Soulcalibur Legends12.09.2008, Jens Bischoff
Soulcalibur Legends

Im Test:

In der Beat'em-Up-Liga spielte die Soul Calibur -Reihe bisher stets ganz oben mit. Auf Nintendos Wii wagten die Entwickler erstmals einen Ausflug in den Bereich der Action-Adventures. Der Kampf steht zwar nach wie vor im Mittelpunkt, statt spannenden Arena-Duellen erwarten euch allerdings Massenkeilereien in fallen- und rätselgespickten Levelschläuchen. Eine gelungene Abwechslung oder der Verlust sämtlicher Tugenden?

Viel versprechendes Fundament

Trotz einer gewissen Skepsis, war ich anfangs recht angetan von Soulcalibur Legends (ab 48,95€ bei kaufen). Auf den ersten Blick schien der Titel wie eine Fortführung des legendären Missionsmodus' aus dem Dreamcast-Original: Ihr meistert verschiedene Aufgaben rund um den Globus und sammelt dabei neue Mistreiter und Waffen, die ihr auch noch aufleveln könnt. Selbst die belanglose Story mit all ihren haarsträubenden Ereignisse, dämlichen Dialoge und austauschbaren Figuren konnte die Vorfreude kaum dämpfen.

Eintönig: Immer wieder besucht ihr dieselben öden Schauplätze und tötet dieselben öden Gegner. 
Auch die altbackene Technik und schmucklose Präsentation nahm ich zähneknirschend hin. Immerhin waren die Protagonisten ordentlich animiert, die Bewegungssteuerung ging gut von der Hand und schon bald traf man auf alte Bekannte wie Ivy oder Cervantes.

Doch kurz darauf begann der Spielspaß kräftig zu bröckeln. Irgendwie besuchte man immer wieder dieselben mickrigen Schauplätze, kämpfte gegen dieselben dämlichen Gegner und bestritt dieselben langweiligen Missionen. So langsam zeigte selbst das überschaubare Move-Repertoire erste Abnutzungserscheinungen. Angesichts der reaktionslahmen Gegner war es zwar überhaupt nicht nötig, mehr als ein, zwei Kombos zu beherrschen, aber selbst Blocks und Konter waren die meiste Zeit völlig überflüssig. Abgesehen davon war die Defensive aber sowieso ziemlich primitiv. Mit der Z-Taste konnte man ununterbrochen fast sämtliche Schläge abwehren und mit einem gezielten Schütteln des Nunchuks gegen den kurzzeitig benommenen Angreifer eine Gegenoffensive starten. Wirklich Gebrauch machte man davon allerdings nur bei den sporadischen Bossfights, die durchaus Laune machten und manchmal auch eine nette Herausforderung darstellten.

Zwischen Langeweile und Frust

Ansonsten schien der in drei Stufen variierbare Schwierigkeitsgrad aber ziemlich unausgewogen. Anfangs viel zu harmlos, wurde später willkürlich zwischen bockschwer und kinderleicht hin und her gewechselt. Eine Möglichkeit, die Stufe nachträglich herauf oder herab zu setzen, gab es nicht, so dass man gegen Ende ständig in einem wild pendelnden Käfig aus Langeweile und Frust gefangen war. Vor allem, wenn man den Fehler gemacht hatte, einige seiner insgesamt sieben spielbaren Charaktere mehr zu hegen als andere, was sich schnell rächte, als man diese nicht mehr frei auswählen konnte.

Chaotisch: Kamera und Zielerfassung lassen euch immer wieder die Übersicht verlieren.
In den meisten Missionen könnt ihr euch allerdings frei für zwei Recken eurer Wahl entscheiden, die ihr dann während eures Auftrags jederzeit per Knopfdruck wechseln dürft. Es gibt sogar die Möglichkeit per Splitscreen zu zweit in den Kampf zu ziehen. Allerdings nicht im Story-Modus, sondern nur in einer Hand voll separater Sondereinsätze.

