Test: Virtua Tennis 2009 (Sport)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Sega
Release:
29.05.2009
03.07.2009
29.05.2009
12.06.2009
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ab 6,99€
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Die klassische Remote-Steuerung

Auch im direkten Duell spielt man auf einem Bildschirm. Man kann zwischen manuellem und automatischem Laufen wählen.
Aber langsam mit den frustrierten Pferden: Wie steuert man das Ganze überhaupt? Die erste Variante benötigt lediglich die klassische Remote und/oder ein Nunchuk. Ähnlich wie in Grand Slam Tennis kann man die Bewegung der Profis auch automatisch ablaufen lassen, wenn man Letzteres entfernt. Theoretisch ist das für Einsteiger der bessere Weg, weil man sich dann auf die Schläge konzentrieren kann. Allerdings ist dieses Laufen wesentlich fehleranfälliger als beim Konkurrenten von EA: Manchmal spurten Nadal & Co einfach ins Leere oder positionieren sich denkbar unglücklich. Es empfiehlt sich also, selber Hand an den Analogstick zu legen, um die Laufwege zu kontrollieren.

Wenn der Ball kommt, darf die Remote geschwungen werden. Allerdings wirkt diese Variante überaus unnatürlich, denn es erscheint eine Leiste über dem Spieler, in der ein Balken von links nach rechts läuft. Will man nach links spielen, muss man die Remote frühzeitig schwingen, will man nach rechts, muss sie etwas später geschwungen werden. Das funktioniert zwar ansatzweise gut, aber gehört in die Mottenkiste der Motiontechnik, weil es keine natürlichen Bewegungen simuliert, sondern ein Reaktionsspiel verlangt. Schaltet man die Anzeige der Leiste aus, kann man sich wenigstens so hinein steigern, dass die Ballwechsel natürlich wirken.

Aber das ändert nichts daran, dass die Remote-Haltung nur bedingt relevant ist: Mal schlägt man eine Vorhand, obwohl man klar die Rückhand nachahmt, mal kommt der Ball kräftig, obwohl man nur leicht schlägt, mal gibt es Slice, mal Stopp - obwohl man etwas ganz anderes vorhatte. Und auch das Balkensystem ist nur in der Theorie sowie auf der Grundlinie tauglich, denn spätestens beim Serve & Volley kann man es vergessen, da man am Netz nur noch wild um sich schlägt und keine Zeit für Richtung oder Schlagart hat. Man kann ohne Wii MotionPlus nur einen Schlag auf Knopfdruck erzwingen: den Lob. Warum kann man nicht auch Topspin und Slice erzwingen, obwohl doch genau diese Wahl ganz entscheidend für die Taktik ist?

Die modernde Wii MotionPlus-Steuerung

Spielt man ohne WiiMotionPlus, erscheint auf Wunsch eine Anzeige über dem Kopf des Spielers: Ein Balken läuft von links nach rechts und muss rechtzeitig getroffen werden.
Mit Wii MotionPlus spielt sich Virtua Tennis ganz anders. Hier ist der Unterschied wesentlich deutlicher als in Grand Slam Tennis und man kann alle Schläge in einem ausführlichen Tutorial üben. Aber kann man das Spielgefühl dadurch verbessern und präziser gestalten? Ja, aber nur eingeschränkt. Denn mal abgesehen davon, dass man den Topspin nicht bewusst einleiten kann, sondern quasi immer wie einen normalen Ball schlägt, sorgen der Slice und der Stopp schnell für Frust. Diese beiden wichtigen Schläge werden nämlich viel zu ähnlich ausgeführt, indem man die Remote von oben nach unten bewegt und den Ball quasi schräg oder seitlich trifft, so dass er Unterschnitt bekommt.

