SimCity: Creator10.10.2008, Mathias Oertel
SimCity: Creator

Im Test:

Der klassische Städtebau wird von EA auf dem PC seit einigen Monaten sträflich vernachlässigt. Und dennoch muss nicht auf Planspiele und Reißbretter, an denen man akribisch eine Mega-Metropole plant, verzichtet werden. Denn jüngst auf DS mit satten 80% bewertet, macht sich SimCity Creator auf, die Wii-Bürgermeister zu verzaubern. Was taugt der Remote-Planer?

PC, DS, Wii

Eigentlich muss man über SimCity bzw. das dahinter stehende Konzept kaum Worte verlieren. Baue eine Stadt, indem du verschiedene Zonen anlegst, die die Wünsche der Bürger nach Wohnraum, Industrie und Dienstleistung sowie Sicherheit erfüllen und versuche, deine Finanzen im Zaum zu halten.

Was Will Wright Anfang der 90er Jahre mit diesem ebenso einfachen wie genialen Prinzip losgetreten hat, wurde bis SimCity 4 im Jahr 2003 zu einem Megaerfolg. Die darauf folgende Abwandlung der Spielmechanik mit SimCity Societies, bei dem es nicht mehr allein um eine erfolgreiche Infrastruktur, sondern eher um die soziokulturelle Zusammenstellung der

In der höchsten Zoomstufe lassen sich die architektonischen Details der einzelnen Gebäude erkennen.
Stadtbevölkerung ging, sorgte für große Diskussion innerhalb der Community.

Und jetzt, kurz nach der gelungenen Stylus-Variante auf dem DS, dürfen die angehenden Bürgermeister mit Remote und Nunchuk agieren, um in Sim CityCreator (SCC) die Stadt ihrer (Alb-)Träume aus dem Boden zu stampfen.

Steuerungsmurks...

Auf dem Papier hinterlässt die Kombination eines bewährten Aufbau-Prinzips mit der Remote-Steuerung einen himmlischen Eindruck. Ein Eindruck übrigens, der sich auch schon auf der E3 im Juli gezeigt hatte. Dort gab es zwar noch das eine oder andere Problem mit der Steuerung, doch die Zeit zwischen der sommerlichen Präsentation in Los Angeles und dem herbstlichen Release reicht ja, um diese Mankos in den Griff zu kriegen - sollte man meinen.

Doch auch nach zahlreichen Stunden, in denen mich als Bürgermeister um die Belange der mir völlig hilflos ausgelieferten Bevölkerung gekümmert und mich an die immer noch vorhandenen Steuerungsprobleme gewöhnt habe, bleibt ein schaler Beigeschmack zurück.

Denn das Team hat in einem Punkt einen schweren Denk- und Designfehler bis zum Schluss beibehalten: Vermutlich um das Spiel so eingabefreundlich wie möglich zu gestalten, lässt sich die Stadt alleine mit der Remote planen und bauen.

In diesem Fall werden über das Steuerkreuz die Bautools oder Menüs aufgerufen und navigiert, während man die Zeigefunktion nutzt, um sowohl die Kamera zu steuern als auch die Baugebiete festzulegen, die Straßen zu zeichnen und sonstige Verbesserungen auf der Karte zu platzieren.

 

Kein SimCity ohne Katatstrophen - da macht die Creator-Edition auf Wii keine Ausnahme...
Das bedeutet allerdings im Gegenzug, dass hinsichtlich der Kamerasteuerung auch sensible Bewegungen große Wirkung zeigen können - und wehe dem, der versuchen möchte, seinen "Remote-Arm" nach einer halben Stunde Dauereinsatz etwas Pause zu gönnen. Denn bevor die Extremität in einer bequemen Position ist, hat sich die Kamera schon wieder verschoben...

