Spyborgs28.04.2009, Jörg Luibl
Spyborgs

Vorschau:

Wie viele richtig gute und kooperativ spielbare Action gibt es für Wii? Eigentlich nur Super Smash Bros. Brawl. Aber Nintendos kunterbuntes Prügelfest bekommt bald futuristische Konkurrenz: Spyborgs (ab 14,99€ bei kaufen). Bisher wusste man wenig bis gar nichts über das Spiel. Wir konnten auf Capcoms Hausmesse in Monaco erstmals Hand anlegen.

Der bewegte Kampf

Video: Futuristisches Design, kooperativer Spaß: Freut euch auf einen actionreichen Brawler!Zackbäng. Haudrauf. Kombozähler hoch. Zackbängbum. Hauhiebdrauf. Kombozähler höher. Jetzt bloß keinen Treffer einstecken, sonst war alles umsonst! Also weiter mit leichten und schweren Schlägen, eleganten Sprungattacken und Raum greifenden, die Gegner hinweg wirbelnden Hieben. Zackbängbumhiebhaudrauf. Kombozähler noch höher. Hurra, die Finisherleiste ist voll!

Ein Blick nach rechts, der Partner nickt und wir leiten die kooperative Attacke ein. Die Kamera fährt hoch, blaues Arenalicht glimmt, die Zeit verlangsamt sich und während er die Remote nach oben schwingen muss, soll ich im richtigen Augenblick selbige samt Nunchuk nach unten ziehen - klappt das bewegungssensitive Teamplay, wird das Monster erst in die Höhe katapultiert und dann zerschmettert. Es klappt, wir schlagen ein und räumen weiter auf - 35 Level warten auf uns!

Das explosive Trio

Egal ob man mit einem Freund im Duett oder in Begleitung eines computergesteuerten Kämpfers loszieht: Man hat zunächst die Wahl zwischen drei Charakteren mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Da ist die schnelle und überaus akrobatische Ninjalady, der bullige Kämpfertyp sowie ein mächtiger Roboter. Man kann nicht nur jederzeit ein- und aussteigen, da die KI sofort einspringt, sondern auch auf Knopfdruck innerhalb eines laufenden Kampfes die Figur wechseln - das ist sogar aus taktischer Sicht erforderlich. Einen Online-Modus wird es aber aller Voraussicht nach nicht geben.

Ihr könnt jederzeit zwischen den drei spielbaren Charakteren wechseln.
Zur Story lässt sich nur so wenig sagen, dass man als eine Art kybernetisch aufgemotzter Superheldentrupp auf Seiten der Guten gegen die zahlreichen Robotertrupps der Bösen antritt - die werden von einem Ex-Superhelden angeführt, der als Verräter nichts als deren Vernichtung im Sinn hat. Was Zwischensequenzen, Charakterentwicklung, Plot oder sonstige erzählerische Elemente angeht, bleiben noch viele Fragezeichen - fest steht lediglich, dass man jede Figur und auch die Waffen über TechPoints weiter entwickeln kann. Auch wenn erzählerisch noch vieles unklar bleibt, gibt es innerhalb der Spielmechanik schon einige schlagfertige Antworten.

Motion-Teamplay

Im ersten Spiel von Bionic Games gibt es nämlich gleich eine positive Premiere: Bewegungssensitive Teamsteuerung, die Spaß macht und explosives Arcade-Flair verströmt! Kein Casualkniefall, keine Fuchtelwillkür: Durch das Nachahmen von bestimmten Gesten kann man entweder Spezialattacken seiner Figur ausführen oder Kombos im Duett einleiten - falls man die Geste innerhalb eines Zeitfenster ausführt. Nachdem man auf einem gepanzerten Riesenkrebs gelandet ist, muss man z.B. die Stichbewegung nachahmen, damit das Katana sticht.

Eigentlich hatte ich Spyborgs gar nicht auf der Rechnung, deshalb hat mich dieser Brawler angenehm überrascht. Auch, weil er sich verdammt gut steuert und an erfahrene Zocker richtet, die hinsichtlich Block, Kombo & Co auf taktische Feinheiten achten. Ob WiiMotion Plus unterstützt wird, lassen die Entwickler offen: Sollte man überzeugende Gesten und Kombinationen finden, die von der neuen Technik profitieren, wird man diese vielleicht noch integrieren.

