Stürmische Zeiten
Der Fußball erlebt derzeit stürmische Zeiten in Deutschland: Erst die Diskussionen um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip ErdoÄŸan, dann das frühe Aus der Nationalmannschaft unter Jogi Löw schon in der Vorrunde der FIFA Weltmeisterschaft in Russland. Und jetzt tritt auch noch Mesut Özil mit einem Rundumschlag zurück und stürzt den DFB, vor allem aber dessen umstrittenen Präsidenten Reinhard Grindel mit seinen Rassismus-Vorwürfen in eine noch tiefere Krise. Doch auch EA Sports eckt mit FIFA immer wieder an – vor allem dann, wenn mit einem Patch etwas zu stark in die
Die UEFA Champions League soll möglichst authentisch inszeniert werden.
Spielmechanik eingegriffen wird, das gefühlt leicht geskriptete Momentum bei Mannschaften hin und wieder einen faden Beigeschmack bekommt oder die Balance teilweise zu wünschen übrig lässt.
Für FIFA 19 wollen die Entwickler von EA Vancouver einmal mehr die Spielmechanik verfeinern, doch sei bereits gesagt: Im Kern fühlt sich FIFA immer noch sehr vertraut an und die Änderungen sind eher die übliche Evolution statt einer Revolution. Den Anfang macht das Active Touch System, das in erster Linie dafür sorgen soll, dass sich der Umgang mit dem Ball – sei es bei Annahmen, Dribbling oder Tricks – natürlicher anfühlt und möglichst realistisch abgebildet wird. Es berechnet den besten Pfad im Kontext des Umfelds und zieht dabei auch Faktoren im Geschwindigkeit und Winkel in Betracht, um die passenden Animationen der Kicker mit möglichst flüssigen Übergängen abzuspielen. Dabei erlaubt das System eine Reihe neuer Trapping-Optionen, also wie man den Ball fängt, ihn unter Kontrolle bringt und vor gegnerischen Attacken abschirmt. Auch bei den Flicks, die mit dem rechten Stick ausgeführt werden, soll es mehr Möglichkeiten geben – zusammen mit einer Vielzahl neuer Animationen, die man z.B. auch bei angetäuschten Schüssen bemerken wird. Geübte Spieler sollten es schaffen, den Ball mit einem Flick in die Luft zu befördern, ihn anschließend mit einem Kopfball über einen Gegner hinweg weiterleiten und schließlich mit Nachdruck mit dem Fuß auf den Boden schmettern, um ihn zum Hüpfen zu bringen – übrigens eine Bewegung, die zuvor auf diese Weise noch nicht möglich gewesen ist.
Mehr Dynamik bei Taktiken
Darüber hinaus entscheiden bei den 50/50-Battles jetzt die Kombination aus Reaktionsschnelligkeit am Controller und Spieler darüber, wer freie Bälle erobern kann. Ignorierte die KI in der Vergangenheit aufgrund der fehlenden Zuordnung selbst Bälle in der Nähe, verfügen die Mitspieler jetzt über mehr Gehirnzellen und behalten dabei auch das Umfeld besser im Blick. In FIFA 19 wird es also deutlich mehr Duelle um freie Bälle geben, auch wenn manche Situationen fast schon künstlich geskriptet wirken, wenn mal wieder zwei Kicker auf das runde Leder zustürmen und es ganz knapp ausgeht. In diesem Zusammenhang bekommt man auch häufig die neuen Reaktionen der Spieler nach Kollisionen zu sehen. Gleiches gilt für die Positionskämpfe, die dank neuer Animationen ebenfalls intensiver und natürlicher eingefangen werden. Nettes Detail: Neben dem manuellen Spielerwechsel auf Knopfdruck darf man neuerdings bei der Verteidigung mit dem rechten Analogstick den gewünschten Ballkünstler gezielter auswählen. Außerdem wird es möglich sein, den Torwart auf Wunsch manuell zu steuern, sobald sich
Das neue Taktik-System erlaubt detailliertere Match-Pläne und dynamische Anpassungen.
ein Angreifer dem Sechzehner nähert und man sich nicht länger auf das automatische Herausholen des Keepers verlassen will.
Das Taktiksystem wird komplett überarbeitet – entsprechend fallen hier die Unterschiede im Vergleich zum Vorjahr am größten aus. Zwar darf man sich zwar nicht mehr so frei an eigenen Formationen austoben, bekommt stattdessen aber eine Auswahl an realen Vorlagen. Mit den neuen Schiebereglern darf man jetzt allerdings mehrstufig die Weite und Tiefe der Aufstellung sowie den gewünschten Spielstil für Offensive und Defensive getrennt anpassen – und das nicht nur universell, sondern einzeln für jede der Taktik-Optionen, die man wie gewohnt mit dem Digitalkreuz wechselt. Man kann sich also einen individuellen Match-Plan konstruieren, der von einem kompletten Fokus auf die Verteidigung bis zum totalen Angriff mit forciertem Team-Pressing reicht und jederzeit dynamisch verändert werden kann. Als Folge dessen dürfte man auf den Plätzen von FIFA 19 jetzt mehr taktische Vielfalt und Variation erleben als früher.