Jet Set Radio Future11.06.2002, Mathias Oertel
Jet Set Radio Future

Im Test:

Nachdem die Graffiti-liebenden Inline-Skater Neo-Tokyos bereits die Dreamcast unsicher gemacht haben, dürfen nun endlich auch die Xbox-User zu den Sprühdosen greifen. Der glorreichen Tradition eines höchst einflussreichen DC-Titels folgend -Jet Set Radio hat den Cel-Shading-Stil populär gemacht- präsentiert sich <4PCODE cmd=DGFLink;name=Jet Set Radio Future;id=1929> sogar noch schneller und unkomplizierter. Doch wird das reichen, um die Fans zu überzeugen? Die Antwort gibt unsere Review.

Nachdem die Graffiti-liebenden Inline-Skater Neo-Tokyos bereits die Dreamcast unsicher gemacht haben, dürfen nun endlich auch die Xbox-User zu den Sprühdosen greifen. Der glorreichen Tradition eines höchst einflussreichen DC-Titels folgend -Jet Set Radio hat den Cel-Shading-Stil populär gemacht- präsentiert sich JSRF sogar noch schneller und unkomplizierter. Doch wird das reichen, um die Fans zu überzeugen? Die Antwort gibt unsere Review.

Neo-Tokyo mal anders

Der Schauplatz: Tokyo im Jahre 2044. Doch die Fernost-Metropole hat wenig gemein mit den Prognosen, die Animes wie Akira zeichnen: Keine düsteren Maschinenstädte, keine ewige Nacht. Stattdessen hat sich Tokyo zu einem Mekka für Inline-Skater gewandelt, die sich in Gruppen zusammengeschlossen haben, wobei natürlich Konfrontationen nicht ausbleiben.

Doch nicht nur die konkurrierenden Banden , u.a. die Rokkaku sind Euer Gegner, auch die Polizei Tokyos ist nicht gut auf Euch und Eure Graffitis zu sprechen und jagt Euch, wo sie nur kann.

Zudem ist auch noch eine bedeutende Statue gestohlen worden, die es wiederzufinden gilt.

Und der allwissende DJ Professor K wacht mit seinem Piratensender Jet Set Radio über Euch...

Graffitis, Tricks und wilde Action

Im Vergleich zur bereits guten und hochmotivierenden Dreamcast-Fassung wurde die Xbox-Fassung noch stromlinienförmiger und noch leichter zugänglich gestaltet, wobei das Spielprinzip beibehalten wurde: Hier wie da seid Ihr auf Inline-Skates unterwegs, sprüht an gekennzeichneten Markierungen Graffitis, versucht der wildgewordenen Polizei zu entkommen und fackelt Tricks ohne Ende ab.

Dieses Spielprinzip wurde jedoch an allen Ecken und Enden getweakt: So gibt es zum Beispiel kein Zeitlimit mehr, das Euch die Nackenhaare aufstellen lässt und Eure Konzentration voll und ganz auf das Geschehen lenkt.

Auch die bei der Dreamcast-Version geradezu enervierende Polizei-Präsenz, die jedes Level zu einem Höllen-Abschnitt machte, wurde verändert: Anstatt Euch durch den ganzen Abschnitt zu jagen, ist die Polizei auf bestimmte Gebiete begrenzt.

Seid Ihr jedoch in einem solchen Gebiet, müsst Ihr die Polizei, die unter Umständen auch mit schwerem Geschütz wie Panzern auffährt, erst ausschalten, bevor Ihr entkommen könnt.

Trotz fehlendem Zeitlimit und reduzierter Polizei gibt es jedoch noch genügend Aufgaben, die auf Euch warten: Neben den Graffiti-Gebieten, die Ihr auch gegen andere Gangs verteidigen müsst und die teilweise recht schwer zu finden sind, habt Ihr Rennen zu erledigen, bestimmte Tricks zu absolvieren und und und...

Leicht... zu leicht?

Der allgemeine Schwierigkeitsgrad von JSRF ist wie die Steuerung so angenehm wie möglich gehalten. Im Normalfall werden auch und vor allem Anfänger die zahlreich auftauchenden Hinweise und das clevere Leveldesign mit vielen Verschachtelungen und Geheimnissen zu schätzen wissen.

Auch die Graffitis werden einfacher an die Zielpunkte gesetzt als bei der DC-Fassung: Per simplen Knopfdruck werden selbst die komplexesten Graffitis gesprüht - die fordernde "Richtungs-Angabe" der DC-Fassung ist rausgefallen.

Gerade angesichts des fehlenden Zeitdrucks hätte man dieses Feature zwar ruhig im Spiel lassen können, doch man hat sich zu diesem Schritt wohl entschlossen, um das Spiel so unkompliziert wie möglich gestalten.

Auch die Steuerung hätte etwas komplexer ausfallen können. Zwar reagiert sie prompt auf alle Pad-Anweisungen, doch Trick-Puristen aus der Tony Hawk-Ecke werden sicherlich schmerzlich die manuelle Eingabe von Tricks vermissen.

Stattdessen wird bei einem Sprung ein zufälliger Trick aus dem beeindruckend großen Repertoire abgespult.

