Boom Blox: Smash Party25.05.2009, Jörg Luibl
Boom Blox: Smash Party

Im Test:

Das ging schnell: Ein Jahr nachdem Steven Spielberg sein erstes Boom Blox in Zusammenarbeit mit Electronic Arts explodieren ließ (4P-Wertung: 80%), naht auch schon die nächste Detonation bunter Klötzchen. Eigentlich wollte der Regiemeister ja noch zwei andere Projekte entwickeln, aber davon ist bisher noch nichts zu sehen. Dafür gibt es jetzt eine umfangreiche Erweiterung der umstürzenden Blockwelten.

Explosive Wackelwelten

Auf der Kippe: Die Schwerkraft und das Gewicht spielen auch diesmal eine Rolle beim Bewurf. Hier geht es zum Debüt-Trailer.
Erst wackelt es, dann stürzt es, dann kracht es: Ha, jetzt kippt der Turm endlich und die Kristalle klimpern auf meinem Konto.

Noch ein paar gezielte Würfe mit dem Baseball und ich werde das Level schon meistern. Und wenn nicht, habe ich noch genug Geld namens "Boom Taler" auf dem Konto, um es freizukaufen. Aber das wird schon: Einfach per frei drehbarer Kamera ein optimales Ziel unter den noch stehenden Bauten finden, dieses mit dem Fadenkreuz anvisieren und dann schwungvoll per Remote zuschlagen - zack, schon trifft Ball auf Klotz! Nunchuk? Ist nicht nötig.

Der Turm stürzt auch schon zur Seite und reißt dabei, physikalische Auswirkung sei Dank, gleich den Nachbarn mit - und weil da gerade Säureblock auf Säureblock trifft, explodiert das Ganze noch in einer grünen Fontäne. Das war zwar in der Abrechnung nur die Silber-Medaille, aber die reicht für den nächsten Level, zumal ich auch noch neue Items für den Editor freigeschaltet habe. Hätte ich gar den versteckten Dynamitblock getroffen, dann wäre das Ganze sicher noch schneller und umfangreicher detoniert, so dass es am Ende Gold gegeben hätte. Das Zauberwort heißt nämlich: Kettenreaktion - finde den Schwachpunkt und lass es krachen!

Kräftiger Erweiterungswind

Das ist zwischendurch ganz lustig, sieht ganz cool aus, aber hört sich das nicht alles an wie Boom Blox? Ja, klar. Das spielt sich also genau so wie Boom Blox?  Ja, tut es - nur dass man jetzt auch Zylinder und Keile entdeckt sowie Geld gewinnt. Was ist denn dann neu oder anders an diesem Spiel? Der Umfang mit mehr als 400 neuen, in Themen wie Park, Weltraum oder Piraten unterteilt,

Neu ist der Farbwechsel: In diesem Spielmodus müsst ihr gezielt drei nebeneinander liegende Blöcke in eine Farbe bringen, damit sie verschwinden.
sowie der kooperative Teamwettbewerb - jetzt kann man nicht nur gegeneinander, sondern auch zusammen in Wurfstellung gehen. Hinsichtlich der Mehrspieler-Erfahrung hat EA also kräftig nach oben geschraubt und das Angebot verdoppelt, zumal man Level nicht nur gestalten, sondern auch hoch- und runterladen sowie mit Sternen bewerten kann; LittleBigPlanet lässt grüßen.

Außerdem freut man sich über neue und überaus fiese Blocktypen wie z.B. die Viren, die sich schnell auf andere ausbreiten, oder über Förderbänder, die man geschickt für den Transport einsetzen muss. Und wenn das Förderband auf die neue Schleuderfunktion trifft, kommt fast eine Art Minigolfgefühl auf, denn man kann alles - selbst die kantigen Tierkreaturen- greifen, dann das Gummi nach hinten ziehen, die Richtung justieren und das Geschoss loslassen! Hier muss man Kraft und Winkel gut einschätzen, damit die Punkteblöcke auch im rot markierten Ziel ankommen; auch im Weltraum macht das Einlochen Laune.

        

Blockgerechtes Artdesign

Erstmals geht es auch unter Wasser um den geschickten Punkteklau - kann man das Ganze so bewerfen, dass die Säure nicht zu früh explodiert? 
Richtig witzig wird das Ganze allerdings immer noch nicht, denn obwohl sich die Blocktiere am Rande des Spielfelds durchaus Mühe geben, bleiben sie in Sachen Zwerchfellmassage und skurrilem Design weiter hinter ihren Hasenkollegen zurück; klobig, behäbig und manchmal sind sie sogar nervig. Auch das Artdesign kann trotz einiger UFOs hier und Haifische da nicht darüber hinweg täuschen, dass man hinter den grafischen Möglichkeiten des Wii zurückbleibt - richtig edle und ansehnliche Levels sind Fehlanzeige; das Bunte und Zweckmäßige dominiert die Welten und die wenigen statischen Zwischensequenzen hätte man sich gleich sparen können.