Beim Slice führt man einen kräftigeren Schwung aus, beim Stopp nur einen leichten. Hört sich toll an, erweist sich aber als ungenau. Das Problem ist erstens, dass von zehn versuchten Slices, bei denen man exakt dieselbe Bewegung ausführt, nicht zu zehn erfolgreichen Slices kommt - und das in einem Tutorial, wo die Bälle schön langsam gespielt werden. Ja, man bekommt sie hin, aber für einen simplen Grundschlag des Tennis' ist die Fehlerquote bei der Bewegungsabfrage viel zu hoch.

Das Problem ist zweitens, dass der Stopp noch fehleranfälliger ist: Man kann ihn als taktisches Mittel der Tempoverzögerung quasi vergessen, weil er aufgrund der ähnlichen Bewegung entweder als Slice oder - und das ist noch schlimmer - als gar kein Schlag (!) gewertet wird. Sprich: Wer zu behutsam den Schläger nach vorne bringt, bekommt manchmal null Reaktion. Und das ist ehrlich gesagt eine Zumutung, denn Wii MotionPlus müsste selbst diese kleine Bewegung wenigstens bei der Figur nachahmen und es müsste einen Kontakt zwischen Schläger und Ball geben. Stattdessen steht der Profi dumm rum.

Wir haben hier einige Redakteure und auch Programmierer das Tutorial spielen lassen. Kein einziger kam zu einem positiven Ergebnis bei Slices und Stopps. Selbst bei einfachen Grundschlägen gab es oftmals Stirnrunzeln. Hier werden die Matches im Zweispieler-Modus übrigens nicht im Splitscreen wie bei EA, sondern auf einem ausgetragen. Das scheint zunächst besser, weil man ja mehr sieht. Aber das ist es praktisch nicht, denn es führt auch dazu, dass der oben platzierte Spieler unnatürliche, weil spiegelverkehrte Bewegungen ausführen muss.

Mit Wii MotionPlus macht das Spiel mehr Spaß, aber die Fehleranfälligkeit von Slice und Stopp sorgt für Willkür im Schlagabtausch.
Außerdem zeigte sich selbst bei optischem Weitblick die ganze Untauglichkeit der Schlagabfrage, denn es gab zwar viel schneller Ballwechsel als in Grand Slam Tennis, aber die Fehlerquoten hinsichtlich der Schlagtechniken und Richtungen sind zu hoch, als dass man wirklich strategisch spielen könnte. Lediglich zwei Schläge abseits des normalen lassen sich kontrolliert anbringen: Aufschlag und Lob. Bei Ersterem profitiert Wii MotionPlus davon, dass man nach dem Kontakt in die Richtung ausschwingen kann, die man haben will; bei Letzterem läuft es einfach so, dass man erst zu Boden zeigt und dann schnell nach oben zieht - auch das funktioniert einwandfrei und sauber.

Technisch schwache Umsetzung

Die Schwächen in der Bewegungsabfrage werden auch noch von technischen Unzulänglichkeiten begeleitet. Dieses Virtua Tennis für Wii sieht nur auf den ersten Blick gut und besser aus als Grand Slam Tennis, weil es das realistischere und polygongewaltigere Artdesign anbietet, das quasi 1:1 von den großen Konsolen übernommen wurde. Aber hier beginnen die Probleme: Es ruckelt in den Matches teilweise so stark, dass man unfreiwillig an Online-Lags denken muss - flüssig ist anders. Und der Filzball zittert sich nicht nur manchmal optisch lahm über das Netz, er kracht auch akustisch nicht; die Soundkulisse ist viel zu schwammig und undefiniert.

Auch die stümperhaft abgestimmte Dynamik der Zuschauer, die uns schon auf Xbox 360 und PS3 störte, taucht hier wieder auf. Hinzu kommen allerdings noch üble Kantenbildungen und Texturtapeten, die dieses Tennis auf den zweiten Blick deutlich unattraktiver machen als Grand Slam Tennis. Man hat zwar mehr Details sowie lebendigere Spielermodelle, aber selbst die ernüchtern mit vielen unnatürlichen und abgebrochenen Animationen, die es so auf den großen Konsolen nicht gegeben hat: Man hat des Öfteren das Gefühl, dass Schläger und Ball gar nicht richtig aufeinander treffen und von Geschmeidigkeit bei Spurts oder Volleys kann keine Rede sein.

