Snake Pass06.04.2017, Jan Wöbbeking

Im Test: Der etwas andere Geschicklichkeitstest

Denke wie eine Schlange: So schlicht und doch knifflig präsentiert sich das Konzept von Snake Pass (ab 3,10€ bei GP_logo_black_rgb kaufen). Auf einem eleganten Zickzackkurs windet sich die Schlange Noodle um wacklige Bambusgerüste. Ein erfreulich kreativer Geschicklichkeitstest?

Schlangensimulator oder Arcade-Parcours?

Das Prinzip wirkt zu Beginn tatsächlich frisch und logisch: Ein paar Zickzack-Bewegungen mit dem Stick und schon schlängelt sich der Held schneller über den idyllischen Dschungelboden oder durch das Wasser kleiner Tümpel. Zwischendurch windet man sich am Rande uriger Tempelruinen um schmale Bambusstäbe, um Anhöhen zu erreichen – was sich zu einer ziemlich kniffligen und wackeligen Angelegenheit entwickelt. Nur wer die überschaubaren Steuerungseingaben feinfühlig und mit dem passenden Timing kombiniert, hat eine Chance. Ein Knopf bewegt die Schlange nach vorne, ein anderer hebt den Kopf des Tieres an, mit einem dritten klammert man sich ganz fest um Zweige, Rohre oder andere Objekte, die gerade Halt geben. Zusätzlich kann der Kolibri-Begleiter das Schwanzende ein Stückchen in die Höhe hieven, was aber nur sehr selten weiterhilft.

Beim Überqueren gefährlicher Angründe ist ein gutes Verhältnis zwischen Halt und Schwung nötig.
Die wichtigste Rolle spielt der Analogstick, welcher stets vorgibt, in welche exakte Richtung sich der Kopf bewegt. Das Ziel ist, die im Level verstreuten Schlüsselsteine zu sammeln, um den Ausgang zu öffnen. Auf dem Weg dorthin überquert man rotierende Fallen und muss sich mit dem Schlangenkörper um große Schalter wickeln, um sie mit viel Muskelkraft umzulegen. Nebenbei kann man sich an noch gefährlichere Orte wagen, um zusätzliche Münzen und Blasen zu sammeln. Währenddessen beruhigt die entspannte Musikuntermalung des Ex-Rare-Musikers David Wise die Nerven - Ohrwurmmelodien fehlen aber. Nach nur 15 Levels lässt sich noch ein Modus für Bestzeiten freischalten.

Die Tücken der ungewöhnlichen Steuerung

Besonders cool ist es, sich mit Hilfe der Physik-Engine ein Stückchen aufzurichten – also fast wie im Korb eines Schlangenbeschwörers - um einen waghalsigen Sprung zu einem bedrohlich weit entfernten Fels zu wagen. In vielen Situationen wirkt die Steuerung allerdings zu träge, so dass man sich beim Wickeln um mehrere Stäbe verwurschtelt und in den Abgrund stürzt. Schade, denn danach sind die mühsam verdienten Sammelobjekte seit dem letzten Speicherpunkt futsch. Zudem dreht sich die Kamera oft zu langsam mit, so dass man rettende Zweige oder Seile nicht mehr rechtzeitig erblickt. Vielleicht hätte Entwickler Sumo Digital (Sonic Racing) allgemein ein höheres Spieltempo wählen sollen, so dass man dynamischer, sicherer und mit mehr Schwung durch die Labyrinthe hätte zischen können.

Je mehr Berührungspunkte der Schlangenkörper hat, desto besser kann er sich abstützen - und sich z.B. auch an unebenen Wänden empor drücken.
Die unterschiedlichen Fassungen unterscheiden sich nur marginal: Mit einem großen Stick steuert sich Noodle naturgemäß einen Deut präziser, aber auch im Handheld-Modus der Switch wird es nur unwesentlich kniffliger als vorm TV. Technisch kann die mit der Unreal Engine 4 berechnete Kulisse auf allen Systemen überzeugen. Auf der Switch fehlen zwar ein paar Effekte, z.B. bei der Wasserdarstellung - und auch das Bild wirkt im Handheld-Modus mit nur 844x475 Pixeln ein wenig gröber. Trotzdem diese bleibt das Ergebnis auch dort ansehnlich. Lediglich auf der PS4 Pro (und natürlich in der PC-Fassung, die uns aber nicht zum Test vorlag) gibt es 60 Bilder pro Sekunde, die übrigen Versionen begnügen sich mit 30 Frames.

Fazit

Für Freunde ungewöhnlicher Steuerungsideen bietet Snake Pass ein spannendes Konzept: Das Schlängeln, Aufrichten und Wickeln um dünne Bambusstäbe bietet ein neues, sehr eigenwilliges Spielgefühl, zumal auch das farbenfrohe Dschungeldesign gut zum Arcade-Prinzip passt. Da das Klettern in der Praxis sehr träge abläuft und auch die lahme Kamera dazwischenfunkt, hatte ich auf lange Sicht aber deutlich weniger Spaß an den Parcours als zunächst angenommen. Irgendwie wollte es nie so richtig Klick machen: Das Bewältigen filigraner Gerüste fühlte sich auch nach etwas Gewöhnung noch ziemlich mühsam an. Gewissermaßen präsentiert sich das Spiel ähnlich zwiespältig wie die Zunge einer Schlange – mit viel Potenzial auf der einen und der mühsamen Umsetzung auf der anderen Seite.

Pro

tolle Spielidee
sehr ungewöhnliche physikbasierte Steuerung
idyllische farbenfrohe Naturkulissen

Kontra

Handhabung in der Praxis oft zu träge und mühsam
langsame Kamera dreht sich manchmal zu spät mit
frustrierend strenges Checkpoint-System

Wertung

PlayStation4

Tolle Idee, zähe Umsetzung: Das eigentlich coole Schlängeln und Klettern erweist sich in der Praxis oft als zu träge.

Switch

Tolle Idee, zähe Umsetzung: Das eigentlich coole Schlängeln und Klettern erweist sich in der Praxis oft als zu träge.

XboxOne

Tolle Idee, zähe Umsetzung: Das eigentlich coole Schlängeln und Klettern erweist sich in der Praxis oft als zu träge.

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