Aber es gibt noch eine nennenswerte Neuerung: Last but not least darf man jetzt auch mit Rot, Grün & Co umher spritzen, um die Farbe von Blöcken zu ändern, damit sich drei von derselben Sorte auflösen - eine coole Idee, die vor allem zu zweit für reichlich Wettbewerb und Flüche sorgt, da man nicht wild losballernd darf und die Zahl der Bälle begrenzt ist. Hier kommt also auch eine Prise Taktik und Planung ins Spiel, die Boom Blox richtig gut tut.

Kaum verbesserte Physikeinbindung

Leider hat man aber genau davon zu wenig in petto. EA hat fleißig ergänzt, aber auch zu wenig Kritikpunkte ausgemerzt. Zum einen wünscht man sich immer noch einen Zoom innerhalb der Levels, den es lediglich im Editor gibt - aber das ist nur eine Kleinigkeit, denn auch so findet man alle Stellen für den optimalen Wurf. Wichtiger ist, dass das Greifen immer noch etwas zu sensibel wirkt: Gerade jene, die gerne die Jenga-Variante spielen und vorsichtig Blöcke aus Türmen ziehen, werden enttäuscht über den Stillstand sein - hier geht es nur um schnelles Wegschleudern, nicht um behutsames Entfernen.

Trotz Weltraum und Meer herrscht hinsichtlich des Grafikdesigns eher Ernüchterung - weder die klobigen Tiere noch die Kulisse kann künstlerisch wertvolle Zeichen setzen.
Auch das Umfallen und anschließende Herunterfliegen mancher Blöcke aus höherer Distanz erinnert manchmal eher an ein sanftes Schweben - da fehlt immer noch die Schwere, wenn man nicht gerade im All spielt. Und genau diese kleinen Inkonsequenzen lassen die Physik noch nicht ganz nachvollziehbar, noch nicht ganz konsequent wirken. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass man gerade jene Spielmechaniken erweitert hat, die eher das einfache Abschießen und Explodieren beinhalten, aber nicht das kniffligere Rätseln inklusive Gewichts- und Balanceberechnung im Stile eines Bridge Builder.

Zwar gibt es auch Szenarien, in denen ein gutes Auge für die sensible Stelle oder die Schwerkraft wichtig ist, wenn es z.B. erstmals auch im Weltraum oder gar unter Wasser zur Sache geht, wo die Blöcke natürlich anders schweben bzw. schwimmen, aber für meinen Geschmack wird das reine Geballer mit Knalleffekt zu stark in den Vordergrund gestellt - die neue Kanone lässt ebenso grüßen wie der Laserkampf gegen Alien-Raumschiffe, die einem die Kristalle stibitzen und frühzeitig abgeschossen werden sollten.  

Fazit

Man wirft, zieht und schießt. Man zielt gegen- oder miteinander. Es wackelt, fällt, kracht und klimpert auf dem Konto. Und all das kann man schier endlos wiederholen, denn es gibt Turmwelten in allen Variationen sowie einen Baukasten samt Level-Editor und Online-Community mit Bewertungsmacht - LittleBigPlanet lässt grüßen. Sehr schnell verfällt man auch ein Jahr nach der Premiere dem Reiz der Spielberg'schen Klötzchen, die jetzt auch noch wie Viren verseucht, bemalt, geschleudert und von Fließbändern weggerollt werden - selbst unter Wasser und im All sind sie unterwegs. Trotzdem will keine rechte Begeisterung aufkommen, denn die Kulissen sind eher fade als spektakulär designt und abseits des lobenswerten Umfangs sowie der explosiven Neuerungen hat sich hinsichtlich der Physik zu wenig getan. Vor allem das Greifen wirkt noch sensibel, so dass die Jenga-Varianten kaum Nervenkitzel versprühen und so mancher Block lässt beim Herunterfallen die Schwerkraft vermissen. Man merkt, dass Umfang und Action hier im Vordergrund standen. Unterm Strich rettet nicht nur die Abwechslung, sondern auch der neue Team- und erweiterte Online-Komfort die gute Bewertung.

Pro

unterhaltsames Partyspiel
neue Schleueder & Kanone
400 neue Herausforderungen
jetzt auch Teamplay möglich+ cooler neuer Farb-Spielmodus
neues Online-Bewertungssystem
eigene Levels an Freunde schicken, andere runterladen
jetzt auch unter Wasser & im All
bis zu vier Spieler kooperativ oder gegeneinander
sehr starker Editor

Kontra

Greifen immer noch zu sensibel
physikalisch nicht immer nachvollziehbare Konsequenzen
zu wenig Knobel-Level à la Bridge Builder
relativ fade Kulissen
statische Zwischensequenzen

Wertung

Wii

Explosive und umfangreiche, aber physikalisch immer noch nicht ganz überzeugende Erweiterung der Spielbergschen Klötzchenjagd.

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