Im Test: Tamriel ohne Abo auf Konsolen
Tamriel-Abenteuer ohne Abo-Stress
Ich gebe es offen zu: Abogebühren setzen mich immer unter Stress. Denn wenn ich schon monatlich zahle, fühle ich mich verpflichtet, auch etwas für meine Ausgaben einzufordern. Allerdings gibt es bei mir auch immer Phasen, in denen ich eines bestimmten Spiels müde geworden bin. Und mich dauernd ab- oder anzumelden habe ich auch keine Lust. Deswegen gehe ich auch nicht ins Fitness-Studio und ziehe Neverwinter oder Guild Wars 2 einem World of Warcraft vor. Wobei man da nochmals differenzieren muss: Während Neverwinter komplett auf einem kostenlosen System mit teils teuren Mikrotransaktionen fußt, ist Guild Wars 2 ein Vertreter der so genannten "Pay-to-Play"-Fraktion. Also ein Spiel, das man im physischen oder digitalen Vertrieb kauft und dann ohne Abogebühren spielen kann. Zu dieser Kategorie gehört auch The Elder Scrolls Online (TESO), das mit seiner Umstellung vom Abosystem auf eben dieses Pay-to-Play und der damit einhergehenden Untertitelung "Tamriel Unlimited" einen großen Schritt gemacht hat.
Wieder 14 Seiten?
Der Test für die PC-Version hat sich seinerzeit über 14 Seiten plus Fazit erstreckt auch, weil wir den Titel damals über drei Wochen in einem Tagebuch begleitet haben. Das wird sich jetzt nicht wiederholen - aus verschiedenen Gründen. Zwar gibt es im mechanischen, spielerischen oder inhaltlichen Detail die eine oder andere Änderung, mit der auch ein paar damalige Mankos ausgemerzt wurden. So wurde z.B. ein dringend benötigtes Tutorial für die Handwerks-Künste hinzugefügt und als Missionsreihe verankert. Doch im Wesentlichen bietet TESO auf Konsolen die gleichen Inhalte, weswegen ich für eine detaillierte Analyse der natürlich weiterhin vorhandenen Stärken sowie der immer noch enthaltenen Schwächen auf den Original-Test verweise. An dieser Stelle soll stattdessen genauer auf die Konsoleneigenheiten und die allgemeinen Vor- und Nachteile eingegangen werden, die evtl. dazu beitragen, sich für oder gegen Tamriel als Schauplatz der nächsten virtuellen Abenteuerurlaube zu entscheiden.
Für Konsoleros
Dabei ist es Bethesda außerordentlich gut gelungen, nicht nur das Kampfsystem im Besonderen, sondern vor allem die Steuerung im Allgemeinen für Pad-Kontrolle zu optimieren. Der aufladbare Standardangriff und der Block liegen auf den unteren Schultertasten, gesprungen wird mit A bzw. dem X-Knopf, während die restlichen Tasten für Sonderangriffe genutzt werden. Einzig die Inventarführung, die mit ihrer vertikalen Struktur von den letzten Offline-Abenteuern in Tamriel inspiriert wurde, ist etwas gewöhnungsbedürftig - obgleich man sich über Übersicht nicht beklagen kann. Der Zugriff auf die Karte ist ebenso gut gelungen wie die restlichen Kontrollelemente, so dass ein sehr rundes Spielerlebnis entsteht, das in dieser Form noch dichter an den klassischen Elder-Scrolls-Spielen liegt als seinerzeit am PC. Nur die Pause während des Kampfes fehlt, die zwangsläufig in einer Online-Welt keinen Sinn ergibt. Mit der Umstellung auf das Pay-to-play-System kommt bei mir sogar ein bisschen Hoffnung auf, dass man dieses Tamriel mit Ausnahme der spannenden sowie vielschichtigen PvP-Gefechte in Cyrodiil vielleicht sogar irgendwann offline genießen darf. Denn nach wie vor ist vor allem bei den erzählerisch intensiveren Quests das Gefühl reduziert, sich als Held gegen das Böse aufzuschwingen, da um einen herum fünf bis zehn weitere Spieler auf dem gleichen Weg sind. Erwischt man hingegen Momente, in denen man solo der jeweiligen Mission folgt, schafft TESO es beinahe komplett, das Spielgefühl seiner Offline-Verwandten zu reproduzieren.
