Red Steel24.10.2006, Michael Krosta
Red Steel

Vorschau:

Bereits auf der Games Convention hinterließ Red Steel (ab 14,38€ bei kaufen) einen guten Eindruck, doch wurde uns eine Überarbeitung des Kampfsystems versprochen. Jetzt sind wir Ubisofts Einladung nach Paris gefolgt, wo wir eine deutlich weiter entwickelte Fassung antesten und dabei auch zum ersten Mal in Multiplayer-Partien die Katanas schwingen durften. Haben die Entwickler die Zeit sinnvoll für Verbesserungen genutzt?

Mit Schwert und Pistolen

Action - das ist es, was euch in Red Steel erwartet. Auch in den neuen, bisher noch nicht gesehenen Abschnitten ballert ihr euch mit Schusswaffen durch die schönen, aber nicht überragenden Kulissen oder liefert euch krachende Duelle mit dem Schwert. An der Steuerung hat sich seit der Games Convention auf den ersten Blick wenig verändert: Noch immer steuert ihr den Helden in der Egoperspektive und nutzt dabei den Analogstick der Muschel zum Gehen und Ausweichen. Umgeschaut wird sich dagegen mit dem Remote-Controller, indem ihr einfach in die Richtung zeigt, in die ihr euch drehen wollt. Dies erfordert zwar zu Beginn noch etwas Eingewöhnung, doch geht die Steuerung nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. Auch zum Zielen wird die Remote genutzt, was zwar noch nicht einen so präzisen Eindruck hinterlässt wie mit einer PC-Maus, aber dennoch gut funktioniert, zumal ihr eure Feinde jetzt auch mit einem Auto-Lock-System anvisieren könnt. Dabei habt ihr auch die Möglichkeit, ins Bild hinein zu zoomen, wenn ihr die Remote mit gedrückter Taste nach vorne bewegt. Zusätzlich springt oder kriecht ihr auf Knopfdruck und überwindet damit störende Hindernisse. Weniger gelungen erscheint mir immer noch die Funktion, das Bild auf Knopfdruck kurzzeitig einzufrieren, um Schüsse punktgenau zu platzieren. Hier wäre ein echtes Bullet-Time mit Zeitlupenfunktion meiner Meinung nach die bessere Wahl gewesen, um auch dem Spielablauf mehr Würze zu

Die Schwertkämpfe spielen sich jetzt wesentlich dynamischer.
geben. Allerdings haben uns die Entwickler verraten, dass es in diesem Modus nicht unbedingt darauf ankomme, im Standbild genaue Kopfschüsse zu landen, sondern eher auf die Hände zu zielen, um die Feinde kampfunfähig zu machen. In diesem Fall bekommt ihr eine Art "Ehrenbonus", der auch eure Fähigkeiten beim Anvisieren der Gegner aufwerten soll.

Ehrenhafte Kämpfe

Ehre spielt nicht nur in den Schusswechseln, sondern auch beim Schwertkampf eine große Rolle. Die Entwickler haben sich intensiv mit dem Kodex der japanischen Samurai-Krieger beschäftigt und wollen diese Erkenntnisse auch in den Spielablauf einfließen lassen. So habt ihr am Ende eines Schwertkampfes die Wahl, ob ihr den kapitulierenden Gegner in einem letzten Hieb brutal niederstrecken oder ihn verschonen wollt. War das Kampfsystem auf der Games Convention noch sehr rudimentär, hat sich in der Zwischenzeit einiges getan - vor allem bei der Verteidigung. Das perfekte Timing beim Abblocken mit dem linken Controller ist nach wie vor vorhanden, allerdings habt ihr neuerdings auch die Möglichkeit, den Schlägen nach rechts und links auszuweichen. Damit wirken die Schwertkämpfe jetzt wesentlich dynamischer als noch vor zwei Monaten. Der Angriff mit der Wii-Remote war mir dagegen immer noch etwas rätselhaft, da ich noch nicht das Gefühl hatte, bewusst Varianten oder Kombos mit meinen Aktionen durchführen zu können. Hier wird wohl erst der Langzeit-Test zeigen können, wie genau und variantenreich sich die Angriffe umsetzen lassen. Eines steht dagegen

Das Zielen mit der Wii-Remote ist immer noch gewöhnungsbedürftig, aber funktioniert gut.
schon fest: Die KI ist nicht nur bei den Schwertkämpfen wesentlich fordernder geworden. Auch in den Shooter-Abschnitten suchen sie bei Schusswechseln Deckung oder versuchen euch in die Zange zu nehmen.

