Destiny 208.09.2017, Benjamin Schmädig

Im Test: Willkommen zurück!

Zwei Wochen lang waren wir im neuen Destiny unterwegs – und obwohl das Spiel ständig wächst, ist es an der Zeit ein erstes Fazit zu ziehen. Spielt sich der Nachfolger so gut wie das erste Abenteuer? Ist es immer noch motivierend Bosse und Engramme zu jagen? Haben die Entwickler erneut einen spannenden Raid entworfen und wie gut sind die veränderten PvP-Gefechte? Diesen und allen anderen Fragen gehen wir im finalen Test zu Destiny 2 (ab 4,95€ bei kaufen) auf den Grund.

Destiny und die Uhr

Eine knappe Stunde war es her, dass Mitspieler T. beschloss ins Bett zu gehen. „Nur noch schnell dorthin“, sagte er deshalb, „Wenn wir schon mal hier sind...“, später und schließlich: „Den Event machen wir noch“. Haben wir natürlich gemacht. Und dann glühte und blitzte es plötzlich, als aus dem Event auch noch ein heroischer wurde und wir von Gegnermassen überrannt wurden – jedenfalls so lange, bis mehrere Leute ihre arkusfunkelnde Super zündeten und die dunkle Höhle in eine aufregende Lightshow verwandelten.

Erinnerungen an die Schmiede in den Verseuchten Landen kamen auf. Oder um den Abschluss des gestrigen Abends auf den Punkt zu bringen: Wer Destiny gespielt hat, wird in Destiny 2 sofort Zuhause sein!

Willkommen Zuhause, Hüter! Eine Farm dient jetzt als Lager.

Nicht immer ins Schwarze

Tatsächlich erinnert es mich sogar ein wenig zu sehr an den Vorgänger. Klar hat sich das Spiel im Wesentlichen nicht verändert, alles andere wäre absurd. Dass viele komplett neue Schauplätze den auf Mars, Venus und Erde bekannten verblüffend ähnlichsehen, fühlt sich aber durchaus nach verschenkter Chance an – schade.

Zumal die ersten Umgebungen, die man im Nachfolger kennenlernt, nicht meinen Geschmack treffen. Die verfallenen Häuser einer deutschen Kleinstadt empfinde ich z.B. als seltsam niedrig, als wäre die Kulisse im Maßstab 1:1.25 gebaut. Für mein Gefühl passen filigrane Kulissen nicht zu dem Stil, den Bungie in seiner Online-Welt etabliert hat. Ich hatte die prachtvollen Ausblicke auf Venus jedenfalls ebenso vermisst wie den finsteren Mond mit seinen riesigen gähnenden Hallen...

>>Blam-Blam!!<<

... aber meine Herren, was Bungie in den folgenden Missionen und auf später zugänglichen Planeten für umwerfende Panoramen auffährt, ist stellenweise famos. Riesige Mauern strecken sich dort in gewaltige Höhen, gleißendes Licht flutet finstere Keller, schwungvolle Balustraden führen unter die gesprungene Glaskuppel eines verlassenen Utopia. Mehr noch als für seinen Vorgänger gilt für Destiny 2: Kein Spiel erweckt einen derart überwältigenden Eindruck räumlicher Tiefe!

Und es klingt diesmal auch fantastisch. Der abwechslungsreiche Soundtrack verleiht verschiedenen Umgebungen und Momenten einen jeweils eigenen Klang – mal durch Gesang, mal durch überraschende Gitarrenriffs –, während Bungie sämtlichen Geräuschen ein dermaßen befriedigendes Fluppen, Wabern, Summen oder Kreischen verleiht, dass sich schon dafür das Behalten eines bestimmten Scout-Gewehrs oder einer der neuen Schnellfeuer-Pistolen lohnt.

Neu geteilt

Bei den Waffen hat sich ohnehin so einiges verändert und das meiste davon gefällt mir ausgesprochen gut. Die Aufteilung in primäre, sekundäre und Spezialwaffe wurde etwa aufgelockert, so dass man nun im Grunde zwei Primärwaffen trägt plus eine so genannte Powerwaffe.

