Crimson Skies: High Road to Revenge31.10.2003, Mathias Oertel
Crimson Skies: High Road to Revenge

Im Test:

Im Jahr 2000 begeisterte der Action-Flieger Crimson Skies PC-Spieler auf der ganzen Welt. Angesichts der Popularität und des Erfolges sehnten sich die Hobby-Piloten nach einer Fortsetzung. Und die ist mit Crimson Skies - High Road to Revenge mittlerweile auch eingetroffen - allerdings exklusiv auf der Xbox. Nach zahllosen Testflügen mit dem Action-Titel stand fest: das Game hat sich einen Award verdient. Wieso das Spiel solch einen Heidenspaß macht, verrät Euch der Test.

Parallelwelt-Luftpiraten

Anstatt sich irgendeine Story aus den Fingern zu saugen und so für Fehler im geschichtlichen Kontinuum zu sorgen, verlegen die Entwickler das Abenteuer des Luftpiraten Nathan Zachary einfach in eine Parallelwelt in den 30er Jahren.

Es geht um Ehre, Verrat und Rache und natürlich die Herrschaft der Lüfte. Die explosiven Luftschlachten werden schlüssig und zu einem großen Teil hollywoodreif inszeniert. Allerdings muss man auch sagen, dass die Geschichte an sich nur selten über B-Film-Niveau hinaus kommt und im Endeffekt nur als nettes Beiwerk zur spektakulären Action zu sehen ist, die Euch präsentiert wird.

Einsteigen und losfliegen

Wie schon der PC-Bruder im Jahr 2000 verzichtet auch die Xbox-Variante auf ein groß angelegtes Simulationsmodell und fordert vorrangig nur zu einem auf: schnelle spektakuläre Luftkämpfe in ansprechender Kulisse.

Der Einstieg ist daher kein Problem: Das interaktive Tutorial, das im Übrigen auch gut in die Story eingebunden wurde, verrät Euch alle Tricks und Feinheiten, um im hart umkämpften Luftraum überleben zu können.

Nach erschreckend kurzer Zeit hat man das Flugzeug fest im Griff und kann sich auf die Action konzentrieren. Doch die ist trotz des angenehmen Einstiegs schwer genug.

Denn die abwechslungsreichen Missionen strotzen nur so vor Horden an Gegnern, die von schnellen Kampffliegern bis hin zu monströsen Maschinen und gewaltigen, schwer bewaffneten Zeppelinen reichen.

Gelungen ist auch die Auswahl der Missionen. Obwohl man sich im Hintergrund immer an der Story als rotem Leitfaden festhält, gibt es für den Spieler viele Freiheiten. Auf der Übersichtskarte werden alle im jeweiligen Abschnitt zur Verfügung stehenden Missionen angezeigt, und Ihr könnt beim Überfliegen der entsprechenden Zone einfach eine Aufgabe auswählen.

Neben den üblichen "Search-and-Destroy"-Anforderungen gibt es beispielsweise Konvois, die Ihr beschützen müsst, und wer gerade knapp bei Kasse ist, kann sich auch an zahlreichen Checkpoint-Rennen versuchen, um das Konto aufzubessern.

Aussteigen und Abschießen

Aber Crimson Skies hat noch mehr zu bieten als feine Luftkämpfe: Einige Missionen fordern Euch dazu auf, in diverse Geschütztürme zu steigen und den sich nähernden Flugstaffeln mit heißem Flak-Beschuss Feuer unter dem motorisierten Hintern zu machen.

Und dass die zahlreichen Flugzeuge, die Ihr im Laufe des Spieles in Euren Hangar stellen könnt, auch noch aufgerüstet werden können, ist eine weitere hoch motivierende Komponente.

Denn außer dem erforderlichen Kleingeld benötigt Ihr auch noch besondere Abzeichen, die Ihr Euch nicht nur durch die Erfüllung von Missionen verdienen, sondern auch in den Abschnitten finden könnt. Wer sich Zeit nimmt, um die Gegend zu erforschen, ist im späteren Spielverlauf klar im Vorteil.

Doch da der Schwierigkeitsgrad in Eurem "Heimzeppelin" jederzeit in vier Stufen geändert werden kann, finden Spieler jeglicher Fähigkeitsstufe eine adäquate Herausforderung.

Online-Dogfights

Wer die Einzelspieler-Kampagne nach etwa zwölf bis 15 Stunden bewältigt hat oder ganz einfach nur mal etwas anderes erleben möchte, kann sich per Link oder Splitscreen mit seinen Freunden messen oder per Xbox Live die ganze Welt zum Kampf um die Lufthoheit herausfordern.

Während die Offline-Duelle durchaus ihren Reiz haben, entfalten die sechs Spielmodi erst in Verbindung mit der großen weiten Xbox Live-Onlinewelt ihre ganzen Qualitäten und erzeugen ein "Ich-kann-mich-nicht-losreißen"-Gefühl, das es in dieser Form auf der Xbox noch nicht gab.

