Test: Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers (Action-Adventure)

von Jan Wöbbeking



Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
28.10.2021
28.10.2021
28.10.2021
28.10.2021
Q4 2015
28.10.2021
28.10.2021
Spielinfo Bilder Videos
Und täglich grüßt der Gasthof…

Kaum habe ich ein paar Freunde und Fremde gerettet, verschwinden sie wieder im Wald und auch Protagonist Ren besitzt offenbar eine Verbindung zum Totenkult. Immer wieder plagen ihn Alptäume über ein finsteres Ritual, in denen er sich mit einem Messer in der Hand einem geheimnisvollen Mädchen nähert. Handelt es sich nur um Träume oder eine verdrängte Kindheitserinnerung? Um der Frage auf den Grund zu gehen, begibt er sich zusammen mit seiner Schwester Rui zum verfallenen Gasthof. Moment mal, schon wieder das alte Gasthaus? Ja, viele schon bekannte Orte werden gleich drei oder viermal abgeklappert. Ich entdecke zwar immer wieder neue Durchgänge oder Tunnels, trotzdem zieht das exzessive Recycling die Dramaturgie unnötig in die Länge. Es vergehen einige Stunden, bis ich endlich mit der alten Seilbahn in den höheren Teil des Ortes vorstoßen darf und es wenigstens wieder etwas spannender wird. Im Gegensatz zu einigen gelungenen Fundstücken bleiben die Hauptfiguren ziemlich platt und eindimensional. Natürlich interessiert mich, wie ihre Geheimnisse und Schuldgefühle mit dem Geheimnis um die Priesterinnen verknüpft sind - im Spiel zeigen meine Schützlinge aber zu wenige Emotionen. Rens Schwester Rui z.B. nimmt die übersinnlichen Attacken erstaunlich gelassen hin.

Zwischen den Levels stöbert man im Landhaus von Yuris Mentorin herum.
Zwischen den Levels stöbert man im Landhaus von Yuris Mentorin herum.
Sie streift die Angreifer so gelangweilt ab, als wären sie lästige Stubenfliegen und verzieht dabei kaum eine Miene. Auch die übrigen Figuren erinnern mit ihrer steifen Gestik und teilnahmslosen Mimik an Puppen. Nur bei den Krabbelanimationen haben die Entwickler sich richtig ins Zeug gelegt: Wenn die Mädchen durch schmale Schächte kriechen, wackeln sie dabei übertrieben aufreizend mit dem Hintern, während die Kamera das Schauspiel aus nächster Nähe einfängt.

Hölzerne Attacken

Die Kämpfe gestalten sich ebenfalls ziemlich hölzern. Das Anpeilen mit dem Gamepad und das Drehen des Sichtfelds funktioniert zwar schnell und präzise, doch in den schmalen Gängen der Schreine funkt oft die träge Laufsteuerung dazwischen. Oft zickt auch die Kamera herum und klaut mir ein paar wertvolle Sekunden, in denen ich mich erst einmal wieder neu orientieren muss, bis ich den durch die Luft morphenden Geist endlich wieder im Visier habe. Die wilden Verrenkungen meiner Gegner sind besser gelungen: Oft humpeln sie in unnatürlichen Bewegungen über den Boden, bis sie schließlich zu einer erschreckend schnellen Attacke ansetzen. Davon abgesehen reizt die Kulisse die Fähigkeiten der Wii U aber nicht aus. Prominente Orte wie ein Puppenschrein oder das beschauliche Café wurden zwar liebevoll mit japanischem Trödel ausstaffiert, anderswo gibt es aber nur kahle Holzgänge und Höhlenwände mit ewig gleichen Texturen zu sehen. Besser gefällt mir der unheilvolle Soundtrack. Er besteht zwar nur aus wenigen, sehr langsam gespielten Ambient-Klängen – diese passen allerdings gut zum bedrückenden Thema.

Gerüchteweise wurden in diesem Schrein nicht nur die Puppen verstorbener Kinder geopfert. Immer wieder wird man von gruselig animierten Figuren angefallen, die plötzlich zum Leben erwachen.
Gerüchteweise wurden in diesem Schrein nicht nur die Puppen verstorbener Kinder geopfert. Immer wieder wird man von gruselig animierten Figuren angefallen, die plötzlich zum Leben erwachen.
Die magische Kamera und ihre Objektive lassen sich im Laufe des Spiels ein wenig aufrüsten: Manche Aufsätze verursachen mehr Schaden, andere betäuben die Geister oder laden Energie auf. Außerdem kann ich mir mit dem verdienten Geld vor einer Mission genügend hochwertige Filme leisten, die schnelles Nachladen ermöglichen. Nach Abschluss eines Kapitels werden die fotographischen Kampfkünste in einer Endabrechnung bewertet. Auch Schnappschüsse harmloser Geister bringen Punkte ein; sie huschen manchmal ein paar Sekunden lang durch die Kulisse. Das Aufmotzen der Kamera wurde unaufdringlich ins Spiel eingebunden und macht den Kampf gegen die Geister etwas effektiver. Spannung kommt durch den Überfluss an Munition und Medizin trotzdem nur selten auf. Selbst wenn mehrere Geister wild durch die Luft zucken und sich immer wieder hinter mich beamen, fühlt sich das Knipsen eher wie lästige Arbeit an. Oft hätte ich am liebsten vorgespult, um endlich weiter die Gegend zu erkunden zu können.

Kommentare

TheoFleury schrieb am
Empfand die PC Remaster Version von Teil 5 gespenstisch & spannender als gedacht. Ich meine wir Survival Horror Liebhaber der älteren Schule werden nicht gerade verwöhnt die letzten Jahre.
Denke das Resident Evil 2 Remake hat da einen sehr guten Grundstein gelegt mit seiner hohen Qualität , guten Verkaufszahlen und mehrheitlich positiven Reviews.
Finde Project Zero 2 ist der stärkste und beste Teil der gesamten Fatal Frame Reihe, ein grafisch aufgebohrtes Remaster wäre ein feuchter Traum. Eventuell möglich in naher Zeit, da sich "Priesterin des schwarzen Wassers" verkaufs-technisch ganz okay geschlagen hat.
Empfand die Serie immer eher auf mystisch, gruselig , unheilvoll , beklemmend getrimmt und sehr düster inszeniert, mit dem speziellen "Asia" Touch ohne den typischen Hollywood Schnick-Schnack (Silent Hill i miss you)
hungrigerhugo87 schrieb am
Grad die Demo gespielt und mich wirklich gegruselt. Finde es ziemlich gut. :)
$tranger schrieb am
Ja, das müsste eigentlich gehen. Man kann auf dem Gamepad entweder die Karte oder den Hauptbildschirm einschalten. Dir fehlt im Fotomodus allerdings ein bisschen der Peripherie die du auf dem Fernseher sehen würdest.
Psykeks schrieb am
Ist es möglich, das Spiel nur auf dem Gamepad zu zocken?
schrieb am