Gute Einfälle lockern vor allem die Missionen der Kampagne auf, darunter eine Panzerfahrt und andere Überraschungen.
Zu Letzteren zählen Raketenwerfer, Schrotflinte, Schwert, Fusions- und Scharfschützengewehr sowie der neue Granatwerfer, während die beiden Hauptwaffen sowohl Automatik-, Impuls-, und Scout-Gewehr als auch Pistolen oder Maschinengewehre mit kurzer Reichweite in beliebiger Kombination sein können.

Eine wichtige Nuance unterscheidet dabei die primären Schusswerkzeuge: Nur Energiewaffen richten Elementarschaden an, weil ihre Munition über eine Modifikation mit Arkus-, Solar- oder Leere-Energie versehen wird. Diese Erweiterungen kann man natürlich kaufen, findet zudem etliche davon und darf sie auch in Rüstungsteile stecken, die dadurch besondere Eigenschaften erhalten, etwa ein schnelleres Aufladen aller Fähigkeiten. So hat man mehr Möglichkeiten die Ausrüstung dem eigenen Spielstil anzupassen.

Ärger um Mikrotransaktionen.

Manche Spieler sind verärgert darüber, dass man sowohl Modifikationen als auch Lackierungen für Ausrüstungsgegenstände im Eververse-Shop über die per Echtgeld erhältliche Währung Silber kaufen kann.

Angenehm ist das Vorhandensein eines solchen Shops mitten in der Spielwelt nicht! Allerdings erhält man Mods und Shader auch im eigentlichen Spiel und kann sie für im Spiel verdiente Währung kaufen.

Vor allem aber erlaubt das veränderte System ein flexibles Verwenden der zwei Hauptwaffen. Ich mochte es in Destiny z.B. nie, dass ich neben meinem primären Scout-Gewehr kein schnelles MG für den Nahkampf ausrüsten durfte. Die Schrotflinte mit ihrer gemächlichen Feuerrate sowie andere sekundäre Waffen waren für meinen Geschmack viel zu speziell, als dass man sie in den meisten Gefechtssituationen hätte einsetzen können. Tatsächlich waren sie ähnlich besonders wie Spezialwaffen, weshalb es nur sinnvoll ist, sie mit diesen jetzt in dieselbe Kategorie zu stecken.

Bekannte Gesichter

Bedauerlich finde ich hingegen, dass man fast ausschließlich auf längst bekannte Gegner trifft. Ähnlich wie bei den Schauplätzen verpasst es Bungie leider, Destiny 2 ein eigenständiges Gesicht zu verleihen. Natürlich beherrschen manche Feinde neue Tricks, suchen etwa fluchtartig Deckung oder regenerieren Gesundheit, während sie sich hinter ihrem Schild verstecken. Lieber wäre ich aber auf komplett neue Wesen getroffen, anstatt Varianten der vertrauten zu erschießen.

Kurzgeschichte statt Epos

Ich hätte außerdem gerne eine Geschichte erlebt, die der Größe des Spiels gerecht wird. Denn so beeindruckend manche Filmszene auch aussieht: Die Handlung ist belangloser Mumpitz. Zwar geht es wie gehabt um die Dunkelheit und das Licht des Reisenden, welches ein mächtiger Kriegstreiber für sich beansprucht. Die Erzählung um den Reisenden kommt dabei aber in keiner Weise wirklich voran. Sie fühlt sich sogar an wie ein Ableger; ein „Zur gleichen Zeit auf der Erde“, während sich anderswo hoffentlich doch irgendwann mal noch ein interessanter galaktischer Konflikt anbahnt...

Viele Filmszenen sehen fantastisch aus, erzählen aber eine Geschichte, die der Größe des Spiels nicht gerecht wird.

Und ganz ehrlich: Ich kann das Gerede um den einen Hüter immer weniger hören. Da ist man fast durchgehend zu dritt neben Millionen anderen Spielern in einer Welt unterwegs – in der man laut offizieller Geschichte der einzige Hüter mit den Fähigkeiten des eigenen Alter Ego ist. Also bitte! Warum veröffentlicht Bungie eigentlich diesen Trailer, um später quasi zu verneinen, dass Destiny 2 ein kooperatives Abenteuer ist?

