Rayman: Raving Rabbids 226.11.2007, Jens Bischoff
Rayman: Raving Rabbids 2

Im Test:

Zum Wii-Launch überraschte Ubisoft mit einer abgedrehten Minispiel-Sammlung rund um Jum'n'Run-Ikone Rayman und ein Rudel Pümpel schwingender Karnickel. Inzwischen gibt's auf Nintendos Konsole eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Titel. Doch keiner konnte die irrwitzige Hasenbande bisher übertrumpfen. Vielleicht schafft es ja die offizielle Fortsetzung!?

Eine fiktive Bedrohung wird real

Haben die durchgeknallten Hasen beim letzten Mal noch virtuelle Welten terrorisiert, treiben sie dieses Mal auf der Erde ihr Unwesen. Natürlich ist auch Rayman wieder mit von der Partie, obwohl er eigentlich nur einer von vielen ist, denn einen Alibi-Storymodus gibt es nicht mehr. 

Die Disziplinen sind zwar nominell geschrumpft, bieten aber mehr Abwechslung und weniger Aussetzzeiten.
Auch die einzelnen Disziplinen müssen nicht erst im Alleingang freigespielt werden, um in Gesellschaft von bis zu drei Freunden frei zugänglich zu sein. So könnt ihr nach dem Intro gleich uneingeschränkt dem ganz normalen Minispiel-Wahnsinn frönen. Dazu unternehmt ihr Reisen mit jeweils fünf Stationen (Minispielen) nach Europa, Asien, Südamerika, in die USA oder die anfangs noch gesperrten Tropen. Jeder Schauplatz bietet insgesamt neun mehr oder weniger ortstypische Wettbewerbe, die per Zufallsgenerator ausgelost werden.

Später könnt ihr auch eigene Reisen aus bereits absolvierten Disziplinen zusammenstellen, die Anzahl der Stationen verändern, Zeitlimits setzen und alternative Punktevergaben festlegen - darunter auch eine Hasenzählung, bei der alle außer dem Zweitplatzierten punkten. Im Lauf des Spiels schaltet ihr zudem immer neue Kostüme frei, mit denen ihr eure Spielfigur individuell einkleiden könnt. Im Trainingsmodus dürft ihr einzelne Spiele auch direkt anwählen - egal, ob ihr allein oder mit Freunden spielt.

Daneben gibt es auch wieder die Möglichkeit, mit einer Pümpelpistole auf Hasenjagd zu gehen. Die fünf als Ego-Shooter auf Schienen für maximal zwei Spieler konzipierten Passagen sind dieses Mal allerdings nur separat anwählbar und entführen euch an reale Schauplätze in Paris, New York oder Tokio, die als Full-Motion-Videos eine Art Spaziergang durch die jeweiligen Städte darstellen. Dabei nehmt ihr mit dem Fadenkreuz angreifende Polygon-Hasen ins Visier und erledigt am Ende meist einen gegen direkten Beschuss resistenten Karnickelboss, in dem ihr z. B. die Flugbahn gegnerischer Raketen durch gezielte Schüsse manipuliert. Das macht kurzzeitig, vor allem zu zweit, durchaus Laune, ist aber alles andere als ein Dauerbrenner, zumal die gefilmten Stadtteile eher unspektakulär sind und die Balleraction durch vergleichsweise träge Schussfrequenzen und Nachladezeiten unnötig ausgebremst wird.

Echte Partystimmung kommt hingegen bei den im Vergleich zum Vorgänger erweiterten Band-Auftritten à la Rock Band auf,

Let's Rock: Die aufgepeppten Bandauftritte zählen erneut zu den Highlights im verrückten Minispiel-Alltag. 
bei denen sich jeder ein Instrument schnappt und zu Rabbid-Covern von "Satisfaction", "Celebration" oder "Smoke on the Water" im Takt der Musik Remote und Nunchuk schwingt. Verpasste Einsätze wirken sich dabei hörbar auf die Performance aus, da fast jeder nachgeahmten Bewegung auch ein entsprechendes Sound- oder Stimm-Sample zugeordnet ist, das dann natürlich ausbleibt oder bei schlechtem Timing zu früh bzw. zu spät erklingt - gerade zu viert eine Mordsgaudi!

