Elite Dangerous20.10.2015, Benjamin Schmädig

Im Test: Eine Galaxie voller Möglichkeiten

David Braben träumt davon, durch die Milchstraße zu reisen und lässt tausende Spieler daran teilhaben. In einem riesigen Universum machen sie als Händler, Piraten, Ordnungshüter oder Entdecker das große Geld. Sie kaufen größere Schiffe und entdecken eine Galaxie, die sie vielleicht nie vollständig erschließen werden. Und seit Elite: Dangerous auf Xbox One gelandet ist, sind es noch ein paar mehr – dabei müssen Gamepad-Piloten auf die hervorragende Joystick-Steuerung verzichten. Leidet das tolle Fluggefühl darunter? Und steckt wirklich das komplette Spiel in der Konsolenumsetzung?

Galaxy Trucker

Tatsächlich hat Frontier das große Online-Universum ohne Abstriche vom PC auf Xbox One übertragen: Hier wie da starten Piloten in einem kleinen Raumschiff, verdienen mit kleinen Transportflügen erstes Geld, übernehmen lukrative Frachtaufträge mit Gefahrenzulage, rauben selbst Handelsschiffe aus, gehen auf Kopfgeldjagd oder sammeln kartografische Daten in der Tiefe der Milchstraße.

Es ist unsere komplette Galaxis, erstellt nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Spielemacher David Braben liebt astronomische Fakten – sein Elite simuliert die Wirklichkeit, anstatt ein fantastisches Epos zu erfinden. Deshalb ziehen seine Entwickler lediglich die Fäden einer Erzählung um politisches Tauziehen und wirtschaftliche Expansion. Sie lenken einige der Entwicklungen des Universums, während ihr Spiel gemäß der Machtverhältnisse und Kräfteverschiebungen zufällige Missionen erstellt.

So bietet Elite: Dangerous seinen Piloten, das muss man wissen, kein zielstrebiges "Erledige diese Aufgabe und du schaltest ein neues Schiff frei". Es verlangt vielmehr, dass man das Tun im Weltall als Alltag begreift. Die ständige Wiederholung selbst ist der Inhalt. Wer Waren transportiert, wird sehr lange auf denselben Wegen fliegen. Wer auf

Auch auf Xbox One entdecken Raumschiff-Piloten eine fantastische Milchstraße.
Kopfgeld aus ist, wird stets dieselben zufällig erstellten Kontakte ansteuern, sie abschießen und von vorn beginnen. Das war im PC-Spiel vor einem knappen Jahr schon so, weshalb wir an dieser Stelle auf unseren ausführlichen Test verweisen, und das hat sich auf Xbox One nicht geändert.

Das seltsam Antiquierte

Wobei... das stimmt nicht in allen Punkten. Denn seit seiner Veröffentlichung wurde das PC-Spiel mit wichtigen Ergänzungen ausgebaut. So können sich menschliche und vom Spiel gesteuerte Piloten längst in kleinen Gruppen zusammentun, große Ereignisse vereinen Spieler, indem sie z.B. Rohstoffe für den Bau einer neuen Raumstation in das entsprechende System transportieren, und vor kurzem wurde das Universum um das dynamische Verschieben von Machtverhältnissen kleiner und großer Parteien erweitert. Letztere setzen dabei in den von ihnen dominierten Systemen nicht nur eigene Regeln durch, Piloten können die von ihnen gewählte Fraktion auch unterstützen, indem sie (natürlich vom Zufall erstellte) Aufträge für ihre Partei erledigen und so weitere Systeme einnehmen oder schwache eigene verteidigen.

Elite: Dangerous ist mit diesen Neuerungen gewachsen; die neue Dynamik macht das Weltall lebendiger. Und weil all diese Inhalte in der Version für Xbox One bereits enthalten sind, ist unsere Wertung auch eine Idee höher als die der damaligen PC-Fassung. Das "seltsam antiquierte", das ihre damals wie heute anhängt, überziehen die Entwickler mit einem immer moderneren Anstrich. Und während sich PC- und Konsolenspieler übrigens nie begegnen, reisen sie dennoch durch dieselbe Galaxie: Alle Piloten beeinflussen und nutzen die gleichen Wirtschafts- und Machtverhältnisse.

