Golf Story18.10.2017, Benjamin Schmädig

Im Test: Maulwürfe und schiefe Sprechblasen

Maulwürfe mopsen Golfbälle, der Trainer hat auf einen zusätzlichen Schüler keinen Bock und trotzdem soll man irgendwie Profi-Golfer werden – hervorragende Voraussetzungen für eine beschwingte Simulation Light samt Rollenspiel-Einschlag und ein bisschen Augenzwinkern! Im Test stellte sich allerdings auch heraus, dass guter Humor keine spielerischen Schwächen weglächeln kann.

Vom Kindheitsraum zum Karriereziel

Es ist lange her, dass mein pixeliges Alter Ego mit Papa Golf gespielt hat, doch jetzt ist es an der Zeit, die alten Schläger auszumotten und mit voller Kraft in den Sport einzusteigen. Aber ganz so einfach ist das natürlich nicht, denn auf dem Weg zum Profi warten etliche Hindernisse, die man durch das Lösen zahlreicher Herausforderungen überwindet.

Ähnlich wie in einem Rollenspiel erkundet man daher diverse Schauplätze – in diesem Fall natürlich Golfplätze –, an denen etliche Gesprächspartner darauf warten, dass man ihnen einen Gefallen tut. Die haben mit einer verkürzten Runde Golf, dem Schlagen des Balls an ein bestimmtes Ziel oder Ähnlichem zu tun und erledigt man eine, öffnet sich der Weg zur nächsten.

Der Weg zum Profi führt über verschiedene Golfplätze und zahlreiche Herausforderungen.
Tatsächlich ist Golf Story (ab 14,99€ bei kaufen) ein meist geradliniges Abenteuer, wobei am Ende jedes Abschnitts das Spielen einer „richtigen“ Runde Golf über neun Löcher steht. Danach geht es auf den nächsten Kurs.

Das macht Laune, weil die farbenfrohen Kulissen zum Verweilen einladen, weil erstaunlich guter Humor in drollig animierten Sprechblasen steckt und weil die Geschichte mit vermenschlichten Tieren sowie Abstechern ins Fantasy-Genre richtig sympathisch ist.

Bälle in Kreise schlagen

Das ist aber auch ganz schön öde, weil viele Gefallen mit Golf nichts zu tun haben oder aus dem profanen Schlagen des Balls in eine markierte Zone bestehen. Vor allem Letzteres: Das mag hier und da mal unterhaltsam sein und manche Herausforderung ist mit gehörigem Seitenwind auch angenehm fordernd. In dieser Frequenz macht Bälle in Kreise zu schlagen aber einfach keinen Spaß und hat mit richtigem Golfen ja ohnehin kaum was zu tun.

Richtig genervt war ich sogar vom Suchen und Hinlaufen, das in kurzen Rennen gegen die Zeit oder beim Auffinden verschiedener Zielpunkte verlangt wird. Spielerisch ist das nämlich in etwa so spannend wie das Suchen des letzten Verstecks einer Sammelquest – und irgendwo zwischen dem langweiligen Abklappern von Wegpunkten sowie dem ständigen

Ständig schießt man in Kreise - lange macht das nicht Spaß.
Wiederholen irgendwelcher Zielübungen verlor ich denn auch das Interesse.

Wo ist eigentlich das Green?

Klar: Ganz nett ist das Aufspüren von Geheimnissen, indem man irgendwo abschlägt und z.B. nicht zu Fuß erreichbare Schalter anschießt. Und spielt man endlich mal drei, sechs oder neun vollständige Löcher, macht das Golfen wirklich Laune.

Als Arcade-Simulation kann Golf Story dem im Kern hervorragenden Everybody’s Golf dabei aber nicht das Wasser reichen. Zwar verleiht man den Bällen Drall, lässt sie besonders hoch oder niedrig fliegen und verbessert die Qualität der entsprechenden Fähigkeiten durch das freie Verteilen von Erfahrungspunkten. Allerdings ist die Steuerung stellenweise dermaßen umständlich, dass vor allem das Einstellen der Flugbahn von Fades und Draws um Hindernisse herum wie ein ausgesprochen enervierendes Minispiel anmutet.

Unerklärlich auch, dass man sich nicht einmal einen Überblick über den kompletten Weg zum Green verschaffen darf. Da liegt das Ende der Flugbahn schon mal mitten im OB und man darf raten, ob der richtige Fairway links davon, rechts oder ganz woanders liegt.

Zu allem Überfluss verschleppen Tiere den Ball, falls er in ihrer Nähe aufkommt, oder manipulieren das Ergebnis anderweitig. Dass das im Verlauf der Handlung passiert... meinetwegen. Dass man aber nicht einmal im separaten Einzelspiel vom Hauptmenü aus ungestört Golfen darf, hat mir umgehend die Lust darauf vermiest.

Fazit

Ich liebe schwungvoll animierte Pixel, ich mag virtuelles Golfen – aber Golf Story zündet bei mir nicht. So unterhaltsam die Geschichte auch ist und so amüsant die klein geschriebene Entschuldigung mancher Sprechblase zur Seite kippt, so dröge reiht sich eine Zielübung an die nächste. Eine Zeitlang ist das ja durchaus unterhaltsam. Auf Dauer ist es langweilig. Und obwohl Golf Story die Finessen des echten Sports im Kleinen gelungen nachahmt: Die Steuerung ist umständlich, die mangelnde Übersicht eine Zumutung und man darf nicht einmal klassisch Golfen. Schade, aber so sympathisch mir der Mix aus Rollenspiel und Sport tatsächlich ist, so sehr mangelt es ihm an Abwechslung und cleveren Herausforderungen.

Pro

einfache Golf-Simulation mit vielen Einstellungsmöglichkeiten...
humorvolle Geschichte
idyllische und abwechslungsreiche Pixelwelt
freie Charakterentwicklung
Kauf neuer Schläger mit besonderen Eigenschaften
jederzeit abschlagen zum Üben und um Geheimnisse aufzudecken

Kontra

... aber überschaubarer und mitunter nicht nachvollziehbarer Physik
keine vollständige Übersicht über Fairways und Position des Green
umständliche Steuerung beim Golfen
Tiere manipulieren auch im Einzelspiel das Spiel
über weite Strecken viel zu einfache Aufgaben
etliche Missionen reihen dröge Zielübungen aneinander
langweilige Rennen und Suchaufgaben
ausschließlich englische Texte

Wertung

Switch

Sympatische, aber spielerisch oberflächliche Mischung aus Rollenspiel und Arcade-Sport.

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