Zwar gibt es hin und wieder kleine Lag-Probleme, wenn Ihr mit 15 anderen Spielern einzeln oder im Team antretet, doch auch das kann den sich umgehend einstellenden Spielspaß nicht mehr bremsen.

Grafikpracht

Um es vorweg zu nehmen: Crimson Skies sieht schlichtweg fantastisch aus. Zwar gibt es hin und wieder ein paar Texturen (vor allem in den Inselwelten am Anfang), die nicht viel fürs Auge bieten. Doch was die Entwickler insgesamt an Grafikeffekten abfeuern, kann sich sehen lassen und zeigt eindrucksvoll, zu welchen Leistungen die Xbox in der Lage ist.

Angefangen bei den aufwändig gestalteten Flugzeugen mit ihrem Bump-Mapping-Lack über das gut aussehende Partikelsystem bis hin zu spektakulären Feuerbällen, wenn wieder einmal ein Flugzeug in die ewigen Jagdgründe geschickt wird, gibt es zahllose Kleinigkeiten, an denen man sich nicht satt sehen kann.

Ein kleines, aber feines Detail, das uns beispielsweise immer wieder beeindruckt hat, sind die ins famos aussehende Wasser einschlagenden Maschinengewehrsalven, die für kleine Fontänen sorgen, deren Tropfen wiederum auf den Bildschirm spritzen, wenn man tief genug fliegt - wow!

Und das Beste: man kann die abwechslungsreich gestalteten und teilweise immens umfangreichen Abschnitte jederzeit ruckelfrei genießen. Selbst bei gewaltigen Gegnerhorden sind keinerlei Abbrüche in der Bildrate zu verzeichnen.

Leider gibt es keine Cockpitkamera, um Euch noch direkter ins Geschehen zu bringen. Aber die hinter dem Flieger postierte Ansicht bietet stets eine gute Übersicht und rutscht nur ganz ganz selten in eine Lage, in der man Schwierigkeiten hat, sich zu orientieren.

Indiana Jones der Lüfte

Auch im akustischen Bereich hat man nahezu alles richtig gemacht. Die im Stil einschlägiger Abenteuerfilme komponierten Musiken sind abwechslungsreich, passen sich dynamisch dem Geschehen an und unterstreichen vorzüglich die Filmstimmung, die einen immer wieder packt.

Auch die deutsche Lokalisierung ist sehr gut gelungen. Vor allem im Vergleich zum englischem Original wird deutlich, dass die Sprecher gut ausgewählt wurden und es schaffen, die Spannung und den Humor punktgenau einzufangen.

Einzig die Soundeffekte bieten auf Dauer wenig Abwechslung. Doch andererseits stellt sich natürlich auch die Frage, was man an Explosionen und Schussgeräuschen herausragend gestalten soll.

Fazit

Fliegerherz, was willst Du mehr? Eine nette Story, richtig feine Grafik und ein erfrischend einfaches Spielprinzip, das immer wieder wohltuende Erinnerungen an die ersten Wing Commander-Spiele weckt, lassen einen nicht mehr vom Pad loskommen. Das Missionsdesign ist ebenfalls durchdacht und sorgt immer wieder genau im richtigen Zeitpunkt für Abwechslung und neue Herausforderungen. Und wer über Xbox Live-Anbindung verfügt, wird auch die knapp zwölf bis 15 Stunden Kampagnen-Spielzeit verschmerzen. Denn in punkto kurzweilige Action gibt es derzeit kein Xbox Live-Spiel, das Crimson Skies auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Da der Simulationsaspekt trotz deutlich spürbarer Unterschiede der verschiedenen Flugzeuge auf ein Minimum zurück geschraubt wurde und die Steuerung prompt und gut reagiert, können sich sowohl alte Hasen als auch Flugfrischlinge auf einen spannenden und durchweg unterhaltsamen Flugaction-Ausflug in die Zeit der Luftpiraterie freuen!

Pro

<li>fantastische Grafik</li><li>spannende Luftkämpfe</li><li>abwechslungsreiche Missionen</li><li>zahlreiche Flugzeuge zur Auswahl</li><li>feine Multiplayer-Action</li><li>Xbox Live-kompatibel</li><li>gut reagierende, eingängige Steuerung</li><li>Content-Download (geplant)</li><li>Schwierigkeitsgrad jederzeit änderbar</li><li>schöne Lokalisierung</li>

Kontra

<li>lange Ladezeiten</li><li>kleine Lags bei vollen Live-Spielen</li><li>ab und an fade Landschaftstexturen</li><li>keine Cockpit-Kamera</li>

Wertung

XBox

Klasse inszenierte Dogfight-Action!

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