Zumindest ist es ja weiterhin interessant einigen der charismatischen Figuren zuzuhören, auch wenn Cayde-6 z.B. seine amüsante Spritzigkeit gegen etwas plumpere Pointen tauscht. Im Gegenzug ergänzt mit der angeschlagenen KI Failsafe dafür ein ebenso witziger wie liebenswerter Neuzugang das Ensemble.

So beginnt es also

Auch Destiny 2 lebt also hauptsächlich vom gewohnt hervorragenden Spielgefühl sowie seinen beeindruckenden Szenarien. Während man beim freien Erkunden der vier neuen Schauplätze dabei über fantastische Panoramen staunt, hat mich besonders die Innenarchitektur auf Nessus, Io und Titan beeindruckt, an der Missionen und Strikes vorbeiführen.

Vor allem die Missionen der Kampagne sind zudem erfreulich abwechslungsreich und

Im Schmelztiegel tragen Hüter PvP-Gefechte aus, diesmal in Gruppen von jeweils vier Spielern großen Teams. Dem ersten Eindruck nach sind die Kämpfe taktischer, weniger chaotisch als im Vorgänger - und im finalen Test nehmen wir natürlich auch diesen Teil des Spiels genauer unter die Lupe.
machen an Bord eines neuen Panzers ebenso Spaß wie in den klaustrophobisch engen Gängen schwach beleuchteter Stationen. Destiny 2 ist kein Shooter, den Solisten feiern werden. Seine Muskeln lässt es spielen, wenn Dämmerungs-Strikes und der Raid erfahrenen Teams alles abverlangen. Dazu später mehr.

Dabei führt Bungie diesmal straffer in das Abenteuer hinein und lässt viele Inhalte anfangs gar nicht zu, so dass die komplette Kampagne nicht mehr als ein Tutorial dessen ist, was danach erst losgeht. Das war vor drei Jahren ähnlich – selbst als erfahrener Spieler habe ich die neue Einführung aber als sanfter empfunden. Weil sie sinnvoller gestaffelt ist, wirkt Destiny 2 weniger zerstreut; das offene, sich ständig wiederholende Spiel bietet sich erst nach Abschluss der Kampagne wirklich an.

Schätze und Abenteuer

Und es fällt so viel leichter, darin einzutauchen. Im Wesentlichen wurde ja auch daran nichts verändert: Um bessere Ausrüstung zu erhalten, absolviert man Strikes, Patrouillen und neuerdings auch kleine Nebenmissionen, Abenteuer genannt, die man wie Patrouillen an festen Punkten startet. Mithilfe von Schatzkarten sucht man jetzt außerdem Schätze, man sammelt Ressourcen, um bestimmte Gegenstände zu kaufen, und nimmt an öffentlichen Events teil: kurze Gefechte gegen zahlreiche Feinde, wobei man mit dem Erfüllen bestimmter Bonusaufgaben einen höheren Schwierigkeitsgrad aktiviert und damit die Wahrscheinlichkeit auf eine wertvollere Belohnung erhöht.

Bungie erzeugt ein einzigartiges Gefühl räumlicher Tiefe: Destiny 2 begeistert mit prachtvollen Panoramen...

Im Detail hat Bungie viel getan, um diesen Kreislauf übersichtlicher zu gestalten. So sieht man jetzt auf einen Blick, welche Aufgaben man gerade erfüllen könnte, wobei die damit verbundenen Wegpunkte auf den Karten zusätzlich hervorgehoben werden. Events starten zudem nicht einfach irgendwann, sondern zu festen Zeiten, die man sogar einblenden lassen kann.

Im Sinne eines lebendigen Abenteuers ist es schade, dass die Welt des Nachfolgers durch diese Änderungen viel deutlicher als klar strukturierte Beschäftigungsmaßnahme erkennbar ist. Im Sinne der typischen Destiny-Dynamik verbessern die Neuerungen den Spielfluss aber deutlich. Ich habe mir vor einigen Tagen noch mal den Vorgänger angeschaut, wo mich ein unzumutbares Wirrwarr aus über etliche Seiten verteilten Aufgaben und Herausforderungen fast erschlagen hätte. Jetzt startet man das Spiel und weiß auf Anhieb, was wo zu tun ist – eine hervorragende Verbesserung!

