RTL Winter Sports 2009 - The Next Challenge07.01.2009, Benjamin Schmädig
RTL Winter Sports 2009 - The Next Challenge

Im Test:

49Games beißt sich weiter in seiner Nische als "das EA Sports der Winter- und Olympiaspiele" fest: Was mit Ski Alpin und Biathlon begann, setzte das olympische Torino 2006 fort und mündete im vergangenem Jahr in den Winter Games. Aus The Ultimate Challenge wird in diesem Jahr The Next Challenge - und wie der Untertitel schon andeutet, hält sich 49Games stur an ein Motto, das vor einigen Jahren noch als EA-Domäne verschrien war: Don't ever change a running game!

Ein sportliches Gleichnis

Auf den ersten Blick gleicht Winter Sports 2009 seinem Vorgänger wie ein Ei dem anderen. Auf den zweiten Blick hat sich seit dem vergangenen Jahr praktisch nichts getan. Und auf den dritten Blick gibt's zwei neue Sportarten, Unterstützung für das Balance Board - aber sonst nichts Neues. Tatsächlich haben sich  die Entwickler im letzten Jahr ausschließlich diesen beiden Aspekten gewidmet, um ihren Wintersport fit für die aktuelle Saison zu machen. Die oberflächliche Karriere oder die noch dünnere Charakterentwicklung hat man dabei direkt aus dem

Eine der neuen Sportarten: Snowboarden. Echten "Fun Sport" bietet Winter Games allerdings nicht.
Vorjahr übernommen. Wer sich online ins Schneegestöber stürzen will, geht ebenfalls weiterhin leer aus: Zwei Spieler treten per Splitscreen an, bis zu vier Spieler dürfen sich abwechselnd sportlich betätigen - immerhin.

Echter Sportsgeist kommt in Winter Sports dabei nie auf, egal ob ihr ihn alleine oder mit Freunden sucht. Denn anstatt mit eurem eigenen Alter Ego auf die Piste zu gehen, bekommt ihr vor jedem Wettkampf einen Athleten zugeteilt. Dieser gehört dann zwar der von euch gewählten Nationalität an, aber schon die Frage nach Männlein oder Weiblein beantwortet das Programm eigenständig. Genau so unbefriedigend ist es, nach erfolgreichen Platzierungen bis zu zehn Erfahrungspunkte beliebig auf die zehn Sportarten zu verteilen. Was genau man dadurch verbessert, also Geschwindigkeit, Technik oder andere Werte, bleibt allerdings ein Geheimnis. Mehr als die grobe Skizze einer motivierenden Charakterentwicklung ist das leider nicht.

Keinen Appetit mehr?

Ihr reist auch nicht an exotische Orte, nehmt an großen Meisterschaften teil oder müsst gar vom Nobody zum Weltklasse-Sportler avancieren. Stattdessen spult ihr einen namenlosen Wettbewerb nach dem nächsten ab, deren Schwierigkeitsgrad langsam anzieht. Immerhin schaltet ihr nach erfolgreichen Turnieren neue Austragungsorte frei. Doch ob ihr in Niemandsland oder nahe Nirgendwonest antretet ist  letztlich ohnehin egal. Die Zuschauer wirken zwar lebendiger als ihre direkten Vorgänger,

Vor allem während der Abfahrtsläufe entwickelt sich in den Unterhaltungen des Kommentatoren-Duos eine recht amüsante "Story".
sind aber immer noch gesichtslose Klone, das generelle Ambiente wirkt unnatürlich farbenfroh und das Geschwindigkeitsgefühl bei Skeleton, Bob oder Ski Alpin war schon im letzten Jahr überzeugend. Nein, Winter Sports tut dem Auge nicht weh. Aber böse Zungen könnten den Schnee auf den Kulissen glatt für eine Staubschicht halten.

Das Problem ist: Das Spiel macht eine Zeit lang richtig Laune - hört aber viel zu schnell wieder damit auf. Das liegt nicht nur an der inhaltslosen Karriere; auch die separaten Herausforderungen der Kampagne lenken kaum mehr als ein paar Minuten vom nüchternen Alltag ab. Mal müsst ihr da einen perfekten Start hinlegen, mal eine bestimmte Zeit unterbieten, beim Abfahrtslauf Zahlen Addieren oder Absprung und Landung beim Skispringen meistern. Nett. Aber auf Dauer sind die etwa zwei Dutzend Herausforderungen kaum mehr als Appetit-Häppchen.

"Ich steh auf das Spiel!"