Ist weniger mehr?

Die restlichen 40 Minispiele unterliegen hingegen großen qualitativen Schwankungen. Da gibt es simple, aber ungemein stimmig inszenierte Kleinode wie das Handy-Telefonieren im Kino, ungebremste Schadensfreude wie beim Bewerfen des Lehrers mit Papierknäuel samt anschließendem Anschwärzen der Mitschüler, zahlreiche sehr ähnliche oder gar identische Disziplinen wie das Kellnern verschiedener Speisen und auch völlig spaßfreie Lückenfüller wie Schach, wo man sich lediglich Wiimote und Nunchuk an den Kopf halten muss, um sich zu konzentrieren...     

Wer gerne mal die Sau rauslassen will, freut sich hingegen auf mexikanischen Bohneneintopf, gefolgt von einem blähungsintensiven Canyon-Flug, destruktives Wettrülpsen auf den Champs-Élysées, gezielte Spuckattacken in fremde Bierkrüge oder rabiates Anästhesieren ohne Narkosespritze.

Umkleidekabine: Die Charaktere lassen sich mit freispielbaren Kostümteilen sogar individuell einkleiden.
Natürlich gibt es auch jede Menge interaktive Rangeleien wie Auto-Scooter, Einkaufswagen-Wettrennen, Spider-Rabbid-Verfolgungen oder kulinarische Schmetterlingsjagden. Bei polizeilichen Gegenüberstellungen oder heiklen Medikamententests ist hingegen neben Schnelligkeit auch eure Merkfähigkeit gefragt, während beim Hähnchengrillen oder Wäschewaschen sogar Gefühl vonnöten ist. Selbst sportliche Aktivitäten kommen dank Wassermelonen-Volleyball sowie Rabbid-Football und -Baseball nicht zu kurz.

Insgesamt ist das Angebot trotz deutlich weniger Minispiele als im Vorgänger sehr abwechslungsreich: Mal kommt es auf Timing oder Rhythmus, mal aufs Geschick oder Geschwindigkeit, ein andermal auf Zuordnung oder Teamwork an. Es wird gefahren, gehüpft, geschossen, gesammelt, gekämpft und gekocht - sowohl mit- als auch gegeneinander sowie abwechselnd oder alle auf einmal. Gerade die Vier-Spieler-Simultan-Disziplinen wurden merklich aufgestockt. Lediglich die Länge mancher Wettbewerbe wirkt teils etwas unglücklich - so dauern eher mäßige Spielspaßbringer oft unnötig lang, während amüsante Highlights viel zu schnell vorbei sind, was aber natürlich auch vom persönlichem Geschmack oder der Anzahl der Mitspieler abhängt.

So soll es sein!

Da die Erklärungen der einzelnen Disziplinen sowohl in Wort als auch Bild erfolgen, eignet sich Raving Rabbids auch für Kinder. Sprachausgabe gibt es hingegen nur im englischen Intro, ansonsten ertönt lediglich witziges Rabbid-Kauderwelsch. Es gibt sogar zwei teils deutlich voneinander abweichende Schwierigkeitsgrade, bei denen nicht nur eventuelle KI-Mitspieler unterschiedlich stark agieren, sondern auch die Steuerung mehr oder weniger komplex ausfällt. Profis freuen sich hingegen über Online-Ranglisten, anhand derer man seine Leistungen direkt nach Abschluss einer Disziplin via Wii Connect 24 mit denen anderer Spieler vergleichen kann. Schade jedoch, dass man nach wie vor keine direkten Online-Duelle bestreiten kann. Aber vielleicht klappt's ja beim nächsten Mal.

