (Erde, Natur, Feuer, etc.) bestimmen und von denen einer dem Starterpack beigelegt ist.  Stellt man diesen nun auf das Portal, wird man ins Editor-Universum teleportiert, wo man sich zuerst für eine von zehn Klassen entscheiden muss. Diese basieren im Wesentlichen auf den klassischen Syklander-Archetypen und reichen von mächtigen Nahkämpfern bis hin zu Zauberern, Pistoleros oder schnellen Ninjas. Doch Vorsicht: Die Wahl ist endgültig und wird auf dem Kristall festgeschrieben. Für weitere Figuren sind neue Kristalle nötig, von denen ein Dreierpack etwas über 20 Euro kostet. Nachdem man sich entschieden hat, kann man das Aussehen der Figur, seine Kleidung sowie Bewaffnung festlegen. In jedem Bereich gibt es mehrere Dutzend, häufig sogar über 100 Auswahlmöglichkeiten. Viele davon müssen allerdings erst im Spiel gefunden und freigeschaltet werden. Danach kann man seine Figur nach eigenem Gusto einfärben und  die Größe nicht nur der Figur, sondern einzelner Teile wie Kopf, Arme, Torso etc. bestimmen, bevor man die Stimme und sogar den Satz festlegt, den die Figur beim Betreten der Himmelslande von sich gibt. Wer will, kann mit der Erstellung jedes einzelnen Imaginators viel Zeit verbringen und angesichts der zur Verfügung stehenden Optionen ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein weiterer Spieler einen Skylander wie diesen besitzt..

Optimierung jederzeit möglich

Zudem kann man fast jederzeit in den Editor zurückkehren und mit Ausnahme der Klasse Änderungen vornehmen. Das wird auch dadurch gefördert, dass das Belohnungssystem der Serie für Imaginators komplett überarbeitet und aufgestockt wurde. Bislang bekam man meist eine besondere, mit Eigenschaften versehene Kopfbedeckung für seine Figuren im Spiel. Mittlerweile wird nicht nur in Frequenzen ausgeschüttet, die an Diablo-Zeiten erinnern, es gibt auch Sets und vier Seltenheitsstufen für sämtliche Gegenstände. Dazu gehören neue kosmetische Optionen wie Köpfe, Arme, Rüstungen etc. ebenso wie neue Sprachversatzstücke oder Waffen. Vieles davon ist zudem an die Figurenstufe gekoppelt, die grundsätzlich auf 15 begrenzt ist. Mit jedem Sensei, den man in seiner Sammlung hat, wird jedoch nicht nur der maximale Imaginator-Level um eins erhöht, sondern jeder der Lehrer bringt auch noch weitere Geschenke wie Spezialangriffe mit, die allerdings nur von bestimmten Klassen ausgerüstet werden können.

Crash Bandicoot war ursprünglich in einer PS4-Edition verfügbar, kann aber auch auf Switch eingesetzt werden.
In der Praxis wird man allerdings von den hunderten freizuschaltenden Gegenständen nur die wenigsten verwenden. Ich habe z.B. festgestellt, dass ich maximal die Waffen und gelegentlich die Rüstung gegen stärkere Varianten ausgetauscht habe, während ich am Aussehen im Laufe der Kampagne nur wenig nachträglich verändert habe. Einzig bei der Erstellung von neuen Skylanders spielen die bis dahin gefundenen Versatzstücke eine größere Rolle. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass jüngere Spieler häufiger in den Editor verschwinden, um ihre Figur zu modifizieren. Doch wie dem auch sei. Neben den bewährten Spielmechaniken, an denen Toys for Bob auch in Imaginators festhält, sorgt das Sammeln von Ausrüstung für erhebliche Zusatzmotivation.

Bekanntes Sammelsurium

Und dass, obwohl die grundsätzlichen Inhalte mit ihrem charmanten aufgepeppten Knallbunt-Design der Himmelslande schon genug Anreiz zum Spielen geben. Man wird durch abwechslungsreiche Level geleitet, die immer noch weitgehend linear gestaltet wurden, aber hier und da Geheimnisse verstecken, für die man mitunter einen Skylander eines bestimmten Elementes oder einer besonderen Klasse benötigt. Doch diese Bezahlschranken wurden im Laufe der letzten Jahre deutlich entschärft. Nicht nur dadurch bedingt, dass das Archiv an zur Verfügung stehenden Figuren kontinuierlich angewachsen sein dürfte. Sondern auch weil die Abschnitte, die sich hinter diesen Grenzen verbergen, meist klein sind und nur rudimentär Auswirkung auf den Spielverlauf haben. Und man wird schon lange nicht mehr alle Nase lang auf den Kauf von zusätzlichen Figuren aufmerksam gemacht - mittlerweile läuft alles subtiler.