... und umwerfenden, teils riesigen Innenräumen.

Und warum?

Ach, ja: Und wofür eigentlich der ganze Aufwand? Warum steigen Millionen Hüter tagtäglich in diese Tretmühle? Ganz einfach: Erstens spielt es sich nach wie vor hervorragend und zweitens ist da natürlich der ständige Ansporn sowohl mächtige als auch besser individualisierte Ausrüstung zu finden. Denn auch wenn der Charakter längst den höchsten Level erreicht hat, spielt das im Grunde keine Rolle.

Wichtig ist nur die zuletzt Licht-, jetzt Powerlevel genannte Stärke der Ausrüstung, wobei man bessere Rüstungsteile und Waffen fast ausschließlich als Belohnung nach dem Erfüllen verschiedener Aufgaben erhält. Richtig gut gefällt mir dabei die Tatsache, dass man kaum noch Engramme einsackt, sondern fast immer an Ort und Stelle die entsprechende Belohnung erhält. Stundenlanges und im Grunde sinnloses Entschlüsseln fällt damit endlich weg! Die Freude über wenige besonders wertvolle Engramme ist umso größer.

Ausflug zum Planetenfresser

Was macht man also mit der so erspielten Ausrüstung? Man beweist sich in anspruchsvollen Versionen der normalen Strikes und selbstverständlich auch im neuen Raid, der Bungie nach dem schwachen Zorn der Maschine wieder hervorragend gelungen scheint.

„Scheint“, weil wir noch lange nicht das Ende gesehen haben, ganz im Gegenteil sogar. Aber genau darin liegt eben eine der Stärken: Obwohl man auch in dem gigantischen Raumschiff der Kabale eine Reihe kämpferischer Herausforderungen besteht,

Blau, blau und blau: Für diese Beute nimmt man die Mühen des Dämmerungs-Strikes immer weider gerne auf sich!
gibt es auf der Leviathan eine derart große Vielzahl an Gängen und Verstecken, dass sie sich stellenweise wie eins der offenen Areale auf Erde, Nessus und den zwei Monden anfühlt.

Mehr Spiel statt Beute-Automat?

Nicht zuletzt ist das Schiff eine wahre Augenweide! Mit opulenten, goldverzierten Hallen erschuf Bungie eine Art fliegenden Thronsaal, der ebenso futuristisch wie antik anmutet und selbst aus den grandiosen Umgebungen des restlichen Abenteuers hervorsticht. Und man kann Stunden darin investieren, seine Geheimnisse zu entschlüsseln; schon bevor man alle Hebel oder hinter Jump&Run-Abschnitten versteckte Kisten überhaupt gefunden hat, vergeht eine Menge Zeit. Man kann ganze Kämpfe sogar umgehen – alleine das fühlt sich klasse an, weil das Szenario dadurch größer und offener wirkt als die bisherigen Raids.

Es dauert auf diesem gigantischen „Planetenfresser“ zwar länger, bis man für seine Mühen belohnt wird, denn zumindest in den ersten Stunden schüttet der neue Raid keine nennenswerte Ausrüstung aus. Mir gefällt das aber, denn so dient dieses eigene große Level nicht nur als Beute-Maschine und beschäftigt erfahrene Hüter vielleicht

Demnächst können Hüter sowohl im Raid als auch im Dämmerungs-Strike Teams beitreten, die Mitspieler suchen. Diese Guided Games testet Bungie derzeit in einer Betaversion.

Ärgerlich nur, dass aller Mitglieder eines Spieler suchenden Teams demselben Clan angehören müssen - eine unsinnige Einschränkung. länger als die vorherigen Schläuche.

Auf der Suche nach Anspruch

Trotzdem hält sich meine Freude über die langfristige Beschäftigung in Grenzen, was mit dem Raid allerdings nichts zu tun hat. Es liegt vielmehr daran, dass ich abseits weniger, ausschließlich im Team spielbarer Aufgaben anspruchsvolle Herausforderungen vermisse. Natürlich freue ich mich auf viele weitere Stunden im Raid. Auch der Dämmerungs-Strike, also die wöchentlich wechselnde, extrem knackige Variante eines bestimmten Strikes mit besonderem Regelwerk, ist erneut ein gelungener Zeitvertreib.

