Yu-Gi-Oh! 5D's Wheelie Breakers13.10.2009, Jens Bischoff
Yu-Gi-Oh! 5D's Wheelie Breakers

Im Test:

Yu-Gi-Oh! hat schon einige Versoftungen hinter sich, meist basierend auf den beliebten Kartenduellen der entsprechenden Manga- bzw. Anime-Vorlagen. Seit 5D's sind Yusei & Co. auch motorisiert unterwegs - warum also nicht mal ein Rennspiel zur Serie machen? Genau das liefert Konami mit Wheelie Breakers. Doch wie gut funktioniert der Mix aus Karten- und Rennspiel in der Praxis?

Ungewöhnliche Symbiose

Eine Mischung aus Renn- und Kartenspiel klingt zunächst alles andere als harmonsich und anfangs fragt man sich auch, ob Konami den Spielern da nicht zu viel auflädt. An das gleichzeitige Steuern seines Fahrzeugs und Ausspielen seines Kartendecks in Echtzeit muss man sich jedenfalls erst einmal gewöhnen. Vor allem Neulinge laufen Gefahr, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen.

Öde Standbild-Duelle: Der Storymodus ist sowohl spielerisch als auch inhaltlich ein Witz.
Es gibt keinerlei Tutorials, nur einen, nicht gerade harmlosen Schwierigkeitsgrad und auch keine zuschaltbaren Spiel- oder Fahrhilfen, die den Einstieg zumindest anfangs erleichtern würden. Ganz im Gegenteil: Wer sich während einer Monsterbeschwörung über den kurzzeitigen Autopiloten freut, stellt schnell ernüchtert fest, dass dieser alles andere als souverän ist und einen schon mal in die Streckenbegrenzung krachen lässt, die Aufnahme weiterer auf der Strecke liegender Karten verweigert oder das beschworene Monster noch während der Beschwörungssequenz durch Feindbeschuss verliert...

Zum Glück kann man die Beschwörungskamera samt Autopilot im Optionsmenü deaktivieren, aber das Herbeirufen der Monster fällt dadurch deutlich unspektakulärer aus, was dem grafisch sonst reichlich schlichten Titel alles andere als gut tut. Abgesehen davon, fragt man sich aber natürlich, warum man dieses Feature überhaupt anbietet, wenn es einen trotz optischer Anreize spielerisch dermaßen benachteiligt. Aber egal, irgendwann hat man sich an den Beschwörungen ohnehin satt gesehen und verzichtet freiwillig auf die nett gemachten Sequenzen. Darüber hinaus kann man ja nicht nur Monster, sondern auch Zauber und Fallen beschwören, die man anhand farblicher Markierungen auch als Neuling klar unterscheiden kann. Die individuellen Eigenschaften der insgesamt 126 freischaltbaren Karten haben aber vermutlich auch eingefleischte Yu-Gi-Oh!-Fans nicht alle im Kopf, so dass man eine Weile braucht, bis man lediglich anhand kleiner Symbolbilder weiß, welche Aktion man mit dem Spielen der Karte ausführt.

Taktische Renn-Action

Das Gute ist aber, dass man sich im Prinzip nur die Karten des eigenen Decks merken muss, das maximal 25 Exemplare umfasst und individuell zusammengestellt werden kann. Zum Rennstart verfügt man über fünf zufällig gewählte Karten aus seinem Deck, die man während des Rennens durch das Überfahren von Kartensymbolen mit weiteren Deck-Exemplaren aufstocken und durch das Verdienen von Aktionspunkten durch schnelles Fahren oder Überfahren von Aktionssymbolen ausspielen kann.

Grafisch hinkt Wheelie Breakers der Rennspielkonkurrenz um Lichtjahre hinterher - lediglich die Monsterbeschwörungen können sich sehen lassen. Zu Gesicht bekommt man sie aber nur, wenn man im Gegenzug die Zuschaltung des miserablen Autopiloten akzeptiert...
Lediglich Zauberkarten kosten keine Aktionspunkte, unterliegen aber oft bestimmten Bedingungen, um gespielt werden zu können. Die eher defensiven Fallenkarten werden hingegen nur ausgewählt und bei Bedarf automatisch gespielt, wobei maximal drei gleichzeitig aktiv sein dürfen. Die Monsterkarten bringen hingegen verschiedene Zusatzeffekte mit sich und können auf Knopfdruck auch Angriffe starten, wenn man über ausreichend Aktionspunkte verfügt.

