SSX 301.11.2003, Mathias Oertel
SSX 3

Im Test:

Wir schreiben das Jahr 2000: Electronic Arts präsentiert als Premiere für das frisch gegründete EA Sports-Big-Label das Snowboardspiel SSX und begeistert Fans weltweit. 2001: Die Fortsetzung SSX Tricky erscheint und reißt Kritik sowie Spieler abermals zu Begeisterungsstürmen hin. Winter 2003: mit SSX 3 (ab 59,99€ bei kaufen) kommt der lang ersehnte Nachfolger, um die Messlatte für die Konkurrenz auf ein neues Niveau zu hebeln. Kann der dritte Teil des Snowboard-Spektakels an die Erfolge der Vorgänger anknüpfen und vielleicht sogar Platin einheimsen? Die Antwort gibt der Test.

Snowboard-Referenz Teil 3? Sicher!

Auch wenn man am grundlegenden Spielprinzip festhält, das die SSX-Serie in der Vergangenheit auszeichnete, gibt es mehr als genügend Neuerungen, die das Spiel nicht nur für gestandene Hardcore-Snowboard-Fans fast zum Pflichtprogramm macht.

Was geblieben ist, sind eine Bombengeschwindigkeit, ein nicht zu übertreffender Coolness-Faktor und Stunts, die jenseits von gut und böse liegen.

Doch das ganze Drumherum wurde massiv aufpoliert und mit neuen Features ergänzt, die SSX 3 zu einem wahren Motivationswunder machen.

Der Berg ruft

Im Gegensatz zu den bisherigen Spielen, in denen Ihr nur bestimmte Strecken auswählen konntet, setzt SSX 3 auf absolute Freiheit, die Ihr vor allem im Karriere-Modus "Gipfelstürmer" genießen könnt.

Denn schon mit der ersten Abfahrt wird klar, dass die Spielwelt immens groß ist. Ihr könnt fahren, wohin Ihr wollt und überall finden sich Trick-Möglichkeiten, wie z.B. Rails, die geradezu nach einem Grind schreien, oder die bekannten Schanzen, die Euch gewaltige Sprünge ermöglichen.

Wie groß der Berg mit seinen drei Gipfeln ist und welche breit gefächerten Möglichkeiten sich Euch eröffnen, um das Spielziel zu erreichen, kriegt man erst nach und nach mit.

Aber schon bei der ersten Abfahrt vom Gipfel ins Tal kommt man ins Schwärmen: Denn bis man unten ist, vergeht eine gute Viertelstunde Nonstop-Boarden! WOW!

Da die anderen beiden Gipfel ebenfalls nahtlos in die anderen Gebiete übergehen, seid Ihr zum Schluss hin bis zu einer halben Stunde unterwegs. Und auch wenn den Arealen durch hohe Bergmassive an den Seiten Grenzen gesetzt sind, habt Ihr die Qual der Streckenwahl. Denn fast so weit das Auge reicht, ist freie Fahrt angesagt.

Aufgabenflut

Bei den Aufgaben hat man sich ebenfalls entschieden, dem Spieler einen größtmöglichen Freiraum zu geben: Entweder könnt Ihr einfach den Berg abfahren und den Hinweisschildern zu den diversen Events folgen oder ganz komfortabel mit einem Transport zum gewünschten Wettbewerb kutschiert werden und gleich loslegen.

Neben den bekannten Rennen gibt es noch zahlreiche andere, abwechslungsreiche Wettbewerbe, in denen Ihr zeigen könnt, was Ihr tricktechnisch auf der Pfanne habt.

Was anfangs allerdings nicht ganz so viel ist, da jeder der zehn zur Verfügung stehenden Boarder gerade mal über Grundkenntnisse verfügt. Doch mit jedem Event-Erfolg und mit jedem erfolgreich absolvierten Trick im "Free Roaming" erhöht sich Euer Kontostand.

Das schwer verdiente Geld könnt Ihr in der Lodge entweder für eine Aufbesserung der Fähigkeiten oder auch für neues Equipment ausgeben, das Euch nach und nach zur Verfügung gestellt wird, aber nur kosmetischer Natur ist.

Und wer es sich einfach machen will und sich nur von Event zu Event kutschieren lässt, verpasst einiges: Denn neben Symbolen, die Euch eine Finanzspritze ins Konto schießen warten noch weitere Aufgaben, die Ihr nur in der freien Fahrt aktivieren könnt und die zum erfolgreichen Abschluss des Spieles extrem wichtig sind.