Kein Onlinemodus

Erstmals durften wir auch den Multiplayer-Modus von Red Steel antesten, der leider nur Splitscreen-Matches mit bis zu vier Spielern erlaubt. Schade, dass man sich nicht auch online beharken kann, denn vor einem Fernseher kann es bei der Steuerung schon ziemlich eng zugehen. Ist dann noch die Bildschirmdiagonale entsprechend klein, haben die vier modernen Samurai ein echtes Platz-Problem, bei dem es beim Controller-Schwingen auch schon mal zu schmerzhaften Berührungen zwischen den Spielern kommen kann. Während der Präsentation haben wir stattdessen in einem großen Raum mit viel Bewegungsfreiheit und an einem Video-Beamer gespielt - ein Luxus, der sicher nicht bei jedem Wii-Besitzer vorhanden sein wird. Allerdings haben wir festgestellt, dass sich die vier angeschlossenen Controller nicht ins Gehege kommen und sich wirklich nur auf euren Bildausschnitt einstellen. An Spielmodi erwarten euch Deathmatch, Team-Deathmatch sowie ein Missionmode, den wir allerdings noch nicht anspielen konnten. Stattdessen haben wir uns als Einzelkämpfer in Deathmatches gestürzt und dabei eine interessante Funktion schätzen gelernt: Auch wenn ihr noch ein gutes Stück von einem Gegner entfernt seid, könnt ihr ihn mit einer schnellen Nahkampfattacke durch das Schütteln des linken Controllers bewusstlos schlagen. Damit habt ihr zwar noch keinen Frag gelandet, doch könnt ihr so auf den handlungsunfähigen Spieler eindreschen oder ihn mit Blei voll pumpen. Doch euch kann genau dasselbe passieren, wenn ihr nicht aufpasst... Gerade durch diese Möglichkeit bekommt der Multiplayer hier einen gewissen Pepp, der anderen Ego-Shootern fehlt.

   

Ausblick

Ich bin heilfroh, dass es die Entwickler nicht bei dem rudimentären Kampfsystem belassen haben, sondern die letzten Monate für eine Überarbeitung genutzt haben, die in meinen Augen ein klarer Fortschritt ist. So machen die Schwertkämpfe erst jetzt richtig Spaß, auch wenn ich immer noch nicht ganz abschätzen kann, wann und wie ich welchen Schlag ausführe. Auch die bleihaltigen Ballerabschnitte können bei der Stange halten, doch ist es gerade die gute Mischung beider Elemente, die für Abwechslung sorgt. Grafisch macht Red Steel einen ordentlichen Eindruck, der mich jedoch nicht vom Hocker hauen konnte. Manche Texturen wirken noch sehr grob und der sichtbare Rahmen um die Figuren erweckte bei mir immer wieder das Gefühl, gegen Schießbuden-Figuren anzutreten. Trotzdem ist der Stil der japanischen Kulissen insgesamt stimmig und ansprechend. Der Multiplayer-Modus im Splitscreen läuft zwar gut und flüssig, doch wird dieser vermutlich nur für Besitzer großer Fernseher und noch größerer Spielzimmer mit viel Bewegungsfreiheit interessant. Schade, dass ein Onlinemodus fehlt. Trotzdem deuten alle Zeichen darauf hin, dass Red Steel ein gelungener Launch-Titel für Nintendos Wii werden wird, der abseits der typischen Minispiel-Sammlungen nicht nur Unterhaltung für Erwachsene bietet, sondern auch das Potenzial des Controllers offenbaren und für ein vollkommen neues Spielgefühl sorgen könnte.

Ersteindruck: gut

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