Die Attacken werden allerdings manuell als Projektilangriffe ausgeführt, so dass man nicht aus jeder Position Schaden anrichtet. Oft ist es sogar nötig, sein Fahrzeug durch kurzes Schütteln der Remote um 180° zu drehen, um rückwärts fahrend seinen Hintermann aufs Korn zu nehmen. Das sieht stylisch aus, wirkt sich nicht negativ auf Geschwindigkeit oder Manövrierbarkeit des Fahrzeugs aus und geht auch problemlos von der Hand, da die Bewegungssensoren für keine anderen Aktionen abgefragt werden. Das Auswählen und Spielen der Karten erfolgt via Steuerkreuz, Angriffe initiiert man mit der A-Taste. Mit der B-Taste kann man nach hinten schauen, alles andere (Lenken, Gas geben und Bremsen) erledigt man via Nunchuk. Alternativ kann man auch den Classic Controller verwenden - empfehlenswert ist das aber nicht.      

Alles im Griff?

Die Fahrzeugsteuerung ist insgesamt sehr handlich, so dass man nach einer Weile gut mit dem Auswählen, Ausspielen und Verwerfen von Karten während der Fahrt zurecht kommt. Allerdings vermisst man auch ein paar Feinheiten wie gefühlvolle Drifts, um nicht ständig mit der Streckenbegrenzung in Berührung zu kommen, was sehr häufig passiert und gelegentlich sogar zu fatalen Drehern führt, die einen schnell von der Spitze ans Ende des maximal achtköpfigen Fahrerfelds werfen können.

Sprachausgabe beherrscht nur der schrille Moderator und den würde man lieber stumm sehen.
Die KI-Gegner erlauben sich überraschend selten Fehler, sind aber auch nicht perfekt und attackieren nicht nur euch, sondern kennen auch untereinander kein pardon. Den meisten Spaß hat man aber natürlich im Duell mit Freunden, von denen via Splitscreen bis zu drei mitmischen dürfen. Das volle Fahrerfeld inklusive sechs KI-Rivalen gibt es aber leider nur zu zweit. Zu dritt mischt nur noch ein KI-Kontrahent mit und zu viert ist man komplett allein unterwegs.

Zudem muss man zu dritt oder zu viert auf einige Spielanzeigen verzichten und auch die Übersicht lässt deutlich zu wünschen übrig. Die Performance bleibt aber weiterhin stabil, was angesichts der insgesamt recht bescheidenen Grafik jedoch nicht allzu sehr verwundert: Die Kulissen sind alles andere als prächtig, die Effekte teils vorsintflutlich und die Soundkulisse ist ein Graus. Vor allem der deutsche Kommentator ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Abseits der Rennen gibt es hingegen überhaupt keine Sprachausgabe. Selbst im Storymodus bekommt man nur unspektakuläre Standbilder und Textboxen serviert. Die Handlung ist aber auch inhaltlich äußerst mau und die einsamen Story-Duelle werden trotz teils fordernder Kontrahenten schnell langweilig. Wer alle Karten freischalten will, muss trotzdem durchhalten, auch wenn der Grand Prix-Modus mit seinen vorgegebenen Rennserien weitaus mehr Spaß macht.

Warum kein Online-Modus?

Weitere Spielmodi gibt es nicht. Im Mehrspielermodus kann man nicht einmal Turniere veranstalten. Lediglich Einzelrennen mit anpassbaren Spieloptionen wie Rundenanzahl und Regelwerk sind erlaubt, wobei es gerade mal zwei Regeln gibt und zwar, ob man mit null Lebenspunkten wiederbelebt wird oder ausscheidet. Wählt man letztere Option verliert man nicht nur durch direkte Treffer, sondern auch Runde für Runde je nach aktueller Position Energie. Ziel ist aber immer als erster die Ziellinie zu überqueren.

