Vorschau: The Last Story (Rollenspiel)

von Benjamin Schmädig



Publisher: Nintendo
Release:
24.02.2012
Jetzt kaufen
ab 71,53€
Spielinfo Bilder Videos
Die neue Rollenspiel-Action?

Trotz des angenehmen Schlenderns durch die glaubwürdigen Kulissen, kam ich mir mitunter allerdings verloren vor. Denn weil die Gruppe um Elza zumindest in den ersten Stunden nicht über die Insel reist, sondern ihr Lager in der Hauptstadt aufschlägt, nahm ich den Ort bald nur noch als begehbares Shop- und Upgrademenü wahr. Vielleicht gewinnen die Aufträge bald schon an Bedeutung, so dass sich das Abenteuer als vollwertiges Action-Rollenspiel entpuppt - spielerisch steht die Action ohnehin im Mittelpunkt.
Die neue Rollenspiel-Action: The Last Story vereint Taktik mit schnelllem Echtzeit-Kampf.
Die neue Rollenspiel-Action: The Last Story vereint Taktik mit schnelllem Echtzeit-Kampf.
Wenn auch mit Einschränkungen. Denn wer bei "Deckungssystem" und Echtzeitkampf an moderne Shooter denkt, ist auf dem Holzpfad. Zwar nutzt Sakaguchi viele Elemente so, dass sie an schnelle Action-Spiele erinnern. Die Steuerung und das Verhalten der Gegner und Kameraden entstammen allerdings dem behäbigen Rollenspiel.

Ja, The Last Story ist schnell! Wenn ich mit Elza auf einen Gegner zulaufe, attackiert er automatisch so behände, dass man die Würfel hinter den angezeigten Trefferwerten kaum noch sieht. Per Tastendruck blocke ich Angriffe ab oder rolle schweren Angriffen aus dem Weg. Auf Knopfdruck geht Elza außerdem hinter Mauern oder Hindernissen in Deckung. Hält man die Z-Taste gedrückt, lugt er aus dem Versteck hervor - mit dem Analogstick zielt man. Auf dem offenen Feld funktioniert das ebenfalls. Auf diese Art schaltet man Gegner aus der Ferne aus oder lässt sich zuvor ihre Schwachstellen anzeigen. Die Deckung dient zwar als taktisches Mittel vor dem Duell, sie bietet allerdings auch im unmittelbaren Aufeinandertreffen noch Schutz. Mit speziellen Angriffen prescht Elza sogar nur aus der Deckung heraus gefährlich hervor.

Das alles fühlt sich aber nicht so dynamisch an wie in einem Shooter. Am ehesten erinnert es an ein erweitertes Final Fantasy XII: direkter, flüssiger und um die Mittel eines Deckungssystems erweitert. Anders als aus taktischen Rollenspielen gewohnt, steuert man aber nur Elza, seine Begleiter agieren selbstständig. Stellen sich clever dabei an? Es geht: Sie bewegen sich zwar nicht immer mit Übersicht, greifen aber von sich aus an, unterstützen Elza und wirken Zauber. Eine Besonderheit sind die starken Spezialisierungen der Gefährten, denn während die kaltschnäuzige Seiren z.B. ausschließlich zweihändig kämpft, beherrscht der bullige Jackal sowohl Schwert als auch Eismagie. Eismagie, wohl gemerkt - er verfügt nicht über magisches Allgemeinwissen. Andere sind praktisch reine Heiler, den Vollblut-Zauberer gibt es natürlich ebenfalls und Elza kann neben dem Schwert eben mit Pfeil und Bogen umgehen.

Die alte Rollenspiel-Klasse?
Zwischen den Missionen vergnügen und beratschlagen sich die Kameraden in einem Wirtshaus
Zwischen den Missionen vergnügen und beratschlagen sich die Kameraden in einem Wirtshaus

Auch Elza beherrscht aber verschiedene Zauber - es sind eher besondere Fähigkeiten - mit denen er z.B. die Aufmerksamkeit sämtlicher Feinde auf sich zieht. Eine heikle Sache! Denn sobald er das tut, wird er im Handumdrehen eingekreist. Einerseits kann er in dieser Position Angriffe nicht mehr effektiv abwehren. Andererseits gibt er seinen Kameraden damit aber genug Zeit, ihre Zauber zu nutzen. Ein Sekundenzähler zeigt mir an, wie lange welcher Mitstreiter noch benötigt, um seine Magie zu wirken. Und nur wenn sie sich ungestört vorbereiten können, gelingt die Aktion…

Haben sie ihre Zauber einmal gesprochen, hat das verschiedene Wirkungen: Zum einen richten sie beim Gegner Schaden an, zum anderen beeinflussen sie auch die Umgebung. Ein Feuerkreis tut den Monstern z.B. weh – logisch. Elzas Gefährten bleiben davon allerdings unberührt. Im Gegenteil: Ihnen hilft das Feuer, weil es von den Waffen aufgenommen wird. Gar nicht schlecht: Nach den ersten Stunden gefällt mir die Mischung aus rudimentärer Schulterblick-Action und sinnvollen taktischen Aktionen jedenfalls richtig gut.

