Shaun White Snowboarding: World Stage16.11.2009, Michael Krosta
Shaun White Snowboarding: World Stage

Im Test:

Der Winter steht mal wieder vor der Tür: Während bei Ski- und Snowboard-Fans  langsam die Vorfreude steigt, klappern andere schon beim Gedanken an die Kälte mit den Zähnen und wünschen sich den Sommer zurück. Ubisoft bietet mit Shaun White Snowboarding einen guten Kompromiss: Zusammen mit dem Balance Board erlebt man einen Hauch vom Wintersport-Feeling, aber es bleibt bei angenehmen Zimmer-Temperaturen...

Der Weg ist das Ziel

Das große Ziel der Karriere ist das Erreichen der World Stage, bei der auch Snowboard-Star Shaun White mit atemberaubenden Tricks und schnellen Abfahrten für Furore sorgen will. Klar, dass für den Profi die Teilnahme selbstverständlich ist. Andere müssen sich den Zugang zum Wettbewerb allerdings erst verdienen. Wie man das macht? Ganz einfach: Man reist um die Welt, nimmt in Ländern

Auf dem Reiseplan zur World Stage stehen Städte wie London oder Paris.
wie den USA, Japan, Kanada oder Schweden an allen möglichen Events von der Alpin-Abfahrt bis hin zu Trick-Herausforderungen teil, macht sich einen Namen und sammelt Punkte.

Zwar schlüpft man ab und an auch in die Haut des Namenspaten, doch geht es ansonsten als Newcomer auf die Piste. Während man sich in anderen Spielen meist einen eigenen Akteur erstellt, stehen einem hier bis zu 13 Boarder zur Auswahl, die man vor jedem neuen Wettbewerb austauschen kann. Ist die Truppe am Anfang noch klein, schließen sich ihr später immer mehr Sportler an, die sich in Fähigkeiten wie Tempo, Sprung, Grip, Landung und Gewicht voneinander unterscheiden. Wie schon beim Vorgänger kann man seinen Sportler mit besonderen Fähigkeiten ausstatten: Wurde man damals von Kamera-Teams begleitet, hat man jetzt die Wahl zwischen so genannter Freund-Power. Mit dieser sichert man sich z.B. einen Sprung- oder Trick-Bonus, sorgt für besseren Grip oder löst auf Knopfdruck ein Chaos zwischen den KI-Mitbewerbern aus. Das geht natürlich nicht jederzeit, denn ansonsten wäre das Ganze eine unfaire Angelegenheit.

Stattdessen muss man zunächst eine Leiste mit Hilfe von aufgesammelten Icons und coolen Aktionen aufbauen, bevor man die Spezial-Fähigkeiten einsetzen kann. Auf jeden Fall sollte man vorher genau abwägen, was bei der nächsten Veranstaltung gefragt ist. Will man bei einem Trickser-Event lieber den Sprung- oder Trick-Bonus? Oder vielleicht doch besser die Balance-Power für eine saubere

Anspannung vor dem Start...
Landung? So bekommen die Fähigkeiten noch eine leichte taktische Komponente. Kaum von Bedeutung sind dagegen die vielen freischalbaren Extras wie neue Boards, Klamotten und Sticker, mit denen man die Wintersportler ausstatten kann.

Einfach zu fahren, schwer zu meistern

Eines dürfte mittlerweile klar sein: Ubisoft will mit Shaun White Snowboarding keine Simulation abliefern, sondern tendiert genau wie EA mit der SSX-Serie eher zum Arcade-Bereich. Das wird nur durch die Spezialfähigkeiten, sondern auch bei der Steuerung deutlich, mit der sich selbst Anfänger schnell wie ein Profi auf dem Board fühlen. Man braucht nicht mal ein Nunchuk, sondern dirigiert seinen Snowboarder einzig mit Neigungen der Remote über die Pisten, was erstaunlich präzise funktioniert. Will man etwas mehr Geschwindigkeit, geht man mit dem A-Knopf in die Hocke, während ein kurzes Schütteln einen (Ab)sprung auslöst. Etwas knifflig wird es erst bei den Tricks in der Luft, die mit einer Kombination aus A- und B-Taste sowie Neigungen und Drehungen der Remote durchgeführt werden. Obwohl das Repertoire recht begrenzt ist, erwischt man nicht immer seine Wunsch-Aktion oder hat Probleme mit der Drehung. Nimmt man das Balance Board dazu, wird es anspruchsvoller, da nicht nur Hand- sondern auch Fußkoordination gefragt ist. Das Spielgefühl ist mit Nintendos Waage aber sehr viel intensiver, wenn man sich nach vorne lehnt, um Geschwindigkeit aufzubauen, mit einem kurzen Druck auf das Board anhebt und anschließend versucht, seine Füße für den gewünschten Trick in die richtige Positionen zu bringen und dabei auch noch das Gleichgewicht zu halten.

