Smarty Pants - Das Besserwisserspiel13.12.2007, Mathias Oertel
Smarty Pants - Das Besserwisserspiel

Im Test:

Die PlayStation 2 hat Buzz. Die Xbox 360 hat Scene It?. Und Wii? Nintendos Wunderkiste hat endlich auch ein Trivia-Spiel. Das nennt sich Smarty Pants, bedeutet übersetzt in etwa so viel wie "Klugscheißer" oder familienfreundlich "Besserwisser" und hat einige Überraschungen auf Lager. Ob diese allerdings positiver oder negativer Natur sind, muss sich zeigen...

Wieso so lang?

Wenn ich mir das Konzept des Wii als Familienkonsole anschaue, dazu die Kontrollmechanismen betrachte und gleichzeitig sehe, wie erfolgreich Brettspiele wie Trivial Pursuit im Allgemeinen und Videospiel-Varianten wie Buzz & Co. im Speziellen sind, stelle ich mir eine Frage: Wieso dauert es ein ganzes

Die Präsentation von Smarty Pants ist kaum mehr als zweckmäßig.
Jahr, bis irgendein Publisher auf den Trichter kommt, dass Frage-Antwort-Spiele und Wii eine gute Kombination sind?

Abgesehen davon, dass mir diese Frage schlagartig vor Augen führt, dass Nintendos Wii bereits seit einem Jahr Konsolengeschichte schreibt (wo ist die Zeit bloß hin?), komme ich allerdings zu keinem Ergebnis.

An der grafischen Umsetzung kann es nicht liegen. Als Spielfiguren für die multilingualen Fragerunden (je nach Spracheinstellung der Konsole) inklusive Lokalkolorit, also "typischen" Fragen für jedes Land nach bestimmten Personen, Serien etc. dienen Miis. Die Menüs sind eher schlicht und funktional gestaltet, die Darstellung der Fragen aus acht Kategorien ebenso. Aber dadurch wird wenigstens gewährleistet, dass die 20.000 Fragen für alle Altersstufen auf eine Disc passen.

Auch die Konzeption der Spielmodi dürfte nicht sehr lange gedauert haben. Den Solo-Modus kann man dabei sowieso vernachlässigen. Dieser ist mit seinem "Beantwortet im Zeitlimit so viele Fragen wie möglich"-Konzept nicht mehr als eine nette Trainingsmöglichkeit.

Der Freunde-Modus hingegen entspricht dem handelsüblichen Quizshow-Konzept, bei dem die Spieler (bzw. Teams) gegeneinander um Punkte, Anerkennung und Ehre spielen. Hinter dem dritten und letzten Modus, dem Familien-Modus, verbirgt sich eine kooperative Fragerunde, die wie das Solo-Quiz einen Kampf gegen

Mit kleinen Minigames wie dem Multiplikator-Tanzen mit der Remote soll das Geschehen aufgelockert werden - und funktioniert meistens auch gut.
die Uhr darstellt. Dabei werden aber zum einen die Fragen dem eingegebenen Alter entsprechend gestellt, so dass auch jüngere Familienmitglieder (etwa ab sieben bis acht Jahren) problemlos mitspielen können. Zum anderen kann die Gruppe strauchelnden Spielern durch bestimmte vorgegebene Remote-Gesten helfen und so die Zeit verlangsamen.

Eine nette Idee, die in der Praxis allerdings eher zu hektischem Rumgefuchtel und unter Umständen aufreibenden Fragerunden führt, als dass sie einem entspannenden Quiz in entspannter Atmosphäre entspricht.

Meldepflicht

Daher würden wir in jedem Fall zum kompetitiven Wettbewerb raten, da dieser mit mehreren Spielern überraschende Qualitäten offenbart. Qualitäten, die zwar auch ansatzweise im Familien-Modus durchscheinen, aber nie so offen zu Tage treten wie hier.

