Action, Rollenspiel oder beides?
Es ist schwierig, sich ohne nennenswerte Sprachkenntnisse durch ein japanisches Rollenspiel zu ackern. Warum ich es trotzdem getan habe? Weil Nintendo den Titel, der schon zu Beginn dieses Jahres erschienen ist, endlich auch im Westen veröffentlichen will. Wann? Das ist die große Frage.
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Bislang gibt es sowohl Spiel als auch Trailer nur auf Japanisch: Szenen aus dem Kampf und vom ruhigen Erkunden.
Größer ist nur die: Lohnt sich das Warten?
Für die Helden des Abenteuers lohnt es sich auf jeden Fall, denn die verdienen sich in The Last Story eine goldene Nase: Als Söldner kommen sie auf die Insel Ruli, wo sie mit zahlreichen Aufträgen genug Taschengeld verdienen, um bessere Waffen und Rüstungen zu kaufen. Ganz richtig: So sehr es ein klassisches asiatisches Rollenspiel ist, so stark ähnelt The Last Story einem westlichen Action-Rollenspiel. Denn der Kampf und das ständige Verbessern der Ausrüstung steht auf ähnliche Art im Vordergrund wie in den Diablos der westlichen Welt.
Auch die Action wird wie ein moderner Shooter inszeniert: Man schaut über die Schulter des Helden, während er mit schwingender Klinge durch die Gegner wirbelt oder aus der Deckung heraus auf Schwachstellen schießt. Auch die Parade eines Angriffs muss man selbst auslösen - Elza weicht feindlichen Attacken nicht von selbst aus, nur weil er gute Verteidigungswerte innehat. Bis zu sechs Onlinespieler dürfen zudem spezielle Aufträge gemeinsam bestreiten oder gegeneinander antreten. Ich bin mir allerdings sicher, dass es sich hier nur um eine Dreingabe handelt, die die meisten Abenteuer ohne schlechtes Gewissen ignorieren werden.
Ruli
Elza ist zwar nicht der Anführer der Söldner, die nach Ruli kommen, um ihn dreht sich die Geschichte aber.
Man begleitet stets ihn, auch wenn sich die Wege einiger Figuren trennen oder wenn neue zu ihrer Gruppe stoßen.Und natürlich erlebt man den Kampf gegen die Armee der Gurg aus seiner Sicht. Das Gesindel fällt immerhin auf der Insel ein, auf der sich Elza und seine Begleiter aufhalten. So aufwändig wie Final Fantasy wird die Handlung dabei nicht inszeniert. Die Geschichte nimmt sich zwar viel Zeit für Filmszenen und das freie Erkunden der Hauptstadt von Ruli, wird aber meist in gewöhnlichen Dialogen erzählt.
Das freie Erkunden ist deshalb so wichtig, weil Elza in der vom frühen Europa inspirierten "mittelalterlichen" Stadt zusätzliche Aufträge annehmen sowie Waffen und Rüstungen verbessern kann. Natürlich darf er sich und seinen Kameraden auch neue Ausrüstung kaufen, wichtiger ist aber das Stärken der vorhandenen Schwerter und Panzer. Meist kostet das Aufwerten nur eine Stange Geld, manchmal benötigen die Handwerker allerdings seltene Gegenstände, um einer Waffe eine besondere Fähigkeit zu verleihen.
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Vom beschaulichen Ruli aus starten die Söldner ins Abenteuer. |
Auf diese Weise erhöht man vor allem Wahrscheinlichkeiten, etwa das Abwehren bestimmter Angriffe. Manche Fundstücke müssen Experten auch erst identifizieren, bevor sie Elza und seine Begleiter nutzen dürfen. Nicht zuletzt findet man in Ruli eine Arena, in der sich die Abenteurer bei Bedarf einen Erfahrungs- und Geld-Bonus erkämpfen.
Es gibt auf Wii visuell überwältigende Spiele – The Last Story gehört nicht dazu. Dafür gleichen sich viele Gebäude in der Stadt zu sehr und geheimnisvollen alten Höhlen fehlt das Erhabene, das seit Jahrhunderten in ihren Mauern schlummert. Auch die Kamera behält nicht bei jeder Drehung die Übersicht und ich musste mit ansehen, wie Elza ungewollt vom Körper eines Monsters "verschluckt" wurde. Im Gegenzug wirkt die bodenständige, etwas knorrige Fantasywelt dafür greifbarer als die überbordende Pracht anderer Fernost-Rollenspiele. Stilistisch machen die vielen Braun- und Grautöne The Last Story zu einer Art The Witcher unter den asiatischen Fantasywelten - von den glatten, allzu gewöhnlichen Figuren abgesehen.