Guerrilla Bob10.02.2010, Paul Kautz
Guerrilla Bob

Im Test:

Eine Wüste, ein Mann, eine Zigarre, wahnsinnig viele Gegner, noch mehr Munition - klingt nach Serious Sam? Nicht ganz, aber eine gewisse Nähe zu diesem Herrn kann Guerrilla Bob wohl kaum verleugnen. Spielt keine Rolle, denn Dauerfeuer-Shooter kann man eigentlich nicht genug haben.

Einsamer Wüstenwolf

Ironie oder ambitionierte Entwickler? Obwohl das iPhone bzw. der iPod touch nicht einen Analogstick ihr Eigen nennen, ist das Genre der Zweistick-Shooter auf Apples Gerät erstaunlich präsent. Auch Guerrilla Bob schlägt voll in diese Kerbe: Mit dem linken virtuellen Knüppel

Die Präsentation ist die starke Seite von Guerrilla Bob: Putzige Figuren, nette Effekte und ansehnliches Landschaftsdesign bestimmen das ruckelfreie Bild.
steuert man den Zigarrenfreund, mit dem rechten werden Blei, Flammen und Raketen gespuckt. Das Resultat ist pausenlose Action, die sich am ehesten mit Spielen wie Wolf of the Battlefield vergleichen lässt. Mit einer wichtigen Ausnahme: Konnte man in Capcoms Spiel zu dritt antreten, bleibt Bob allein - kein Mehrspielermodus weit und breit.

Dafür umso mehr Feindesfleisch nah und näher: Die Gegner gewinnen keine Intelligenztests, sind aber variantenreich genug, um für Abwechslung zu sorgen. Da wäre der Serious Sam-kompatible Selbstmörder, dessen Kopf sich zwar fest auf den Schulter befindet, der aber ein reichlich explosives Fass vor sich her trägt, während er selbstlos in seinen Untergang rennt. Andere schmeißen mit Bomben oder verstecken sich bevorzugt hinter Sandsäcken, die man erstmal umlaufen muss, um den Inhalt erwischen zu können. Zwischendurch warten etwas stärkere Gegner, die auch in dramatischer Pose separat vorgestellt werden - hat man sich ein Mal erledigt, tauchen sie danach auch als normale Widersacher auf. Am Ende jedes der acht Levels wartet natürlich der obligatorische Obermotz, der etwas mehr verträgt als seine Wald-und-Wiesen-Kollegen, aber für geschulte Spieler kaum ein Hindernis darstellt. Der härtere der beiden Schwierigkeitsgrade sorgt übrigens nur dafür, dass sich die Feinde etwas schneller bewegen und mehr feuern.

Die ballernde Katze

Der Erfolg jedes Spiels, das virtuelle Sticks nutzt, steht und fällt mir der Präzision derselben. Und diese funktioniert bei Guerrilla Bob im Großen und Ganzen sehr gut - Bob reagiert zügig auf Bewegungseingaben, die Schussrichtung kann schnell variiert werden. Und trotzdem vermischen sich immer wieder Flüche meinerseits mit den schlauen Sprüchen des Helden, denn zwei Dinge stehen einem zackigen Arcade-Vergnügen im Weg: Bobs Laufstil sowie die Geschwindigkeit seiner Geschosse. Der erste Punkt ist der harmlosere von beiden; Bob bewegt sich etwas sehr schnell (und kann per Power-Up sogar noch schneller gemacht werden), wodurch kleine Richtungskorrekturen in Hektik ausarten. Der zweite Punkte ist aber weitaus lästiger:

Bob hat drei Waffen, zwischen denen er wechseln kann. Die Anzeige der virtuellen Sticks kann für mehr Übersicht auch deaktiviert werden.
Das normale MG feuert sehr träge - hat man es nach einigem Ausprobieren endlich auf einen Gegner ausgerichtet, weicht der oft einfach schnell aus. Noch schlimmer ist der Raketenwerfer, der nur ein Mal pro Sekunde feuert, wodurch man im Prinzip stehen bleiben muss, um ein Ziel vernünftig im Visier zu halten - aber dadurch wird man natürlich selbst getroffen. All diese Probleme wären mit einem Ziellaser oder etwas Ähnlichem schnell aus der Welt geschafft, aber so etwas gibt es leider nicht. So muss man sich einfach durchbeißen, nach Gefühl feuern, sich damit abfinden, dass Bobs neun Leben schnell verbraucht sind und einfach ein paar Mal von vorn anfangen - die acht Levels durchzuspielen dauert weniger als eine Stunde. Hat man die geschafft, wird ein Survival-Modus freigeschaltet, in dem Kenner von Minigore auf einen alten Bekannten treffen. Und hier gewinnt auch Chillingos Community-Plattform »Crystal« an Bedeutung, die erstmals genutzt wird - Online-Ranglisten und Achievements sind nette Dreingaben.

Technisch ist Guerrilla Bob in erster Linie erstaunlich: Die sehr ansehnliche Iso-3D-Grafik scrollt und flitzt völlig ruckelfrei und flott über jeden iPod - auch auf dem touch der ersten Generation gibt es auch bei größerem Gegneraufkommen kein Gezuckel. Schöne Explosionen und witziges Gegnerdesign sorgen für anerkennende Blicke, allerdings mangelt es dem Wüstenszenario auf Dauer an Abwechslung: Die größte Ausnahme vom üblichen Bild »Viel Sand, Kakteen und ein paar Gebäude« ist das Ganze nachts.

Fazit

Das Hauptproblem von Guerrilla Bob teilt sich das Spiel mit so ziemlich jedem iPhone-Titel, der auf virtuelle Sticks setzt: Die Abfrage mag noch so perfekt programmiert sein, das Geschrubbel auf dem Touchscreen ist trotzdem nie so präzise wie mit dem guten alten Knüppel unter den Daumen. Insofern kann man dem Spiel in dieser Hinsicht kaum einen Vorwurf machen - den hebt man sich besser für die ungenaue Schuss-Steuerung auf: Die gemütlich über den Bildschirm trottenden Geschosse bewegen sich zu langsam, Bob dafür etwas zu schnell, was in Kombination mehr Hektik verursacht, als nötig wäre. Hat man in seinem Leben genug Elmex vernichtet, beißt man sich trotzdem durch und hat auch locker Spaß dabei - das Design des Spiels ist liebevoll und unterhaltsam, die 3D-Grafik erfreut das Auge, die flotte Akustik das Ohr. Nur das Herz, das weint ab und an ein bisschen. Schade auch, dass Bob allein in der Wüste bleibt - ein lokaler Mehrspielermodus im Stile eines Wolf of the Battlefield hätte sich aufgedrängt.

Pro

hübsche Grafik
unterhaltsames Spielprinzip
motivierender Survival-Modus

Kontra

unpräzise Schuss-Steuerung
kein Mehrspielermodus

Wertung

iPhone

Launiger Arcade-Spaß für zwischendurch, der allerdings von einer unpräzisen Steuerung geplagt wird.

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