Bitte? Ein Trivia-Spiel mit Überraschungen? Geht doch gar nicht. Es werden Fragen gestellt. Antworten gegeben. Punkt. Weit gefehlt, Freunde der Quizkunst! Natürlich verlässt sich auch Smarty Pants im Kern auf Mechanismen, wie sie einschlägige Brettspiele oder Versoftungen von Trivial Pursuit bis hin zu Buzz! nutzen - allerdings mit kleinen Twists, die nur auf Wii möglich scheinen und das Spielerlebnis trotz aller trockenen Präsentation immer wieder aufwerten. So müsst ihr z.B. das Rad, das die Fragekategorie bestimmt, durch Remote-Bewegung drehen. Klingt unerheblich, doch im Vergleich zu einem simplen Knopfdruck bei ähnlichen Titeln wird man direkter ins Spiel gezogen.

    

Nachdem die Frage gestellt wurde, kann sich jeder Spieler als Antwortgeber betätigen, muss sich aber erst das Recht erkämpfen. Und was dem einen sein Buzzer ist dem Smarty Pantsler die Remote, die in Verbindung mit dem A-Knopf wie in der Schule gehoben werden muss, um eine Meldung anzuzeigen. Erst dann könnt ihr mit dem Pointer die hoffentlich richtige Lösung aus den vier angebotenen Antworten auswählen.

Um eventuellen Schnell-Meldern, die sich nur einklinken, um ein Spiel zu zerstören, den Garaus zu machen, gibt es sogar einen cleveren

Über das Rad werden sowohl die Fragekategorie als auch ggf. eine mögliche Sonderkarte festgelegt.
Sicherheitsmechanismus. Wer sich meldet, bevor die Frage zu Ende gestellt wurde und die falsche Antwort gibt, muss ins "Gefängnis". Das bedeutet, dass der- oder diejenige für diese Runde raus ist und erst fünf Sekunden, nachdem die nächste Frage gestellt wurde, wieder ins Geschehen eingreifen kann - eine gute Idee, die tadellos funktioniert.

Freunde wie diese

Dennoch gibt es haufenweise Möglichkeiten, den Gegner und euch zu beeinflussen. Denn zusätzlich zu den Fragekategorien kann es auf dem Drehrad auch Sonderkarten geben, die ihr durch eine werfende Remote-Bewegung einlösen könnt. Ihr braucht mehr Zeit, um eine Frage zu beantworten? Dann hilft euch die "Momentchen"-Karte weiter, die euch beim Ausspielen wertvolle Sekunden auf die Uhr schaufelt. Ihr seid der Meinung, dass die Frage für den Spieler, der den Antwortzuschlag zu leicht ist? Dann solltet ihr besser die "Kinderspiel"-Karte werfen, die eine schwerere Frage nach sich zieht. Aber Vorsicht: Hier wird erst ein Minispiel initiiert. Solltet ihr hier verlieren, habt ihr die Karte verloren und der Antworter kann zu seiner normalen Frage zurückkehren. Sehr beliebt ist auch die "Ich weiß es"-Karte, die antwortbereiten Gegnern das Sprachrecht entzieht und euch die Chance gibt, freundlicherweise für ihn einzuspringen.

Konzeptionell gut, aber von der Umsetzung weniger gelungen, ist die Doppelpunkt-Karte. Der Punktemultiplikator wird hier nämlich über eure Tanzfähigkeit festgelegt. Bzw. das, was EA versucht, als Tanzfähigkeit zu definieren. Leider hat das wilde Herumgeschwenke der Remote wenig mit rhythmischen Bewegungen zu tun und ist damit weitaus ungenauer als es z.B. noch in Boogie aus gleichem Hause der Fall war.

Doch dieses Manko ist neben dem nicht ganz intuitiven Raddrehen der einzige Schwachpunkt der Remote-Steuerung, die sich ansonsten keine Blöße gibt.

