DTM Race Driver Director's Cut22.03.2003, Mathias Oertel
DTM Race Driver Director's Cut

Im Test:

PS2-Fans können sich bereits seit September letzten Jahres im DTM Race Driver heiße Asphalt-Duelle liefern. Doch nun sind auch die Xbox-Bleifüße gefordert. Es hat sich jedoch einiges getan. Dementsprechend ist die Xbox-Fassung mit dem Zusatz "Director´s Cut" versehen. Was sich dahinter alles an neuen Features verbirgt und ob die Fehler der PS2-Version ausgebügelt wurden, könnt Ihr im Test erfahren.

Die Rache der Rennfahrer

Ryan McKane muss mit ansehen, wie sein Vater bei einem Unfall auf der Rennstrecke ums Leben kommt. 15 Jahre später sucht ein Rennstall-Besitzer einen neuen Fahrer, woraufhin Ryans Bruder Donnie, ebenfalls ein Rennfahrer, vermittelnd einspringt und Ryan einen Job als Fahrer besorgt. Und genau hier kommt Ihr ins Spiel. Als Ryan McKane müsst Ihr Euch durch zahlreiche Wettbewerbe nach oben fahren, um schließlich die Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Man fängt klein an

Obwohl es auch die Möglichkeit gibt, freie Rennen zu veranstalten oder per Splitscreen mit bis zu vier menschlichen Fahrern PS-Duelle auszufechten, steht der Karriere-Modus mit seiner Geschichte im Mittelpunkt.

Im Wesentlichen sind die Rennen in drei Klassen aufgeteilt: Die Super Sports-Klasse mit Rennen aus zum Beispiel der TOCA- und der Americas-Series, die Power Racing-Klasse, in der zum Beispiel die deutsche DTM oder die australische V8 Supercars ausgefahren werden und die LOLA Weltmeisterschaft. Schafft Ihr es, LOLA zu gewinnen, müsst Ihr nur noch die nötige Menge an Siegprämien mitbringen und Ihr könnt an den Elite-Rennen teilnehmen, die wie alle Serien aus sechs bis sieben Rennen bestehen.

Doch bis es so weit ist, vergehen einige Stunden, denn nur wenn Ihr in den verschiedenen Serien genügend Punkte angesammelt habt, öffnet sich die nächste Klasse.

Alles schön und gut - aber...

Konzentrieren wir uns auf die Rennen: Zwar gibt es bei einigen Rennen die Möglichkeit ein Qualifying zu fahren, um die Startposition festzulegen, doch bildet diese Änderung zur PS2-Fassung die Ausnahme. Denn im Normalfall wird die Startreihenfolge per Zufall festgelegt.

Dafür jedoch könnt Ihr vor den Rennen im weitreichenden Setup herumwerkeln, was das Zeug hält und Euer Fahrzeug auf die Strecke abstimmen.

Erfreulicherweise machen sich die Auswirkungen des Setups meist auch deutlich auf der Strecke bemerkbar (vor allem im Bereich Bremsbalance), was für die im Allgemeinen sehr gute Fahrphysik der über 40 Rennwagen spricht, die aber letztlich doch einen Hang zum Arcade-Handling zeigt.

Auch das Schadensmodell ist außerordentlich gut gelungen, gegenüber der PS2-Version stark erweitert und optisch eine wahre Pracht. Nur: bis sich die Schäden wirklich auf die Fahrweise auswirken, dauert es einfach zu lang. Es kann einfach nicht sein, dass ein Wagen, dem sämtliche Außenkarosserie-Teile fehlen, aerodynamisch immer noch die gleiche Straßenlage hat, wie ein vollkommen unbeschädigtes Fahrzeug. Ein weiteres Beispiel: Ein Fahrzeug, das mit nur noch drei Rädern unterwegs ist, schafft es locker auf Tempo 130 zu kommen!!

Insgesamt sind Schäden zwar deutlich besser im Fahrverhalten spürbar als auf der PS2, doch ist man immer noch weit davon entfernt, ein realistisches Modell zu präsentieren.

Auch die KI hält nicht immer das, was der Begriff "Intelligenz" vollmundig verspricht. Nehmen wir noch einmal das Beispiel des dreirädrigen Tempo-130-Fahrzeuges: Obwohl klar schneller, weigerten sich die CPU-Fahrer, das deutlich angeschlagene Fahrzeug zu überholen. Erst als wir uns aufs Gras zurückzogen, haben sich die Fahrer bequemt, an unserem Totalschaden vorbeizuziehen.

