Shrek06.05.2002, Jens Bischoff
Shrek

Im Test:

Nach Shreks Kinoauftritt dürfen Xbox-Besitzer den grünen Oger nun auch zuhause durch ein schräges Abenteuer geleiten. Mit der Leinwandvorlage steht dieses zwar nicht in direktem Zusammenhang, aber auf skurrile Charaktere, rüpelhaftes Benehmen und den typischen Humor muss man auch im Shrek-Spiel nicht verzichten. Was die Versoftung sonst noch zu bieten hat, erfahrt Ihr in unserem Test...

Shrek der Samariter

Wieder einmal wurde Prinzessin Fiona entführt - dieses Mal jedoch nicht von Lord Farquaad, sondern vom bösen Zauberer Merlin, der sich mit seiner Beute in einer Turmfestung verschanzt hält. Zu allem Übel ist dieses Gemäuer auch noch von einer undurchdringlichen Nebelwand umgeben, die sich nur durch das Vollbringen guter Taten beseitigen lässt - etwas wofür flegelhafte Oger eigentlich alles andere als geschaffen sind.

Mit Hilfe eines Zauberspiegels, der den Zugang zu acht unterschiedlichen Märchenreichen ermöglicht, und dem Buch der guten Taten, dessen 37 Aufgabenstellungen es im Spielverlauf zu bewältigen gilt, nimmt Shrek die Herausforderung jedoch an und macht sich auf den Weg zu Merlins abgelegener Festung. Dieser führt ihn zunächst allerdings in das Reich seines Heimatsumpfs, das als Ausbildungsgelände dient, um den Spieler mit Shreks Aktionsmöglichkeiten vertraut zu machen - schließlich will selbst gezieltes Rülpsen und Furzen gelernt sein.

Anschließend muss der Oger seine Fähigkeiten im Gänseliesel-Land, dem Gewerbegebiet Süßstadt, der Grusel-Krypta, dem Schloss des Märchenprinzen, den Sirup-Kanälen, der Burg des roten Drachen und letztendlich in Merlins dunkler Turmfestung unter Beweis stellen. So beauftragen die Bewohner dieser Reiche Shrek etwa damit, entflohene Schafe wieder einzufangen, aufsässige Vandalen in Gewahrsam zu nehmen, lästige Fledermäuse zu vertreiben oder einer Rattenplage Herr zu werden.

Kalkulierte Langeweile

Doch so abwechslungsreich sich die Aufträge auch anhören, in der Praxis unterscheiden sie sich kaum voneinander. Ständig ist man damit beschäftigt, Dinge einzusammeln oder sie von A nach B zu befördern und nebenher lästige Widersacher auf Distanz zu halten, die niemals Ruhe geben. So wird der Spielablauf trotz humorvoller Inszenierung schnell langweilig. Egal wie oft Shrek seine Gegner schlägt, tritt, anfurzt oder in Brand rülpst, schon nach kurzer Zeit kommen sie ihm wieder in die Quere und machen ihm das Leben schwer.

Auch die hakelige Steuerung und die wirre Kameraführung machen es dem Spieler nicht einfach, einen Weg durch die kompakten, aber teils recht verschachtelten Szenarien zu finden. Heikle Sprungpassagen verkommen somit schnell zu einer frustrierenden Geduldsprobe, bei der nicht Können, sondern Glück gefragt ist und selbst das manuelle Justieren der Kamera ist vielerorts so sehr eingeschränkt, dass man den richtigen Weg oder wichtige Objekte eher zufällig findet. Ärgerlich ist auch, dass egal welcher Aufgabe man gerade nachgeht, das versehentliche Erfüllen einer anderen Aufgabe - was angesichts der mangelnden Übersicht schon einmal vorkommt - den aktuellen Level beendet und die bisherigen Fortschritte zunichte macht.

Optisches Blendwerk

Davon abgesehen ist der eigentliche Schwierigkeitsgrad jedoch gut ausbalanciert und unendliche Continues sowie käuflich erwerbbare Cheats halten den Ärger über technische und spielerische Unzulänglichkeiten zumindest teilweise in Grenzen. Was die Optik betrifft, fährt Shrek dank extrem detaillierter Texturen, durchgehendem Bump-Mapping, beeindruckender Spiegelungen sowie hervorragender Licht- und Schatten-Effekte sogar zu Höchstform auf. Auch die von Todd McFarlane höchst persönlich entworfenen, zusätzlichen Figuren, die märchenhaften Kulissen und die witzigen Animationen wissen zu gefallen. Lediglich gelegentliches Popup und vereinzelte Slowdowns schmälern den grafisch hochwertigen Gesamteindruck.

Akustisch gibt es ebenfalls nicht viel an Shrek auszusetzen. Nur die sich ständig wiederholenden Sprachsamples der um den Spieler herumwuselnden Charaktere gehen einem mit der Zeit extrem auf die Nerven. Dafür wurde das Spiel allerdings komplett fünfsprachig lokalisiert, wobei sich auch die deutschen Sprecher engagiert zeigen - allen voran Kai Taschner, den viele als die deutsche Stimme Michael Palins (Monty Python) oder Ned Gerblanskys (South Park) kennen werden. Der Soundtrack ist zwar eher unauffällig, aber angenehm und die örtlich gut lokalisierbaren Sound-FX helfen oft weiter, wenn die Kameraführung wieder einmal versagt.

Pro:

  • witzige Animationen
  • beeindruckende Technik
  • stimmiger Schwierigkeitsgrad
  • skurrile Aufgaben & Charaktere
  • professionelle Synchronsprecher
  • einführendes Gameplay-Tutorial
  • Kontra:

  • lästige Gegner
  • hakelige Steuerung
  • eintöniges Gameplay
  • geringer Spielumfang
  • monotone Sprachsamples
  • ungünstige Kameraführung
  • unpraktische Autosave-Funktion
  • Vergleichbar mit:

    <4PCODE cmd=DGFLink;name=Oddworld: Munch`s Oddysee;id=157>, <4PCODE cmd=DGFLink;name=Batman Vengeance;id=2175>

    Fazit

    So toll Shrek auf der Xbox auch aussieht, so wenig Substanz bietet das schnell monoton werdende Gameplay. Bereits ein flüchtiger Blick hinter die prächtigen Kulissen genügt, um gravierende spielerische und technische Mängel zu enttarnen. Allen voran die hakelige Steuerung und die unübersichtliche Kameraführung. Nach einiger Spielzeit fallen dann auch noch das unausgereifte Speichersystem und der eigentlich geringe Spielumfang negativ auf. Zwar lassen sich im erst später verfügbaren Rennmodus unter extremem Zeitdruck noch hilfreiche Cheats freispielen, aber hat man einmal alles gesehen, sinkt die sowieso schon laue Motivation fast auf null. Lasst Euch von der beeindruckenden Optik nicht blenden, auch wenn Jump`n`Runs auf der Xbox bisher noch Mangelware sind, und hebt Euer Geld lieber für spielerisch hochwertigere Titel auf.

    Wertung

    XBox

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    Kommentare

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