Da zu Beginn Eure Fähigkeiten gerade mal ausreichen, um mit Glück und Können den dritten Platz zu erreichen, kehrt man auch gerne wieder zurück, um es der versammelten Konkurrenz mit neuen Statistikwerten richtig zu zeigen - alleine dadurch steigt die Motivation immens. Denn wer gibt sich schon gerne mit einer Bronzemedaille zufrieden?

Gewöhnungsbedürftig, aber gut

Die gut reagierende Steuerung erfordert wie bei den Vorgängern eine gewisse Einarbeitungszeit. Doch hat man sich erst einmal an die Knopfbelegung und vor allem an die bedauerliche Tatsache gewöhnt, dass die wichtigen Spins bei den Tricks nur über das Digi-Pad zu bewerkstelligen sind, kann die Snowboard-Party losgehen.

Allerdings merkt man dem Spiel an, dass die Steuerung vorrangig für das PS2-Pad optimiert wurde, das in diesem Bereich klar vorne liegt. Zwar reagieren auch Xbox- und GameCube-Version sehr gut, doch die Belegung ist vor allem auf dem Würfel nicht optimiert. Anders kann man es kaum erklären, dass die Rücksetztaste auf dem Y-Knopf und damit genau über der Sprungtaste liegt. So kann es immer wieder zu einem ungewollten Boarder-Reset kommen, der Euch vollkommen unnötig aus der Bahn werfen und immens Zeit kosten kann. Auf der Z-Taste wäre die Rücksetz-Funktion wesentlich besser aufgehoben.

Jenseits von gut und böse

Zugegeben: viele der Tricks, die Ihr in SSX 3 vom Stapel lassen könnt, haben nichts mit der Realität zu tun, wie man sie beispielsweise in der Amped-Serie vorfindet. Doch die "normalen", Über- und Super-Über-Tricks sind dermaßen spektakulär in Szene gesetzt, dass es einem den Atem raubt.

Eine neues, sehr sinnvolles Feature ist die "Abfangmöglichkeit": Solltet Ihr nach einem Sprung ins Straucheln geraten, könnt Ihr versuchen, die Balance wieder zu finden und so einen zeitraubenden Sturz zu verhindern - klasse!

Multiplayer für alle! Online nur PS2!

Neben dem Gipfelstürmer und dem eher als Training zu verstehenden Einzelspieler-Modus habt Ihr auf allen Konsolen die Möglichkeit, per Splitscreen gegen einen menschlichen Boarder anzutreten. Diese Duelle sind zwar nett und unterhaltsam, bieten aber bei weitem nicht die Motivation, die sich bei der Bergbezwingung einstellt.

Zusätzlich könnt Ihr auf der PS2 noch online antreten. Allerdings ist auch hier die Teilnahme nur auf einen weiteren Mitspieler begrenzt und das Feld wird durch Bot-Fahrer ergänzt. Doch auch mit dieser Limitierung liegt der Multiplayer-Faktor deutlich höher als bei Xbox und GameCube.

__NEWCOL__Coole Grafik mit Haken und Ösen

Dass die Xbox- und mit gewissen Einschränkungen auch die GameCube-Fassung hardwarebedingt einen Tick besser aussehen als die PS2-Version, dürfte nur die Fangemeinde der jeweiligen Konsole wirklich zu Diskussionen auffordern. Denn egal, auf welchem System Ihr SSX 3 spielt: die Optik ist einfach nur grandios.

Der Berg mit seinen drei Gipfelabschnitten strotzt nur so vor abwechslungsreichen Umgebungen und bietet auf allen Systemen eine enorme Weitsicht. Auch die zahlreichen Effekte wie beispielsweise Wetter, Feuerwerk, geschickt platzierter Nebel, vereiste Höhlen usw. sehen auf allen drei Plattformen gleich gut aus.

Allen Fassungen gemeinsam ist aber leider auch ein kleines Ruckeln, das sich ab und an einstellt. Allerdings kann man das Problem zweiteilen: Zum einen beginnt SSX 3 in manchen Kurven zu stottern, was zumeist auf Engine-Probleme zurückgeführt werden kann. Und zum anderen kann es zu einem kleinen Hakeln der Engine kommen, wenn wieder einmal Soundsamples oder ein neuer Streckenabschnitt in den Speicher gestreamt werden.

Doch da das Ruckeln wirklich nur im seltensten Fall das Spiel beeinflusst, finden keine groben Abzüge in der Grafikwertung statt.