Auf der anderen Seite ist es manchmal jedoch verteufelt schwer, die Gegner zu überholen, so dass man auf Glück und die auftauchenden Fahrfehler der Konkurrenz angewiesen ist.

Insgesamt präsentiert sich die KI als unberechenbar, was sowohl negativ als auch positiv auszulegen ist. Haben die Jungs beispielsweise freie Fahrt, kann man sicher sein, dass die Ideallinie perfekt ausgenutzt wird, während im Verfolgerfeld die Gegner nicht stur auf ihren Positionen beharren, sondern die anderen Fahrer und Euch zum Duell um Positionen auffordern.

__NEWCOL__Andererseits hat man jedoch nie das Gefühl, dass man die Gegner durch aggressives Fahren zu Fehlern "zwingen" kann, wodurch die Unberechenbarkeit wieder etwas abgemildert wird.

Auch die groß angelegte Story um Ehrgeiz und Rache lässt unter dem Strich zu wünschen übrig. Plakativ, stereotyp und im Endeffekt äußerst berechenbar werden hin und wieder Sequenzen eingespielt, welche die Geschichte vorantreiben. Einflussmöglichkeiten hat man außer der Wahl des Teams für die nächste Rennserie jedoch keine. Ebenso ist es unabhängig, in welcher Serie man sich gerade befindet. An Punkt X, sagen wir mal Rennen Nummer 7 wird Sequenz Y abgespielt.

So bekommt man nicht gerade Lust, das Spiel noch einmal durchzuspielen, um vielleicht andere, leider nicht vorhandene, Story-Verzweigungen oder gar eine andere Endsequenz zu erspielen.

Dabei ist das Drumherum absolut motivierend gestaltet: über 30 internationale Rennstrecken und die mehr als 40 Fahrzeuge locken genau so zum Joypad wie die Fahrphysik und das Schadensmodell.

Was soll denn das?

Für ganz Eilige, die es gar nicht mehr erwarten können, bis entsprechende Cheats in den einschlägigen Magazinen auftauchen, gibt es per 0190-Nummer Codes mit denen man zum Beispiel mehr Schäden freischalten kann. Leider ändern die aber nichts daran, dass die Fahrzeuge immer noch nicht mit einem optimalen und vor allem das Fahrverhalten massiv beeinflussenden Schadenssystem ausgestattet sind. Da hatten die alten TOCA-Spiele mehr zu bieten.

TOCA für Anfänger

So drängt sich nach und nach der Verdacht auf, dass man mit DTM Race Driver ein größtmögliches Publikum ansprechen wollte. Denn der Schwierigkeitsgrad ist im Gegensatz zu den Vorgängern auf einem sehr angenehmen Level gehalten und wird zudem noch durch die Arcade-Einschläge in den Bereichen Fahrphysik, Lenkung und Schaden begünstigt.

Profi-Fahrer werden nach den hohen Erwartungen, die nicht zuletzt durch die exzellenten Vorläufer-Modelle geschürt wurden, recht schnell auf den Boden der Tatsachen geholt, bekommen aber dennoch ein Spiel, das mit seinen packenden Positionskämpfen immer wieder fordert.

Im Multiplayer-Modus wurde im Vergleich zur PS2 die Anzahl der Mitspieler auf vier verdoppelt. Zudem können weitere CPU-gesteuerte Fahrzeuge aktiviert werden, um die Spannung der Rennen weiter zu erhöhen, und jederzeit kann ein Qualifying vor dem Rennen gefahren werden.

Leider gibt es jedoch keinen Xbox Live-Modus, der sicherlich bei den Hardcore-Fans für schlaflose Nächte gesorgt hätte. Und für die ginge es nicht einmal darum, mit 20 Fahrzeugen auf der Strecke Duelle auszufahren. Eine Lösung, die der PC-Variante ähnelt, hätte vollkommen gereicht. Denn die Online-Spieler hätten sich sicherlich auch mit einer Lösung zufrieden gegeben, die ein Duell mit sechs oder acht menschlichen Fahrern ermöglicht.

