Pinball FX 222.08.2014, Mathias Oertel

Im Test: Und ewig rollen die Kugeln

Nachdem die Zen Studios bereits Ende des letzten Jahres ihre Flipper-Variante Zen Pinball auf der PlayStation 4 veröffentlicht haben, sind nun die Xbox-One-Spieler an der Reihe. Die Umsetzung von Pinball FX 2 steht in den Startlöchern und soll mit überarbeiteten HD-Grafiken und einem breiten Angebot an Tischen für Flipperspaß im Wohnzimmer sorgen. Was taugt die Neuauflage?

Moderner Ansatz

Die Flipper-Fans unter den Videospielern sind geteilter Meinung, wenn es um die Highscore-Jagden aus den Zen Studios geht. Die Tische, die man wahlweise unter dem Dach des Zen-Pinball-Namens (u.a. PlayStation, PC, Mac, Mobil) oder als Pinball FX (Xbox) spielen darf, sind nicht realistisch - bzw. nicht realistisch genug. Puristen schwören eher auf Open-Source-Lösungen oder auf Arcade Pinball mit seinen akkuraten Umsetzungen von z.B. den Williams-Maschinen vergangener Glanzzeiten. Ich hingegen kann zwar wertschätzen, dass Kugelphysik und -Verhalten dort den echten Flippern entspricht. Doch der frische Ansatz, mit dem die Zen-Flipper versuchen, das altbekannte Prinzip des "Kugel-im-Spiel-haltens" mit explosivem Sound, Musik, sauberer sowie mitunter umfangreicher Sprachausgabe und aufwändiger Visualisierung aufzuwerten, lässt mich nicht los. Ich habe Pinball FX verschlungen, als es veröffentlicht wurde. Ich habe mich dann auf Pinball FX 2 gestürzt, als es auf 360 erschien und bis auf wenige Ausnahmen alle Tische bis zur Veröffentlichung von Deadpool gespielt. Als Spiele-Absacker gibt es für mich seit Jahren nichts Angenehmeres als eine oder zwei Partien mit den Flippern von Zen. Und auch der Distanz-Wettstreit um die Höchstpunktzahl mit ein paar flipperwütigen Freunden hat mich mehr Stunden gekostet als ich zugeben möchte.

Aufgeräumt: Die überarbeitete Menüstruktur erleichtert die Suche nach dem gewünschten Tisch.
Und dank der Umsetzung für Xbox One werde ich sicherlich wieder häufiger ein paar Kugeln über die digitalen Spielfelder jagen. Denn auch wenn die auf den meisten Spielfeldern herumhüpfenden Figuren, Laserstrahlen, durch die Gegend fliegenden Gegenstände, Explosionen, Ufos oder Holographische Rampen deutlich machen, dass die meisten Tische in Pinball FX 2 niemals in dieser Form nachgebaut werden könnten, gibt es keinen Zweifel an der Physik. Wenn es technisch tatsächlich möglich wäre, die über 50 Tische nachzubauen, die bislang veröffentlicht wurden und von denen fast 40 zum Start der Xbox-One-Version verfügbar sind, würden sie sich genauso anfühlen wie die virtuellen Pinball-Maschinen. Die Kugeln prallen sowohl von den Flippern als auch von Banden, Bumpern und Gummis akkurat ab – was man vor allem dann zu spüren bekommt, wenn man auf Ranglistenpunkte verzichtet und in den Einstellungen der einzelnen Maschinen Modifkationen vornimmt, die sich deutlich auswirken.

Alte Qualität, neues Esprit

Ein vorbildlicher Service: Besitzt man den Tisch schon auf 360, kann man ihn kostenlos in die neue Version importieren.
Diese akkurate Physik, die einem trotz aller "Unmöglichkeiten" stets das Gefühl gibt, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht und die Kugel(n) keinem vorberechneten Weg folgen, war und ist das Aushängeschild der Zen-Flipper. Und obendrauf gibt es in der Xbox-One-Version von Pinball FX2 noch einige Verbesserungen im Vergleich zum 360-Pendant. Natürlich stehen die visuellen Änderungen an erster Stelle: Jetzt flippert man in einer 1080p-Auflösung mit feinen 60 Bildern pro Sekunde, wodurch das fantasievolle Design der Tische zusätzlich betont wird. Es gibt keine der ab und an auf 360 störenden Kanten mehr, Reflektionen und sonstige Effekte wurden aufgebohrt und die Farben wirken nochmals frischer. Und es gibt mittlerweile insgesamt acht mal statische, mal dynamische Kameraperspektiven, die die ganze Pracht der Tische präsentieren. Auch die Menüs zeigen sich jetzt deutlich aufgeräumter. Statt wie bislang in dem leicht unübersichtlichen Wust an Tischen den zu finden, den man spielen möchte, hat man nun eine Vorsortierung in "klassische Pinball-FX-Tische“, die Marvel-Flipper und Star-Wars-Pinball. Und wer wissen möchte, welche Aufgaben an jedem Flippertisch auf einen warten, muss nicht mehr auf Videoportale zurückgreifen, sondern kann den spielinternen Guide nutzen, der einem erklärt, wie man auf jedem Gerät zu hohen Punktzahlen kommen kann. Von der alten in die neue Version gerettet hat sich nicht nur der Hot-Seat-Mehrspieler-Modus, sondern auch das motivierende Splitscreen-Duell. Hier tritt man in einem Kampf auf Zeit bzw. als Wettstreit, wer zuerst eine bestimmte Punktemarke erreicht gegeneinander an, wobei es im Rahmen der Ressourcen-Schonung, Chancengleichheit sowie Übersicht nicht möglich ist, eine andere Perspektive zu wählen.

