Operation Flashpoint: Elite04.12.2005, Marcel Kleffmann
Operation Flashpoint: Elite

Im Test:

Vor über vier Jahren zog Operation Flashpoint viele PC-Spieler in seinen Bann. Zu Recht, denn annährend realistische Militärsimulationen sind selbst heutzutage kaum zu finden. Nach endlosen Verschiebungen sind jetzt die Xbox-Soldaten an der Reihe und dürfen sich auf das elitäre Schlachtfeld begeben. Ob der Konsolenausflug gut geht?

1:1 Umsetzung

Genau wie der PC-Vater thematisiert Operation Flashpoint Elite den Kalten Krieg im Jahr 1985. Als einer von vielen NATO-Soldaten muss der Spieler die fiktiven Inseln Everon, Malden und Kolgujew gegen den abtrünnigen sowjetischen General Guba verteidigen. Kommt euch das bekannt vor? Kein Wunder: Dieser Feldzug entspricht hundertprozentig der Cold War Crisis vom PC. Sogar die Resistance-Kampagne ist enthalten, muss aber erst freigespielt werden.

Die Ausbildung im Trainings-Camp bereitet euch nicht vollständig auf den Kampfalltag vor.

Realismus an der Front

PC-Veteranen wissen, dass die Realität verdammt hart sein kann und auch Xboxer kommen nun in den zweifelhaften Genuss. Im Gegensatz zu anderen Shootern startet ihr auf der untersten Stufe der Kommandokette, habt eine limitierte Panzerung, wenig Platz im Rucksack und keine Waffe mit unendlicher Munition. Gekrönt wird die Darstellung des Kriegsalltags durch ein unbarmherziges Schadenssystem: Jeder feindliche Schuss kann euch sofort aus den Stiefeln hauen und dieses traurige Erlebnis steht euch häufig bevor, da ihr niemals wisst, wo und wie viele gegnerische Soldaten sich in der Landschaft aufhalten. So kann es vorkommen, dass euch ein unter einem Baum liegender Gegner aus 400 Meter Entfernung mit einem Schuss erledigt. Außer langsam und bedächtig vorzugehen, habt ihr wenig Chancen euch zu wehren. Ohne die lebensrettende Zoom-Funktion würdet ihr die meisten Feinde nicht mal sehen, wenn ihr in ihre Richtung blickt. Natürlich ist die Realität hart und ungerecht, trotzdem werden selbst frustresistente Gamer ins Pad beißen, wenn euch kurz vor Missionsende ein Feind von der anderen Seite des Levels niederstreckt.

Videos & Galerie

Video: Trailer 1 (Laufzeit: 1:09 Min.)

Video: Trailer 2 (Laufzeit: 2:21 Min.)

Screenshots-Galerie mit 25 BildernTeamplay

Aber ihr seid ja Mitglied einer vierköpfigen Einheit und sobald der Commander "Deckung" schreit, sollte man das nutzen, sonst  segnet man das Zeitliche. Das blüht euch auch, wenn ihr der englischen Sprachausgabe bzw. den deutschen Untertiteln nicht schnell genug Folge leisten könnt und so den Anschluss an die Truppe verliert. Nichtsdestotrotz hat der Spieler permanent das Gefühl, Teil eines größeren Konfliktes zu sein, denn manche Auftragsziele erledigen andere computergesteuerte Mitstreiter selbstständig und dies mit durchaus guter KI – besonders an Bord von Vehikeln. Später dürft ihr sogar Truppen, Panzer oder Helikopter eigenhändig befehligen, was aufgrund der unübersichtlichen Kontrollelemente sowie der mangelhaften Ausbildung im Tutorial nicht leicht ist. Es folgt: Trial & Error.   

Knackige Missionen

Das Teamplay verknüpft mit der erbarmungslosen Realität erzeugt einen hohen Schwierigkeitsgrad und gleichzeitig ein intensives Schlachtfeld-Erlebnis. Diese Ambivalenz hatten auch die Entwickler vor Augen und haben deswegen die Missionen kurz und knackig gehalten – eine halbe Stunde verbringt ihr niemals in der Schlacht. Stattdessen müsst ihr in den Einsätzen

Die Helikopter-Steuerung gleicht einer Katastrophe und endet meistens in Tränen.
mal ein Dorf befrieden, einen Konvoi zerbomben oder einen LKW stehlen. Trotz der würzigen Kürze kommt es bei vielen Aufträgen zu unnötigem Leerlauf, u.a. weil die Wegstrecken zu lang sind oder die Befehle nicht klar verstanden werden.

