Metal Slug Anthology19.05.2007, Paul Kautz
Metal Slug Anthology

Im Test:

In letzter Zeit feiern so viele Videogamehelden einen großen Geburtstag, dass aufmerksamen Spielern mittlerweile der Champagner ausgehen dürfte: Sonic wird 15, Lara wird zehn, die Entwicklung des neuen Dukes nähert sich einer zweistelligen Jahreszahl - und die Metal Slug-Serie wird auch süße zehn (nagut, mittlerweile elf, hierzulande hinkt man ja releasetechnisch immer ein wenig hinterher)! Yay! Zur Feier des Jahres gab’s vor einiger Zeit eine umfassende, wenn auch technisch eingeschränkte Jubiläums-Sammlung, die sich jetzt auch auf Wii tummelt - und ganz andere Probleme hat.

Schlitz das Alien!

Wer in den letzten Jahren Geld für die Einzelveröffentlichungen von Metal Slug 3, 4 und 5 ausgegeben hat, dürfte sich jetzt ärgern: Auf der handlichen Disc tummeln sich alle sieben bisher erhältlichen Metal Slugs von 1 bis X! Mehr Metal Slug als je zuvor! Ihr kennt Metal Slug nicht? Lasst euch aufklären: Bis zu zwei Spieler ballern sich durch umfangreiche, meist horizontal scrollende Levels, an deren Ende ein dicker Endgegner auf seine gerechte Bestrafung wartet. Auf dem Weg dahin werden mehrere Hundertschaften fieser Feinde, vom Pseudo-Nazi über Giganto-Skorpione bis zu Mumien oder Zombies mit abgefahrenen Waffen niedergemäht. Erwähnten wir schon, dass all das ganz oldschoolig in 2D passiert?

Die Spiele entsprechen ihren Arcade- bzw. Neo-Geo-Pendants: Ihr habt die Wahl unter mehreren Figuren, Männlein und Weiblein, die sich, von der Optik abgesehen, nicht die Bohne unterscheiden - jedenfalls in allen Teilen außer dem sechsten, wo die Protagonisten leicht unterschiedliche 

Action satt: Die Metal Slug-Serie bietet pixelperfekten 2D-Rabatz herrlich alter Schule!
Eigenschaften haben. Alle können rennen, springen, schießen und mit Granaten um sich werfen. Ihr kämpft euch alleine oder zu zweit durch lange Levels, vom Strand über Pyramiden bis hinein in ein Alienschiff. Fast alle Welten verfügen über mehrere Wege, die zu unterschiedlichen Abschnitten führen, so dass sich mehrmaliges Durchspielen lohnt, um wirklich alles zu sehen. Gelegentlich wird auch die Scrollrichtung gewechselt, so dass ihr nicht mehr von links nach rechts, sondern von unten nach oben zischt.

Zappel Slug

Im Gegensatz zum normalen Arcade-Shooter seid ihr hier nicht sehr oft zu Fuß unterwegs: Panzer, Riesenbohrer, Kamele, Elefanten oder Zweibein-Roboter, eben die Namen gebenden »Slugs«, warten an Land auf euch - in der Luft sind es entsprechend Helikopter bzw. Flugzeug, unter Wasser dann U-Boot oder einfach nur ein formschöner Taucheranzug. Alle Vehikel verfügen über extrastarke Waffen und vertragen natürlich mehr Treffer als ihr. Seid ihr doch auf Schusters Rappen angewiesen, kann sich euer Knarren-Arsenal aber auch sehen lassen: Raketenwerfer, Flammenwerfer, schweres MG, Laser, zielsuchende Raketen oder das gute Nahkampfmesser halten die Bedrohung gut im Schach. Die Waffen bekommt ihr meist von herumlungernden Gefangenen, die nur auf ihre Befreiung warten. Wie von den Konsolenversionen gewohnt, habt ihr in jedem der drei Schwierigkeitsgrade unendlich viele Continues, was die an sich teuflisch schweren Games ziemlich leicht macht.

