Onechanbara: Bikini Zombie Slayers07.04.2009, Mathias Oertel
Onechanbara: Bikini Zombie Slayers

Im Test:

"So schlecht, dass es richtig Spaß macht!" - Was auf einige Filme zutrifft (Uwe Boll-Machwerke ausgenommen), wurde vor kurzem vor allem von einem Spiel bestätigt: Onechanbara Bikini Samurai Squad auf der Xbox 360. Technisch nach jeglichen Maßstäben veraltet, spielerisch auf Dauer eintönig - und dennoch ein erstaunlich kurzweiliger Spaß für Trash-Fans. Beste Voraussetzungen also für die Fuchtelversion der Zombies jagenden Bikini-Babes.

Trash as Trash can

Man sollte es kaum glauben: Das verantwortliche Team von Tamsoft hat sich nicht darauf verlassen, einfach die Xbox 360-Variante von Onechanbara für Wii umzusetzen, sondern sich die Mühe gemacht, ein eigenständiges Spiel zu entwickeln.

Das ändert allerdings nichts daran, dass es zahlreiche Paralellen zwischen Bikini Zombie Slayers (ZBS) und der 360-Cousine

Kleine Mädchen, große Schwerter und Tausende Untoter: Für die einen purer Müll, für die anderen unterhaltsamer Trash.
gibt, die sich nicht nur in den Hauptfiguren widerspiegeln. So ist die Geschichte der vom Fluch des Blutes betroffenen Geschwister Aya und Saki nach wie vor verdammt dürftig erzählt und in etwa so erzählerisch wertvoll wie der Almanach der Volksmusik-Texte.

Muss sie auch nicht sein, denn die Grundvoraussetzung "Geh in den Abschnitt, mach alles nieder, was nach Untotem aussieht und kämpfe gegen den einen oder anderen Boss" hat auf Xbox 360 funktioniert und tut es auch hier.

Natürlich muss man sich bewusst sein, dass selbst für Trashfans der Unterhaltungswert bei Sessions jenseits von 30 bis 45 Minuten ähnlich einer Sinuskurve gegen Null geht und man eine schöpferische Spielpause einlegen sollte. Doch bis dahin macht das Remotefuchtel-Gemetzel Laune - vor allem, da die überschaubare Klonauswahl an untotem Massengeviech in einer pompösen roten Pixelfontäne ihre letzte Ruhe findet, die selbst die bereits vollkommen übertriebenen Rotdarstellungen in Segas MadWorld bei Weitem übertrumpft.

Gehirn abschalten...

Allerdings sind einige Eigenschaften der vermeintlichen HD-Variante auf der Strecke geblieben. Die Zwischensequenzen werden mittlerweile noch spröder nur über gesprochene Fließtexte erzählt, es werden insgesamt weniger nützliche Gegenstände beim Gegner-Ableben hinterlassen und auf zerstörbare Umgebungsteile wird ebenfalls verzichtet.

Dafür wiederum findet man auch auf Wii das rudimentäre Charakteraufstiegssystem sowie den Fluch des Blutes, der dafür sorgt, dass die Geschwister bei dem von ihnen angerichteten Zombie-Blutbad immer wütender werden, je stärker sie mit Blut besudelt sind.

Und im Gegensatz zu ihren Klingen, die sie in bestimmten Abständen vom Blut reinigen müssen, damit sie weiter scharf drauflos schnippeln können, gibt es abgesehen von gelegentlich auftauchenden Marien-Statuen sowie den Fragmenten keine Möglichkeit, die Wut zu zügeln. Das hat jedoch auch einen Vorteil: Wird die Blutanzeige bis zum Anschlag gefüllt, sieht es nicht nur so aus, als ob ihnen das Leben spendende Rot aus allen Poren trieft, sie schalten auch automatisch in den Wut-Modus.