Verkrüppelte Steuerung

Die 1:1-Portierung aus der glorreichen PC-Vergangenheit hat ihre Schattenseiten: Es gibt gewisse Fortschritte im Taktik-Shooter-Genre, insbesondere in Bezug auf Teamkontrolle (z.B. Rainbow Six)  und Fahrzeugsteuerung, welche die Entwickler konsequent verschlafen haben. Das bis zum Anschlag belegte Gamepad funktioniert bei Fußmärschen recht gut, bei den Vehikeln versagt die Steuerung. Die gesamte Lenkanlage jedes Fahrzeuges wurde nämlich mit Schmierseife eingebohnert. Auf gut Deutsch: alle Vehikel steuern sich schwammig und längst nicht so behände wie bei Battlefield 2 Modern Combat. Von den Helikoptern/Flugzeugen ganz zu schweigen, deren Steuerung einer Katastrophe gleichkommt und in regelmäßigen Abstürzen endet. Eine unbeschädigte Landung ist pure Glückssache.

Altertümliche Grafik

Seltsamerweise bekam die Grafik-Engine kein Update spendiert und deswegen sieht Operation Flashpoint Elite genauso aus wie die PC-Version im Jahr 2001. Insbesondere die kantigen Charakter-Modelle und vor allem die Gesichter sowie die steifen Animationen fallen störend ins Auge. Die Umgebung macht ebenfalls einen veralteten Eindruck, 

Hohe Sichtweite contra öde Landschaft
schließlich sind alle Texturen niedrig aufgelöst, unscharf und die Bäume wirken arg zweidimensional. Ein kleiner Höhepunkt ist dafür die hohe Sichtweite, die jedoch zu starken Performance-Schwankungen führt.

Multiplayer-Modus

Im Multiplayer via Xbox Live! oder Direktverbindung stehen folgende Modi zur Auswahl: Deathmatch, CTF, Flag Fight, Koop-Mission, Team Mission, Sector Control oder Hold Location. Abgesehen von den launigen kooperativen Einsätzen ist den obligatorischen Spielvarianten kaum Spaß abzugewinnen, da die Karten zu groß und die Fahrzeug-Steuerung zu schlecht ist. Bis ihr eine Multiplayer-Partie gestartet oder gefunden habt, vergeht sowieso einige Zeit, da die Navigation durch das Menüsystem unnötig kompliziert ist. Selbst die Möglichkeit mit dem Szenario-Editor eigene Missionen zu basteln wirkt nur wie eine plumpe Zugabe.

Fazit

Der Zahn der Zeit hat ordentlich an Operation Flashpoint Elite genagt. Hinter der biederen und über vier Jahre alten Grafik schlummert ein Taktik-Shooter-Monstrum mit tollem Teamplay und intensivem Mittendringefühl. Gleichzeitig wird die Realismus-Latte einige Sprossen zu hoch gelegt, jedenfalls für Xbox-Spieler, denn in jeder Mission kann man verdammt schnell das Zeitliche segnen. Dies haben auch die Entwickler gemerkt und deswegen die KI sehr solide gestaltet und die Einsätze kurz gehalten. Total verhunzt haben sie hingegen die Fahrzeug-Steuerung mit dem Gamepad. Und dass die Grafik von 2001 kein Update erfahren hat, ist unverständlich. Hätte ich die Wahl, würde ich mir die Budget-PC-Version kaufen.

Pro

atmosphärische Schlachten
hoher Realismusgrad
Teamplay
viele steuerbare Fahrzeuge
schöne Zwischensequenzen
Spieler ist ein Teil eines größeren Konfliktes
gute KI
tolle Soundkulisse
Szenario-Editor
hohe Sichtweite
kooperativer Multiplayer-Modus
gute freie Speicherfunktion

Kontra

schlechte Fahrzeug-Steuerung
hoher Schwierigkeitsgrad
frustrierend schneller Tod
viele Trial & Error-Situationen
Leerlauf in den Missionen
überholte Grafikkulisse
karge Umgebung
starkes Kantenflimmern
schlechte Animationen
niedrige Framerate
nur englische Sprachausgabe

Wertung

XBox

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