Buffy - The Vampire Slayer29.09.2002, Jens Bischoff
Buffy - The Vampire Slayer

Im Test:

Buffy-Fans dürfen sich freuen, denn endlich lädt die kesse Dämonenjägerin Buffy Summers alias Sarah Michelle Gellar auch hierzulande zum munteren Untotenmeucheln ein. Der Xbox-exklusive Konsolenauftritt Buffy - The Vampire Slayer spielt zeitlich zwar deutlich vor den aktuellen Folgen der als Vorlage dienenden TV-Serie, spiegelt den unverkennbaren Flair aber bestens wider.

Totgesagte leben länger

Es gibt mal wieder richtig Ärger im kalifornischen Sunnydale. Grund dafür ist jedoch nicht der alltägliche Stress mit den ortsansässigen Vampiren und Dämonen, sondern die Rückkehr des tot geglaubten Meisters Heinrich Joseph Nest, der Buffy-Kennern kein Unbekannter sein dürfte. Durch so starke dämonische Präsenz fühlen sich natürlich auch eine Reihe weiterer Höllenkreaturen angezogen und die Einzige, die alles wieder richten kann, ist einmal mehr die auserwählte Dämonenjägerin Buffy Summers.Doch bevor Ihr Euch mit Buffy ins Abenteuer stürzt, gilt es zunächst unter der Leitung Eures Mentors Giles einen Spießrutenlauf zu bewältigen, der Euch als eine Art Tutorial mit der Steuerung sowie Buffys kämpferischen und übernatürlichen Fähigkeiten vertraut machen soll. Neben Giles sind übrigens auch Xander, Cordelia, Willow und sogar Angel mit von der Partie, die allesamt von den amerikanischen Originaldarstellern der Serie synchronisiert wurden.__NEWCOL__Lediglich Buffy-Actress Sarah Michelle Gellar machte Zicken, wurde aber durch ein überzeugendes Stimm-Double glänzend ersetzt.

Des einen Leid, des andern Freud

Das Problem bei der ganzen Sache ist jedoch, dass die Sprecher in der deutschen Version weder durch ihre hierzulande bekannten Synchronstimmen, noch anderweitig ausgetauscht wurden. Eigentlich nicht weiter tragisch, gäbe es wenigstens deutsche Untertitel und Menütexte, um Story, Anweisungen oder Erklärungen auch für Englisch-Unkundige verständlich zu machen. Aber auch dies hat sich Electronic Arts zum Ärger der vorwiegend jugendlichen Fangemeinde gespart, denn Vokabular und Wortwitz setzen auf äußerst solide Englischkenntnisse, über die wohl nur die wenigsten der anvisierten Zielgruppe verfügen dürften.

Englischprofis freuen sich hingegen über jede Menge bissige Dialoge, flapsige Bemerkungen und unverfälschten Originalhumor, der eingedeutscht oft nur halb so spritzig rüber kommt. Ansonsten sind Story, Soundkulisse und PAL-Anpassung über jeden Zweifel erhaben. Die musikalische Untermalung sowie Sound- und Ambient-FX erzeugen eine dichte und düstere Atmosphäre, während flüsternde Stimmen und entfernte Schreie hilfloser Opfer für Spannung und Gänsehaut sorgen. Darüber hinaus kann man Buffy optional auch in 60 Hz genießen. Die teils etwas hölzernen Animationen werden dadurch aber auch nicht geschmeidiger.

Schlaksige Anmut

Angeblich wurden Buffys Bewegungen zwar eigens per Motion-Capturing vom Stunt-Double der TV-Serie digitalisiert, aber bis auf die Kampfanimationen wirken die Bewegungsabläufe der virtuellen Buffy wie Gehen, Laufen, Springen oder Hangeln ziemlich steif und ungelenk - was im Übrigen auch auf die alles andere als graziösen Aktionen Eurer dämonischen Gegner zutrifft. Ganz anders die meist hervorragend animierten und flüssig ins Spielgeschehen eingebetteten Zwischensequenzen, in denen Buffy und Co. sowohl mit detaillierter Gestik und Mimik als auch mit lippensynchroner Sprachausgabe glänzen.__NEWCOL__Der Detailgrad der Hauptfiguren lässt ebenfalls keine Wünsche offen, auch wenn die Nebendarsteller dagegen teils deutlich verblassen.

Etwas blass wirken auch die vertrauten Locations wie die Sunnydale High School, der Bronze Club oder die örtlichen Katakomben. Die Texturqualität bewegt sich durchgehend auf mäßigem Niveau, hin und wieder kommt es zu Slowdowns, Clipping-Fehlern und unübersichtlichen Kameraperspektiven und die Schauplätze sind meist so düster, dass man die oft spärliche Umgebung sowieso nur schemenhaft erkennt. Zudem hätten die Gegner abwechslungsreicher, das Waffenarsenal üppiger und die Interaktionsmöglichkeiten vielfältiger sein können. Zwar lassen sich manche Einrichtungsgegenstände zerdeppern und als Waffen zweckentfremden oder andere als todbringende Vampir- und Zombiefallen missbrauchen, die Möglichkeiten sind allerdings deutlich begrenzt.

