Tron Evolution: Battle Grids21.01.2011, Jan Wöbbeking
Tron Evolution: Battle Grids

Im Test:

Wir schreiben das Jahr 2011: Rund um den Globus bekriegen Videospieler sich mit Hilfe eines technologischen Wunderwerks namens Internet. Nur Wii-Besitzer schauen in die Röhre und müssen sich wie anno 1982 vor der heimischen Glotze versammeln, wenn sie mit Lichtrennern oder glühenden Disks gegeneinander antreten wollen. Statt das aktuelle Action-Abenteuer Tron Evolution umzusetzen, hat Disney sich für eine weitere Minispielsammlung entschieden.

Futuristischer Party-Spaß?

Anders als auf PC, PS3 und Xbox 360 schickt mich Tron Evolution: Battle Grids nicht auf eine Reise über die glühende Rasterwelt. Es gibt zwar einen Story-Modus, doch dort unterhalte ich mich hauptsächlich mit meinen Kontrahenten, welche mir in Einzelmatches und Trainings-Missionen neue Kniffe beibringen, die mich auf das Turnier vorbereiten sollen. In manchen Gesprächen ist auch die Rede davon,

Die Diskus-Scharmützel mit ausfahrbaren Plattformen gestalten sich ähnlich hektisch wie das Prügel-Minispiel in Fuzion Frenzy.
dass finstere Gestalten den großen Wettkampf sabotieren wollen.  Habe ich eine Herausforderung angenommen, geht es in einer von rund sieben Disziplinen (jeweils mit einigen Regel-Variationen) zur Sache. Sie lassen sich allesamt auch in Mehrspieler-Partien oder -Turnieren für bis zu vier Spieler bestreiten. Habe ich einige Bits gesammelt, kann ich meine Disk, die Fahrzeuge und andere Details der Ausrüstung aufmotzen.

In der klassischen Lichtrad-Arena schneide ich meinen Gegnern mit blitzschnellen 90-Grad-Kurven den Weg ab. Mein Fahrzeug hinterlässt einen glühenden Schweif, welcher meine Gegner bei Kontakt zerschellen lässt. Ähnlich wie im zweiten Film wurden die schnittigen Fahrzeuge aufgebohrt und können nun auch sanfte, bogenförmige Kurven fahren. Kreuzt ein Gegenspieler meinen Weg mit seinem glühenden Schweif, muss ich für einen Sprung hinüber schnell die Fernbedienung in die Luft reißen, damit ich nicht hinein krache. Das Gestenkommando ist ähnlich gewöhnungsbedürftig wie das Lenken per Neigung der Fernbedienung - nach ein paar Minuten funktioniert aber beides recht ordentlich. Außerdem habe ich durch die Schulterkamera nicht den Überblick wie beim klassischen Tron-Prinzip aus den frühen Achtzigern. Für ein schnelles Match zwischendurch sind die Rennen trotz einfacher Aufmachung aber gut genug.

Raster-Raser

Deutlich mehr Spaß machen die flotten Panzerschlachten: Der Nunchuk-Analogstick lenkt das Fahrzeug, gezielt wird mit der Fernbedienung.
Die übrigen Fahrzeug-Disziplinen sind ähnlich gestrickt: Ich rase z.B. über an Wipeout erinnernde glühende Schanzen und Beschleunigungspfeile bis ins Ziel und versucht, die Gegner mit Waffengewalt daran zu hindern. Am meisten Spaß machen die kurzen Scharmützel mit Rasterpanzern. Statt direkt im Fahrzeug Platz zu nehmen, düsen alle Spieler in der Draufsicht über ein kleines Schlachtfeld, erobern Zonen oder beharken sich mit Kanone und Raketen. Weniger spannend fällt dagegen das monotone Lichtdiskus-Gemetzel aus: Dort erwartet mich ein Deathmatch in einer kleinen Arena mit diversen Extra-Attacken zum Einsammeln. Auch wenn ich mich hektisch hinter einer in die Höhe schnellenden Säule verstecke, verschafft mir das nur selten eine vernünftige Deckung. Also arten die Matches meist in eintöniges Diskus-Geballer aus. Das an Volleyball angelehnte Hyperball schließlich gestaltet sich gewöhnungsbedürftig: Wie in WiiSports rennt mein Spieler automatisch zum Ball - die leuchtende Pille reagiert aber etwas störrisch und lässt sich nicht immer in die gewünschte Richtung bugsieren.         

Fazit

Schade, dass Propaganda gar nicht erst den Versuch gestartet hat, Tron Evolution auch für Wii umzusetzen – gerade bei einem Spiel mit solch minimalistischem Design wäre das gewiss kein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Und wenn sich Disney schon dafür entscheidet, einen Teil seiner Kundschaft mit einer weiteren Sportspiel-Sammlung abzuspeisen, dann bitte wenigstens mit Online-Modus! Die lustigen Scharmützel mit Rasterpanzern und Lichtrennern sind zwar nicht so gut durchdacht wie der Online-Modus auf PC, Xbox 360 und PS3, als futuristischer Pausensnack taugen sie aber allemal. Schade, dass die übrigen fünf Disziplinen nicht ganz mithalten können – echte Gurken wie in Super Monkey Ball sind aber auch nicht dabei. Ich frage mich, warum die Entwickler den Figuren auf Biegen und Brechen ein Comic-Design verpassen wollten – das Ergebnis ist jedenfalls gründlich misslungen. Die weibliche Protagonistin Quorra z.B. ähnelt aufgrund ihrer weit aufgerissene Augen und ihre zusammengekniffenen Lippen eher einem psychisch labilen Vietnam-Veteran als ihrem hübschen Vorbild. Zum Glück leistet sich der Rest des Designs keine Schnitzer: Die glühende Rasterwelt sieht zwar bei weitem nicht so schön aus wie auf anderen Systemen, bietet aber ansehnliche Spiegelungen. Außerdem ist der stimmungsvolle Kinofilm-Soundtrack von Daft Punk an Bord.

Pro

lustige Panzer-Scharmützel und Lichtrad-Rennen…
Fahrzeuge und Ausrüstung lassen sich aufrüsten
hübsche Spiegelungen in der Neon-Landschaft
energetischer Original-Soundtrack des Kinofilms

Kontra

…andere Disziplinen bieten nur durchwachsene Unterhaltung
kein Online-Modus
misslungenes Comic-Charakterdesign
kaum frische Ideen
keine Spiel-Variante fesselt längerfristig

Wertung

Wii

Anstelle des großen Action-Abenteuers bekommen Wii-Besitzer nur eine durchwachsene futuristische Sportspielsammlung ohne Online-Modus.

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