Im PvE-Bereich ist dort aber schon Schluss. Die öffentlichen Events sind selbst in ihren heroischen Varianten schon seit mindestens einer Woche keine nennenswerte Herausforderung mehr und die ständig in allen Gebieten auftauchenden gut gepanzerten Quasi-Bosse macht man längst im Vorbeigehen platt. So unterhaltsam und abwechslungsreich die Beschäftigungsmöglichkeiten auch sind: Mir fehlen eine schwere Variante der Strike-Playlist sowie Arenen wie der Hof von Oryx, die Archon-Schmiede oder das Gefängnis der Alten. Selbst die etwas anspruchsvolleren Wiederholungen der Kampagne-Missionen sind viel zu profan und man darf ohnehin nur drei Missionen pro Woche lediglich einmal spielen. Ich vermisse fordernde Aufgaben, in die man sich jederzeit alleine oder im Team stürzen kann...

Das Alter Ego und die Wand

... und die schneller wertvolle Belohnungen abwerfen. In Destiny 2 kommt man nämlich erstaunlich flott an fast jede erdenkliche Waffe – höherwertige Ausrüstung, die den Powerlevel steigert, ist jedoch an ganz bestimmte, relativ seltene Aktivitäten gebunden. Irgendwann steht man deshalb gefühlt vor einer Wand. In Verbindung mit den fehlenden spielerischen Herausforderungen ist das eine denkbar ungünstige Situation, der Bungie hoffentlich bald neuen Schwung verleiht.

Immerhin veranstaltet das Studio weiterhin Events, hat das Abenteuer nach seiner Veröffentlichung bereits Stück für Stück erweitert und wird dies auch weiter tun. Damit sich fortgeschrittene Spieler nicht sehr bald langweilen, müsste in dieser Beziehung allerdings noch viel passieren. Auf Anfrage verwies mich Activision lediglich auf den bekannten, insgesamt aber wenig aussagekräftigen Monatsplan der Entwickler .

Weniger ist deutlich mehr!

Zum Glück gibt es aber den Schmelztiegel! Das ist ein Satz, der mir zum Vorgänger nie in den Sinn gekommen wäre, doch für Destiny 2 hat Bungie den PvP-Modus so verändert, dass aus chaotischen Scharmützeln deutlich taktischer orientierte Gefechte wurden. Das liegt zum einen daran, dass beide Teams nur noch aus vier statt sechs Kämpfern bestehen. Absprachen sind dadurch einfacher und auch wichtiger. Man verbringt mehr Zeit in spannenden Positionskämpfen, anstatt zum

Und wenn er noch so schnell davonläuft...
Abstauben möglichst vieler Kills meist schnell umher zu sprinten. Geschicktes Flankieren z.B. erhält dadurch einen Sinn, den es zuvor nur bedingt hatte.

Die neuen Karten unterstützen den neuen Spielfluss, wobei die Qualität der Einsatzgebiete schwankt: Manch herkömmlicher Grundriss ist kaum der Rede wert, während andere Areale ein anspruchsvolles Stellungsspiel zwischen verwinkelten Mauern und über zahlreiche Höhenunterschiede ermöglichen.

Schnelles Looten oder intensiver Wettstreit?

Die Verlagerung des taktischen Schwerpunkts liegt zum anderen daran, dass die zum Steigen des Powerlevels benötigten Meilensteine bisher nur in einer der zwei Playlisten zu erhalten waren, dem „Quickplay“. Hoffentlich bleibt das so, denn vielleicht sorgt es auf lange Sicht ja dafür, dass in der zweiten Playlist, dem „kompetitiven“ Spiel, etwas weniger Hüter unterwegs sind, die ohne echtes Interesse am PvP, geschweige denn koordiniertem Teamplay, nur schnell eine Belohnung abstauben.

Auch die in den Listen gespielten Modi unterscheiden sich ja: Kehrt man in den Varianten des schnellen Spiels nach beliebig vielen Toden in die Partie zurück, ist die Anzahl der Leben im kompetitiven PvP begrenzt oder der Wiedereintritt zumindest nicht aus eigener Kraft möglich, was ein weniger gedankenloses Vorgehen verlangt.

