Splinter Cell05.10.2002, Mathias Oertel
Splinter Cell

Vorschau:

Splinter Cell (ab 1,25€ bei GP_logo_black_rgb kaufen): Mit Vorschusslorbeeren überhäuft, schon jetzt als eines der Highlights dieses Jahres abgestempelt und von vielen als heißester Metal Gear Solid-Konkurrent gehandelt. Doch was kann der Spieler im Endeffekt von Ubi Softs Stealth-Action erwarten? Gespannt haben wir eine erste spielbare Fassung in unsere Xbox geschoben und erzählen Euch in unserer Preview, auf was Ihr Euch freuen könnt.

Allein gegen alle

Sam Fisher ist im Auftrag der NSA (National Security Agency) unterwegs, um weltweit als letzte Bastion gegen den Terrorismus zu kämpfen. Allerdings ist Fisher auf sich allein gestellt: Sollte er getötet oder gefangen werden, wird die amerikanische Regierung nichts von seinen Einsätzen gewusst haben.

Zeit für wahre Helden.

Viel drin

Was sich anfangs wie eine düstere Fassung von Metal Gear Solid zu präsentieren schien, entpuppte sich bald als knifflige Herausforderung für alle Pad-Akrobaten. Denn im Gegensatz zu den doch eher Action-lastigen Abenteuern von Solid Snake, sind die zahlreichen und verteufelt großen Abschnitte nur mit viel Geduld und genauer Kenntnis der Fähigkeiten von Sam Fisher zu lösen.

Denn auch wenn am Ende eines Auftrages meistens die Eliminierung eines Gegners wartet, sollte man tunlichst darauf achten, während eines Einsatzes möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Um unentdeckt zu bleiben, hat Fisher ein breit gefächertes Arsenal an Bewegungsmöglichkeiten, das dem Spieler im sehr guten Tutorial behutsam beigebracht wird.

Denn hier lernt Ihr nicht nur im Schatten zu bleiben, sondern auch, wie Ihr die Umgebung zu Euren Zwecken nutzen könnt.

Was zum Beispiel ist zu tun, wenn eine Kamera einen hellerleuchteten Korridor überwacht? Ganz einfach: Ihr schießt die Lichter aus, schaltet Euer Nachtsichtgerät an und spaziert unbehelligt durch die nächste Tür.

Doch was, wenn die verschlossen ist? Dann zum Beispiel könnt Ihr mit Eurem Dietrich versuchen das Schloss zu öffnen. Doch vorher solltet Ihr vielleicht mit einer Miniaturkamera schauen, ob der Raum dahinter nicht von Wachen besetzt ist.

Wie schon bei den Lichtern gibt es zahlreiche Möglichkeiten, mit der Welt zu interagieren. So könnt Ihr Gegenstände aufnehmen und sie wegwerfen, um die Wachen abzulenken und vielleicht an ihnen vorbei zu schleichen.

Doch auch Freunde der direkteren Lösungen kommen auf ihre Kosten und werden sich in heißen Feuergefechten versuchen können. Nur solltet Ihr tunlichst darauf achten, die beseitigten Gegner aus dem Weg zu räumen, damit eine andere Wache nicht über die ausgeschalteten Kameraden stolpert.

Spannung statt Action

Zwar stehen Euch zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, die Gegner zu bekämpfen, doch trotzdem bleibt die Action bei Splinter Cell im Hintergrund. Stattdessen wird der Schwerpunkt auf stimmungsvolle Spannung und Rätselelemente gelegt. Dabei fällt allerdings auf, dass der Levelaufbau eigentlich streng linear ist und Euch wenig Alternativen bietet, auf einem anderen Weg als dem vorgesehenen ans Ziel zu kommen. Doch dies wird durch die enorm hohe Atmosphäre kompensiert, die sich aus einem gelungenen Zusammenspiel von Grafik, famoser Sounduntermalung und der Angst, entdeckt zu werden.