Während Grand Slam Tennis wenigstens noch kleine optische Schmankerl mit Wii MotionPlus anbietet, wie z.B. das Eindrehen des Handgelenks, das Wippen des Aufschlägers oder die aufrecht gehaltene Schlaghand beim Return, kann man hier über das Drehen des Handgelenks gar keine Animationen auslösen - und das ist richtig schwach. Schon bei unseren ersten Matches waren wir technisch enttäuscht, die Verkaufsfassung verfestigt diesen Eindruck noch mal.

     
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Kommentare

JustMyOpinion schrieb am
Die Testberichte von 4Players taugen doch schon länger nichts mehr, zumindest nicht was die des Nintendo Wii's betrifft.
Es hatte schon einen Grund, warum ich mich bereits vor Monaten ausgeloggt und nicht mehr geschrieben habe, nachdem ich gemerkt habe, wie hier mit Kritik umgegangen wird.
Dennoch lese ich immernoch mit und stelle fest, das "Kritisch, Ehrlich, Aktuell" mittlerweile hier eine ganz andere Bedeutung bekommen hat auf Kosten von bestimmten Tests's, die vor allen Dingen Wii Titel betreffen. Wenn man von einem Titel spricht, dessen Wertung stark der anderen Magazine auseinander geht, ist es noch verstädlich und man könnte auslegen, das dem ein oder anderen Redakteur einfach keinen Gefallen damit getan wurde. Das jetzt aber (wie in diesem Beispiel) beide Tennis-Titel dermaßen abgeschnitten haben, lege ich eher als Provokation aus.
Ich habe VT 2009 länger gespielt und keinerlei Ruckler feststellen können. Für grafische Verhältnisse sieht die Kulisse sehr realistisch aus (das schreiben übrigens auch andere Magazine, wie z.B. IGN). Man sollte sich stets vor Augen halten, das diese Konsole grafisch halt nicht mit ihren größeren Brüdern mithalten kann. Hier wird es jedoch scheinbar als Grund für eine Abwertung ausgelegt.
Außerdem finde ich es überhaupt nicht störend, das man kurzzeitig mit der WiiRemote auf den Bildschirm zeigen muß. Jedenfalls besser, als wenn man sie nach jedem Schlag in der Mittelstellung halten muß (so gesehen bei GST, was auch meherer Videos bestätigen), damit man es überhaupt ordentlich spielen kann.
Wo kann man hier nach einem solchen Test von einer "längjährigen Erfahrung als Spieletester" sprechen?
Da lobe ich mir doch Seiten wie http://wii-front.de/
Möchte erst gar nicht wissen, wie der Test von "Tiger Woods 10" ausfallen wird. Ich hoffe, EA verschickt erst gar kein Testmuster mehr!
Max Headroom schrieb am
@Opa:
Mich irrituiert ein Wenig folgendes - allgemein meckert man über die zu leichten & casualigen Wii titel und wenn ein Spiel eine Simulationssteuerung hat, bei der man nicht direkt ab Start Profi ist gilt das als schlecht und unpräzise. Hm.
Es kommt darauf an, ob das Spieldesign hier stimmt ;) . Den Frustfaktor mit einer Steuerung zu erhöhen, die nichts mit dem ursprünglichem Spieldesign zu tun hat, ist kein Garant für ein gutes Spiel.
"Virtual Tennis" ist und war keine Tennis-"Simulation", die sich akurat an die Regeln und physikalischen Gesetzen hält, sondern ein Arcade-Spiel, das Spaß machen und fesseln soll. Früher ein wichtiges Kriterium für die Flut an Geldmünzen im Schlitz ;) .