Etwas störender für die GameCube-User hingegen sind die nicht unbedingt heftigen, aber deutlich sichtbaren PAL-Balken, die den oberen und unteren Bildschirmrand zieren. Doch auch dies ist nur ein kleines Manko, das den Spielspaß auf dem Würfel in keiner Form mindert.

Auch die selten auftauchenden Clipping-Probleme, die man wiederum auf allen Systemen findet, bringen kein Absinken der Motivationskurve mit sich.

Was die Animationen betrifft, hat das Team auf allen Plattformen ganze Arbeit geleistet. Jederzeit geschmeidig rasen die Snowboarder den Berg hinab. Und so unrealistisch die Tricks auch teilweise sein mögen, vermitteln die realistischen Animationen den Eindruck, dass man selbst den abgefahrensten Stunt auch auf irgendeinem Berg in Südtirol vom Stapel lassen könnte.

Cooler Groove und deutsche Sprecher

Die snowboarderische Bergbezwingung wird akustisch nahezu perfekt untermalt. Denn anstatt wie bei vielen Funsport-Spielen nur einfach einen Musiktrack nach dem anderen herunterzududeln, hat man SSX 3 eine Radiostation spendiert. Die deutschen Sprecher klären so ganz nebenbei über Wettkämpfe und Wetterbedingungen auf und sind somit eine schöne atmosphärische Ergänzung zu den insgesamt 39 Songs.

__NEWCOL__Das Spektrum reicht dabei von den Red Hot Chili Peppers über Fatboy Slim und Placebo bis hin zu N.E.R.D. und bietet eigentlich für jeden Geschmack etwas.

Unverständlicherweise wurden die Kommentare der Boarder allerdings im englischen Original belassen, was angesichts der ansonsten guten Lokalisierung etwas negativ auffällt.

Zu guter Letzt sollten noch die Soundeffekte erwähnt werden: Grundsätzlich auf einem hohen Niveau und somit adäquat das Snowboard-Spektakel unterstützend, gibt es aber unter dem Strich wenig Grund für Jubelarien wie beispielsweise im Grafikbereich.

Ein Hinweis für Xbox-User: Wer entgegen aller Erwartung rein gar nichts mit den mitgelieferten Songs anfangen kann, muss sich trotzdem damit zufrieden geben. Eine Möglichkeit, eigene Soundtracks einzubauen, fehlt.

Fazit

Egal, welche Konsole Ihr im Wohnzimmer stehen habt: Mit SSX 3 könnt Ihr nicht falsch liegen. Sicher: Obwohl alle drei Fassungen durch die Bank klasse aussehen, haben die Xbox- und GameCube-Fassungen in punkto Optik leicht die Nase vorn, wobei die GameCube-Version allerdings mit PAL-Balken zu kämpfen hat. Dafür jedoch kann die PS2-Version mit den ausgefeiltesten Kontrollmöglichkeiten und dem Online-Modus punkten und liegt dementsprechend in der Gesamtwertung vor den anderen Systemen. Doch ganz gleich auf welchem System: Der Spielspaß stellt sich umgehend ein und spätestens ab der ersten Gipfelabfahrt, für die Ihr gut 15 Minuten in Kauf nehmen müsst, wird einem der gigantische Umfang und die immense Bewegungsfreiheit klar, die Euch SSX 3 bietet. Und bis Ihr alle Missionen geschafft, alle Boni und Geheimnisse eingesammelt und den Berg vollends bezwungen habt, dürften einige Wochenenden voller Schneespaß ins Land ziehen. EA stellt mit SSX 3 wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis, dass das Big-Label immer ein Garant für hochklassige Unterhaltung ist.

Pro

<li>immenses Freiheitsgefühl</li><li>feine Grafik mit klasse Effekten</li><li>umfangreiches Tricksystem</li><li>klasse Soundtrack</li><li>gute Lokalisierung</li><li>interaktive Umgebungen</li><li>gut reagierende Steuerung</li><li>Aufgaben ohne Ende</li><li>angenehmer Schwierigkeitsgrad</li>

Kontra

<li>keine Online-Möglichkeit </li><li>kleines Steuerungsdefizit gegenüber der PS2-Version</li><li>ab und an kleine Ruckler</li><li>Drehungen nur mit Digi-Pad möglich</li><li>keine eigenen Soundtracks möglich</li>

Wertung

XBox

Endlose Weiten und spektakuläre Stunts!

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