Es erfordert etwas Übung, bis man den Bogen raus hat, doch nach ein paar Probeläufen und der gewünschen Sensibilität des Balance Boards brettert man wie ein Wahnsinniger den steilen Hang hinunter, "carvt" mit gedrücktem B-Knopf der Remote um die Kurven und erfreut sich an der durchweg flüssigen Darstellung - auch wenn die Comic-Kulissen nicht sonderlich detailliert ausfallen und vereinzelt mit Pop-Ups zu kämpfen haben. Trotzdem sind die Pisten ordentlich designt und bieten massig Geländer zum Grinden sowie Sprungschanzen, bei denen man sein ansehnlich animiertes Air-Trick-Repertoire abfackeln kann.

   

Abwechslungsreiche Veranstaltungen

Die Veranstaltungen innerhalb der Karriere fallen abwechslungsreich aus, obwohl sich die Aufgaben früher oder später wiederholen: Neben Zeitfahren stehen u.a. direkte Rennen gegen KI-Konkurrenten, Besuche in der Halfpipe, Trick-Wettbewerbe sowie Ausscheidungs-Events auf dem Programm. Wie beim Vorgänger dürfen auch hier jederzeit bis zu drei Freunde im Splitscreen mit in die Kampagne einsteigen - ein separater Spielstand ist nicht mehr erforderlich. Allerdings kann nur einer in der Gruppe das Balance Board benutzen - der Rest muss mit der Remote

Beim Grinden gilt es vor allem, das Gleichgewicht zu halten...
Vorlieb nehmen. Außerhalb der Kampagne hat man außerdem noch die Möglichkeit zum freien Fahren oder Versus-Rennen, die wahlweise im Splitscreen oder nacheinander via Hot-Seat ausgetragen werden. Einen Onlinemodus sucht man allerdings vergeblich - die WiFi-Verbindung der Wii wird lediglich für das Hochladen in Online-Ranglisten für jeden Wettbewerb genutzt.

Eigene Tricks

Obwohl sich im Vergleich zum Vorgänger insgesamt nicht viel verändert hat, bietet World Stage dennoch eine Neuerung: den Trickomat. Hier erstellt man sich in wenigen Schritten eigene Kunststücke, die man auch ein den Wettbewerben vorführen kann. Dabei wählt man zunächst aus einer Liste aus, welchen der vorhandenen Tricks man ersetzen möchte, denn genau mit dieser Knopf- und Gesten-Kombination wird man später seine Eigenkreation zeigen. Anschließend werden im nächsten Schritt die Drehungen aufgezeichnet, die man mit entsprechenden Bewegungen der Remote auslöst. Im nächsten Durchgang fügt man zusätzlich mit der A- und B-Taste Grabs hinzu, damit das Ganze auch richtig cool aussieht. Last but not least gibt man seinem Trick einen Namen. Der Trickomat ist ein lustiges, aber auch etwas einfach geratenes Tool, mit dem man dem Spiel eine individuelle Note verleihen kann. Allerdings gibt es einen Haken: Zugang erhält man nur mit Wii MotionPlus - und es will sich mir nicht so recht erschließen, warum das so ist. Ich glaube, dieser Modus wäre auch ohne Probleme mit der einfachen Remote realisierbar gewesen. Warum wird man also gezwungen, sich dafür das Add-On für den Controller zuzulegen? Wer es sich überlegt, das Accessoire nur für Shaun White zu kaufen, sollte sich das Geld sparen, denn so viel ist das Herumexperimentieren im Trickomat auch nicht wert.  

Fazit

Im Schnee nicht viel Neues: Ubisoft macht bei World Stage genau dort weiter, wo man beim Vorgänger aufgehört hat und präsentiert das gleiche Snowboard-Programm in einer etwas anderen Verpackung. Trotz des Innovationsmangels bekommen Wii-Besitzer ein tolles Arcade-Erlebnis im Schnee, das vor allem mit einem Balance Board Spaß macht - auch wenn die Steuerung gerade bei den immer noch recht wenigen Tricks nicht immer akkurat funktioniert. Schade ist, dass man immer noch keinen Onlinemodus bietet, doch entschädigen dafür der Splitscreen für bis zu vier Spieler sowie die Hot Seat-Duelle. Was man sich beim MotionPlus-Zwang für den Trickomat gedacht hat, bleibt mir ein Rätsel, doch verbringt man die Zeit ohnehin besser in der Kampagne und bereist mit der lustigen Boarder-Truppe die acht Länder.

Pro

überwiegend gute Steuerung
Balance Board-Unterstützung
lässige Aufmachung
abwechslungsreiche Karriere
geschmeidige Animationen
Splitscreen-Rennen
taktische Freundes-Kombinationen
Koop-Kampagne

Kontra

recht unspektakuläre (Comic-)Kulissen
nur ein Balance-Board nutzbar
Balance Board nicht immer ganz präzise
(zu) übersichtliches Trick-Repertoire
kein Onlinemodus
vereinzelte Probleme bei Trick-Steuerung
kaum Neuerungen gegenüber dem Vorgänger
MotionPlus-Zwang nicht nachvollziehbar

Wertung

Wii

Auch der zweite Auftritt von Shaun White bietet Wii-Boardern rasante Fahrten im Schnee!

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