Grafisch überzeugend

Eines muss man dem Entwickler-Team lassen: Die Fahrzeuge sehen verteufelt gut aus und auch das detaillierte Schadenssystem macht optisch einiges her.

Und im Vergleich zur PS2-Version bekam die Xbox eine neue Grafikengine spendiert, in der die Fehler der PS2 ausradiert wurden.

Mit dem Ergebnis, dass die Umgebung auf der Xbox jederzeit butterweich und ohne jegliche Popups mit einem realistisch wirkenden Geschwindigkeitsgefühl an Euch vorbei rauscht.

Und das, obwohl die maximale Anzahl an Fahrzeugen von 14 (PS2) auf 20 hochgesetzt wurde.

Auch die stimmungsvollen Zwischensequenzen in Spielgrafik sind gelungen: Die Animationen der Figuren sind weitestgehend überzeugend und hat man die Spielsprache in den Optionen auf Englisch gestellt, bekommt man lippensynchrone Sprache geboten.

Lynyrd Skynyrd und Thin Lizzy: viel zu kurz

Musikalisch wurden einige großartige Lizenzen eingekauft, so zum Beispiel "Sweet Home Alabama" von Lynyrd Skynyrd oder Songs von Thin Lizzy, Al Green oder Ash.

Und trotzdem muss man auf musikalische Untermalung fast vollständig verzichten. Denn die Songs kommen nur in den Zwischensequenzen und den Testfahrten zum Einsatz. Eine Option, in den Rennen die lizenzierten Tracks zu Gehör zu kriegen, fehlt leider völlig.

Dafür können die Motorengeräusche jedoch auftrumpfen: Jeder Wagen klingt anders und dröhnt sonor aus den Lautsprechern. Habt Ihr die Xbox an ein Dolby-System (unterstützt werden 5.1 und Pro Logic II) angeschlossen, könnt Ihr zudem puren Streckenrealismus genießen, denn dann seid Ihr mitten im Geschehen und bekommt bei einem Crash das unweigerliche Gefühl, den Kopf einziehen zu müssen, damit Euch kein herumfliegendes Metall erwischt.

Die deutsche Sprachausgabe ist ebenfalls gut gelungen und sorgt in den Story-Sequenzen für entsprechende Atmosphäre. Besonders im Vergleich mit der englischen Fassung fällt auf, mit wie viel Sorgfalt die Sprecher zu Werke gegangen sind.

Fazit


Auf der Xbox trägt der DTM Race Driver den Zusatz "Director´s Cut" vollkommen zu Recht. Obwohl an allen Ecken und Enden verbessert, kommen zwar auch auf der Microsoft-Konsole manche Mankos der PS2-Fassung zum Vorschein, doch im Gesamtbild ist die Xbox-Fassung deutlich besser und gehört mit zu den besten Rennspielen auf diesem System. Angesichts der makellosen Grafik, den hinzugefügten -allerdings immer noch nicht vollends augereiften- Qualifikationen und dem erweiterten Schadensmodell nimmt man gerne in Kauf, dass Codemasters sich ein wenig vom Simulationsaspekt der alten TOCA-Serie entfernt hat. Dass die Story nur eine nette Beigabe ist, die bei weitem nicht die Möglichkeiten ausreizt, ist ebenfalls bedauerlich, muss aber der PS2-Vorgabe angerechnet werden. Unter dem Strich ein motivierender Racer, der absolut den Kampf mit den Genre-Größen aufnehmen kann. Sehr bedauerlich ist allerdings, dass es keine Xbox Live-Möglichkeit gibt.

Pro

<li>über 40 Fahrzeuge</li><li>über 30 Strecken</li><li>zahlreiche Wettbewerbe</li><li>detailliertes optisches Schadensmodell</li><li>grandiose Fahrzeugoptik</li><li>gut reagierende Steuerung</li><li>gelungene Fahrphysik mit Arcade-Touch</li><li>gute Sprachausgabe</li><li>sehr gute Motorengeräusche und Soundeffekte</li><li>überzeugende Spielgeschwindigkeit</li>

Kontra

<li>Story-Modus ohne Einflussmöglichkeiten</li><li>KI mit Schwachstellen</li><li>keine Xbox Live-Unterstützung</li><li>Schadensauswirkung immer noch zu schwach</li>

Wertung

XBox

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