Im Test: Vielseitiger Malpinsel
Erst malen, dann kullern
Wie im Vorgänger auf dem DS steuere ich den rosa Helden nicht direkt, sondern zeichne ihm mit dem Stylus bunt leuchtende Stege und geschlängelte Linien in den Weg, auf denen er möglichst sicher durch die Fallen und herumwuselnden Gegner kullern kann. Es ist schon erstaunlich, zu wie welchen Kunststücken der Pinsel fähig ist: Ich male Kirby eine geschwungene Rampe, stupse ihn an, damit er einen Gegner über den Haufen rollt oder zeichne ein Regendach, damit er nicht vom reißenden Wasserfall aufgehalten wird. Rollt er in die falsche Richtung, reicht ein kleiner Strich und er prallt auf den rechten Weg zurück. Male ich eine senkrechte Linie in den Himmel oder ein paar Kringel, flitzt Kirby sogar steil nach oben oder flitzt durch ein paar Loopings. All das flutscht dank des präzisen Touchscreens der Wii U sehr gut. Nur in der kniffligen Lava-Welt sind ab und zu widerspenstige Tropfen durch die Linie gesickert, so dass ich ohne Eigenverschulden in der tödlich blubbernden Magma landete.
Kreativ mit Knete
Das Intro-Filmchen, Kirby und sämtliche Kulissen wurden im Knetmasse-Stil animiert. So putzig wie Yoshis kommendes Wollspiel sieht das Ergebnis zwar nicht aus, trotzdem versprühen die herumwuselnden Viecher auch hier einen gewissen Charme. In mystischen Wüsten-Katakomben z.B. stampfen putzige Steinquader mit Kugelaugen energisch auf den Boden. Unter Wasser attackiere ich liebenswert dämlich schielende Schwerthaie und in der Lava-Welt fauchen mir Feuerigel ihren glühenden Atem entgegen.
Nicht ganz so leicht wie Triple Deluxe
Ihr merkt es sicher schon: Ganz so niedrig wie im letzten DS-Spiel Kirby Triple Deluxe ist der Schwierigkeitsgrad zum Glück nicht angesetzt. In den ersten Welten ist das Spiel zwar wieder viel zu leicht, spätestens am Himmel oder über den Lava-Seen entwickelt sich aber eine angenehme Herausforderung, bei der ich manche Szenen auch mehrmals angehen musste. Für eine willkommene Abwechslung sorgen die eingestreuten Minispiele, in denen sich Kirby z.B. in eine Rakete oder einen putzigen Panzer oder verwandelt. Drücke ich die Stylus-Spitze ein Weilchen auf das polternde Gefährt, morpht es in ein vor Kanonen strotzendes Ungeheuer, das kurzzeitig den halben Bildschirmen mit Kugeln eindeckt. Nebenbei darf ich auch in solchen Fahrsequenzen nicht vergessen, die Straße zu zeichnen, damit die Einlage nicht im Abgrund endet. Wenn ich als U-Boot unterwegs bin, muss ich sogar Torpedos umleiten – cool!
Lokales Gewusel
Zur Belohnung werden neue Lieder im Soundtrack-Menü, frische Seiten im Story-Malbuch oder rotierbare Charaktermodelle freigeschaltet. Bis zu drei Freunde können lokal jederzeit in allen Modi mitmischen oder wieder das Spiel verlassen. Steuern müssen sie zwingend mit quer gehaltenen Wiimotes – der Anschluss von Nunchuks ist nicht drin. Die Umsetzung des Mehrspieler-Getümmels wirkt allgemein halbherzig: Kurzzeitig ist es zwar ganz lustig, wenn neben einem andere Spieler herumwuseln und auch mal einige Gegner aus dem Weg prügeln – die Fähigkeiten der „Waddle Dees“ passen aber nicht so recht zum Prinzip der gezeichneten Linien. Da sie nur gewöhnlich rennen, hüpfen und zuschlagen können, versperre ich ihnen oft mit Farbstrichen den Weg.
Eine bedenkliche Entwicklung bringt der Einsatz von Amiibos mit sich: Wer sich die unterstützten Figürchen kauft, bekommt von Haus aus stärkere Figuren – wo die Unterschiede im Detail liegen, erklärt dieser Trailer. Musikalisch wird die Reise wie gewohnt mit quietschvergnügten Melodien untermalt. Die teils neu aufgelegten Stücke passen recht gut zum Geschehen, bieten für meinen Geschmack aber etwas zu viele kitschige Orgelpassagen.
Fazit
Ganz so faszinierend wie vor zehn Jahren ist das Prinzip nicht mehr, aber auch Kirby und der Regenbogen-Pinsel zeigt viel Kreativität: Als die zu einfachen Einstiegs-Welten hinter mir lagen, hatte ich richtig Spaß daran, bunte Achterbahnen zu zeichnen und meine Multitasking-Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Eine Rampe hier, eine Laser-Barriere dort – und dann noch eine lang gezogene Bahn, über die ich die Murmel schwungvoll ans Ziel stubse. All das erfordert geschickte Koordination, so dass sich ein schöner Spielfluss entwickelt. Die bunte Welt aus Knete sprüht regelrecht vor Vielfalt, weil abseits des Weges immer wieder Gegner, Schalter und Schussmechanismen manipuliert werden müssen. Auch die Ausflüge als Panzer, Rakete oder in einer Gondel sind eine schöne Abwechslung. Der hektische Mehrspielermodus wirkt dagegen halbgar, zudem es nicht einmal Online-Koop oder weltweite Bestenlisten gibt. Allgemein ist der Umfang mit rund fünf Stunden recht knapp geraten, wenn man nicht gerade die Standard-Levels oder Herausforderungen perfektionieren möchte. Die kurze Zeit über hat mich das immer noch frisch wirkende Prinzip aber gut unterhalten - vor allem, weil es zum präzisen Touchscreen der Wii U passt.
Pro
Kontra
Wertung
Wii_U
Kurz, aber abwechslungsreich: Kirbys Murmelspiel mit Malpinsel nutzt den Touchscreen der Wii U geschickt aus.
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