Im Test: Flucht aus dem Fallenlabyrinth
Wie komme ich hier raus?
Wenn man den malmenden Sargdeckel mit dem Finger zur Seite geschoben hat, sieht man zwar endlich mehr, aber so richtig Hoffnung macht das nicht. Wer ist man eigentlich? Wo ist man? Im trüben Fackellicht erkennt man u.a. Foltergeräte und Leichen. Man kann sich zwar in Egosicht frei bewegen und umschauen, aber man ist gefangen in einem Labyrinth voller tödlicher Fallen und obskurer Apparate. Nicht nur, dass das Anwesen scheinbar einem irren Magier gehört - es schleichen auch noch Skelette und andere Monster umher. Eine Klasse? Eine Waffe? Nein, all das gibt es nicht, denn Techland inszeniert auf dem iPad eher ein investigatives Adventure als ein actionreiches Rollenspiel.
Langsam vorwärts zum nächsten Rätsel
In Hellraid: The Escape geht es nicht um Kampf, sondern um Erkundung und Rätsel. Wer nicht aufpasst, wird von Rammen zermalmt, von Stacheln zerfetzt oder Feuer verbrannt - dann startet man am letzten Checkpunkt wieder im Sarg. Hört sich anspruchsvoll und knifflig an, ist es aber letztlich nicht, zumal der Tod keine Konsequenzen nach sich zieht. Man bewegt sich nach den ersten Unfällen einfach langsamer vorwärts, nutzt das viel zu nervöse reagierende iPad beim Balancieren mehr schlecht als recht zum Austarieren und wirft höchstens mal einen Stein auf einen entfernten Schalter - dann macht es Klick und Sesam öffnet sich. Ein bedrohlicher Wächter lauert im Hintergrund? Kein Problem, er steht doch sicher direkt unter einer Stachelramme, die man ebenfalls mit einem nach vorne gewischten Stein aktivieren kann.
Im Zentrum des Spiels stehen meist viel zu einfache, mitunter aber auch recht tückische, weil in Echtzeit ablaufende
Das ist aufgrund der gespenstischen Soundkulisse mitunter recht stimmungsvoll, aber die Erkundungsreize und der Rätselanspruch halten sich in den sieben engen Katakomben in überaus engen Grenzen - meist ist recht offensichtlich, was zu tun ist. Falls es dennoch zu schwer sein sollte, könnt ihr Hinweise einblenden. Die Steuerung ist, bis auf das nervöse Balancieren, kein Hindernis, weil man sich recht langsam vorwärts bewegt und den linken simulierten Analogstick frei platzieren kann. In den Optionen kann man zudem die Empfindlichkeit sowie die Achse anpassen. Pay-to-win? In-App-Purchase? Nein, das gibt es nicht. Die überall versteckten blauen Kristalle dienen lediglich der plumpen Trophäensammlung. Schade, dass man sie nicht sinnvoller und interesdsanter in das Spieldesign integriert hat.
Fazit
Rätsel lösen, Fallen ausweichen, Monster überlisten - Hellraid: The Escape hat mich richtig neugierig gemacht. Und letztlich ist es ein solider Zeitvertreib. Aber für mich als Fan von Dungeon-Crawlern und düsterer Fantasy ist es auch ein viel zu oberflächliches Erlebnis. Der Mix aus Erkundung in Egosicht und Echtzeit-Knobelei bietet theoretisch sehr viel Potenzial, aber praktisch lässt Techland einiges liegen - da gibt es auf dem iPad weitaus intensivere Erlebnisse. Man erreicht weder die Rätselqualität eines The Room und trotz stimmungsvoller Ausleuchtung auch nicht die grafische Klasse eines Infinity Blade. Schade ist auch, dass man wenig abseits des Offensichtlichen entdecken kann und dass die Story nicht unbedingt neugierig macht auf die "Dark Fantasy" eines Hellraid, das Anfang 2015 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erscheinen soll. Ihr wollt etwas Kampf, Rätsel und Fantasy auf dem Tablet? Dann empfehle ich das weitaus stimmungsvollere Lone Wolf. Ihr wollt eine klasse Story mit Konsequenzen? Dann greift zum grandiosen Sorcery.
Pro
Kontra
Wertung
iPad
Fallen ausweichen, Monster überlisten - Hellraid: The Escape ist ein solider Zeitvertreib, aber viel zu leicht und schnell erledigt.
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.