Virtual Tennis hat dies perfekt auf die Dreamcast übertragen. Sehr schnelle Ballwechsel, packende Duelle und eine haarfeine Dynamik im Game. Es bot alles, um das Teil 1:1 in ein Automatgehäuse zu stecken und mit Freunden am Joystick den selben Spaß zu bekommen wie in der Spielhalle - auch wenn kein Bobberle da was von hochexakter Simulationssteuerung sagt. Das war ja auch nicht wichtig, hauptsache der Spaß ist da ;)
Glücklicherweise blieb man dies über die Jahre treu. Zugegebenermaßen... mich reizte Virtual Fighter in den Arcaden wesentlich mehr als Tennis ;)
Nun gibt's eine Zäsur. Virtua Tennis, das Polygon-Tennis der Joystickgeneration, bekommt eine Wiimote-Steuerung. Klar, hierbei müssen einige kleine Abstriche gemacht werden. Das flotte "Joystickuntenrechts+Feuertaste" muss nun entweder durch sportliches Multitasking ersetzt werden, oder auf der einen oder anderen Art "entschärft" werden, damit man nicht mit Tennisarm ins Krankenhaus landet ;)
Die Wii+ Version der 2009er-Generation hätte hier wesentlich mehr ausholen können, verschenkt es allerdings an einer unausgegorenen Entwicklung. Die Programmierer sind genausowenig Schuld wie die Grafiker. Es ist das gesammte Design an sich, was hier einen fetten Minuspunkt bekommt. Es versucht, die Arcade-Mechanik mit einer Motion zu koppeln. Dies...
Lyrically schrieb am
Termix hat geschrieben:Virtua Tennis 2009 PS3 / Xbox 360 international : ~70% hier 80
Virtua Tennis 2009 Wii international : ~80% hier 59
VT ist eine miese Tennisserie geworden.
Die Wii Version von VT ist nicht so schlecht wie sie hier, mal wieder, gemacht wird. Aber GST ist dennoch das bessere Spiel wie ich finde.
Hidiliho schrieb am
Ich habe mir Virtua Tennis 2009 mit Motion+ zum Erscheinungsdatum besorgt und spiele es seit dem begeistert. Am Anfang hatte ich auch meine Schwierigkeiten gezielte Bälle zu spielen, grade weil ich auch gleich mit dem Arcade Mode angefangen habe.
Aber nun läuft das alles schon sehr schön und ich finde das Spielgefühl sehr real, wenn ich gut zum Ball stehe kann ich mir meine Schläge frei aussuchen, bekomme ich aber einen Ball gerade noch so, dann sind die Schläge eher zufällig, was ja in Wirklichkeit auch so ist. Die Positionierung zum Ball ist hier sehr wichtig, also immer den Spieler selbst steuern.
Aber ich muss auch bemerken das ich es mehrmals schon geschafft habe ins Seiten- oder Grundlinien-Aus zu spielen, sowie Stopbälle zu schlagen die so kurz waren,dass sie im Netz landen :D
Tennis spielen ist in Realität auch nicht einfach und man würde sich wünschen überhaupt die Bälle so zu bekommen oder zurück zu Schlagen wie unsere VR Tennisprofies hier. Das man dafür trainieren muss gut zu Spielen finde ich doll.
Und im stehen spielen würde ich empfehlen!
Über Ruckler oder ähnliches kann ich mich bisher nicht beklagen.
Was ich noch sehr gut finde ist das man nun bei Spielen mit Freunden endlich einen vernünftigen Grund hat das Pad weiter zu geben. Früher wars immer Gewinner bleibt oder Verlierer, nun ist es der der nichmehr kann :D
dcc schrieb am
Wieso bauen die Deppen nicht einfach eine Standard Steuerung mit Pad ein? Dann kann doch nichts schief gehen. Wer nicht fuchteln will der nimmt das Pad !
schrieb am