Sea of Thieves23.06.2017, Michael Krosta

Vorschau: Schatzsuche mit Kompass und Karte

Auf der gamescom sind wir im vergangenen Jahr erstmals mit Sea of Thieves (ab 39,99€ bei kaufen) in See gestochen – und waren positiv vom neuen Rare-Spiel überrascht. In Los Angeles konnten wir auch von Bord gehen und haben Eindrücke von der Schatzsuche sowie den Kämpfen gewonnen. Wie diese aussehen, verraten wir in der E3-Vorschau...

Gemeinsam stark

Das Piraten-Leben auf hoher See ist ein bisschen wie Mannschaftssport: Man kann alleine zwar viel mit seinen Talenten bewirken, aber richtig stark ist man nur, wenn man als Team agiert. Das geht schon bei Kleinigkeiten wie dem Lichten des Ankers los. Klar kann man den Kameraden alleine schuften lassen, aber gemeinsam geht es einfach schneller. Darüber hinaus ist eine sinnvolle Rollenverteilung das A und O: Wer übernimmt das Steuerrad? Wer kümmert sich um das Herablassen der Segel? Wer zündet bei Seegefechten die mächtigen Kanonen oder stopft die Lecks im Schiffsrumpf? Es gibt viel zu tun an Bord! Und da die Spieler hier nicht durch ein Klassensystem in bestimmte Rollen gequetscht werden, muss man sich absprechen oder nötige Aufgaben spontan übernehmen. Trotzdem kann man sich zwischendurch auch einfach mal zurücklehnen, einen Schluck aus dem Becher trinken oder gemeinsam musizieren.

Insel in Sicht! Aber ist es auch die richtige?
Teamgeist ist auch bei der Wahl der Missionen gefragt. Man bekommt keine Reihenfolge vorgegeben, sondern entscheidet gemeinsam als Mannschaft, welche der drei Inseln man als erste für die Schatzsuche ansteuern will. Dabei zeigte sich beim Anspielen, dass bereits der Weg zum Ziel die erste Herausforderung darstellt: Neben Orientierungs- und damit verbundenen Navigationsproblemen bereitete unserer Crew auch die Beschaffenheit der Landschaft einige Kopfschmerzen. Selbst ohne Einschläge donnernder Kanonenkugeln bei Schiffsschlachten mussten Lecks gestopft und das eindringende Wasser mit Eimern abtransportiert werden. Warum? Weil bei der Anfahrt zur Insel bereits spitze Felsen den Rumpf aufgeschlitzt hatten. Hmm, so hatten wir uns die Anreise eigentlich nicht vorgestellt...

Kartenlesen will gelernt sein

Oh, da hat wohl jemand was dagegen, dass wir mit der Schatztruhe abhauen wollen.
Endlich an Land angekommen, erweist sich Teamwork einmal mehr als sinnvoll: Während ein Spieler die Schatzkarte liest, zückt ein anderer den Kompass und führt die Crew in die richtige Richung. Dabei macht man schnell Bekanntschaft mit klapperigen Skeletten, die man entweder mit dem Schwert oder Pistolen bekämpft. So schlüpft man quasi automatisch in die Rolle des Bodyguards, um den Kartenleser und Navigator vor den untoten Angreifern zu beschützen.

Die Schatzsucher müssen für ihre Belohnung arbeiten: Im Gegensatz zu manch anderen Spielen wird man hier nicht gemütlich mit Navigationspfeilen zum Ziel dirigiert oder mit einem unübersehbaren Blinken penetrant auf die Fundstelle hingewiesen. Stattdessen muss die gut versteckte Truhe tatsächlich durch das genaue Studieren der Karte sowie einen guten Blick für Orientierungspunkte aufgespürt und anschließend mit der Schaufel ausgebuddelt werden. Man kann Rare nur dazu gratulieren, trotz der recht simpel geratenen Kämpfe den Anspruch nicht komplett über Bord zu kippen, so dass die kollektive Schatzsuche mit einem echten Erfolgsgefühl belohnt wird.

Kein Schiff – was nun?

Auch im Wasser lauern Gefahren.
Doch endgültigen Grund zum Feiern gibt es erst dann, wenn die Beute sicher unter Deck verstaut ist. Entsprechend geschockt war unsere Crew, als das Schiff bei der Rückkehr mittlerweile abgesoffen war – verdammte Felsen! Was also tun? Ein Signalfeuer bei einer winkenden, wenn auch grausig verrotteten Meerjungfrau gibt Grund zur Hoffnung. Und siehe da: Nähert man sich dem Wesen im Wasser, darf man sich zurück auf ein neues Schiff teleportieren lassen. Eine ähnliche Mechanik greift übrigens, wenn man im Kampf sein Leben aushaucht. In diesem Fall landet man auf einem Geisterschiff, auf dem sich nach kurzer Zeit ein Portal zurück in die Welt der Lebenden öffnet. Der einzige Haken: Trägt man die Schatztruhe, darf man sich nicht zusammen mit der Beute auf das neue Schiff beamen. Also gibt man den wertvollen Fund entweder auf oder hält die Stellung und hofft auf eine baldige Abholung.

Ausblick

Als Zuschauer fällt es sehr schwer, die Faszination von Sea of Thieves zu erfassen. Die farbenfrohe Karibik-Kulisse ist zwar charmant, wirkt aber trotz des dynamischen Wetters nicht sonderlich spektakulär. Gleiches gilt für die recht simplen Kämpfe und das mitunter planlose Gewusel an Deck oder beim Erkunden der Inseln. Aber Rare liefert diese eine entscheidende Zutat: Es macht einfach ungeheuer viel Spaß, gemeinsam als Crew in See zu stechen und sich auf Schatzsuche zu begeben – eine Erfahrung, die auch Kollegin Alice nach ihrer anfänglichen Skepsis gemacht hat. Deshalb wäre Microsoft in diesem Fall besonders gut damit beraten, im Vorfeld eine Demo zu veröffentlichen oder eine offene Beta abzuhalten. Trotzdem bleibt weiter offen, wie lange das Spielprinzip motivieren kann und ob Rare es schafft, genügend abwechslungreiche Inhalte für die Freibeuter zu liefern. Auf der E3 hat sich der positive Eindruck von der gamescom mit dem ersten Landgang aber gefestigt.

Einschätzung: gut

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