Super Mario Maker24.06.2015, Jan Wöbbeking

Vorschau: Nintendo sucht Leveldesigner

Shigeru Miyamto sucht Nachahmer: In Super Mario Maker (ab 23,98€ bei kaufen) für Wii U kann jeder Anfänger binnen Minuten ein brauchbares Jump-n-Run-Level für Nintendos Maskottchen basteln. Kreative Ausnahmespiele oder andere Genres lassen sich im Gegensatz zu LittleBigPlanet nicht verwirklichen, aber das Basteln auf dem Gamepad geht so leicht von der Hand wie sonst nirgendwo.

Punkt, Punkt, Gumba, Strich

Einfach auf dem Touchscreen herummalen - und schon erscheint dort eine Reihe typischer Steinklötzchen. Oder man wechselt in der übersichtlich sortierten Kopfleiste zu einem Gumba, tödlichen Stacheln oder anderen Gemeinheiten. Per Tastendruck lässt sich diese Palette ausklappen, um sie an eigene Vorlieben anzupassen; in der von uns angespielten Vorabversion blieb die Auswahl allerdings noch überschaubar. Auch das Umherschieben, Löschen, Rückgängigmachen und Feineinstellungen gehen so einfach von der Hand wie das Basteln eines Brettspiels. Drückt man z.B. länger auf eine Kanone, erscheint ein kleines Kontext-Menü. Einfach das Rohr umdrehen und ein wenig den Sockel verlängern – fertig. Super Mario Bros ist euch zu altbacken? Kein Problem: Ein Tippser auf die Szenario-Leiste und die Szenerie verwandelt sich in ein Level im Stil vom dritten NES-Teil, Super Mario World oder dem modernen „New Super Mario Bros“.

Ein erhebender Moment für den Kettenhund!
Das gilt allerdings hauptsächlich fürs Aussehen. Die Steuerung und Sprungphysik ähnelt sich, wobei Nintendo sich für einen Kompromiss aus Marios verschiedenen Handhabungen entschieden hat. Er orientiert sich vor allem an den modernen Teilen, bietet aber Eigenheiten wie den Wandsprung oder den Drillsprung. So detailreich wie bei Sackboy können Gravitation, Physik- und Steuerungsfeinheiten offenbar nicht angepasst werden. Wer keine automatisch generierte Vorlage bevorzugt, kann den Vorschlag einfach löschen und auf einer leeren „Leinwand“ loslegen.

Nahtloser Übergang und elegante Menüführung

Das erstellte Level lässt sich sofort Probe spielen. Nach dem Durchgang kommt ein praktisches Detail zum Einsatz: Eine Art Nachbild von Mario zieht sich durch das komplette Level und zeigt auf Anhieb an, wie weit man wo an welcher Plattform vorbei gesprungen ist und wo man sich am meisten aufhielt. Das Feature könnte beim Testspielen eine Menge mühsamer Arbeit ersparen. Bastler aus Sound Shapes oder LittleBigPlanet wissen aus eigener Erfahrung, wie lange sich das „Zurechtfrickeln“ für die passenden Abstände hinziehen kann. Ich hoffe darauf, dass sich das praktische Nachbild auch anderswo einsetzen lässt und nicht nur automatisch eingeblendet wird.

Auch Yoshi darf nicht fehlen. Wer einen Amiibo von Link einsetzt, kann außerdem mit dem Zelda-Helden durch die Welt hüpfen.
Die Demo hat außerdem bestätigt, dass Nintendo sich wie erwartet auf den Kern des Baukastens konzentriert: Wer genrefremde Experimente oder alberne Physik-Spielereien sucht, muss sich weiterhin in LittleBigPlanet oder Trials Fusion austoben. Der Super Mario Maker konzentriert sich auf seinen Star und seine klassischen Tugenden wie die knackig-direkte Steuerung, die das Spiel für Profis und Wettrennen interessant macht. Auch die Sortierung der Community-Levels wirkt bereits sinnvoll: Ähnlich wie bei Sony werden besonders gelungene Exemplare redaktionell in den Vordergrund gerückt. Daneben lassen sich die Werke anderer Spieler z.B. nach Bewertungen, Angesagtheit, Zeitperiode, Region oder Schwierigkeitsgrad ordnen.

Ausblick

Nachdem die PC-Community jahrelang ihre eigenen, teils haarsträubend knackigen Mario-Levels gebastelt hat, ist es verständlich, dass Nintendo auch davon profitieren möchte. Mit Super Mario Maker liefern sie interessierten Bastlern auf der Wii U ein herrlich intuitives Werkzeug, mit dem sich schon in der E3-Demo blitzschnell gelungene Hüpf-Parcours basteln ließen. Nie war es einfacher, Jump-n-Run-Levels zu erstellen: Einfach ein paar Linien zeichnen, Blöcke platzieren, Gegner verschieben, fertig! Trotz technischer Finesse scheint es Nintendo aber an der kreativen Vision zu mangeln. In LittleBigPlanet, Gameglobe oder Project Spark hatte ich zumindest immer den meisten Spaß an ausgefallenen Konzepten, welche aus dem Schema normaler Jump-n-Runs ausbrachen und mit inspirierenden Spielideen experimentiert haben – was hier offenbar nur sehr begrenzt möglich ist. Für Hardcore-Hüpfer, Speedrunner und Fans klassischer Mario-Plattformer scheint Nintendos Baukasten aber genau das Richtige zu werden, sofern die Online-Anbindung passend umgesetzt wird. Das Spiel erscheint am 11. September.

Einschätzung: gut

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