Und von vorn...

Und wie schlägt sich die PC-Version, mit der Maus-und-Tastatur-Hüter erstmals die Welt des Lichts (bzw. eine ohne) kennenlernen? In den letzten anderthalb Tagen habe ich die Kampagne mal wieder beendet, ein paar Runden im Schmelztiegel verbracht und mich in den immerwährenden Kreislauf aus öffentlichen Events, Patrouillen und mehr gestürzt.

Erstmals fiel mir dabei übrigens auf, dass Bungie stellenweise andere Dialoge nutzt, um Destiny-Neulingen einige der Zusammenhänge und Charaktere nahezubringen. Setzt man seine mit dem Vorgänger begonnene Reise fort, kommentiert der Geist etwa das Auftreten der Besessenen ganz anders – ein nettes Detail! Schade dafür, dass serverseitige Probleme auch beim Spielen am PC auffallen. Gegner werden z.B. auch hier oft mal plötzlich einen Meter oder weiter versetzt.

Schärfer, schneller, schöner

Aus der Nähe schärfer, in der Weite detaillierter: Die PC-Fassung ist die grafisch beste!

Grundsätzlich übertragen Bungie und Vicarious Visions das Erlebnis dabei einwandfrei auf die neue Plattform. Vor allem grafisch bietet die PC-Fassung nicht nur zahlreiche Optionen an, sondern läuft mit entsprechender Hardware auch deutlich flüssiger als die Konsolenoriginale. Der Unterschied von mindestens 60 Bildern pro Sekunde zu den 30 auf PlayStation 4 und Xbox One ist enorm! Und der Weg zurück richtig schmerzhaft.

Mit den höchsten Einstellungen sieht das Bild außerdem deutlich plastischer aus – die Oberflächen metallischer Gegenstände profitieren ebenso von der stärkeren Rechenleistung wie viele andere Objekte. Etliche Details, die auf Konsolen sichtbar spät erscheinen, sind zudem auf weite Entfernung erkennbar. Nicht zuletzt unterstützt Destiny 2 verschiedene Auflösungen und Bildschirmformate sowie einen variablen Blickwinkel und mehr. Sogar die Farbe des Fadenkreuzes darf man am PC wählen.

Nur die Kantenglättung gelingt der Umsetzung überraschend schlecht: Wer nicht über ausreichend starke Hardware für ein relativ hohes Downscaling bei gleichbleibender Grafikqualität verfügt, muss mit vielen Treppchen zurechtkommen. Den hervorragenden Gesamteindruck stören die kleinen Ecken allerdings kaum. Die PC-Fassung ist die mit Abstand grafische beste Version!

Flinke, träge Hüter

Wenig angetan bin ich hingegen von einem Aspekt der Steuerung, denn die ist dermaßen strikt auf die Bedürfnisse eines reinen Konsolen-Shooters zugeschnitten, dass ich auch nach etlichen Stunden nicht vollständig damit warm geworden bin.

Mit Maus und Tastatur fühlen sich die Hüter seltsam träge an - trotzdem ist die Steuerung am PC insgesamt präziser als auf Konsole.
Obwohl Hüter flotte Sprinter sind, bewegen sie sich nämlich ausgesprochen träge zur Seite und nach hinten, weshalb sie spätestens im Sprint seltsame Kreise rennen, anstatt schnell nach links oder rechts auszuweichen. Oft ist man dadurch an eine einzige Deckung gebunden, wenn man gleichzeitig den Gegner im Blick behalten will, was sich mit Maus und Tastatur einfach unangenehm starr anfühlt.

Verzichten wollte ich auf Nager und Tasten trotzdem nicht, denn in Verbindung mit den höheren Bildraten spielt sich Destiny 2 trotz der Einschränkung beim Laufen wesentlich besser als mit einem Gamepad! Gerade in den PvP-Gefechten des Schmelztiegels sind die größere Genauigkeit sowie die höhere Geschwindigkeit beim Zielen ein Segen: Am PC passt die Steuerung viel besser zu der starken vertikalen Bewegung der Hüter.

