Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 201217.11.2011, Benjamin Schmädig
Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: London 2012

Im Test:

Was soll das denn bitte? Dieter (O-Ton: „Was reimt sich auf Cheater?“) zockt zum ersten Mal, sprintet aber trotzdem eine Igellänge vor mir ins Ziel. Und Michael? Feiert ebenfalls Olympia-Premiere, wundert sich aber, warum seine CPU-Partnerin nicht richtig mitspielt. Na, weil er Dieter und mir ohnehin schon einen Satz abgemogelt hat! Mannomann, hier darf wohl jeder mal...

Drei, zwei...

Genau wie (da bin ich mir jedenfalls sicher!) Dieter legt Sega einen deftigen Frühstart hin, denn eigentlich dreht sich in Mario & Sonics aktueller Olympiade alles um den Sommersport. Und der geht erst, na?, im Sommer 2012 an den Start - dann entginge der Firma mit dem blauen Igel allerdings das goldschwere Weihnachtsgeschäft. Also: Frühstart.

Wobei man das Pferd auch von hinten aufzäumen könnte, denn im Grunde fiel der Startschuss schon vor satten drei Jahren. Damals brachte Sega seinen Blauigel nämlich zum ersten Mal mit Nintendos Handwerker zusammen - im Spiel zur Peking-Olympiade. Und genau wie damals fuchtelt man sich die Handgelenke am besten zu viert wund. Dabei überblicken diesmal selbst Grühnohren die Steuerung sofort und mischen sich umgehend in den Kampf um die Goldmedaille ein. Die eigentliche Herausforderung liegt oft im Schnellschütteln, noch öfter aber im Timing - ob man beim Remote-Schütteln des Hürdenlaufs den Absprung packen muss, beim Bodenturnen verschiedene Bewegungsaktionen aneinander reiht oder beim Tischtennis Slice, Top Spin und Schmetterball schlägt.

Traum und Wirklichkeit

Anders als im Vorgänger darf man alle 21 Disziplinen auch ausschließlich per Remote spielen, das lästige Umstöpseln des Nunchuks fällt also weg. Für einige Aufgaben empfiehlt das Spiel zwar den Anschluss des Analogsticks, aber darauf kann man getrost verzichten. Etwas kniffliger ist das Wettstreiten in den zehn Traumsportarten, die an Spielkonzepte erinnern, wie man sie aus Super Mario oder Monkey Ball kennt. So hüpft man beim Springreiten nicht auf dem Rücken eines Pferdes über Balken, sondern steuert à la Mario Kart einen Pferdewagen um Hindernisse herum. Alle vier Spieler sitzen dort auf dem Bock und haben Einfluss auf die Bewegung - köstlich! Beim Sprint rollt jeder für sich in einer Kugel eine futuristische Bahn hinab, während man in einer Art Jump&Run über etliche Barren hangelt, anstatt am herkömmlichen Stufenbarren zu turnen. Beim Fechten gehen hingegen alle vier gleichzeitig aufeinander los, bis nur noch der Sieger noch auf dem kleinen Podest steht.

In den Fantasiewettbewerben zeigt sich dabei am ehesten, dass Sega die Steuerung nur so weit hat reifen lassen, dass sie problemlos funktioniert: Die Figuren reagieren träge und spielerische Finessen sucht man vergebens. Was zählt, ist eben der kurze Kick mit Freunden und Familie - manchmal sogar das etwas bittere „Wieso macht der das nicht?!“. Gerade wegen dieser Dynamik ist es ärgerlich, dass man keine Turniere erstellen darf, um den Sieger aus Synchronschwimmen, Badminton und Bodenturnen zu bestimmen. In einer Art Minikampagne stolpert das Quartett dafür über die Straßenkarte Londons, sammelt Extras, kämpft alle paar Minuten in einem olympischen Wettstreit und spricht Passanten aus den Mario- und Sonicwelten an, die zu Traumwettkämpfen einladen. Je nach Platzierung erhält man im Anschluss unterschiedlich viele Aufkleber - gewonnen hat das erste gefüllte Sticker-Album. Nette Zufallsereignisse bringen zusätzliche Aufkleber, fiese Zufallsereignisse stibitzen sie.

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Hier sitzen sie in einem Boot: Nintendos und Segas Vorzeigehelden.

Und besonders *ä/$/#§“-ige Zufälle tauschen mein fast komplettes Set gegen ein zur Hälfte gefülltes! Macht Spaß.

Schwungvoll... ins Nirgendwo

Dass ich mir in der dritten Sega-Olympiade noch immer nicht auf der Onlinebahn die Füße wund rennen darf, ist dagegen eine ärgerliche Lustbremse. Ähnlich verschenkt: Dass 20 Figuren aus der Sonic- und Mario-Historie wie charakterlose Niemande ins Publikum und vom schmucklosen Siegertreppchen winken. Wäre es nicht witzig, einem Mario-Fan am anderen Ende der Welt Sonics Stachelrücken mit einem quietschigen „Catch me if you can!“ auf die Nase zu binden? Wäre es!

Alles in allem verlieren die Comicathleten bei der dies.... nächstjährigen Olympiade gehörig an Schwung, wenn nicht zwei oder drei Kumpels bereit stehen. Der winterliche Vorgänger erzählte am DS eine Geschichte um die bekannten Figuren - so kamen auch Solisten auf ihre Kosten. Diesmal darf man in einigen Disziplinen zwar die Schwierigkeit einstellen, dennoch fuchtelt es sich alleine nicht so gut. Überhaupt: Wer schon in den vergangenen Jahren mit den Ikonen Sport getrieben hat, der wird nicht überrascht. Kenner rätseln im Nintendo- und Segaquiz um die Wette, sammeln zusätzliche Kostüme... Doch mit dem Umfang eines typischen Sportspielupdates macht diese Art Sportspiel eben nur einen sehr kleinen Schritt nach vorn.

Fazit

Schließt euch mit Freunden, Familie, Klassenkameraden und Spielemuffeln vor dem Winter weg - eure Blöde-Sprüche-Muskeln werden es allen danken! Das Gute an dem Mario & Sonic dieser Olympischen Spiele: Man rafft im Handumdrehen, was das Spiel verlangt und verheddert sich umgehend im hektischen Schneller-fuchteln-als-Opa. Für längere Partien sammelt man in den Wettbewerben einer Minikampagne Aufkleber, bis einem der beste Kumpel die Punkte einfach wegschnappt - ein vergnüglicher Zeitvertreib! Hat man beides gesehen, verliert das Wettstreiten allerdings an Reiz, weil vor allem Serienkenner die meisten Elemente längst kennen und zum wiederholten Mal nicht online starten dürfen. Auch Solisten vernachlässigt Sega einmal mehr. „Dafür ist das Spiel auch nicht gemacht!“ Könnte man sagen. „Wär' aber schön!“, sag ich.

Pro

viele unterschiedliche Disziplinen
unterhaltsame Minikampagne für bis zu vier Spieler
drei Schwierigkeitsgrade für einige Sportarten

Kontra

kein Onlinespiel
keine eigenen Turniere
keine Handicaps wählbar
Charaktere treten als solche kaum in Erscheinung

Wertung

Wii

Mit bis zu vier Spielern ungemein spaßiges, besonders für Solisten aber auch sehr überschaubares Vergnügen.

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