Test: Another Code: R - Die Suche nach der verborgenen Erinnerung (Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
26.06.2009
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ab 37,04€
Spielinfo Bilder  
Gegenstände & Inventar

Eine der kreativeren Einsatzmöglichkeiten für die Remote: Man träufelt vorsichtig, indem man sie kippt.
Und die Entwickler zücken innerhalb der Gebäude den Schwenk- und Detailjoker: Sobald man einen Raum betritt, kann man sich bequem umsehen, indem man den Blickwinkel zur Seite ändert und so bestimmte Regale oder Ecken ins Visier nimmt - man hat quasi einen 360-Grad-Blick. Hier haben sich die Designer sehr viel Mühe mit dem Interieur gegeben, denn nahezu alles vom einfachen Brett bis hin zur Tasse lässt sich betrachten, Schränke und Schubladen können geöffnet werden. Bei dieser Raumerkundung ist dann in Sachen Steuerung alles klassisch: Man zeigt auf etwas, bekommt einen Namen oder Hinweis und kann den Gegenstand evtl. aufnehmen.

Sehr ärgerlich: Vieles kann erst dann aufgenommen werden, wenn es gebraucht wird. Das heißt, dass man die Streichhölzer nicht einfach horten kann, sondern erst die Grillaufgabe bekommen muss, bevor sie oder gar die Pappe zum Wedeln ins Inventar übergehen dürfen. Warum ist man hier so konservativ? Sehr vorbildlich: Gegenstände wandern als 3D-Objekte ins Inventar, wo man sie später drehen und damit näher betrachten kann. Erst, wenn man die Rückseite des MP3-Players anschaut, kann man die Batterien einsetzen. Schade ist nur, dass solche kleinen Item-Recherchen viel zu selten vorkommen! Damit erledigt sich schnell das kreative Stöbern. Dafür kann man allerdings ab und zu auch Nützliches verbinden wie etwa ein Seil und einen Rettungsring, um damit etwas aus dem Wasser zu fischen. Hier wird es jedoch nie angenehm komplex wie in Adventure-Klassikern der Marke Baphomets Fluch oder Geheimakte: Tunguska , die beide eine höhere Rätseldichte und vor allem Qualität aufweisen. Bei den wnigen Aktionen kommt wiederum die Remote zum Einsatz, die man im Fall des Seils mit der passenden Kraft in die entsprechende Richtung schwingen muss.

Kreative und anspruchsvolle Rätsel?

Mit dem DAS, also dem virtuell simulierten DSi, kann man auch Fotos schießen und später bearbeiten.
Und damit sind wir beim Thema kreative oder knackige Rätsel. Erstere gibt es zwischendurch, wenn man etwa Proben nehmen muss, Letztere fast gar nicht. Im Vorgänger dieses Abenteuers wurde ja quasi der komplette DS innovativ eingebunden, um Mikrofon-, Touch- und knifflige Spiegel-Aufgaben zu realisieren. Das geht natürlich nicht auf Wii, aber die Entwickler simulieren sowohl den DSi als auch die Remote als virtuelle Hilfen. Sprich: Ashley kann in ihrem Inventar auf ein von der Gedächtnisforschung entworfenes DAS (= DSi) und ein TAS (= Remote) zugreifen.

Mit dem DAS kann man quasi einen Notizblock aufrufen, sich den Plot sowie alle Figuren in Stammbaumform anzeigen lassen und 20 Fotos schießen. Diese können wiederum überlagert werden, um Geheimnisse zu finden - das war's aber auch an Interaktion. Mit dem TAS kann man auf Blechdosenautomaten zeigen und den Zerschrottungshebel nach unten bewegen, damit man eine Münze bekommt, für die es wiederum einen Kaugummi im Shop gibt. Hört sich belanglos und langweilig an? Ist es auch. Und hier zeigt sich ein Spieldesign, das von Anfang an und mit allen Kompromissen auf Erstzocker ausgelegt worden ist - ich zitiere mal Shigeru Komine aus seinem Interview bei Eurogamer.net: "As it can be played as fast or slow as players want, we believe it would be the best next step for those who firstly tried Wii with titles like Wii Sports or Wii Fit."