Noch schlimmer trifft es Wiedereinsteiger, die sich bereits im vergangenen Jahr wintersportlich betätigt haben. Die "freuen" sich nämlich über gerade mal zwei neue Disziplinen, wobei es sich bei einer davon nur um die abgespeckte Variante des hauseigenen Biathlon 2009 handelt. Der einzige echte Neuzugang ist eine Snowboard-Halfpipe, in der ihr mit Remote und Nunchuk angezeigte Bewegungen nachahmen müsst, um Tricks auszuführen. Dabei müsst ihr mit den Tricks 

Hier geht es um Timing und Taktgefühl. Leider wirkt die Balance Board-Steuerung allerdings etwas aufgesetzt.
Vorlieb nehmen, die euch das Programm vorgibt - eigene Entscheidungen dürft ihr nicht treffen.

Die kurze Snowboard-Fahrt führt immerhin gut vor, was die Steuerung per Balance Board hermacht. Denn während ihr mit den Händen Tricks fuchtelt, müsst ihr euer Gewicht so nach vorn oder hinten verlagern, dass ihr wie mit einem Snowboard den Abhang runter rast. Überhaupt überzeugt 49Games nicht nur erneut mit einer ebenso eingängigen wie fordernden Steuerung für Remote und Nunchuk - auch der Umstieg aufs Balance Board gelingt den Wintersportlern sehr überzeugend! Für mich ist es einmal mehr das Skispringen, bei dem ich den Absprung von der Schanze (man richtet sich auf dem Gleichgewichtsbrettchen auf), das Halten der Balance beim Fliegen (man hält den Körperschwerpunkt möglichst mittig) und das abschließende Aufsetzen (man verlagert das Gewicht im richtigen Moment nach vorne) als sehr befriedigend empfinde. Ein gänzlich neues Spielgefühl kommt zwar nur selten auf, aber die meisten Sportarten fühlen sich einfach gut an. Lediglich beim Curling und dem Reaktionsspiel Eiskunstlauf wirkt das Balance Board wie ein aufgesetztes Muss. Falls ihr mit dem weißen Brett auf Kriegsfuß steht oder gar keins besitzt, dürft ihr übrigens weiterhin die aus dem Vorjahr übernommene Methode mit Remote und Nunchuk nutzen. Und genau das ist das Problem: Die identische Steuerung hat bereits im Vorgänger funktioniert - die Unterstützung für den neuen Controller hätte RTL genau so gut auch mit einem Patch nachliefern können.   

Fazit

Wie schon im letzten Jahr überzeugt Winter Sports in zwei Klassen: mit abwechslungsreichen Sportarten und mit einer eingängigen Steuerung. Die hinzu gekommene Unterstützung des Balance Boards reiht sich nahtlos in diese Tradition ein, denn auch das Gleichgewichthalten macht Laune. Klar: Im Vergleich zu den großen Sportsimulationen gewinnt der auf Kurzweil ausgelegte Schneespaß keinen Stich. In der Kategorie "Massensportliche Spielesammlung" kann 49Games aber zumindest spielerisch überzeugen. Inhaltlich sieht es allerdings düster aus: Die Karriere ist samt Charakterentwicklung kaum der Rede wert, Minispiele sind nicht vorhanden, auf einen Online-Modus verzichten die Entwickler immer noch - kurz gesagt bekommt ihr dasselbe Spiel, das schon in der vergangenen Saison nur in kurzen Intervallen spannend war. 49Games liefert lediglich ein Controller-Update - das restliche Spiel ist schon zum Zeitpunkt seines Erscheinens verjährt. Daran ändern auch die gerade mal zwei neuen Sportarten nichts. Wer Biathlon mag, kennt das wesentlich umfangreichere separate Spiel schließlich schon und die magere Snowboard-Fahrt rechtfertigt den Neukauf wahrlich nicht. Aber der lohnt sich ohnehin nur für Balance Board-Fanclubs, die jedes neue "Brettspiel" wie einen Messias verehren. Alle anderen warten darauf, dass sich Winter Sports im nächsten Jahr wirklich weiterentwickelt.

Pro

einige interessante Disziplinen
größtenteils gelungene Steuerung, wahlweise mit Balance Board
bis zu vier Spieler abwechselnd, zwei per Splitscreen
unterhaltsamer Kommentar
Kampagne mit besonderen Herausforderungen

Kontra

technisch altbacken
keine echte Karriere
gesichtslose, ausschließlich vorgegebene Charaktere
nur zwei neue Sportarten
Figuren gleichen sich enorm
extrem rudimentäre "Charakterentwicklung"
nutzt sich schnell ab
auf Dauer fehlen Ziele
Schwierigkeitsgrad in Kampagne schwankt stark
Kommentatoren wiederholen sich schnell und geben nicht immer das Geschehen wieder
kein Online-Modus

Wertung

Wii

Bis auf Unterstützung fürs Balance Board zu wenig Neues: Ein Recycling der letztjährigen Version.

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