       

Ratchet & Clank lassen grüßen?

Die Kulisse überrascht mit feinen Explosionseffekten, die Animationen sind butterweich und elegant.
Dass hier keine Qualität aus dem Nichts kommt wird spätestens dann klar, wenn man sich das Team dahinter anschaut: Ehemalige Designer von Insomniac und High Impact Games zeichnen verantwortlich - und das spürt man, denn es riecht an einigen Stellen nach der verspielten Action und experimentellen Offenheit eines Ratchet & Clank.

Trotzdem steht hier eindeutig der Teamkampf im Vordergrund. Deshalb hat man weitestgehend auf Plattformeinlagen verzichtet - sprich: Es gibt kein Hüpfen und Springen, kein Jump&Run-Flair. Dafür kann man die überaus ansehnliche Umgebung nicht nur zerstören, sondern auch interaktiv nutzen, wenn man genau hinschaut.

Hier kommt die SpyVision zum Einsatz: Aktiviert man diese Sicht, kann man mit der Remote die Gegend absuchen und versteckte Kisten, Minen oder Schalter sichtbar machen. Das sorgt nicht nur für Erkundungsreize, sondern auch für taktische Möglichkeiten im Kampf. Wenn man z.B. in der Ferne eine Bombe entdeckt, kann man diese frühzeitig zünden und die Feinde mit der Explosion überraschen.

Roboter und Hingucker

Das Highlight der spielbaren Fassung: Der Bosskampf gegen einen Riesenroboter.
Spyborgs sieht außerdem so richtig gut aus. Das Artdesign ist bunt, cool und stylisch. Die futuristischen Kulissen überzeugen mit liebevoll designtem Interieur, stimmungsvollem Licht sowie sehr ansehnlichem Rauch und gleißenden Explosionen. Auch die butterweichen Kampfanimationen hinterlassen bereits einen sehr guten Eindruck. Wir haben zwar nur eine Auswahl an Levels gesehen, aber hier könnte eines der grafisch stärksten Wii-Actionspiele neben Metroid Prime 3 im Anmarsch sein.

Verantwortlich für diesen hehren Vergleich war der imposante Höhepunkt der spielbaren Fassung: Ein spektakulärer Bosskampf gegen einen Riesenroboter vor loderndem Feuer. Hier überzeugten sowohl die Ausmaße der Kreatur als auch die Effekte, wenn er mit seinen mächtigen Pranken zuschlug oder ein Stakkato an Raketen aus seinem metallenen Brustkorb zündete - es qualmte, es zischte und funkelte. Capcom scheint diese Wii-Action technisch genau so ernst zu nehmen wie Dante & Co.

Lediglich die eintönige Musik fällt noch negativ auf. Auf Anfrage wurde uns jedoch versichert, dass das fast alles akustische Platzhalter seien, die im letzten Stadium der Entwicklung durch orchestrale Melodien ersetzt werden sollen. Man verwies auf die Soundqualität von Dark Void - genau da will man hin; wir sind gespannt und werden zum Start die Ohren spitzen. Übrigens wollen die Entwickler auch eine Art Achievement-System einbauen, mit dem man Bonusmaterial wie Videos, Artwork und Herausforderungen freischalten kann.

   

Ausblick

Na also, das ist kooperative Arcade-Action, die Spaß macht! Für mich war Spyborgs die positive Überraschung auf Capcoms Hausmesse. Endlich kommt ein exklusiver Wii-Titel, der sich erstens sehen lassen kann und zweitens den Geist der alten Brawler-Schule weckt. Sprich: Kein Casualkniefall mit Fuchtelwillkür, sondern explosive Kämpfe mit präziser und kreativer Teamsteuerung sowie zig Kombos. Schade ist natürlich, dass man offline bleibt und dass die Musik nur eintönig dahin plätscherte, aber Letztere soll ja orchestral aufgemischt werden. Der Rest wusste vom ersten Hieb bis zum letzten Finisher zu gefallen: Die spektakulären Bosskämpfe werden im besten Capcomstil inszeniert und die experimentelle Offenheit schmeckt ein wenig nach Ratchet & Clank. Unterm Strich bleibe ich bei der optimistischen Vorfreude, denn von dieser Sorte Spiel gibt es viel zu wenig auf Wii - ich freu mich richtig darauf!


Ersteindruck: sehr gut

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