Eine andere Neuerung trägt allerdings nicht dazu bei, dass aus dem Weltraum-Abenteuer ein besseres wird: Die Gefechte, in denen bis zu zwölf Piloten außerhalb des Hauptspiels alle gegeneinander oder in zwei bis zu vier Flieger starken Teams kämpfen, sind lediglich ein angenehmer Zeitvertreib, der

Die Umsetzung enthält alle zuvor veröffentlichten Erweiterungen des PC-Spiels. Kommende Änderungen sollen ebenfalls auf beiden Plattformen verfügbar sein, wenn auch eventuell zu unterschiedlichen Zeitpunkten.
nur wenige Interessenten anlockt: Man findet kaum Gleichgesinnte für den "CQC Championship", also die Nahkampf-Meisterschaft. Wem es gelingt, der zieht in speziellen Arenen und ohne eins seiner Schiffe des offenen Spiels zu riskieren im Deathmatch, Team Deathmatch und Capture-the-Flag in den Kampf. Erfolge schalten weitere Schiffe und Ausrüstung frei.

Joystick? Wozu?

Die PvP-Gefechte schaden ja nicht. Und was viel wichtiger ist: Die Entwickler verdienen ein riesiges Lob für die erstklassige Gamepad-Steuerung! Natürlich sind einige Tasten doppelt belegt – hält man die erste Taste gedrückt, zeigt das Spiel allerdings sämtliche Zweifunktionen an, so dass man nie durcheinander kommt. Per Knopfdruck schaltet man zudem zwischen zwei wahlweise frei belegbaren Steuerungsarten um, so dass bestimmte Schiffsbewegungen z.B. beim Landen möglich sind, für die sonst ein dritter Analogstick nötig wäre.

Natürlich schwirrt man nicht so elegant wie mit einem guten Steuerknüppel durchs All, während man sich mit dem Coolie-Hat frei umsieht. Es hat aber seinen guten Grund, dass neben David Braben angeblich zahlreiche weitere PC-Spieler meist mit dem Gamepad in die unendlichen Weiten aufbrechen.

Fazit

Manche Einstellung würde der Konsolenversion noch gut tun, darunter die Möglichkeit zum Invertieren der Kameraachsen auf der Galaxiekarte – von vernachlässigbaren Kleinigkeiten abgesehen gilt für die Umsetzung des Weltraum-Abenteuers aber: Auch Xbox-One-Piloten stoßen mit einem fantastischen Fluggefühl und großer spielerischer Freiheit in die Milchstraße vor! Auch sie erleben eine famos ausgeleuchtete Galaxis, lauschen dem kraftvollen Ton und genießen als Entdecker, Mineralienschürfer, Piraten, Söldner oder Kopfgeldjäger alle Freiheiten. Schwächen wie die starren Kampfgebiete sowie die fehlende Möglichkeit, wichtige Handelsinformationen auch außerhalb von Stationen abzurufen, lassen das Onlinespiel noch immer seltsam altmodisch erscheinen. Dafür enthält die Konsolenversion vom Start weg die dynamischen Kräfteverschiebungen und von Spielern getriebene Großaufgaben. Genau wie das PC-Spiel fängt Elite: Dangerous die Faszination Weltraum wie kaum ein anderes Abenteuer ein!

Pro

die komplette Galaxis nach bestmöglichen aktuellen Informationen
große Handlungsfreiheit als Händler, Pirat, Söldner, Erforscher oder Bergarbeiter
Status bei verschiedenen Parteien bestimmt u.a. Preise und Auftragsangebot
unrealistisches, aber sehr griffiges Flugmodell
durchdachte Gamepad-Unterstützung
taktische Kämpfe, von Energieverteilung und Einsatz des u.a. lateralen Schubs bestimmt
umfangreiches Ausrüsten und Erweitern der Raumschiffe
Spieler beeinflussen politische und wirtschaftliche Entwicklungen
Entwickler führen wie Spielleiter durch die Veränderungen
Spieler können sich in Gruppen zusammenschließen
grandioser Ton
Einstellungsmenüs mit zahlreichen Optionen v.a. bei Steuerung und Ton
PvP-Gefechte mit drei Spielvarianten und rollenspielartige Entwicklung

Kontra

nur das Notwendigste wird erklärt, Schritt-für-Schritt-Anleitungen gibt es nicht
gelegentliches Warten auf Serververbindung vor Spielstart, bei Landung oder in Menüs
kleine Ungereimtheiten im Handel und Reputationssystem
teilweise unhandliche Bedienung der Galaxiekarte und keine Notizen
kein Einholen von Marktpreisen und anderen Informationen umliegender Systeme
wenige unterschiedliche Schiffstypen
starre Kampfzonen in Konfliktgebieten statt allgegenwärtiger Gefahr
kein Kauf/Aufbau einer Flotte
keine eigenen Stationen
globaler Verkauf kartografischer Informationen statt gezielte Suche nach interessierten Abnehmern

Wertung

XboxOne

Große spielerische Freiheit und trotz der Beschränkung auf Gamepads ein hervorragendes Fluggefühl zeichnen das etwas altmodische Onlineabenteuer auch auf Xbox One aus.

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