Eine nette Kleinigkeit ist außerdem die Tatsache, dass sich Rechner-Panzer ausschließlich beim Drücken der Vorwärts-Taste auch vorwärts bewegen, während man mit den Tasten für links und rechts lediglich das Fahrwerk dreht.

Willkommen in der Welt von Licht und Dunkelheit!

Am Rad drehen

Ein anderes, durchaus wichtiges Detail ging den Entwicklern allerdings durch die Lappen, denn dreht man mit etwas zu viel Schwung am Mausrad, wechselt man nicht nur zur nächsten, sondern gleich auf die übernächste Waffe. Will man in einem heißen Gefecht also statt des Scout-Gewehrs für die Ferne eine Pistole für einen nahen Gegner verwenden, drückt man dem Feind schon mal eine Rakete ins Gesicht und „genießt“ den so verursachten Bereichsschaden.

Nicht umsonst gehört es eigentlich zum guten Ton, dass jede Bewegung am Mausrad als einmaliger Wechsel interpretiert wird. Hoffentlich wird das noch geändert oder zumindest die Option hinzugefügt, den Waffenwechsel per Mausrad abzuschalten.

Fazit

Noch ist Destiny 2 nicht das Abenteuer, das es sein könnte: Mir fehlen abseits weniger Herausforderungen Missionen für fortgeschrittene Hüter und auch den Mangel echter neuer Gegner finde ich ärgerlich. Die hübsch inszenierte, aber belanglose Geschichte ist zudem kaum der Rede wert und ab einem gewissen Punkt stockt die Charakterentwicklung. Trotzdem ist der Nachfolger schon jetzt das bessere Spiel. Das liegt nicht nur an den prachtvollen Panoramen und einer hervorragenden Akustik – es liegt vor allem an übersichtlich sortieren Aufgaben, flexiblen Ausrüstungsmöglichkeiten und den abwechslungsreichen Missionszielen sowohl in der Kampagne als auch beim freien Erkunden. Besonders der Raid auf dem gigantischen Raumschiff Leviathan ist Bungie dabei richtig gut gelungen, während die taktischen PvP-Gefechte eine starke Verbesserung gegenüber den chaotischen Scharmützeln des Vorgängers sind. Schön auch, dass den Entwicklern in Zusammenarbeit mit Vicarious Vision auf dem PC ein gelungener Einstand gelingt: Von Kleinigkeiten abgesehen ist die Umsetzung nicht nur die schönste Version des Shooters, sondern auch die am besten spielbare. Für alle Plattformen gilt damit: Wenn Destiny 2 schon bald durch zusätzliche Inhalte wächst, dürfen sich Hüter einmal mehr auf lange Tage und noch viel längere Nächte einstellen!

Pro

hervorragend spielbarer Shooter
motivierende Jagd nach neuer Ausrüstung
abwechslungsreiche Missionen in Kampagne und offenem Spiel
flexibles Einsetzen und Modifizieren der Ausrüstung
übersichtliche Darstellung aller möglichen Aufgaben
gelungener Raid an großem einzigartigen Schauplatz
taktisch geprägte PvP-Gefechte
bislang ständig hinzukommende Entwicklungen oder Ereignisse
hervorragendes Sound-Design
fantastische Panoramen und prachtvolle Innenräume

Kontra

durchgehend bekannte Gegner mit neuen Tricks statt neuer Feinde
viele Umgebungen gleichen denen des Vorgängers
wenige anspruchsvolle Herausforderungen für erfahrene Spieler
Charakterentwicklung kommt relativ schnell zum Stillstand
belanglose Geschichte

Wertung

XboxOne

Fehlender Herausforderungen zügeln den Spaß zwar, trotzdem zeichnen ein großartiges Spielgefühl, zahlreiche Aktivitäten und umwerfend schöne Ansichten den Nachfolger aus.

PlayStation4

Fehlender Herausforderungen zügeln den Spaß zwar, trotzdem zeichnen ein großartiges Spielgefühl, zahlreiche Aktivitäten und umwerfend schöne Ansichten den Nachfolger aus.

PC

Die PC-Version von Destiny 2 ist nicht nur die schönste, sondern auch die am besten spielbare Ausgabe des Online-Shooters.

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