Sid Meier's Pirates!15.10.2010, Paul Kautz
Sid Meier's Pirates!

Im Test:

Auch gestandenen Redakteuren schwirren gelegentlich wackelnde Fragezeichen um den Kopf: Wo kommt das denn her? So gerade wieder bei der Wii-Umsetzung von Pirates, des mittlerweile sechs Jahre alten Remakes von Sid Meiers C64-Klassiker. Das erschien über die Jahre verteilt auch auf Xbox und PSP – hat all die Zeit in der See der vergessenen Software den Papageien auf der Schulter zum Schweigen gebracht?

Die Rückkehr des Treibguts

Wer Ende 2004 Spaß mit den neuen Piraten hatte, der dürfte ihn jetzt vermutlich auch noch haben - das Spiel hat sich nämlich nicht verändert. Noch immer dreht es sich darum, die blaue See der Karibik im 17. Jahrhundert zu beherrschen, zu plündern, zu brandschatzen, Schiffe zu kapern, Städte zu erobern, Schätze zu heben,

Spielerisch bleiben die Wii-Piraten ihren mehrere Jahre alten Vorfahren treu. Technisch geht's allerdings weit nach unten.
Gouverneurstöchter zum Tanz zu führen, konkurrierende Piraten zu erledigen und holde Maiden vor allzu nassforschen Charmeuren zu bewahren - mit dem Säbel, versteht sich. Auch das oberste Ziel, die eigene Familie aus den Klauen eines garstigen Barons zu befreien, ist unverändert. Wer sich also darüber informieren möchte, welche Möglichkeiten das Spiel bietet, wende sich bitte vertrauensvoll an unsere Tests der unterschiedlichen Versionen - PC, Xbox und PSP. An dieser Stelle soll es nur darum gehen, was sich in der Wii-Fassung geändert hat.

Der erste Punkte ist gleich der offensichtlichste und auch ein sehr wichtiger: die Grafik. Schon vor sechs Jahren war die Piratenpräsentation eher zweckmäßig denn schön, lediglich die Darstellung der karibischen See war sehr gelungen. Und die sieht auch heute noch schön aus, jedenfalls auf dem PC - auf Wii hat die Darstellung unverständlicherweise erheblich Federn lassen müssen. Das geht schon mit dem Intro los, von dem man sich nicht vorstellen kann, dass das irgendwann mal gut ausgesehen haben soll - gleiches gilt für die des Öfteren eingespielten Zwischensequenzen. Aber gerade die Präsentation der Seefahrt ist eine herbe Enttäuschung: Das Meer ist immer noch himmlisch blau, aber alles andere sieht aus, als hätte das Gebiss der Zeit eine Extraportion Corega Tabs eingeschmissen. Unverständlicherweise ruckelt das Ganze auch noch mit unschöner Regelmäßigkeit.

Schwing das Holzbein!

Spielerisch hat sich, wie bereits erwähnt, nichts geändert; alle bekannten Piratenpflichten gilt es auch mit der Wiimote in der Hand zu erledigen. Und zwar nur mit dieser, was komplett unverständlich ist: Die wenigen Gelegenheiten, in denen eine Bewegungssteuerung genutzt wird (beim Fechten, beim Tanzen, beim Erobern von Städten), hätten problemlos auch mit den Sticks des

Kontrolliert wird Pirates ausschließlich per Wiimote, das Städte-Erobern zählt dabei noch zu den am einfachsten bedienbaren Minigames. Andere wie Fechten und Tanzen steuern sich sehr fummelig.
Classic Controllers gesteuert werden können. Beim Säbelschwingen macht man unterschiedliche Bewegungen je nach Fuchtelrichtung, beim Tanzen dreht man sich zum entsprechenden Ziel. Erobert man eine Stadt, bekommt man die Küste von der Seite des Schiffes aus zu sehen, während man mit einem Fadenkreuz Kanonen und Wachschiffe unter Beschuss nimmt. Das ist auch die einzige Variante, in der die Bewegungssteuerung gut funktioniert, alles andere ist sehr unpräzise - wieso das nicht über den Classic Controller gemacht werden darf, ist ein seebäriges Rätsel.

Neben der verschlechterten Präsentation und Steuerung haben die Wii-Piraten auch ein paar Erweiterungen an Bord - namentlich die begrenzten Personalisierungsmöglichkeiten: Man kann seinem Freibeuter neue Klamotten anziehen, die Frisur verändern und den Bart dem eigenen Arrrrrr!-Faktor anpassen. Auch das Schiff darf mit Flaggen, Ankern, Krähennestern, Gallionsfiguren oder farbigen Segeln verziert werden. Die in jeder Taverne befindlichen »mysteriösen Fremden« haben jetzt nicht nur Schatzkarten, Quest-Hinweise oder Geschenke für Gouverneurstöchter dabei, sondern gelegentlich auch neue Sachen - u.a. ein Clowns-Kostüm oder eine falsche Nase. Nun, wer's braucht.. das gilt übrigens auch für die unkreativ betitelten »Achievements«, die man freischaltet. Und dann damit exakt gar nix anfangen kann, denn Online-Ranglisten oder irgendetwas Vergleichbares, in dem man seine Erfolge der Welt präsentieren kann, gibt es nicht.__NEWCOL__

Fazit

Pirates war ein nettes Spiel - vor sechs Jahren. Mittlerweile ist es ein altes Spiel, und wenn man die Technik in Betracht zieht, vor allem ein veraltetes Spiel. Eine grafische Eroberung des Wii-Kutters wäre das Mindeste gewesen, stattdessen hat man sich für das Kielholen der Spieleraugen entschieden. Aber okay, gute Grafik macht noch kein gutes Spiel, und unter der hässlichen Hülle steckt ein sehr unterhaltsamer Kern. Der wird aber durch die unnötig fummelige und auf hohle Bewegungssteuerung setzende Wiimote-Kontrolle erfolgreich in Schach gehalten. Akzeptiert man, dass Tänze und Schwertkämpfe eher nach dem Zufallsprinzip denn mit echter Kontrolle ablaufen, dann kann man mit dem bemerkenswert umfangreichen Pirates auch auf Wii Spaß haben. Aber warum sollte man, wenn die ursprüngliche PC-Fassung nach wie vor in jeder Hinsicht weit überlegen ist?

Pro

unterhaltsames Spielprinzip
ordentlicher Umfang

Kontra

detailarme, ruckelige Grafik
fummelige Steuerung
veraltetes Spielprinzip

Wertung

Wii

Da hinkt das Holzbein: Die Wii-Piraten sind nicht nur in jeder Hinsicht veraltet, sondern steuern sich auch unnötig fummelig.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.