Die neue Rollenspiel-Action?
Trotz des angenehmen Schlenderns durch die glaubwürdigen Kulissen, kam ich mir mitunter allerdings verloren vor. Denn weil die Gruppe um Elza zumindest in den ersten Stunden nicht über die Insel reist, sondern ihr Lager in der Hauptstadt aufschlägt, nahm ich den Ort bald nur noch als begehbares Shop- und Upgrademenü wahr. Vielleicht gewinnen die Aufträge bald schon an Bedeutung, so dass sich das Abenteuer als vollwertiges Action-Rollenspiel entpuppt - spielerisch steht die Action ohnehin im Mittelpunkt.
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Die neue Rollenspiel-Action: The Last Story vereint Taktik mit schnelllem Echtzeit-Kampf. |
Wenn auch mit Einschränkungen. Denn wer bei "Deckungssystem" und Echtzeitkampf an moderne Shooter denkt, ist auf dem Holzpfad. Zwar nutzt Sakaguchi viele Elemente so, dass sie an schnelle Action-Spiele erinnern. Die Steuerung und das Verhalten der Gegner und Kameraden entstammen allerdings dem behäbigen Rollenspiel.
Ja, The Last Story ist schnell! Wenn ich mit Elza auf einen Gegner zulaufe, attackiert er automatisch so behände, dass man die Würfel hinter den angezeigten Trefferwerten kaum noch sieht. Per Tastendruck blocke ich Angriffe ab oder rolle schweren Angriffen aus dem Weg. Auf Knopfdruck geht Elza außerdem hinter Mauern oder Hindernissen in Deckung. Hält man die Z-Taste gedrückt, lugt er aus dem Versteck hervor - mit dem Analogstick zielt man. Auf dem offenen Feld funktioniert das ebenfalls. Auf diese Art schaltet man Gegner aus der Ferne aus oder lässt sich zuvor ihre Schwachstellen anzeigen. Die Deckung dient zwar als taktisches Mittel vor dem Duell, sie bietet allerdings auch im unmittelbaren Aufeinandertreffen noch Schutz. Mit speziellen Angriffen prescht Elza sogar nur aus der Deckung heraus gefährlich hervor.
Das alles fühlt sich aber nicht so dynamisch an wie in einem Shooter. Am ehesten erinnert es an ein erweitertes Final Fantasy XII: direkter, flüssiger und um die Mittel eines Deckungssystems erweitert. Anders als aus taktischen Rollenspielen gewohnt, steuert man aber nur Elza, seine Begleiter agieren selbstständig. Stellen sich clever dabei an? Es geht: Sie bewegen sich zwar nicht immer mit Übersicht, greifen aber von sich aus an, unterstützen Elza und wirken Zauber. Eine Besonderheit sind die starken Spezialisierungen der Gefährten, denn während die kaltschnäuzige Seiren z.B. ausschließlich zweihändig kämpft, beherrscht der bullige Jackal sowohl Schwert als auch Eismagie. Eismagie, wohl gemerkt - er verfügt nicht über magisches Allgemeinwissen. Andere sind praktisch reine Heiler, den Vollblut-Zauberer gibt es natürlich ebenfalls und Elza kann neben dem Schwert eben mit Pfeil und Bogen umgehen.
Die alte Rollenspiel-Klasse? |
Zwischen den Missionen vergnügen und beratschlagen sich die Kameraden in einem Wirtshaus |
Auch Elza beherrscht aber verschiedene Zauber - es sind eher besondere Fähigkeiten - mit denen er z.B. die Aufmerksamkeit sämtlicher Feinde auf sich zieht. Eine heikle Sache! Denn sobald er das tut, wird er im Handumdrehen eingekreist. Einerseits kann er in dieser Position Angriffe nicht mehr effektiv abwehren. Andererseits gibt er seinen Kameraden damit aber genug Zeit, ihre Zauber zu nutzen. Ein Sekundenzähler zeigt mir an, wie lange welcher Mitstreiter noch benötigt, um seine Magie zu wirken. Und nur wenn sie sich ungestört vorbereiten können, gelingt die Aktion…
Haben sie ihre Zauber einmal gesprochen, hat das verschiedene Wirkungen: Zum einen richten sie beim Gegner Schaden an, zum anderen beeinflussen sie auch die Umgebung. Ein Feuerkreis tut den Monstern z.B. weh – logisch. Elzas Gefährten bleiben davon allerdings unberührt. Im Gegenteil: Ihnen hilft das Feuer, weil es von den Waffen aufgenommen wird. Gar nicht schlecht: Nach den ersten Stunden gefällt mir die Mischung aus rudimentärer Schulterblick-Action und sinnvollen taktischen Aktionen jedenfalls richtig gut.
Am Ende eines Kampfes lassen die Gegner schließlich Münzen oder Ausrüstung fallen, in Schatztruhen lagern ebenfalls zufällig verteilte Taler oder seltene Gegenstände – das Sammeln gewinnt schnell an Reiz. Doch wie tief geht die Charakterentwicklung, wenn die Helden jeden Stufenaufstieg und jede damit verbundene Fähigkeit vollautomatisch vollziehen? Kann The Last Story die Rollenspiel-Begeisterung langfristig nur über das Finden, Kaufen und Verbessern der Ausrüstung halten?