Le Tour de France 200210.08.2002, Mathias Oertel
Le Tour de France 2002

Im Test:

Die Tour de France ist zwar bereits vorbei, doch Freunde gepflegter Drahtesel-Tretereien brauchen nicht auf ihr Radsportspektakel verzichten - insofern sie eine Xbox im heimischen Wohnzimmer haben. Denn von Konami gibt es mit Tour de France das Spiel zur Frankreich-Rundfahrt. Wir überprüfen in unserem Test, ob sich die Radsport-Tortur auch am Joypad eher zur Qual entwickelt oder halbwegs Spaß macht.

Treten ist angesagt

Obwohl der Tour de France-Modus natürlich im Mittelpunkt des Spiels steht, gibt es für angehende Profi-Radfahrer noch eine ganze Anzahl weiterer Spielmodi.

Um sich erst einmal an die Steuerung der Drahtesel zu gewöhnen, sollte man vielleicht das Training absolvieren, das Euch mit Hilfe von zehn Aufgaben an die Spielmechanik und die Steuerung gewöhnt.

Die gestaltet sich im Übrigen als absolut eingängig und simpel. Ein Knopf dient zum Treten (bei wiederholtem Druck "steht" der Fahrer im Sattel und sprintet), einer zum Bremsen und einer dient dazu, einen Griff zum Getränk durchzuführen, um sich zu erfrischen.

Dies ist auch bitter nötig, denn beim Sprint geht die Energieleiste recht schnell dem Ende entgegen.

Aber ein gezielter Griff zur Flasche und schon wird das Energieniveau wieder angehoben.

Ihr könnt aber auch Energie tanken, ohne zum wertvollen (und natürlich isotonischen) Getränk zu greifen: Denn wenn Ihr im Windschatten eines anderen Fahrers seid, regeneriert Ihr Euch ebenfalls.

Hat man die simple Kontrolle der Räder gemeistert, kann man sich im Arcade-Modus an einfachen Rennen versuchen, im Zeitfahren alleine respektive gegen einen gespeicherten "Geisterfahrer" antreten oder einen zweiten Spieler zum direkten Duell herausfordern.

Quer durch Frankreich

Kernstück ist jedoch der Tour de France-Modus. Hier könnt Ihr Euch ein digitales Ebenbild erstellen und fortan in Radrennen um Ruhm, Ehre und vor allem Geldpreise kämpfen.

Damit Ihr in den Rennen eine Chance habt, aufs Treppchen zu steigen, könnt Ihr Trainingsstunden einlegen - gegen ein entsprechendes Entgelt natürlich.

Je nach gewählter Trainingsmethode steigen oder fallen die Werte Eures Fahrers und bringen Euch Eurem erklärten Ziel -einmal die Tour der Leiden zu gewinnen- ein großes Stück näher.

Leider wurde hier eine gewaltige Möglichkeit verschenkt, das Spielspaß-Niveau anzuheben.

Denn die Werte steigen ohne Euer Zutun vollkommen automatisch und festgelegt an.

Sinnvoller und spaßiger wäre es mit Sicherheit gewesen, eine interaktive Trainingsmöglichkeit einzubauen, wie es zum Beispiel die Ready 2 Rumble-Spiele bieten.

Doch zurück auf die Piste: Zwar sind insgesamt elf recht abwechslungsreiche Etappenpunkte ins Spiel integriert, doch wer jetzt glaubt, dass man mit seinem Radfahrer über 50 oder mehr Kilometer zu pedalieren hat, sieht sich getäuscht: Ihr fahrt immer nur die letzten etwa fünf bis zehn Prozent der Etappe oder des Rennens und startet zudem noch meist am Ende des Feldes.

Dementsprechend gestaltet sich der Rennverlauf auch auf Dauer ziemlich eintönig: Ihr pirscht Euch an die nächstliegende Fahrergruppe heran, füllt dort im Windschatten Eure Energie auf und jagt dann die nächste Gruppe usw., um schließlich im Sprint die Etappe oder das Rennen für Euch entscheiden zu können. Und das ist eindeutig zu wenig. Denn so interessant sich die Windschattenjagd auch anfangs spielt - auf lange Sicht habt Ihr wenig Motivation, Euch in den virtuellen Sattel zu setzen.

Da hilft es auch nicht mehr, dass Ihr von Eurem schwer verdienten Geld Euren Drahtesel aufrüsten könnt und die einmal gekauften Teile auch vor den Rennen austauschbar sind.

Grafischer Schmalspurfahrer

Zugegeben, Radfahren ist nicht unbedingt der optisch ansprechendste Sport. Doch genau das transportiert sich auch mit der Software-Version der Tour de France. Generell zwar sauber und mit einer anständigen Spielgeschwindigkeit ausgestattet, kann die Engine wahrlich kein Feuerwerk abfackeln: Einfallslose Texturen, Pappmaché-Zuschauer und sterile Umgebung prägen das Bild, das von Clipping-Fehlern und passabel animierten und recht nett aussehenden Radfahrern ergänzt wird. Insgesamt zwar einen Tick besser als die PS2-Version wird die Technik der Xbox jedoch ebenso wenig ausgenutzt wie die des PS2-Bruders.

Ein wundersames Kuriosum ist und bleibt jedoch der Windschatten. Zwar hervorragend dargestellt, ist die Windabfangzone der Radler mehrere Quadratmeter groß und macht jeden Fahrer eines Formel Eins-Boliden neidisch. Hier musste wohl dem Arcade-Anspruch des Spieles deutlicher Tribut gezollt werden.

Ich hör nix

Auch in Sachen Sound ist bei der Tour de France die Kette abgesprungen: Während der Rennen dudelt einfallslose Musik im Hintergrund, die nur gelegentlich von einem Soundeffekt nach einer Kollision mit der Umgebung oder einem anderen Radfahrer unterbrochen wird - eindeutig zu wenig, um Atmosphäre zu vermitteln.

Die spartanisch auftauchenden Zuschauer haben ebenfalls wenig Anteil an einem gelungenen Klangbild: ein wenig motivierendes Klatschen und gelegentliche Jubelrufe sind das Einzige, was man von den Papp-Kameraden zu hören kriegt.

Fazit

Auch auf der Xbox kann die virtuelle Tour de France nicht so recht zünden. Zwar ist der Versuch löblich, die staubtrockene Sportart Radfahren auf den Bildschirm zu bringen, doch spielerisch stellt sich nach kurzer Zeit gepflegte Langeweile ein. Da die Xbox grafisch in keiner Form gefordert wird, der Sound recht schnell den Wunsch nach Ohropax laut werden lässt und dazu noch Gameplay-Ideen verschenkt wurden (Stichwort: interaktives Training), bleibt nur die Hoffnung, dass die nächsten Produkte des europäischen Zweiges des Software-Riesen mit mehr Qualität überzeugen. Denn die virtuelle Tour de France entpuppt sich zu einer realen Tour der Leiden.

Pro

<li>erste Xbox-Radsport-Umsetzung</li><li>leichte, eingängige Steuerung</li><li>gutes Geschwindigkeitsgefühl</li><li>interessantes Strecken-Design</li>

Kontra

<li>schwache Grafik</li><li>Mager-Sound</li><li>eintöniger Spielverlauf</li>

Wertung

XBox

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