Eine Frage der Koordination

Zudem ist es alles andere als einfach, einen Gegner zielgenau auf einen zugespitzten Balken oder einen explosiven Benzinkanister zu schleudern.

Auch beim Ausführen gewöhnlicher Schlag- und Trittkombinationen kommt es immer wieder vor, dass man versehentlich einen optisch eindrucksvollen, aber energiekostenden Spezialangriff auslöst, da man eine Taste einen Sekundenbruchteil zu lange gedrückt oder ein Ausweichmanöver zu früh eingeleitet hat. Ansonsten macht die relativ intuitive, aber facettenreiche Steuerung allerdings eine recht gute Figur. Neben jeweils einer Schlag- und Tritt-Taste lassen sich Gegner mit der Schultertaste ins Visier nehmen und gegnerische Angriffe einfach und effektiv parieren.

Umständliche Tastenfolgen oder -kombinationen bleiben Euch weitestgehend erspart, lediglich das Timing sollte stimmen. So auch bei den Matrix-ähnlichen Spezialangriffen oder den zahlreichen Finishing-Moves, bei denen Ihr neben tödlichen Martial-Arts-Attacken Eure Widersacher meist pfählt (Vampire) oder enthauptet (Zombies). Insgesamt ist Euer stetig anwachsendes Move-Repertoire jedenfalls verhältnismäßig umfangreich und ein paar Schusswaffen gibt es auch. Mit der Armbrust dürft Ihr sogar fiese Sniper-Aktionen ausführen sowie herkömmliche Bolzen in Feuer- oder Weihwassergeschosse verwandeln - entsprechend kombinierbare Items vorausgesetzt.__NEWCOL__Die Waffen einer Frau

Auch eine harmlos erscheinende Wasserspritzpistole lässt sich so mit vampirfeindlichem Weihwasser füllen oder gar in einen ausgewachsenen Flammenwerfer verwandeln. Ansonsten verlasst Ihr Euch vorwiegend auf halsbrecherische Tritte und Schläge sowie Holzpflöcke, Baseballschläger, Billardqueues, Rechen, Schaufeln oder Wischmobs. Trotz makaberer Animationen verlaufen die Kämpfe jedoch völlig unblutig - und das nicht nur bei uns in Deutschland. Getreu der TV-Vorlage verdampfen, zerbröseln oder verbrennen Eure Gegner unblutig, aber effektvoll. Das Verhalten Eurer Kontrahenten vor ihrem Ableben lässt allerdings teils zu wünschen übrig.

So sind manche Dämonen so doof, dass sie in der ohnehin kargen Levelarchitektur verhängen, während andere keinerlei Skrupel kennen und Euch sogar wehrlos am Boden liegend ununterbrochen mit Tritten malträtieren, so dass Ihr nur mit viel Glück überhaupt wieder auf die Beine kommt - eine Gemeinheit, die zwar auch Ihr anwenden könnt, allerdings nicht ganz so effektiv. Als Trost dürft Ihr zu Beginn zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen und sporadische Hilfstexte aktivieren, während der Spielstand an unsichtbaren, teils jedoch etwas ungünstig platzierten Checkpoints immer wieder automatisch gesichert wird.

Fazit


Insgesamt kann man Buffy - The Vampire Slayer jedem prügelfreudigen Action-Adventure-Fan empfehlen, der auf unkomplizierte Hack`n`Slay-Action steht, den typischen Buffy-Humor mag und darüber hinaus über solide Englischkenntnisse verfügt, denn eine Lokalisierung hat sich Electronic Arts unverständlicherweise komplett gespart. Technisch lässt die Xbox zwar nur selten ihre Muskeln spielen und der Spielverlauf erweist sich als äußerst geradlinig und relativ monoton, aber Story und Atmosphäre halten nicht nur Fans der TV-Serie bei Laune, die sich vor allem über das hervorragend eingefangene Flair der Vorlage freuen werden.

Pro

<li>tolle Effekte</li><li>spannende Story</li><li>kombinierbare Items</li><li>coole Finishing-Moves</li><li>originalgetreuer Humor</li><li>aktivierbare Hilfe-Funktion</li><li>stimmungsvolle Cut-Scenes</li><li>variabler Schwierigkeitsgrad</li><li>atmosphärische Soundkulisse</li><li>komfortables Autosave-Feature</li><li>Originalstimmen der Seriendarsteller</li><li>authentisches Flair & Charakterdesign</li>

Kontra

<li>nicht lokalisiert</li><li>durchwachsene Gegner-KI</li><li>teils hölzerne Animationen</li><li>sehr geradliniger Spielverlauf</li><li>zu wenig Interaktionsmöglichkeiten</li><li>Checkpoints hätten zahlreicher sein können</li><li>gelegentliche Kameraprobleme & Slowdowns</li><li>authentische, aber unspektakuläre Locations</li><b>Vergleichbar mit:</b>Soul Reaver, Blood Omen, Blade, Hunter, Zombie Revenge, Nightmare Creatures, Onimusha

Wertung

XBox

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