Wer’s braucht
Als Ersatz für das weggefallene Abosystem gibt es seit "Tamriel Unlimited" den so genannten "Kronenshop". Hier kann man für Kronen zahlreiche Annehmlichkeiten erstehen, so z.B. Konsumgüter wie potente Gesundheitstränke oder Stile, die man im Handwerk einsetzen kann, um das Aussehen der Gegenstände nachhaltig zu verändern. Weiterhin kann man hier Kleidung erstehen, darunter auch ein Hofnarr-Kostüm oder Hochzeits-Tracht. Und natürlich findet man hier auch Reittiere, deren Aufwertungen und Haustiere. Das meiste davon sind pure Annehmlichkeiten, wenn man in der Spielwelt gerade knapp bei Kasse ist oder es eilig hat und nicht warten kann, bis man sich das nötige Kleingeld für seine Kaufwünsche zusammengespielt hat. Die nötigen Kronen bekommt man durch einen kleinen Abstecher in den jeweiligen Echtgeld-Store der Konsole. Die Pakete reichen dabei von 7,99 Euro für 750 Kronen über 14,99 Euro (1500 Kronen), 24,99 Euro (3000 Kronen bis zu 39,99 Euro für 5500 Kronen.
Immer noch Fehlanzeige
Leider hat man das letzte Jahr nicht genutzt, um bei den inhaltlichen Ergänzungen ein freies Auktionshaus hinzuzufügen. Der Handel mit eigens erstellten Gegenständen ist auf die geizigen NPC-Händler beschränkt und steht ansonsten nur innerhalb von Gilden zur Verfügung. Nach wie vor kann man mehreren Gilden beitreten, so dass man auch als Handwerker kommerzielle Erfolge feiern kann. Doch ein freies Auktions- oder Verkaufshaus, in dem man seine Angebote einstellen und mit Preisen versehen kann, fehlt nach wie vor und scheint auch nicht in wichtigen Bereichen auf der Prioritätenliste zu stehen.
Fazit
Nicht nur die Abschaffung der Abogebühren war eine gute Idee. Denn entgegen aller Erwartungen hat Bethesda eine saubere Konsolen-Umsetzung des umfangreichen Online-Abenteuers abgeliefert. Die Sichtweite ist zwar unter dem Strich nicht ganz so hoch wie am PC. Und die manchmal merkwürdigen Tonaussetzer hätten auch in der Qualitätskontrolle auffallen müssen. Doch abseits dessen funktioniert der Spagat zwischen erfolgreichen Offlineelementen der Elder-Scrolls-Reihe auf der einen und Online-Erfordernissen so gut wie eh und je. Die Steuerung wurde sehr gut auf das Pad gelegt, es gibt Inhalte ohne Ende und die Handwerksoptionen inkl. dringend benötigter Tutorials (fehlten damals am PC) bieten viel Freiraum bei der Erstellung von Gegenständen. Das etwas behäbigere Spieltempo im Vergleich zu anderen Online-RPGs wie Neverwinter empfinde ich als ebenso angenehm wie die Queststrukturen, die immer wieder über das übliche Hol-und-Bring-Einerlei hinausgehen, sich aber nie von dieser Aufgabenbasis lösen können. Zwar wünsche ich mir immer noch einen Schalter in den Optionen, der es mir ermöglicht, abseits der PvP-Schlachten komplett offline und damit solo zu spielen, um manche mit dem Online-Dasein verbundenen Atmosphäre-Mankos zu egalisieren. Doch in seinen besten Momenten kann Tamriel mich auch in seiner Online-Version auf Konsolen in die riesige Welt hineinziehen und mich spannende Abenteuer erleben lassen.
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Die Kulisse zeigt im Vergleich zum PC Schwächen, doch inhaltlich punktet TESO ebenso wie mit der ordentlichen Pad-Steuerung.
PlayStation4
Die Kulisse zeigt im Vergleich zum PC Schwächen, doch inhaltlich punktet TESO ebenso wie mit der ordentlichen Pad-Steuerung.
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