Darüber hinaus hält der Mehrspielermodus auch eine Reihe von Wettkampf-Einsätzen parat, in denen es aber stets nur darum geht mehr Widersacher zu vermöbeln oder Kristalle zu sammeln als sein Gegenspieler. Es gibt sogar einen klassischen Versus-Modus, der im Vergleich zu den anderen Soul Calibur -Spielen aber eher einem Trauerspiel gleicht, aus dem schnell die Luft raus ist. Wer keine 60Hz-taugliche Glotze besitzt, sollte übrigens gleich ganz die Finger vom Mehrspielerangebot lassen, da ihr sonst unglaubliche Ruckelorgien über euch ergehen lassen müsst. Mit mangelnder Übersicht haben hingegen alle Spieler zu kämpfen. Selbst im Story-Modus lässt euch die Kamera immer wieder gnadenlos im Stich. Oft seht ihr in Bedrängnis nur noch den Kopf eures Helden oder ihr starrt irgendwelche Wände an, während euch Angreifer in den Rücken fallen oder ihr von fiesen Fallen überrascht werdet. Jedenfalls ist es ziemlich frustrierend, um eine Ecke zu laufen und von Pfeilen durchbohrt, von Geysiren gegrillt oder unter Gerölllawinen begraben zu werden, nur weil die Kamera sich weigert rechtzeitig umzuschwenken...     

Licht und Schatten

Spielt ihr mit automatischer Zielerfassung, eigentlich eine feine Sache, werdet ihr vor allem dann fluchen, wenn euch automatische Geschütze aufs Korn nehmen und während eines Ausweichversuchs der Fokus plötzlich auf einen nahen Gegner umschaltet, während euch die abgefeuerten Geschosse aus einem uneinsehbaren Winkel zu Boden strecken. Um die Zielauffassung zu deaktivieren, müsst ihr nämlich längere Zeit die A-Taste gedrückt halten, um euch wieder frei bewegen zu können,

Seltene Lichtblicke: Die Bosskämpfe sind teils angenehm spannend und fordernd.
was aber meist erst dann erfolgt, wenn ihr längst schwer getroffen wurdet. Immerhin lassen sich einige Projektile auch abblocken oder mit einem Druck auf den B-Knopf überspringen. Ausfallschritte per Nunchuk-Bewegung sind hingegen eher selten von Erfolg gekrönt.

Ansonsten macht die Steuerung aber einen recht soliden Eindruck. Während ihr euch mit dem Analog-Stick durch die gerade mal neun kurzen und sich ständig wiederholenden Spielabschnitte bewegt, führt ihr mit der Remote drei verschiedene Schlagarten aus, die recht präzise erkannt werden und sich zu diversen Kombos verknüpfen lassen. Während Auf- und Abwärtsbewegungen vertikale Hiebe auslösen, führen Rechts- und Linksbewegungen zu horizontalen Schwingern und Vorwärtsbewegungen zu Stößen. Um das Ganze etwas abwechslungsreicher zu gestalten, könnt ihr natürlich auch Angriffe aus dem Sprung ausführen sowie bei voller Geistenergie, die ihr durch Kämpfen oder das Aufsammeln grüner Kristallsphären auffüllt, individuelle Spezialschläge vom Stapel lassen. Neben Titelheld Siegfried schließen sich euch im Verlauf des Spiels mit Ivy, Sophitia, Taki, Mitsurugi und Astaroth noch fünf weitere Soul Calibur -Veteranen an. Als sechsten Verbündeten hat man mal wieder einen serienfremden Überraschungsgast im Angebot: Lloyd aus Tales of Symphonia , der sich spielerisch überraschend gut in das Ensemble einreiht, auch wenn er optisch wie ein Fremdkörper wirkt.

Hässlich und eintönig

Die grafische Präsentation kann aber auch sonst kaum überzeugen. Während die Soul Calibur -Reihe bisher immer ein unglaubliches Optik-Feuerwerk abgefackelt hatte, wurde hier an allen Ecken und Enden auf Sparflamme gekocht. Grobschlächtige Texturen, klobige Umgebungsobjekte und primitive Effekte rauben dem Spiel jeglichen Glanz. Auch die wenigen Sequenzen in Spielgrafik wirken unspektakulär und billig und werden genauso schonungslos wie die wenigen Schauplätze und Gegner mehrfach recycelt.