Der klassische Slug: Im Panzer habt ihr mehr Durchschlagskraft und seit vor Kugeln geschützt. Darüber hinaus warten noch U-Boote, Flugzeuge oder Kamele auf einen Ausritt.
Die Präsentation der Metal Slugs ist so oldschool, wie es nur sein kann: 2D bis zur Ekstase, mit mehr Liebe pro Pixel als in jedem 3D-Monster auf Ubernext-Gen-Konsolen! Ja, man kann davon auch Augenkrebs bekommen, wenn man diese Art Spiel nicht gewohnt ist, aber die Metal Slugs dürfen sich mit Fug und Recht zu den Spielen zählen, die schon fast Kunst sind: Hintergründe, Figurendesign, Animationen - alles ist hochklassig! Aber das weiß der Kenner ja alles schon, deswegen wenden wir uns den Neuerungen der Anthology zu: Auf dem Wii sind das hauptsächlich die acht Steuerungsvarianten, die gemeinsam haben, dass nicht eine davon wirklich ideal ist! Habt ihr ein GameCube-Pad, könnt ihr euch glücklich schätzen, denn damit steuert sich die Anthology am Besten, jedoch warten auch hier Stolperfallen: Das Digipad wird nicht genutzt, es wird ausschließlich analog kontrolliert - damit kann man leben. Dauerfeuer funktioniert trotz gegenteiliger Menü-Einstellung nicht, aber auch damit kommt man klar. Das Pausen-Menü liegt aus mysteriösen Gründen nicht etwa auf der Start-Taste, sondern auf Z - der Start-Button hat nur eine Bedeutung, nämlich die der Continue-Bestätigung. Verwirrt? Bin ich auch. Aber was soll's, immerhin kann man mit dem Pad Metal Slug vernünftig spielen, irritierenderweise wird aber der Classic Controller nicht unterstützt.

Speicher mich!

Seid ihr nicht im Besitz des Controllers, ist die beste Möglichkeit, den Wiimote wie ein Gamepad zu halten. Aber auch diese Version ist alles andere als optimal, schließlich liegt der essentielle Granatenwurf nicht etwa auf den völlig ungenutzt herumlungernden Tasten A oder B - nein, man muss den Controller rütteln, um die Böller zu schmeißen, was einen oft genug auch noch ungewollt springen lässt! Völlig hirnlos, außerdem soll mit mal einer demonstrieren, wie man gleichzeitig steuern und schmeißen kann. Die restlichen Kontrollvorschläge sollten besser  peinlich berührt verschwiegen werden, auch wenn mir die

Ihr dürft auch zu zweit loslegen - und da macht Metal Slug natürlich doppelt soviel Spaß!
Erwähnung des »Arcade«-Modus ein paar Extrazeilen wert ist: Hier haltet ihr den Wiimote vertikal wie einen Joystick. Als putzige Idee ganz nett, aber erwartungsgemäß völlig unspielbar.

Wie bei der PSP-Fassung dürft ihr auch am Wii den Spielstand jederzeit sichern, allerdings nur in Metal Slug 1-5 - bei Teil 6 gibt's diese Funktion nicht. Der Rest ist ebenfalls bekannt: Es gibt interessante Boni freizuspielen, ihr dürft Schwierigkeitsgrad und Continues euren Fähigkeiten anpassen, ein zweiter Spieler darf jederzeit einsteigen. Darüber hinaus hat die Wii-Version einige Vorteile: Das üble Mehrspielerruckeln des PSP-Pendants gehört zum großen Teil der Vergangenheit an, außerdem sind die Ladezeiten spürbar kürzer.    

Fazit

Ich bin ein großer Metal Slug-Fan! Ich liebe die Serie, ich liebe den bescheuerten Humor, ich vergöttere den Grafikstil, ich denke mit einem seligen Lächeln an all die wundervollen Mehrspielerpartien, die mir dieser 2D-Quark schon beschert hat. Die PSP-Fassung hat mich mit ihren Ruckelattacken und gefühlten Ladestunden etwas unsanft aus dieser Glitzerwelt in die Realität gezerrt, die Wii-Fassung gibt sich beste Mühe, die Bruchstellen wieder zu kitten - schafft es aber auch nur teilweise: Hat man kein GameCube-Pad im Haus, steuert sich die Sammlung furchtbar! Müsst ihr euch auf Wiimote und Nunchuk beschränken, dürft ihr von unserer Wertung nochmal locker 15 Zähler abziehen! Mit dem Pad ist auch nicht alles schnuckelig, aber immerhin gut genug, um die an sich großartigen Retro-Ballereien genießen zu können. Aber bitte zu zweit, denn allein macht auch der beste Rabatz nicht lange Spaß!

Pro

mehr Metal Slug als je zuvor
witziger Koop-Modus
herrliche Grafik
abgefahrene Levels
einfache Steuerung mit GC-Controller
guter Wiederspielwert

Kontra

<P>
furchtbare Steuerung mit Standard-Controller
recht kurz
dank unendlicher Continues zu leicht</P>

Wertung

Wii

Umfangreiche Sammlung der Ballerklassiker mit mäßiger Steuerung.

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