IndyCar Series12.06.2003, Mathias Oertel
IndyCar Series

Vorschau:

Nachdem Codemasters bereits in den Bereichen Tourenwagen und Rallye mit DTM Race Driver respektive Colin McRae Rally 3 zwei PS-Protzer in der Software-Garage hat, machen die Entwickler des nächsten Rennspiels einen Sprung über den großen Teich. Genauer: zur amerikanischen Indy Car-Serie. Wir konnten uns anhand einer Vorabversion schon eingehend mit dem US-Gegenstück zur Formel Eins beschäftigen und erzählen Euch in der Preview, auf was Ihr Euch gefasst machen könnt.

Immer an der Wand lang

Wie bei allen Rennspielen aus dem Hause Codemasters wird auch bei Indy Car Series penibel darauf geachtet, alle Eigenheiten des Sports auf den Bildschirm zu transportieren. Das beginnt bei der offiziellen Lizenz, führt über das komplette (optionale) Regelwerk und hört erst bei der sauber umgesetzten Fahrphysik mit zahlreichen Tuning-Optionen auf.

Insofern sollte eigentlich nicht viel schief gehen. Doch das Thema Indy Car ist mit ein, zwei kleinen Problemen behaftet, die das Spiel für das deutsche Publikum schwer verdaulich machen könnten.

Zum einen: der Bekanntheitsgrad der Indy Car-Serie ist in Deutschland nicht so groß wie beispielsweise die DTM oder gar die Formel Eins. Doch was Spieler möglicherweise am meisten stören wird, ist die Tatsache, dass die Indy Cars wie ihre Kollegen aus der NASCAR-Serie auf Ovalen fahren. Und Spiele zur NASCAR-Serie -so gut sie auch sein mögen- sind in Deutschland nicht sehr beliebt und werden meist nur von Hardcore-Fans ergattert.

__NEWCOL__Doch das Oval-Fahren sollte nicht unterschätzt werden: Denn lässt man sich erst einmal auf die scheinbar anspruchslose Fahrkunst ein, deren Feinheiten und Eigenheiten gut ins Spiel eingebaut wurden, merkt man schnell, dass Vollgas allein nicht ausreicht.

Vor allem, wenn man in den umfangreichen Optionen das volle Schadensmodell, das komplette Regelwerk und eine Rundenanzahl jenseits der 20 einstellt, wird man richtig gefordert.

Denn die bereits jetzt sehr gute KI macht einem ständig das Leben schwer. Und bei Rennen, in denen die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 200 und 300 Km/h liegt, wird nahezu jeder Fahrfehler mit einem Positionsverlust bestraft, der schwer wieder aufzuholen ist.

So wird jedes Rennen inklusive Qualifikation zu einem spannenden Kampf um Punkte sowie freispielbare Goodies und Gimmicks, zu denen beispielsweise Videos gehören.

Auch an Multiplayer-Duelle wird gedacht. Wahlweise mit oder ohne KI-Fahrer können bis zu vier Gegner am Splitscreen ihre PS-Protze bis zum Anschlag treiben. Eine Xbox Live-Unterstützung ist nicht vorgesehen.

Schnell, aber blass

Eines muss man der Grafik-Engine bereits in der vorliegenden und noch nicht finalen Form bescheinigen: Sie ist saumäßig schnell und ruckelfrei. Und nicht nur das: Auch das Geschwindigkeitsgefühl und die Gefahr, die ein Rasen an der Mauer mit 300 Km/h mit sich bringt, werden gut vermittelt. Die Fahrzeuge sehen ebenfalls nett aus, haben aber derzeit noch Probleme, mit einschlägigen Formel Eins-Simulationen gleichzuziehen.

Weiterhin ist die Umgebung alles andere als prickelnd. Zwar bieten die Original-Rundkurse auch nicht gerade viele optische Highlights, doch was sich hier an Texturen und Kulisse im Allgmeinen abspielt, erinnert an Zeiten, als die meisten Spieler am PC noch überlegt haben, ob sie sich eine Voodoo 1-Grafikkarte besorgen sollen.

Auch Echtzeit-Schatten sucht man vergeblich. Die Schatten, die von der Umgebung geworfen werden, sind platte Texturen, die sich nicht im Mindesten auf dem Lack bemerkbar machen und dazu noch hin und wieder auf der Strecke aufpoppen.__NEWCOL__Das Fahrzeug selber hat unabhängig vom Sonneneinfall einen streng unter der Karosserie klebenden Ableger, der suggeriert, dass sich das Fahrzeug wirklich auf der Strecke befindet und nicht etwa ein paar Zentimeter darüber schwebt.

Für die endgültige Fassung passiert im Grafikbereich hoffentlich noch etwas, denn Geschwindigkeit -so phänomenal und flüssig sie auch sein mag- ist nicht alles.

Guter Boxenfunk

Die Musikuntermalung mit ihren Gitarren-orientierten Rhythmen erinnert wie vieles andere an einschlägige NASCAR-Unterhaltung und ist dementsprechend dem persönlichen Geschmack unterworfen.

Motorengeräusche und die übrige Soundkulisse sorgen für ein authentisches Indy Car-Feeling, an dem vor allem der Boxenfunk großen Anteil hat. Ihr werdet ständig über Eure Position, Abstände zu den Gegnern und eventuelle Unfälle auf dem Laufenden gehalten, so dass Ihr keinen Blick von der Strecke abwenden müsst, um alle Informationen zu verarbeiten.

Ausblick


Ob die höllisch schnelle Grafik, die aber ansonsten kaum mit Highlights glänzen kann, ausreicht, um die deutsche Rennspielfront für das Spiel zu begeistern, wird sich zeigen. Denn in einem Land, in dem die Formel Eins immer noch Rekordquoten verbucht, wirkt das scheinbar stupide Immer-Linksherum-Fahren geradezu spartanisch. Doch wer Spiele wie die NASCAR-Serie zu seinen Favoriten zählt, wird sich sicherlich geradezu heißhungrig auf das Spiel stürzen. Und dürfte nicht enttäuscht werden, da das technische Umfeld absolut zufrieden stellt: die Fahrphysik ist gut, für Bastler gibt es genügend Tuning-Optionen und mit den umfangreichen Gameplay-Einstellungen könnt Ihr die Saison so einstellen, wie Ihr es bevorzugt. Jetzt muss nur noch die Grafik mehr bieten als pure Speed, um den Kampf mit den NASCAR- und Formel Eins-Spielen aufnehmen zu können. Potenzial bietet Indy Car Racing auf jeden Fall.

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