Na egal, mit dem optionalen Nunchuk-Einsatz gestaltet sich die Kontrolle vielleicht optimierter. Falsch gedacht. Denn anstatt z.B. die Kamera auf den Stick zu legen und die C- und Z-Knöpfe zur 90 Grad-Drehung der Perspektive zu nutzen, ersetzt er nur das Digikreuz der Remote. Das Ergebnis: Von Erleichterung keine Spur. Denn so ist die Stadtplanung in jeder Variante sehr gewöhnungsbedürftig, wirkt überladen und wird sehr viele angehende Bürgermeister bereits in der wichtigen Einstiegsphase abschrecken.

Das soll nicht bedeuten, dass SCC ein absoluter Steuerungs-Albtraum ist. Doch es fordert zu viel Eingewöhnungszeit und ist nur selten intuitiv.

SimCity bleibt SimCity bleibt SimCity

Dabei hätte es doch so einfach sein können, die Steuerung vom PC auf Wii zu transportieren: Packt die Kamera auf den Nunchuk-Stick und macht die Remote zu einem echten Maus-Ersatz, mit dem man sich durch die Menüs klickt und seine Aufgaben erledigt.

     

Zumal sich sowohl der inhaltliche Kern als auch das Drumherum als das bislang kompletteste und gelungenste Konsolen-SimCity präsentieren: Ein umfangreiches Tutorial führt Reißbrett-Künstler vorbildlich in alles spielerisch Wissenswerte ein. Mit Missionen, die vom einfachen "Versiehe deine Stadt mit Strom und erreiche eine Einwohnerzahl von 2500" bis hin zum "Zerstöre deine Stadt mit einer riesigen Eisenkugel" das gesamte Spektrum an inhaltlichen Möglichkeiten abgreifen sowie natürlich dem freien Modus gibt es einiges zu tun.

Selbst gestartete Katatstrophen sind über die Remote beeinflussbar.
Es können Bebauungszonen in drei Besiedlungsstufen festgelegt werden, man muss sich um Sicherheit, Bildung, Gesundheit, Strom- und Wasserversorgung kümmern und nicht zuletzt bei Katastrophen eingreifen.

Wahlweise können gehetzte Bürgermeister sogar Assistenten auf bestimmte Stadtteile ansetzen, um diese dann gemäß ihren Vorlieben und Kenntnissen (Umwelt, Infrastruktur, etc.) eigenhändig auszubauen. Diese können dadurch sogar an Erfahrung gewinnen, wodurch sich ihr Einflussbereich ausdehnt. Diese Hilfen gestalten sich als durchaus sinnvoll, so dass ich sogar über die größtenteils unnötigen und vor allem meist unpassenden Textkommentare hinwegsehen kann. Denn anstatt den Figuren dadurch Tiefe oder Charakter zu geben, werden sie trotz aller nützlichen Hilfestellungen irgendwann nervig.

Dazu muss zusätzlich noch das Budget im Auge behalten werden, denn wer wie wild vor sich hin baut, dabei die Bedürfnisse der Bürger nicht beachtet und vielleicht sogar noch unterversorgt, hat irgendwann eine höhere Verschuldung als die Bundesregierung...

Ein SimCity alter Schule eben - allerdings eines mit sinnvollen Ergänzungen. So kann man auf Wii mit der Remote endlich von Anfang an kurvige Straßen verlegen und die vom Spieler initiierten Katastrophen lassen sich massiv interaktiv beeinflussen. Die Eisenkugel z.B. lässt sich über Remote-Neigung steuern, Meteore müssen über eine schnelle Auf-Ab-Bewegung auf die Stadt geschleudert werden und der Hurricane muss von euch per Remote erst "angerührt" werden - in diesem Fall werden die Wii-Mechanismen wunderbar eingesetzt. 

Ebenso beim netten, aber vollkommen belanglosen Flugmodus, in dem ihr mit verschiedenen Vehikeln in luftiger Höhe durch die Straßenschluchten ziehen dürft.

