DragonBall: Revenge of King Piccolo27.11.2009, Jan Wöbbeking
DragonBall: Revenge of King Piccolo

Im Test:

Nach gefühlten 100 Prügelspielen rund ums DragonBall-Universum möchte Namco Bandai jetzt Fans des uralten Original-Animes vor die Konsole locken: Im Wii-exklusiven klassischen Level-Beat'em'up DragonBall: Revenge of King Piccolo (ab 17,11€ bei kaufen) schicken die Japaner Son-Goku zurück in seine ersten Abenteuer. Das außerirdische Kampf-Wunderkind muss sich diesmal gegen die Red Ribbon Armee, Oberteufel Piccolo und ähnlich skurril betitelte Exzentriker behaupten. Da ich vor zehn Jahren hochgradig süchtig nach den ins Deutsche übersetzten Manga-Sammelbänden aus dem Carlsen-Verlag war, passe ich zu 100% in die angepeilte Zielgruppe und freue mich seit geraumer Zeit auf den Titel.

Räumliche Bleistiftstriche

Damit alte Fans wie ich nichts zu meckern haben, wurden Son-Goku, Oberteufel Piccolo, der geläuterte Cyborg Nr. 8 und andere Figuren mit viel Liebe zum Detail in die dritte Dimension transformiert. Um die Körper herum verlaufen fette schwarze Comic-Outlines und auf der Haut sorgen harte 

Fast wie im Anime: Son Goku und seine Widersacher wurden erfreulich detailgetreu nachempfunden.
Schattenkanten für einen originalgetreuen Comic-Look. Sogar kleine Feinheiten wie gekreuselte Hautfalten auf den grimmigen Gesichtern wirken wie frisch aus der Feder des Zeichners Toriyama entsprungen. Die Spiel-Designer sind so stolz auf das Ergebnis, dass sich die im Shop gekauften 3D-Modelle sogar auf einem drehbaren Galerie-Podest bestaunen lassen.

Beim Erzählen der Geschichte haben sich die Entwickler nicht ganz so viel Mühe gegeben. Meine eingerosteten Synapsen konnten sich nicht mehr an alle Details aus Toriyamas überschäumender Fantasie erinnern. Ein paar animierte Zwischensequenzen mehr hätten mir bestimmt besser auf die Sprünge geholfen als die knappen Textblöcke, welche zwischen den Levels mit Märchenonkel-Stimme vorgelesen werden. In anderen Schlüsselszenen gibt es leicht animierte Portraits zu sehen. Immerhin sind diese Dialoge prima von englischen Sprechern vertont worden. Eine deutsche oder japanische Synchro steht nicht zur Auswahl. Letzteres ist zumindest für mich kein Nachteil, denn auf Son-Gokus verschnupft krächzende Originalstimme kann ich gerne verzichten.

Lang Tsu!

Die sparsam präsentierte Rahmenhandlung konnte mir aber nicht die Laune verderben, denn der unkomplizierte Ablauf des Action-Adventures transportiert die Leichtigkeit der Geschichte beinahe so gut wie die Manga-Vorlage. Die Spielmechanik fällt ähnlich simpel aus wie bei alten Level-Prüglern, die in den Anfangsjahren der DragonBall-Comics in den Spielhallen standen.

Wie in alten Arcade-Beat'em'Ups kann Son-Goku ein Stückchen nach oben oder unten ausweichen.
Wie in Streets of Rage und Konsorten laufe ich von links nach rechts, von rechts nach links und kloppe das aufmüpfige Handkantenfutter zu klump. Wie in der Vorlage unterschätzen die ersten Fieslinge Son-Gokus Durchschlagskraft gehörig. Also kann ich erst einmal beinahe unbehelligt die einfachen Kombos ausprobieren. Dank der flinken Steuerung bevölkern schon nach Sekunden die ersten Red-Ribbon-Söldner die Lüfte, während mein Alter Ego ihnen eine ausgiebige Massage verpasst. Den krönenden Abschluss bildet eine Wärmebehandlung durch eine »Kame-Hame-Ha«-Attacke. Die »Ki-Energie« für den mächtigen Energiestrahl habe ich zuvor durch meine Kombos aufgeladen.