Selten habe ich in einem Spiel so gezögert, um die Ecke zu schauen, immer die Furcht im Nacken, dass eine der Wachen urplötzlich vor mir auftaucht.

Allerdings dürfte es bei einigen Spielern auf Grund des hohen Schwierigkeitsgrades -insofern hier keine Änderung in der finalen Fassung stattfindet- zu diversen Frust-Momenten kommen.

Als Ausgleich wird es innerhalb der Abschnitte Kontrollpunkte geben, an denen Ihr das Spiel abspeichern könnt. Dies ist auch bitter nötig, denn bis man den für sich persönlich zufrieden stellenden Weg gefunden hat, kann unter Umständen viel Zeit vergehen.

Zwar ist die KI noch nicht das Gelbe vom Ei, reagiert aber bereits jetzt angemessen auf Geräusche und optische Wahrnehmungen und dürfte Euch in der Endfassung das (Über-) Leben richtig schwer machen.

Licht und Schatten

Bei einem Spiel, das wie bisher kein anderes so sehr auf den Stealth-Faktor vertraut, um Spannung zu erzeugen, spielt die Grafik natürlich eine gewichtige Rolle. Doch was sich in den Videos, Screenshots und zahlreichen Messe-Präsentationen bereits angekündigt hat, dürfte Grafik-Fetischisten das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.

Denn die Optik von Splinter Cell ist bereits in der uns vorliegenden Fassung hervorragend:

Die Animationen sind butterweich und die Level genau so abwechslungs- wie detailreich gestaltet.

Vor allem die Licht- und Schatteneffekte aber haben es uns angetan: Hier wird ein Großteil der Atmosphäre geschaffen, die dafür sorgen soll, dass sich der Spieler durch die Abschnitte beißt.

Auch die Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung sind gut umgesetzt und wirken sich direkt auf den Spielverlauf aus: Lampen können genau so zerstört werden wie Fenster; allerdings hinterlassen sie Scherben, die unter Umständen dafür sorgen können, dass Euer Schleichen akustisch nicht verborgen bleibt.

Spannungs-Akustik

Wie die Grafik wird auch die Sounduntermalung ihren Anteil an der stimmigen Atmosphäre von Splinter Cell haben. Die Sprachausgabe (derzeit noch in Englisch) ist sehr gut und wird hoffentlich in Deutsch nichts von ihrer Qualität verlieren.

Die Soundeffekte sind ebenfalls stimmig und abwechslungsreich. Die Unterschiede des Bodenbelages zum Beispiel sind deutlich zu hören und ein wesentlicher Gameplay-Faktor.

Auch die Musik, die sich immer wieder ins Spiel einschaltet, ist sauber und unterstützt das dramatische Geschehen auf dem Bildschirm.

Ausblick

Völlig zu Recht wird Splinter Cell als eines der Highlights dieses Jahres gehandelt. Mit den zahlreichen Beweungsmöglichkeiten und Gimmicks sowie dem Fokus auf Stealth dürfte das von Metal Gear Solid begründete Spielprinzip auf neue Höhen geführt werden, ohne dabei dem Altmeister Solid Snake die Schau zu stehlen. Insofern ist Splinter Cell auch nicht unbedingt als Metal Gear-Killer zu verstehen, sondern eher als grafisch und akustisch eindrucksvolle Genre-Variation, die verdammt viel Spannung aufbaut und sie durchgängig halten kann. Der hohe Schwierigkeitsgrad und die eigentliche Linearität werden wunderbar von der Stimmung aufgefangen und beim Lösen eines Abschnittes von einem nicht zu ersetzenden "Ich hab´s geschafft"-Gefühl ersetzt, das in vielen Spielen heutzutage vernachlässigt wird.
Wenn die Übersetzung nicht in den Sand gesetzt und eventuell die KI noch ein wenig optimiert wird, könnte Splinter Cell in den Kreis der "Must-Have"-Titel für die Xbox aufrücken.

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