Was bei den Tricks noch ein wenig sauer aufstößt, kommt einem bei Grinds mit Lichtgeschwindigkeit entgegen: Benutzerfreundlichkeit.

Sobald man auf einem Grind-fähigen Gitter oder ähnlichem landet, beginnt Eure Figur automatisch zu grinden. So kann man, Level-Kenntnis vorausgesetzt, wahnwitzige Grind-Kombos vom Stapel lassen, die dazu noch grandios aussehen und für hohe Punktzahlen sorgen.

Einzig die Boss-Kämpfe werden Euch ein wenig fordern - wenn auch nur bis zu dem Punkt, an dem Ihr die richtige Strategie gefunden habt.

Insofern scheint Jet Set Radio Future von Grund auf als Spiel zum Durchspielen konzipiert worden zu sein. Und es macht auch eine Menge Spaß, sich von Level zu Level zu stürzen, die gegnerischen Gangs und Polizei in Scharmützel zu verwickeln und Tokyo seinen Graffiti-Stempel aufzudrücken.

Trotzdem würde man sich wünschen, dass man von etwas mehr gefordert wird, als über mehrere Versuche hinweg endlich den richtigen Weg zu den versteckten Tapes oder schwer erreichbaren Graffiti-Arealen zu finden.

Doch immerhin hat man noch ein paar Multiplayer-Duelle zur Auswahl, die jedoch um richtig Spaß zu machen, mit der Maximalzahl von vier Spielern gespielt werden sollten - anderenfalls kommt recht schnell gepflegte Langeweile auf.

Cel Shading in Perfektion

Grafisch scheint Jet Set Radio Future nicht gerade ein Parade-Beispiel für Xbox-Grafik zu sein und Cel Shading-Hasser werden sich sowieso verächtlich abwenden, doch Cel Shading sah bislang noch nie so gut aus.

Die Levels sind allesamt interessant gestaltet und extrem gut texturiert. Auch im Bereich Interaktion wird viel geboten: Gitter, Fahnen und vor allem die zahlreichen unbeteiligten Passanten reagieren auf Eure Aktionen.

Das Charakter-Design ist ebenfalls gut gelungen: Flüssig animiert und genau wie die Umgebungen sehr gut texturiert können die Figuren überzeugen.

Gleiches gilt für die Spezialeffekte, die zwar vergleichweise spärlich eingesetzt werden, sich aber nahtlos in den Grafik-Stil einfügen.

Leider bleibt JSRF aber nicht von gelegentlichen Slowdowns verschont, die angesichts der detaillierten Grafik zwar vielleicht verständlich erscheinen, aber dennoch hätten vermieden werden müssen, da sie doch sehr auffällig und störend sind.

Auch gelegentliche Kameraprobleme nimmt man stillschweigend zur Kenntnis, wohlwissend, dass auch hier noch ein wenig Arbeit notwendig gewesen wäre.

Doch dafür erhält man einen ansprechenden Graffiti-Editor, mit dem man spielend einfach seine eigenen Sprüh-Vorstellungen in das Spiel einbauen kann.

Coole Songs in 5.1

Die 30 für den Soundtrack ausgewählten Funk-/HipHop-Songs passen wie die Faust aufs Auge und locken den Spieler immer wieder ans Pad, nur um die Musik zu genießen, die man allerdings leider nicht durch eigene Tracks aufstocken kann.

Die Sprachausgabe liefert im Gegensatz dazu ein gespaltenes Bild: Professor K mit seinen guten und witzigen Kommentaren und Tipps kann massive Pluspunkte verbuchen, die aber von den sich schnell wiederholenden Textfetzen aller anderen im Spiel vorkommenden Charaktere schnell wieder neutralisiert werden.

Auch die Soundeffekte bieten nur dröge Durchschnittskost.

Pro

  • gelungenes Leveldesign
  • einfache, eingängige Steuerung
  • Graffiti-Editor
  • Cel Shading vom Feinsten
  • Bomben-Soundtrack
  • Kult-Charakter
  • Kontra

  • gelegentliche Slowdowns
  • Kamera-Probleme
  • keine eigenen Soundtracks möglich
  • Tricks werden per Zufall ausgewählt
  • angesichts des niedrigen Schwierigkeitsgrades zu kurz
  • Vergleichbar mit: Jet Set Radio (DC)

    Fazit

    Vor allem Anfänger dürften an Jet Set Radio Future Gefallen finden: Cleveres Leveldesign, eine Steuerung, wie sie einfacher nicht geht sowie ansprechende Grafik fordern dazu auf, die Inline-Reise durch das Tokyo des Jahres 2044 abzuschließen. Profis hingegen werden während der gut 15 Stunden Spielzeit wenig gefordert und trotz des herausragenden Soundtracks vermutlich relativ schnell gelangweilt sein. Trotzdem: JSRF ist auf jeden Fall einen Blick wert und stellt eine konsequente Weiterentwicklung des Dreamcast-Kults dar. Nicht der erhoffte Überflieger, aber immer wieder für ein Spielchen gut.

    Wertung

    XBox

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    Kommentare

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