Der Großteil des Spiels richtet sich eher an Anfänger, doch gelegentlich muss man sich auch durch etwas kniffligere Sprungsequenzen und Bosskämpfe beißen. In einem davon stehe ich einem bildschirmfüllenden Kampfbär mit Iro gegenüber. Seine Schwachstelle ist schnell ausgemacht, doch vor meinem Gegenschlag muss ich mich noch geschickt an seinem riesigen Schwert vorbei hangeln. Die in der Luft befestigten Schwung-Anker helfen mir auch in unterirdischen Grotten und anderen Kulissen auf höhere Vorsprünge. Bin ich auf den Füßen gelandet, halte ich zunächst einmal die Deckungstaste gedrückt. Wenn Meister Petz seinen mächtigen Kampfschrei heraus brüllt, soll der schreckhafte Son-Goku schließlich nicht ein Viertel seiner Energie verlieren. Ähnlich fette Brocken wie der Bär tauchen in erfreulich kurzem Rhythmus auf: Zur Gegner-Riege gehören u.a. ein mit Anabolika vollgepumpter Schwarzenegger-Verschnitt oder das riesige Glibber-Monster Buyon, welches mit kurzgeschlossenen Robotern eingefroren wird.

Rasanter Ritt

Der Einsatz von Gesten hält sich in Grenzen: Nur in sinnvollen Momenten wird mit der Fernbedienung gewedelt. 
In einer Minenanlage darf ich ein anderes Exemplar der surrenden, Dampf schnaubenden Kampf-Robbis abgewracken. Das Gefecht findet auf einem Floß statt, welches auf einem reißenden unterirdischen Fluß entlangrast. Überhaupt ist viel Liebe in die Gestaltung von Toriyamas phantasievollen Kulissen geflossen. Ob in fernöstlichen Dojos, im Schnee oder in mystischen Tempelanlagen: Überall gibt es liebevolle Details zu entdecken. Die kleinen Standard-Gegner könnten allerdings ruhig etwas besser animiert sein: Sie marschieren meist im Gleichschritt voran und spulen immer wieder ihre wenigen Animationsphasen ab. Schade auch, dass ich mich nur alleine durch die Geschichte kämpfen darf - schließlich besaßen schon Streets of Rage und Konsorten vor rund zwanzig Jahren einen Multiplayermodus. Immerhin bietet das Spiel eine kleine Versus-Variante, in der sich zwei Spieler mit einer überschaubaren Kämpfer-Auswahl in einer Arena auf die Mütze hauen. Die Duelle taugen dank der beschränkten Zahl an Attacken aber bestenfalls für ein kurzes Intermezzo und können nicht im Ansatz mit anderen DragonBall-Prüglern konkurrieren.  

Fazit

Zum Glück hat sich die Befürchtung aus meiner Vorschau nicht bestätigt: Namco-Bandai hat es doch geschafft, den Charme der frühen DragonBall-Serie in ein Spiel zu verpacken. Ein paar Zwischensequenzen mehr hätten's ruhig sein dürfen und auch die Dialoge sind bei weitem nicht nicht so albern wie in der Vorlage. Trotzdem konnte mir die schwache Präsentation nicht die gute Laune verderben. Allein das Wiedersehen mit all den skurrilen Charakteren hat mich auf eine Schlag in meine Jugend zurückversetzt. Die simple Spielmechanik wirkt ebenfalls wie ein Hommage an alte Zeiten: Der Titel ist im Prinzip nicht mehr als ein Neuaufguss klassischer 2D-Brawler, der Profi-Zocker unterfordert. Doch der einfache Aufbau macht das Spiel eben auch so schön unkompliziert: Die flinke Steuerung flutscht, die Bosskämpfe machen Spaß und die idyllische Welt erinnert an allen Ecken und Enden an den Comic. Dank der Vielfalt an lustigen Charakteren lohnt sich das Anzocken auch für Serien-Neulinge. Sie werden zwar nicht alle Details der Geschichte verstehen, aber vielleicht weckt das ja die Neugier auf den Manga.

Pro

<P>
knuffige Cel-Shading-Figuren
idyllische Anime-Kulissen
versprüht den Charme der Vorlage
flotte, unkomplizierte Steuerung
fette Bosse verdreschen</P>

Kontra

<P>
sehr konservativer Spielablauf
nur wenige Zwischensequenzen
etwas zu schwache Zwischengegener
kein Koop-Modus
Texte könnten noch alberner ausfallen</P>

Wertung

Wii

Einfach aber unterhaltsam: Revenge of King Piccolo ist eine gelungene Hommage an den ersten DragonBall-Anime und alte Arcade-Beat-em-Ups.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.