Die Bedienung via Remote und Nunchuk wurde erneut vorbildlich umgesetzt. Die angenehm direkte und meist simpel gehaltene Steuerung ist genauso intuitiv wie präzise

Manche Minispiele wie z. B. das unerlaubte Telefonieren im Kino wurden ungemein stimmig umgesetzt.
- von nervigen Verzögerungen oder Falschinterpretationen bleibt man erfreulicherweise fast gänzlich verschont. Zudem lassen sich viele der Disziplinen auch lediglich mit Remote steuern. Das dürfte vor allem diejenigen freuen, die gerne spontan in geselliger Runde spielen, aber keine vier Nunchuks daheim herumliegen haben oder auf Peripherie-Mitbringsel der Gäste setzen können.

Die Präsentation von Raving Rabbids 2 ist zwar nicht sonderlich spektakulär, die Schauplätze wirken im Vergleich zu den köstlichen Animationen sogar recht plump, aber die Aufmachung selbst ist sehr solide und natürlich voller Humor - auch wenn letzterer im Vergleich zum Vorgänger teils etwas an Spritzigkeit verloren hat. Trotzdem glänzen die trotteligen Hasen einmal mehr mit gelungenen Parodien, Slapstick-Einlagen und anderen irrwitzigen Aktionen. Zudem wartet selbst die Menüführung mit liebevollen Details auf und die Ladezeiten fallen angenehm kurz aus. Für notorische Einzelgänger ist Raving Rabbids 2 natürlich trotzdem nichts, aber welche Minispielsammlung kann von sich schon das Gegenteil behaupten...    

Fazit

Raving Rabbids 2 setzt auf die bewährte Formel des Vorgängers und präsentiert euch insgesamt 45 partytaugliche Minispiele voller witziger Ideen, amüsanter Parodien und natürlich kreischender Karnickel. Die spaßigen Bandauftritte sind in aufgebohrter Form auch wieder mit von der Partie. Zudem gibt es fünf neue Ballereinsätze für bis zu zwei Pümpel-Söldner. Der Originalitätsbonus des ersten Teils ist allerdings verflogen, der Humor nicht mehr ganz so spritzig und die Anzahl an Disziplinen nominell geschrumpft. Und obwohl es immer noch sehr ähnliche oder quasi völlig identische Wettbewerbe gibt, wirkt die Abwechslung größer als im ersten Rabbid-Ausflug . Doch trotz gewisser Abnutzungserscheinungen kann man mit den durchgeknallten Hasen nach wie vor eine Menge Spaß haben - zumindest in geselliger Runde, denn allein hält sich der Spielspaß genrebedingt natürlich arg in Grenzen. Man darf sogar eigene Figuren und Turniere erstellen, neue Bestleistungen direkt online mit denen anderer Spieler vergleichen und auch ohne den Luxus von vier zusätzlichen Nunchuks zahlreiche Wettbewerbe bestreiten. Die Wahl des Schwierigkeitsgrads wirkt sich teils spürbar auf die abermals perfekt an Remote und Nunchuk angepasste Handhabung aus. Löblich auch, dass man die Minispiele dieses Mal nicht erst im Einzelspielermodus freischalten muss, sondern gleich im Mehrspielermodus aus den Vollen schöpfen kann. Lediglich bei selbst erstellten Turnieren müssen die ausgewählten Disziplinen vorher mindestens einmal allein oder im Team absolviert worden sein. Minispiel-verrückte Neulinge können jedenfalls bedenkenlos zugreifen. Besitzer des ersten Teils müssen hingegen selbst abwägen, ob sich die Anschaffung aufgrund der sich doch sehr in Grenzen haltenden Neuerungen lohnt - schließlich gibt es mittlerweile auch durchaus lohnende Alternativen wie Wario Ware: Smooth Moves , Sonic und die geheimen Ringe  oder Mario Party 8 .

Pro

humorvolle Präsentation
individualisierbare Charaktere & Turniere
akkurate & intuitive Bewegungssteuerung
amüsanter Partyspaß für bis zu vier Spieler
zwei teils deutlich verschiedene Schwierigkeitsgrade

Kontra

nominell geschrumpfte Anzahl an Disziplinen
qualitativ durchwachsenes Minispiel-Angebot
einige sehr ähnliche oder exakt gleiche Spiele

Wertung

Wii

Durchgeknallte Minispielsammlung mit vorbildlicher Bewegungssteuerung.

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