Die Kulisse mit ihrem farbenfrohen Design hinterlässt auch auf Switch einen guten Eindruck.
Doch egal wieviele Figuren man hat, die Reduktion auf klassische Elemente tut Skylanders gut. Kein Schnickschnack mehr, nur noch Jump&Run mit Kämpfen und logischen Umgebungsrätseln. Sehr angenehm. Und wer Angst hat, dass er seine Vehikel aus SuperChargers oder die Fallen aus TrapTeam nicht mehr verwenden kann, sei beruhigt. Mit den Vehikeln kann man abseits der Geschichte Rennen bestreiten, die über das Hauptmenü bzw. eine Figur innerhalb der Verteiler-Welt zugänglich sind, während Fallen beim Einsatz in das entsprechende Portal dem darauf stehenden Skylander oder Imaginator einen massiven Goldbonus bescheren – allerdings lässt sich hier jede Falle nur einmal zu Gold umwandeln. Danach ist sie in diesen Himmelslanden nutzlos. Und selbst wer z.B. keine Fahrzeuge besitzt, darf mit seinen Figuren in einem Standardvehikel in den zig Rennen antreten. Schade ist allerdings, dass der Schwierigkeitsgrad im Allgemeinen sich einmal mehr an jüngere Spieler richtet. Doch nachdem es mittlerweile doch einige Jungzocker gibt, die mit den Figuren und den diversen Spielen der Serie aufgewachsen sind, hätte es nicht geschadet, wenn man eine Herausforderung für Veteranen zur Verfügung gestellt hätte. Erst bei einigen der in mehreren Phasen laufenden Auseinandersetzungen gegen die Boss-Doomlander wird es kniffliger.

Fazit

Die durch das Selbstmach-Konzept nötigen Zusatzanschaffungen beiseite (die ohnehin in jedem Skylanders zu einem allgegenwärtigen Begleiter wurden), ist dies das bislang reifste Abenteuer in den Himmelslanden – und benötigt auf Switch mit seinen NFC-Lesern in Joy-Con oder Pro-Controller nicht einmal ein Portal. Zwar immer noch mit Ausnahme des einen oder anderen Bosses viel zu leicht, werden die gleichermaßen bewährten wie bekannten Elemente Hüpfen, Kämpfen und Umgebungsrätsel durch das massiv erweiterte Beute-System enorm aufgewertet, das beinahe schon Diablo-Verhältnisse erreicht. Auch die rudimentäre Verbindung von Senseis und den Eigenkreationen mit ihren unzähligen Möglichkeiten ist gelungen, während die inhaltlichen Bezahlschranken zwar spürbar sind, sich aber hinsichtlich Umfang und Spielfortschritt vornehm zurückhalten und mit Ausnahme der Sensei-Areale nur für Einsteiger in die Sammelwelt der Skylanders große Auswirkungen zeigen. Visuell überzeugt Imaginators auch auf Switch mit stimmungsvollem Comic-Design, schicken Animationen und aufwändigen Effekten, bietet aber immer noch keine frei positionierbare Kamera. Schade ist allerdings, dass der Figurenfortschritt nicht wieder zurück auf die Skylander gespeichert werden kann, so dass diese beim nächsten Portalbesuch wieder ihren alten Status Quo haben. Noch bedauerlicher ist jedoch, dass Fallen gar nicht und Fahrzeuge nur in Form von Geschenken importiert werden können, so dass auch die unterhaltsamen Rennen wegrationalisiert wurden. Dennoch: Das fast komplette Spielerelebnis als mobile Unterhaltung ohne Portalzwang ist immer noch sehr reizvoll.

Pro

umfangreicher Figureneditor für individuelle Skylander
Figuren anderer Serien können alle genutzt werden
angenehme Reduzierung auf klassische Action-Adventure-Elemente
zahlreiche Geheimnisse
umfangreiches Beutesystem mit Sets und Raritäts-Stufen
gute Steuerung
saubere Lokalisierung
gelungenes Artdesign

Kontra

bis auf wenige Ausnahmen sehr niedrig angesetzter Schwierigkeitsgrad
größtenteils lineare Levelstruktur
feste Kamera
Bezahlschranken zwar nicht stark zu spüren, aber immer noch vorhanden
keine englische Sprachversion integriert
Fahrzeuge nur als Truhen importierbar, nicht spielbar, daher auch keine Rennen

Wertung

Switch

Ohne Portalzwang ist Imaginators ein ausgereiftes Skylanders-Abenteuer für unterwegs mit komfortabler, allerdings eingeschränkter Importfunktion für Figuren.

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