Aber mit dem TAS kann man auch auf Sicherheitsschlösser zeigen und diese knacken: Hört sich interessanter an? Ist es auch. Es wird aber so einfach inszeniert, dass man sich fast veralbert vorkommt. Man zeigt auf ein Schloss, dann blinken Symbole wie 1, 2, A oder B auf, die drückt man dann auf der Remote und schon ist der Weg frei. Geht's noch simpler? Ja, manchmal muss man die Remote etwas kippen, mal zwei Knöpfe gleichzeitig drücken und der Gipfel der Schwierigkeit besteht darin, die 3 zu drücken. Hey, die gibt's gar nicht auf der Remote? Richtig! Also knobelt mal etwas&

Diese Flashbacks füllen mit der Zeit für die wichtigen Lücken im Gedächtnis der Heldin. Was ist mit ihrer Mutter passiert?
Ansonsten bleibt der Remote-Einsatz einfach, aber durchaus intuitiv: Ab und zu muss man sie wie einen Hebel oder eine Winde benutzen, an einer Stelle hält man sie wie eine Flasche, um damit vorsichtig etwas zu träufeln oder schüttelt sie wie ein Reagenzglas, um eine chemische Reaktion auszulösen. Das sind die unterhaltsamen, weil aktiven Momente des Abenteuers. Warum hat man davon nicht mehr und vor allem Anspruchvolleres in petto? Man lechzt regelrecht nach Aufgaben, muss aber viel zu oft lesen, lesen und nochmals lesen. Und wenn etwas Neues kommt, ist es meist in null Komma nichts gelöst.

Trotzdem vermisst man eine Form der interaktiven Hilfe, denn es kann auch hier zu Sackgassen kommen. Nicht, weil das Spiel zu knifflig wäre, sondern weil man manchmal dadurch aufgehalten wird oder orientierungslos umher irrt, dass man einfach nicht weiß, an welcher Stelle man jetzt den Auslöser betätigen muss. Das liegt auch daran, dass manche Funktionen wie etwa Hebel tatsächlich erst dann aktiviert werden können, wenn es die Situation verlangt. Sprich: Man sieht einen Schalter, der lässt sich aber nicht bedienen. Also hakt man den Mechanismus unbewusst als wertlos ab, obwohl er dann eine Stunde später den Weg frei macht. Das ist unlogisch und eine altbekannte Schwäche vieler Adventures.
    

Kommentare

crewmate schrieb am
Realistisch ja, komfortabel nein
Wulgaru schrieb am
Ach komm, der Test ist fast zwei Jahre alt Masters. :wink:
Was die Wertung angeht...ich finde sie nachdem ich es gespielt habe auch zu niedrig, aber das kommt auch drauf an wie man die Kritikpunkte gewichtet. Wenn einem alle Schwachstellen auf die Nerven gehen, ist einer niedrige 70er- bzw. 69-Wertung sicher in Ordnung, auch wenn ich es für relativ hart halte.
Der einzige Punkt dem ich wirklich inhaltlich widersprechen würde, ist die Aufnahme der Gegenstände. Das finde ich nicht unlogisch sondern mehr als nur realistisch (Beispiel: Was soll ein rumspazierendes Mädel mit einem Rettungsring bevor sie ihn wirklich braucht?).
johndoe803702 schrieb am
Die Wertung hier passt nun mal gar nicht, wieso wurde das Spiel nicht vom selben Tester getestet wie die DS-Version???
Die genannten Kritikpunkte gab es auch schon auf dem DS und da ist es nicht schlimm oder wie jetzt? Eigentlich hätte die DS-Wertung dann ebenfalls niedriger sein müssen um fair zu sein. Der DS wird gehyped ohne Ende, die meisten Versionen sind deutlich schlechter und werden auf dem DS deutlich besser bewertet, das kann doch nicht richtig sein. (Mario Kart, Mario & Sonic, Mario Party, New Super Mario Bros)
Laner schrieb am
Guter Test
Das Spiel werd ich mir bald mal holen
nur momentan steht noch einiges aus
Brian Jones schrieb am
Soooo schlecht fand ich das Spiel nun auch wieder nicht. Mir hats jedenfalls Spass gemacht. OK, die fehlende Sprachausgabe hätte nicht sein müssen. So viel gelesen hab ich jedenfalls noch in keinem Adventure.
Aber die Story ist sehr gut, besonders wenn man auch den Vorgänger gespielt hat. Die meisten Rätsel sind zwar einfach. Dafür sind die Rätsel aber sehr gut in die Story eingebaut und wirken nicht wie irgendwelche angeklatschte Anhängsel.
Was mich besonders freut sollte eigentlich selbstverständlich sein. Die Steuerung funktioniert ohne Probleme. Wenn ich da so an andere Spiele für die Wii denke, wie z.B. ............. 8O .
Ob das Spiel hier nun 69% oder 89% bekommt hängt eh von den Vorlieben des Testers ab. Von daher ist mir die Wertung vollkommen wumpe. Hauptsache mir macht das Spiel Laune. :wink: [/i]
schrieb am