Im Test:
Party-Spaß 2.0?
Ein aus Zimbabwe überliefertes Sprichwort besagt "Wenn du gehen kannst, kannst du tanzen. Wenn du sprechen kannst, kannst du singen!" Auf Just Dance 4 übersetzt, würde ich das folgendermaßen interpretieren: Wenn du eine Remote oder das Wii U-Gamepad halten kannst und Freunde zu Besuch hast, kannst du Spaß haben. Allerdings sollten alle den gleichen Elan und Freude an Bewegung haben. Denn sobald man feststellt, dass man die ohnehin lasche Bewegungserkennung relativ leicht austricksen kann und sich mit nur minimalen Bewegungen zwei Sterne sichert, könnte der Spaß schnell ein Ende haben. Wie kann das sein?
Im Vergleich zum Kollegen auf der Xbox 360 mit Kinect-Unterstützung, bei der mehr als ein Punkt im Körper abgetastet und mit den Choreografie-Vorgaben abgeglichen sowie bewertet wird, nutzt Just Dance 4 auf Wii U wie bei den Vorgängern auf Wii nur eine Remote pro Tänzer als Fixpunkt. Und da es der Remote-Leiste als Erfassungsgerät weitgehend egal ist, wie der Weg zum gewünschten Endpunkt gewählt wurde, kann man sich zumindest eine Kette von "Ok"-Bewertungen schnell erschummeln - solange es nur einigermaßen im Rhythmus passiert. Damit wird natürlich der Tanz-Ansatz karikiert. Und ich rufe auch nicht zur Nachahmung auf. Allein die Tatsache, dass dies möglich ist, mindert den maximalen Spaß aber erheblich.
Ordentlicher Umfang
Daher würde ich empfehlen, lieber den Battlemodus bei den Songs zu aktivieren. Dahinter verbirgt sich ein Dance-Off im Stile klassischer Prügler mit Lebensleiste, die abnimmt, wenn man ordentliche Kombos aufs Parkett legen kann. Die Choreografien sowie das Kostümdesign der einzelnen Songs orientieren sich zu einem Großteil sehr deutlich an den Originalen, wobei es immer wieder Ausreißer gibt, die den Gesamteindruck jedoch nicht nachteilig beeinflussen.
Verschenkte Liebesmüh
Dass man die Möglichkeit hat, wie bei Super Mario Bros. U (nativ) oder Darksiders 2 (optional) auch ohne TV zu tanzen (so etwa, wenn die Geschwister oder Eltern den großen Bildschirm in Beschlag nehmen), ist gut. In der Umsetzung ist dies weniger gelungen. Denn zum einen machen einem die technischen Beschränkungen der Reichweite zu schaffen. Zum anderen ist das Erreichen dieser Option suboptimal gelöst, denn es gibt kein Menü, in dem man komfortabel den Touchscreen als primäre Anzeige auswählen kann. Erst das Ausstöpseln der Sensor-Leiste hat dafür gesorgt, dass der Wii U-Controller die Remote als Kontrollgerät erkannt und entsprechend das Bild mit den Choreografien etc. angezeigt hat. Unkompliziertes Drop-In/Drop-Out sieht anders aus. Zur Ehrenrettung muss ich allerdings sagen, dass die Bewegungserkennung über das Pad ebenso gut funktioniert wie über die Sensorleiste.
Fazit
Auch auf Wii U kann sich Just Dance 4 nicht von den zu laschen "Nur-zum-Spaß"-Wurzeln der Nintendo-Ableger lösen. Knackpunkt dabei ist wieder einmal die Bewegungserkennung. Zwar ist die Kinect-Version im Vergleich zur Konkurrenz ebenfalls als liberal einzustufen und auch nicht über alle Zweifel erhaben. Doch das Problem der bisherigen Teile auf Wii (und PlayStation Move) wurde unverändert auf Nintendos neues System übertragen: Mit der Remote als nur einem zu erfassenden Fixpunkt ist die Erkennung zum einen unzuverlässig, zum anderen sehr leicht auszuhebeln. Selbst im Sitzen mit nur leichtem Armeinsatz lassen sich 1- oder 2-Stern-Wertungen erzielen. Hat man jedoch vier Tänzer beisammen, die mit entsprechendem Elan an die Sache gehen, stellt sich dennoch Spaß ein – auch dank der beinahe 50 Songs umfassenden Trackliste, die ein breites Spektrum an Epochen und Genre umfasst. Dafür bräuchte man jedoch nicht diese Wii U-Fassung. Die kompatible Wii-Version würde trotz schwächer aufgelöster Kulisse ausreichen. Denn abseits der Menü-Navigation per Berührung oder der z.B. bei Darksiders 2 eleganter gelösten Option, auch ohne TV-Bildschirm seine Choreografien abspulen zu können, ist der Controller mit seinen Zusatzfunktionen nur ein unnötiges Anhängsel. Der Puppet Master-Modus klingt in der Theorie interessant, ist für den Spieler am Pad aber schnell ein weitgehend spaßfreies Übel. Ist das Gesamtpaket unterhaltsam? Nicht mehr und nicht weniger als die bisher veröffentlichten Just Dance-Teile. Doch die Chance, mit einer neuen Konsole und neuen Kontrolloptionen ein frisches Kapitel aufzuschlagen wie seinerzeit beim Start von Kinect, hat Ubisoft ungenutzt verstreichen lassen.
Pro
Kontra
Wertung
Wii_U
Solide Tanzunterhaltung mit abwechslungsreicher Songauswahl, bei der alte Probleme der Serie allerdings nicht behoben werden.
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.