Die Tische sind abseits der akkuraten Physik häufig unrealistisch, bekommen dadurch aber ein ganz eigenes Flair.
Als besonderen Service, der eigentlich selbstverständlich scheint, der aber nur selten praktiziert wird, können Umsteiger von der 360-Version alle Tische für lau importieren, die sie dort bereits gekauft haben – klasse. Denn im Gegensatz zu den ersten Ankündigungen, bei denen Zen Studios noch nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob der Import kostenfrei oder gegen einen kleinen Obolus zu bewerkstelligen ist, hat das Feedback der Spieler zu einem Umdenken geführt. Und das kann ich dem Team gar nicht hoch genug anrechnen. Anstatt den Flipper-Fan nochmals zur Kasse zu bitten, wählt man einfach den entsprechenden Tisch oder das jeweilige Paket wie z.B. Star Wars: Heroes Within oder Marvel: Vengeance und Virtue aus und hat einen Download später sowie ohne Mehrkosten die überarbeitete HD-Version zur Verfügung. Derzeit fehlen zwar noch Tische wie Plants vs. Zombies, das Marvel Pinball Original Pack oder die Klassiker Earth Defense und Excalibur, doch die sollen in der nächsten Welle veröffentlicht werden. Es steht allerdings noch nicht genau fest, ob es tatsächlich alle der bislang über 50 auf 360 veröffentlichten Flipper auch auf die One schaffen werden. Andererseits: auf den schrillen Ms.-SplosionMan-Tisch könnte ich auch verzichten.

Fazit

Die Umsetzung von Pinball FX2 auf der Xbox One ist den Zen Studios außerordentlich gut gelungen. Die Physik arbeitet so akkurat wie auf den alten Systemen und die Steuerung überträgt den Tastendruck ohne nennenswerte Verzögerung auf den Bildschirm. Und das führt abermals zu endlosen Spielesessions, zumal neben dem kostenlos mitgelieferten Sorcerer’s Lair bereits gut 40 weitere klasse designte Tische im Xbox Store erhältlich sind, wobei Besitzer der 360-Varianten ihre dort bereits erworbenen Flipper kostenfrei überführen können - ein vorbildliches Modell. Neben den eher realistischen klassischen Modellen, die auch in einer echten Spielhalle auftauchen könnten, befinden sich aber auch viele darunter, die unrealistische Elemente einsetzen. Dadurch werden sie Flipper-Puristen Angstschweiß auf die Stirn treiben und sie wieder in die Arme von Spielen wie Pinball Arcade treiben. Doch spätestens, wenn auf den Marvel- und Star-Wars-Tischen (letztere unterlegt mit Original-Soundeffekten und -Musik) Figuren auf dem Spielbrett kämpfen, die Kugeln glühen oder Laserstrahlen den Bildschirm zum Leuchten bringen, kann man sich nicht mehr von den sehr modernen Flipper-Interpretationen losreißen, die auch per Hotseat oder kompetitivem Splitscreen zu den Pads rufen.

Pro

Besitzer der 360-Tische können diese gratis importieren (falls verfügbar)
überzeugende Physik
realistische Elemente werden mit unrealistischen gemischt
akkurate Steuerung
optimierte Ladezeiten
acht Kameraperspekiven
Tischeinstellungen lassen sich manipulieren
breit gefächertes Repertoire an Tischen verfügbar
aufgeräumte Menüstrukturen
kompetitiver Splitscreen-Modus auf Zeit oder Punkte

Kontra

Tische sind häufig sehr hektisch
Targets oder Bumper werden eher selten genutzt
Musikloops können bei länger dauernden Partien nerven

Wertung

XboxOne

Eine der besten virtuellen Flipper-Plattformen feiert ein gelungenes Xbox-One-Debüt.

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