Wer will, kann sich nach den Rennen eine Wiederholung des meist nur leidlich spannenden Geschehens zu Gemüte führen - ein Onlinemodus wäre im Hinblick auf die unübersichtlichen Splitscreen-Duelle aber wesentlich interessanter gewesen.
Schmerzlich vermisst habe ich auf jeden Fall die Möglichkeit Online-Rennen zu bestreiten. Dabei wäre Wheelie Breakers dafür doch geradezu prädestiniert gewesen. So hätte man nicht nur den unübersichtlichen Splitscreen umgangen, sondern sich auch die Einschränkungen beim Fahrerfeld sparen können, wenn mehr als zwei menschliche Teilnehmer am Start sind. Zu zweit macht zwar auch der Splitscreen Laune, darüber hinaus sind die Einschränkungen aber einfach zu gravierend, auch wenn die Möglichkeit Profil- und Deckdaten via Remote-Speicherung zu Freunden mitzunehmen, sehr lobenswert ist.

Besitzer der DS-Version Stardust Accelerator können ihr Spiel sogar mit Wheelie Breakers verlinken, um ein paar zusätzliche Bonusinhalte freizuschalten. Aber auch ohne diese Option gibt es genug Sammelreize, die zu immer besseren Leistungen motivieren. Hauptziel der Begierde ist natürlich der Besitz aller 126 Karten. Darüber hinaus kann man aber auch zusätzliche Charaktere, Strecken und Fahrzeuge freispielen. Es gibt sogar einen Editor, um sich einen eigenen Charakter samt Fahrzeug maßzuschneidern. Die Möglichkeiten sind aber eher bescheiden. Und auch das Tunen seines Fahrzeugs durch Karten-Scans ist reichlich primitiv, da es keinen Unterschied macht, welche Karte man in die steigende Slot-Anzahl am Fahrzeug einscannt, da nur die Kartenart entscheidend ist und davon gibt es halt nur drei Sorten. Diese bringen entweder einen Höchstgeschwindigkeits-, Beschleunigungs- oder Manövrierbarkeitsbonus mit sich, der immer gleich hoch ausfällt - wie motivierend...     

Fazit

Wheelie Breakers ist eine originelle Mischung aus Rennspiel und Kartenduellen, die auf den ersten Blick wie ein überladenes WipEout wirkt. Es ist zunächst gar nicht so einfach, möglichst unfallfrei über die Strecken zu brettern und gleichzeitig Karten zu beschwören, Angriffe zu initiieren und feindlichen Attacken oder Fallen auszuweichen. Vor allem Neulinge dürften mangels einführender Tutorials, anpassbaren Schwierigkeitsgrads oder aktivierbarer Spielhilfen schnell die Lust am hektischen Rennalltag verlieren. Irgendwann hat man zwar den Dreh raus und freut sich über die mit zunehmender Deck-Größe immer weiter reichenden taktischen Möglichkeiten, ärgert sich aber auch über die primitive Fahrphysik, den miserablen Auto-Piloten bei Beschwörungen, die altbackene Technik und Präsentation sowie die mickrigen Editor- und Tuning-Möglichkeiten. Auch der Story-Modus ist eher ernüchternd, der lächerliche deutsche Kommentator geht einem schon nach kürzester Zeit auf den Wecker und selbst der durchaus spaßige Mehrspielermodus leidet spürbar unter der bescheidenen Übersichtlichkeit via Splitscreen. Dabei hätte der Titel geradezu nach einem Online-Modus geschrien, aber stattdessen gibt es nur eine Verbindung mit dem DS, um ein paar zusätzliche Extras freizuschalten. Am Ende wird das an sich interessante und durch seine Sammelreize motivierende Konzept einfach von zu vielen Unstimmigkeiten geplagt, um so richtig zu überzeugen.

Pro

originelles Spielprinzip
taktischer Karteneinsatz
motivierender Sammelaspekt
nett inszenierte Beschwörungen & 180°-Drehungen

Kontra

öder Story-Modus
mickriger Editor & Tuning-Modus
altbackene Grafik & Präsentation
bescheidene Fahrzeugsteuerung
mieser Autopilot bei Beschwörungen

Wertung

Wii

Origineller Mix aus Rennspiel und Sammelkartenkämpfen, der in zu vielen Punkten scheitert.

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