Am Ende eines Kampfes lassen die Gegner schließlich Münzen oder Ausrüstung fallen, in Schatztruhen lagern ebenfalls zufällig verteilte Taler oder seltene Gegenstände – das Sammeln gewinnt schnell an Reiz. Doch wie tief geht die Charakterentwicklung, wenn die Helden jeden Stufenaufstieg und jede damit verbundene Fähigkeit vollautomatisch vollziehen? Kann The Last Story die Rollenspiel-Begeisterung langfristig nur über das Finden, Kaufen und Verbessern der Ausrüstung halten?
 

AUSBLICK



Ich bin mir noch nicht sicher, wo ich The Last Story einordnen soll. Wie viel Rollenspiel versteckt sich hinter den einfachen Charakterstatistiken? Darf ich später auch umfangreiche Höhlen erforschen oder bleibt es bei den schnurgeraden Gassen mit mächtigen Bewachern am Ausgang? Wie viel Einfluss darf ich auf den Ausbau der Ausrüstung nehmen? Kommen noch weitere taktische Aspekte im Kampf hinzu? Die große Frage ist: Will The Last Story in Ruhe eine große Geschichte erzählen oder stehen die Mini-Aufträge eines Action-Rollenspiels im Vordergrund? Auch nach mehreren Stunden sitzt das Spiel zwischen den Stühlen - denn keiner der Aspekte hat bis jetzt richtig gezündet. Dabei sind beide Elemente vielversprechend. Vor allem aber hat es mir der Kampf angetan: Das Wecken der Aufmerksamkeit, um den Kameraden Zeit zu verschaffen, sorgt für heikle Momente. Ist die Ablenkung erfolgt, schmeckt der Sieg dafür umso besser. Auch die (etwas unhandliche) Deckungssuche wirkt frisch, weil sie die spielerischen Möglichkeiten der taktischen Rollenspiel-Gefechte erweitert. Begeistern konnte mich The Last Story bislang nicht - allerdings bin ich gespannt darauf, wie es weitergeht!

Ersteindruck: gut
The Last Story ab 71,53€ bei kaufen
The Last Story ab 71,53€ bei kaufen

Kommentare

superboss schrieb am
Irgendwie verstehe ich das Kampfsystem nicht. Ist das jetzt richtige Action (mit zusätzlichen taktischen Elementen) oder Taktik ??. Und mit Action meine ich nicht hektische Taktik mit pseudo Action wie da2, wie es irgendwie im Gamepro Test herausklingt.
Und auch hier wird ja gesagt, dass es sich nicht direkt anfühlt.
Also für dieses Spiel bräuchte ich wohl ne Demo...bevor ich mir es und den Controller hole.......
WizKid77 schrieb am
Chigai hat geschrieben:
C.Montgomery Wörns hat geschrieben:
Wulgaru hat geschrieben:Sonst ist das veraltet und rückständig habe ich irgendwo gelesen.
ich dachte retro sei angesagt wie nie zuvor!? :P
Bei so spielen will ich mich auffe couch lümmeln und halbliegend die story geniessen und hier und da ein paar kämpfe machen bei denen ich nicht mehr machen muss als in aller ruhe nachzudenken. Diese unnötige hektik bei den kämpfen macht das alles kaputt. :(
Ja! Ein hoch auf die chilligen rundenbasierten Spiele mit epischer Story zu Feierabend nach einen ätzenden Arbeitstag!
Signed.
Ozwell schrieb am
            Levi hat geschrieben: ganz ehrlich ... knapp 50 h hauptstory ... die zwar wirklich in der ersten hälfte vorwiegend auf dem Rachemotiv basiert, aber trotzdem deswegen nicht weniger gehaltvoll ist.
Die Spielzeit hat in diesem Fall recht wenig mit dem Umfang der Story ansich zutun. Xenoblade bietet von Anfang an riesige und offene Gebiete + sehr viele Kämpfe - zieh von den 50 Stunden (die man nicht einmal braucht, wenn man sich wirklich nur mit der Hauptquest beschäftigt) mal das Gameplay ab.
Wie gesagt, die Handlung ansich ist genial, aber "sparsam".
Levi  schrieb am
Ozwell hat geschrieben:
            Levi hat geschrieben:"mehr Story"? ... jetzt so im nachhinein gelesen ..... kann ich das irgendwie nicht ganz glauben ...
Xenoblade hat einen genialen Plot, lässt einen aber sehr lange im Dunkeln, sodass etwa die Hälfte der Spielzeit nur einen simplen Rachefeldzug darstellt.
Auch der vorhandene Text ist nicht grad überwältigend, sodass Xenoblade für ein JRPG durchaus "wenig" Story hat.
ganz ehrlich ... knapp 50 h hauptstory ... die zwar wirklich in der ersten hälfte vorwiegend auf dem Rachemotiv basiert, aber trotzdem deswegen nicht weniger gehaltvoll ist.
vielleicht schafft es TLS ja wirklich mehr Story zu bieten, aber nachdem was man bisher so hört, wage ich das doch ganz stark zu bezweifeln ...
Ozwell schrieb am
            Levi hat geschrieben:"mehr Story"? ... jetzt so im nachhinein gelesen ..... kann ich das irgendwie nicht ganz glauben ...
Xenoblade hat einen genialen Plot, lässt einen aber sehr lange im Dunkeln, sodass etwa die Hälfte der Spielzeit nur einen simplen Rachefeldzug darstellt.
Auch der vorhandene Text ist nicht grad überwältigend, sodass Xenoblade für ein JRPG durchaus "wenig" Story hat.
schrieb am