Wer es nicht so klassisch mag (die Punkte für jede Frage zählen mit dem Timer runter), kann auch den so genannten Einsatz-Modus

Alternativ können dank multilingualer Version u.a. auch englische Fragen gestellt werden.
wählen. Hier wird vor jeder Frage -aber nach Bekanntgabe der Kategorie- ein kleines Schießstand-Minispiel gestartet, das den Punktwert der Frage ermittelt. Nehmen wir z.B. an, dass die nächste Aufgabe aus dem Sportbereich kommt. Gehen wir jetzt weiter davon aus, dass ihr mit Sport nichts oder nur wenig am Hut habt, während der Kumpel der absolute Crack ist und schon freudestrahlend neben euch auf dem Sofa hin und her wackelt. Auf dem Schießstand wird er nun natürlich versuchen, die grünen Ziele abzuschießen, die ein Ansteigen der Punkte markieren. Wenn ihr ihm die Suppe versalzen wollt, etwa, weil euer Vorsprung in Gefahr geraten könnte oder auch nur aus purer Bosheit (ja!), schießt ihr auf die roten Ziele und senkt die maximale Punkteausbeute wieder. Zieht nun in Betracht, dass noch zwei andere Spieler mit von der Partie sind, die alle ihre eigene unberechenbare Agenda verfolgen und dieses simple und eigentlich unbedeutende Minispielchen gewinnt nicht nur an Bedeutung, sondern auch an Spaß... 

Motivation geht vor

Überhaupt stecken noch einige andere gut funktionierende Konzepte in Smarty Pants. Zum Beispiel der dynamische Schwierigkeitsgrad: Jeder Spieler kann sich zu seinem Mii das entsprechende Alter anlegen. Wer jetzt allerdings glaubt, dass er sich z.B. bei Duellen mit Freunden einen Vorteil verschaffen kann, indem er sein echtes Alter in eine Prä-Teenager-Phase verlegt, um so an leichtere Fragen zu kommen, wird sich nur kurzzeitig freuen. Denn Smarty Pants speichert für jedes Profil den Fragenverlauf ab und gleicht den Schwierigkeitsgrad zudem noch an. Soll heißen, dass ihr bei schneller und vor allem richtiger Beantwortung nach und nach schwerere Fragen bekommt, bis ihr an eure Grenzen stößt. Ab diesem Moment stockt das Niveau und wird ggf. sogar wieder leicht zurück gestuft. Mit kleinen, allerdings vernachlässigbaren Ausnahmen funktioniert dieses Prinzip sogar richtig gut. 

Fazit

Okay: Es gibt im Gegensatz zu den diversen Buzz-Titeln oder Scene It? keine multimedial unterstützen Fragen. Überhaupt sind Präsentation und Optik eher im spröden und zweckmäßigen Bereich angesiedelt. Manche Remote-Aktionen wirken unnötig aufgesetzt und unkompliziert. Und mit einer ausufernden Modus-Flut kann Smarty Pants auch nicht gerade punkten. Dennoch nimmt das Besserwisser-Quiz aus dem Hause EA eine gewisse Sonderstellung ein. Über 20.000 Fragen, bei Wunsch auch z.B. auf Englisch oder Französisch spielbar, ausgeklügelte Konzepte vor allem bei harten Wettbewerben um Punkte und vor allem der dynamische Schwierigkeitsgrad für jedes angelegte Profil machen die klugen Hosen zu einer unterhaltsamen Fragerunde für fast jedes Alter. Und irgendwann ist es mir egal, wie das Spiel aussieht - wenn Freunde (oder in dem Fall Noch-Freunde) beisammen sind und man sich im besten Fall eine Frage und eine Konterkarte nach der anderen um die Ohren haut, vergeht die Zeit wie im Fluge. Eine gute Alternative zu den Buzzes und Wer wird Millionären dieser Softwarewelt, bei der für die Fortsetzung allerdings mehr Feinschliff nötig ist.

Pro

dynamischer Schwierigkeitsgrad
über 20.000 Fragen
acht Kategorien
Sonderkarten können ausgespielt werden
multilinguale Version
variable Spieldauer

Kontra

manche Mini-Spiele (z.B. Multiplikations-Tanzen) unglücklich
wenige Modi
keinerlei Multimedia-Fragen

Wertung

Wii

Ein gutes Quizspiel mit einigen interessanten Ideen, dessen Remote-Einsatz allerdings ab und an über die Stränge schlägt...

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