Ödes Rätselraten: Löscht alle Flammen mit Schwerthieben und der Weg ist frei.
Immerhin genießt ihr dabei wahlweise englische oder japanische Sprachausgabe. Die meiste Zeit bekommt ihr aber lediglich öde deutsche Textboxen serviert, in denen über die sinnlosesten Dinge philosophiert wird und die haarsträubendsten Zusammenhänge gesponnen werden, die sich nicht einmal ein Uwe Boll ausdenken könnte.

Im Gegensatz zur spielerischen Eintönig- und Trostlosigkeit, sind diese Unzulänglichkeiten aber fast schon wieder belustigend. Knapp zehn zähe Stunden durch immer wieder dieselben schlauchartigen 08/15-Levels zu pflügen und Unmengen an Skeletten, Mumien, Wölfen und anderen einfallslosen Gegnern zu plätten, sorgt hingegen für eine Monotonie, die kaum zu toppen ist. Ihr betretet einen Raum, es entstehen magische Barrieren, die euch am Verlassen hindern, Gegner materialisieren sich, werden von euch zu Brei gehauen und wenn alle tot sind, lösen sich die Barrieren auf und das gleiche Spiel beginnt im nächsten Raum von vorn. Völlig linear, völlig spannungsarm. Ich weiß nicht mal, warum man überhaupt eine Kartenfunktion, die ohnehin nur den aktuellen Raum abdeckt, integriert hat. Hin und wieder müsst ihr auch nervige Fallen umgehen, primitive Schalterrätsel lösen und dem einen oder anderen Boss gegenüber treten. Letzteres sorgt trotz gelegentlicher Frustmomente durchaus für Laune, wird aber wie fast alles in Soulcalibur Legends durch ständige Wiederholungen völlig überstrapaziert. Die Spiellänge mag das zwar in die Länge ziehen, dem Spielspaß bricht es aber letztendlich das Genick.   

Fazit

Soulcalibur Legends ist trotz viel versprechender Ansätze eine herbe Enttäuschung. Absolut nichts, was die Serie sonst auszeichnete, findet sich hier wieder. Die Kämpfe sind öde, die Inszenierung ist völlig unspektakulär und der Spielverlauf ist ein Zyklus endloser Langeweile, der nur von wenigen Bossfights kurz durchbrochen wird. Ansonsten prügelt ihr euch knapp zehn Stunden mit einer Hand voll Moves durch neun mickrige, sich ständig wiederholende Areale, plättet immer wieder dieselben hirnlosen Gegnergruppen und fragt euch wie man diese dreiste Mogelpackung nur mit Soul Calibur betiteln und zum Vollpreis anbieten konnte. Was Namco hier uninspiriert zusammengeschustert hat, ist an Einfallslosigkeit, Eintönigkeit und Stümperhaftigkeit kaum zu unterbieten. Selbst Kameraführung, Design und Spielbalance sind ein Witz. Nicht einmal der Mehrspielermodus schafft es mit seinem drögen Koop- und Versus-Mumpitz irgendwelche Akzente zu setzen. Schade, denn die Bewegungssteuerung ist trotz überschaubarer Aktionsmöglichkeiten eigentlich sehr solide, das Grundgerüst des Story-Modus' dasselbe wie beim legendären Dreamcast-Original. Während das eine aber selbst heute noch Kultstatus genießt, dürfte das andere schon morgen wieder in Vergessenheit geraten. Der selbst verschuldete Image-Schaden wird aber wohl noch eine ganze Weile nachklingen...

Pro

teils nette Bossfights
sieben spielbare Charaktere
verschiedene aufrüstbare Waffen

Kontra

dämliche Gegner
nervige Kameraführung
völlig monotoner Spielverlauf
trostlose Technik & Präsentation
unausgewogener Schwierigkeitsgrad
langweilige Story, Charaktere & Dialoge
ödes Gegner-, Level
& Missionsrecycling

Wertung

Wii

Großer Name, mieses Spiel - anfangs interessant, später hoffnungslos eintönig.

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