Flimmer-Alarm

Das größte Problem von SCC ist nicht die Steuerung. Mit Geduld und einer hohen Toleranzgrenze gewöhnt man sich an alles. Es ist auch nicht die Komplexität, die unter der Oberfläche schlummert und die sich deutlich an erfahrene Spieler und weniger an die hauptsächliche Wii-Zielgruppe richtet.

Als Standbild ist SimCity Creator ansehnlich - beim Scrollen jedoch zeigt sich derbes Kantenflimmern. 
Das Hauptproblem ist die Oberfläche an sich. Dass Städtebau nicht unbedingt mit grafischen Highlights à la Metroid Prime Corruption mithalten kann, ist normal und muss auch nicht sein - inhaltliche Werte sind in diesem Fall wichtiger als ein schönes Äußeres. Aber poliert werden hätte es schon können. Denn vor allem, wenn man die sieben Zoomstufen ausnutzt, treten alle visuellen Mankos zutage. Es beginnt mit der extrem krümeligen, aber immerhin übersichtlichen Himmelsperspektive, die auch in den zwei nächsten Zoomstufen nicht an Detailreichtum, aber dafür an böser Kantenbildung gewinnt.

In den Stufen mit der höchsten Übersicht werden die Aliasing-Probleme zwar abgemildert, dafür allerdings gibt es an den weiterhin deutlich auftauchenden Kanten nun ein böses Flackern beim Scrollen.

Erst in der höchsten Zoomstufe wird die Ansicht erträglich und augenfreundlich. Die Details wie herumfahrende Autos, die die Verkehrsbelastung visuell darstellen sind der Atmosphäre auch zuträglich, wiegen aber die mit vielen zugedrückten Bürgermeister-Augen insgesamt biedere Kulisse nicht übermäßig auf.

Von der Dudelmusik, die euch beschwingt-jazzig das gesamte Spiel hindurch begleitet, will ich an dieser Stelle gar nicht anfangen.     

Fazit

Im Kern bietet SimCity Creator all das, was man von dem großen Namen erwartet: Fordernder Städtebau alter Schule, bei dem man Budget und Bevölkerungswünsche in Einklang bringen muss. Mit den Assistenten, dem Flugmodus, der aktiven Straßenzeichnung per Remote sowie den interaktiven Katastrophen gibt es sogar einige Neuerungen, die für Bürgermeister vielleicht nicht wichtig sind, die dem Spielprinzip auf Wii aber dennoch gut zu Gesicht stehen. Dass sich allerdings die Steuerung und vor allem die Kulisse in derart schwankender Qualität zeigen, hätte vermieden werden müssen. Der Nunchuk-Einsatz verwirrt anfänglich mehr als dass er hilfreich die Kontrolle und Kameraführung erleichtert. Und all die Details, die von der Grafikabteilung in die Architektur gesteckt wurden, verpuffen angesichts flimmernder Kanten beim Scrolling, die schnell für Kopfschmerzen sorgen. Während die spielerischen Inhalte problemlos eine gute Wertung erreicht hätten, die vielleicht sogar in Award-Gefilde hätte aufsteigen können, sorgt die technische Umsetzung dafür, dass SCC wieder auf den harten Boden der Wertungstatsachen zurück kehrt. Schade, dieses Spiel hätte so viel besser sein können...

Pro

<P>
SimCity alter Schule
Assistenten, die an Erfahrung gewinnen
zahlreiche Missionen
umfangreiches Tutorial
freier Modus</P><P>&nbsp;</P>

Kontra

<P>
unnötig hakelige Steuerung, auch mit Nunchuk
unsauberes und flimmerndes Scrolling
unschöne Kanten in weiten Zoomstufen
unintuitive Menüführung</P><P>&nbsp;</P>

Wertung

Wii

Inhaltlich kriegen Remote-Bürgermeister einen ausgereiften Städtebaukasten. Technik und Steuerung bleiben jedoch einiges schuldig...

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