Aya gewährt tiefe Einblicke...
Und nur in diesem Zustand können einige der Feinde besiegt werden. Doch ein Allheilmittel ist diese Wut auch nicht. So lange man weiter fleißig an der Feindeszerteilung ist und die Wut füttert, passiert nicht viel. Doch wenn man in eine Kampfpause gerät, sucht sich die Wut ein anderes Opfer - nämlich die eigene Spielfigur. Sprich: Die Lebensenergie geht rapide dem Ende entgegen und wehe dem Zombieschnetzler, der vergessen hat, hinter welcher Ecke die letzte Marienstatue steht!

SD-Trash ist schöner

Tamsoft schien sich der Probleme bewusst gewesen sein, die eine ausgefeilte Gestenerkennung mit sich gebracht hätte. Dementsprechend wird das Fuchteln beinahe digital ausgeführt. Die Bewegung wird entweder erkannt (meist der Fall) und in einen Schlag bzw. Schwerthieb umgesetzt oder nicht. Differenzierte Bewegungen sind nicht nötig. Und was in vielen anderen Wii-Spielen zu Schelte geführt hätte, unterstreicht bei BZS den Trash-Charakter aufs Deutlichste.

Die größte Überraschung jedoch ist die Kulisse. Denn auch wenn das auf 360 ansässige Mitglied der Onechanbara-Familie mit höher aufgelösten Texturen überzeugt, wirken die Bikini-Slayer auf Wii in jeder Hinsicht erstaunlich rund. Das beginnt bei ihren üppigen Körpermerkmalen, die auch hier wie im Falle von Aya formschön "bouncen" und hört beim Gesamteindruck auf. Sicher: Von aktuellen Wii-Referenzen ist Onechanbara ebenso weit entfernt wie von innovativer Spielmechanik. Doch im Vergleich zur 360-Version bieten die Zombiejägerinnen auf Wii in Relation zur Hardware einfach mehr. Und selbstverständlich gibt es auch hier Clipping-Fehler en masse oder Kameraprobleme. Na und? Dafür gibt es ja auch Babes. Und Zombies. Und Schwerter. Und einen Zwei-Spieler-Koop-Modus.  

Fazit

Ich bleibe dabei: Kein Spiel, bei dem leicht bekleidete Damen mit Schwertern oder Projektilwaffen Hunderte und Aberhunderte von Untoten zerteilen kann wirklich schlecht sein. Und wenn schon schlecht, dann immerhin so dermaßen, das es wieder gut ist. Trash eben. Die Kollegen bleiben allerdings ebenfalls bei ihrer Meinung: Veraltete Technik, simpelste Spielmechaniken mit sinnfreier Dezimierung von intelligenzbefreiten Gegnerwellen, Dudelsound - und damit eigentlich nicht mal mehr eine einstellige Wertung verdienend. Immerhin gab es einen, der zugeben musste, dass er, falls er tatsächlich mal in die Verlegenheit kommen müsste, Onechanbara zu spielen, die Wii-Version bevorzugen würde. Und er hat Recht: Im direkten Vergleich passt sowohl das Spielprinzip als auch die visuelle Umsetzung dieses gorig-trashigen Dynasty Warriors-Klons besser auf Wii als auf 360, worin sich auch letztlich der leichte Wertungsvorsprung vor dem HD-Ableger begründet. Doch unter dem Strich bleibt es dabei: Entweder man wird mit den Zombies jagenden Geschwistern warm oder nicht. Entweder man liebt es oder man hasst es. Zwischen einstelligem Wertungsbereich und 70 scheint alles möglich. Trash-Fans wird es ohnehin egal sein, was letztlich drunter steht und all denjenigen, die offen für, sagen wir mal vorsichtig "ungewöhnlichere Titel" sind, spreche ich eine deutliche Kaufempfehlung aus.

Pro

quasi ein Dynasty Warriors mit Zombies...
einfache Fuchtel-Steuerung
entfacht morbid-merkwürdigen Trash-Charme

Kontra

...nur ohne historischen Hintergrund
störrische Kamera
lahme Erzählstruktur
Dudel-Soundtrack
nur japanische Sprachausgabe
keine deutschen Untertitel
veraltete Kulisse

Wertung

Wii

Trash-Fans können dank Bikini-Babes, Katanas und Zombies zugreifen. Alle anderen: Finger weg!

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